So, liebe Forumsjuristen und Hertz-Kenner - ich hätte da einen Sonderfall. Wer also teilhaben mag an einer recht einseitigen Story, darf ab hier weiterlesen.
Letztes Jahr habe ich ja aus Freude, Langeweile und Idealismus einige Freifahrten gefahren, ihr kennt den Ablauf ja von bekannten Stellen. Am 31.03. sollte wieder alles so ablaufen wie immer - ein Fahrzeug musste aus Nordbayern nach Heidelberg, vor der Station dort wurde ich je bereits im Vorfeld 'gewarnt'.
Nun bin ich grundsätzlich optimistisch, in meinem Tun zuverlässig mit Hang zur Penibilität und noch dazu in der komfortablen Situation, durch einige Semester in der schönen Rechtswissenschaft nicht komplett im dunkeln zu tappen, wenn es doch mal hart auf hart kommt.
Wie auch immer - es kam anders.
Bei der Abholung wurden wegen meines Alters und der Fahrzeugklasse (mit meinem Einverständnis) 200 € statt 100 € Kaution erhoben ("Sie sind ja so jung und dazu so ein großes Auto, da machen wir das Doppelte!") und per Girocard gezahlt, das schwarze Fahrzeug stand nass auf dem unbeleuchteten Hinterhof. Optimale Voraussetzungen für eine gründliche Untersuchung, noch dazu sollte es nach 25tkm "schadenfrei" sein.
Der Check nach Schäden meinerseits offenbarte dann schon eine gewisse Diskrepanz zwischen der Stationsleitung und meiner Auffassung, da sämtliche vorhandene Beschädigungen (Kratzer am Scheinwerfer, Waschborsten in den Spalten, etc. pp.) als "Kleinschäden, verursacht gerade eben in der Waschanlage" abgetan wurden. Auf mein intensives Geheiß hin wurden die Meisten der Schäden dann aber tatsächlich wild handschriftlich in das vorhandene Schadensprotokoll übernommen. Bei "Ärger" in Heidelberg sollte ich mich auf die mündliche Absprache beziehen. (Ja, ich weiß, zerreißt mich in der Luft - ab und zu glaube ich an das Gute im Menschen.)
Im Anschluss an die Abholung bin ich - mit einer Pause auf einem Autobahnparkplatz, während welcher ich direkt am Auto stand - zweihundertsechzig Kilometer zur nächsten Hertz-Station gefahren. Ich hatte keine Berührung mit irgendeinem Gegenstand, keinen Unfall, keine Panne (und nur deswegen kann ich tausendprozentig sagen, dass ich nicht der Verursacher der Beschädigung sein kann). In Heidelberg angekommen dann - ihr ahnt es! - die Überraschung: "Herr Dieselwunsch, da haben wir ja einen Schaden, oh-oh, das sieht nicht gut aus." Das Kopfschütteln hätte von dem Autohändler sein können, der damals unseren abgenubbelten Familienmicra in Zahlung nehmen sollte...
Für die Gutachter: Das ist die Mitte des Heckstoßfängers an einem E 220 T-Modell.
Dass da ein Schaden ist lässt sich nicht wegdiskutieren. Und - da darf nach fünfundzwanzigtausend Kilometern auch einer sein. Aber ich hätte den ganz sicher nicht verursachen können, hatte ich ja nichtmal den Kofferraum geöffnet!
Wie dem auch sei, das Handling in der Station in Heidelberg hat mich das Fürchten gelehrt. Wäre ich jetzt nicht grundsätzlich optimistisch, in meinem Tun zuverlässig, etc. - ihr wisst - hätte ich wahrscheinlich auch vor Lauter Eifer gesagt "Oh, ja, könnte von mir sein!" - hab' ich aber nicht. Auf lidschäftige Verhandlungen ("Wenn sie den nicht zugeben, bekommen sie keine Kaution zurück!") genausowenig - denn nach dieser Aussage habe ich das schöne Etablissement ohne Unterschrift auf dem Rückgabeprotokoll verlassen und meine 200 € als Lehrgeld abgeschrieben.
Am 08.04. hatte ich dann auch tatsächlich noch einen Brief im Briefkasten: Rund 850 Euro soll ich Hertz zur Reparatur ebendieses Schadens spenden. Der Betrag würde "über die Mietwagenrechnung" belastet. Bis zum 08.04. des Jahres wartete ich auch brav, das sind immerhin 12 Monate nach Zustellung des Schreibens von Hertz. Da ich nun meinen Kopf eher im ÖffR habe als in den Normen des bürgerlichen Rechts, dürft ihr mir auch gerne weiterhelfen - nach meiner Rechnung sind die sechs Monate aus 548/1 BGB aber überschritten und 204 BGB ist nicht einschlägig, da die Forderung nur außergerichtlich geltend gemacht wurde.
Wenn ich nun die schlafenden Hunde aus der Rechtsabteilung von Hertz geweckt habe, habe ich mir den Betrag bereits beiseite gelegt, zahle selbstverständlich gerne und wünsche Durchfall ohne Papier. Gleichzeitig bin ich seit diesem Erlebnis der dritten Art aber glücklicher Kunde beim freundlichen orangen Wettbewerber mit den Münchner Kennzeichen und habe keinerlei Ambitionen, dem Branchenprimus wieder Geld in die Kasse zu spielen.
Wie dem auch sei - für Aufklärung bezüglich der Frage "Muss ich da noch was befürchten?" und "Habt ihr ähnliches erlebt?" bin ich natürlich sehr dankbar - und falls (eventuell durch diesen Thread getriggert) doch noch was aus Eschborn kommt, halte ich euch auf dem Laufenden.