Mercedes-Benz S300L Bluetec Hybrid | Sixt

  • XCAN - Oberklasse oder Luxusklasse (DE vs. EU) in der Langversion


    gefahrener Vertreter: S300L Bluetec Hybrid


    Ein Hybrid, eine S-Klasse - beides ein Novum in meinem PKW-Erfahrungsschatz.



    Technische Daten:


    150 kW (Diesel) / 20 kW (Elektromotor)


    Verbrauch nach NEFZ: 4,3 - 4,8 L/100km (kombiniert)


    Länge x Breite: 5.246 mm x 2.130 mm (inkl. Außenspiegel)



    Eine Fahrt in den Südschwarzwald stand an, um ein schönes Wochenende im Schnee mit gutem Essen zu verbringen. Ohne große Erwartungen ging es zur Sixt-Station, um ein solides Automobil zu empfangen. Es kam wie es kommen musste: ein nicht abzulehnendes Angebot und die Gewissheit die Ikone des deutschen Automobilbaus zu testen und das in einer zukunftsweisenden Variante. Testberichte für die S-Klasse gibt es zu Hauf, auch in diesem Forum. Die S300L BT Hybrid ist da schon eher eine Rarität - erst Recht in freier Wildbahn. Daher möchte ich näher auf diese Kombination - Diesel und Hybrid, > 2 Tonnen-Fahrzeug und eine Systemleistung von 232 PS, ein Luxusklassefahrzeug und ein Vierzylindermotor eingehen.



    Fahrerlebnis - Autobahn:
    Die S-Klasse will die Reiselimousine in Perfektion sein. Die Autobahn ist sicherlich ihre Heimat, um die Vorzüge des Fahrzeuges voll auskosten zu können. Ist es auch die Heimat für einen Hybriden? Nein, sicherlich nicht. Jedenfalls nicht, um die Vorzüge dessen ausspielen zu können. An einem Freitagmittag auf der Autobahn 5 gen Süden kann man aber sicherlich nicht von "freier Bahn" sprechen und eine Reisegeschwindigkeit von 140 - 160 km/h erwies sich als optimal. Der Vierzylinder blieb dabei wie erwartet angenehm im Hintergrund und eigentlich, wie es sich in einem solchen Fahrzeug gehört, arbeitete er ganz im Verborgenen. Das Ergebnis: ein Verbrauch von etwa 6,5 l/100km. Ist das weniger als eine S350Ld? Ich kann es nicht sagen, aber ich schätze, dass der Unterschied marginal ist und eher positiv für den "Kleinen" ausfallen dürfte.


    Fahrerlebnis - Stadt:
    27 PS - die ziehen keinem die Butter vom Brot, schon garnicht einer Zweitonnenlimousine. Tests zeigen, dass gut 50 PS in einem Elektrosmart niemanden zu sehr beeindrucken und auch so ist es nicht verwunderlich, dass man beim üblichen Anfahren nicht rein elektrisch unterwegs ist. ABER: der Elektromotor unterstützt. Und wenn man denn mal 50 km/h erreicht und den Fuß vom Gas nimmt, kann man wunderbar im Elektromodus dahingleiten. Vorausschauendes Fahren maximiert das Elektrovergnügen, aber man braucht ein gutes Gefühl im Gasfuß. Das Ergebnis: unter 6 l/100km sind auch im Stadtverkehr ohne Probleme machbar. Das freut die Stadtbewohner, obwohl diese es leider nicht mitbekommen, zieht man doch (nahezu) lautlos an ihnen vorbei. Die Probefahrt mit "richtigen" Freiburgern hat die S-Klasse jedenfalls bestanden - in meinen Augen ein großes Lob für die Ingenieure, wenn Kleinwagenfahrer und Autolose (aus Überzeugung) dieses Fahrzeug und den Verbrauch loben. Auch die Minimalrunde aus einem Mix Landstraße und Stadt (80/20) kann sich sehen lassen.



    Fahrerlebnis - Landstraße:
    Die Landstraße, d.h. maximal 100 km/h - jedenfalls in der normalen zweispurigen Variante. Zum Übel vieler Autofahrer steht im dichtbesiedelten Deutschland auch alle paar Kilometer eine Ortsdurchfahrt mit meist 50 km/h an. Die Stunde des Hybriden schlägt - ausrollen in die Ortschaft, durch Bremsen noch die Batterie laden, und dann lautlos durch die Ortschaft gleiten. Am Ende der Ortschaft, natürlich gesetzt den Fall, dass diese sich nicht kilometerlang hinzieht, kann man die verbleibende Power noch nutzen, um wieder gemeinsam mit dem Verbrenner auf die übliche Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen. Das Rheintal war schnell über ein Seitental verlassen und es galt das Schlachtschiff mit all seinen Kilos über den ein oder anderen Pass zu bewegen. Für mich ist das normalerweise der schönste Teil einer Autofahrt, d.h. sportlich zügig durch die vielen Kurven ziehen. Die S-Klasse verspricht einen hier mit der Variante "Sport" zu unterstützen. Lange schnelle Kurven lassen sich zielsicher durchpflügen, doch sobald es enger wird oder gar Haarnadelkurven zu bewältigen sind, kann die S-Klasse weder Größe noch Gewicht zu sehr kaschieren. Ja, man kann sehr schnell fahren, aber es fühlt sich digital, unwirklich und somit nicht sehr vertrauensvoll an. Man sollte sich also auf "zügig" beschränken und schon weiß die S-Klasse zu gefallen. Die zwei Herzen des Fahrzeuges schieben immer ausreichend an und ich kann mich nicht erinnern mehr Leistung zu brauchen - jedenfalls unter der Voraussetzung man will nicht Heizen und nimmt auf die Mitfahrer einen letzten Funken Rücksicht. Schneller war jedenfalls niemand im Schwarzwald unterwegs, aber gewundert haben sich sicherlich einige Autofahrer, dass so ein "Rentnerfahrzeug" ihr Rückspiegel ausgefüllt hat und auf der nächsten kurzen Geraden in noch größerer Länge vorbeizog - auf nimmer Wiedersehen (auch nicht an der übernächsten Tankstelle).



    Fazit:
    Mich hat der Hybridantrieb der S-Klasse überzeugt. Persönlich ist mir die S-Klasse zu groß und zu schwer, aber das liegt nicht am Antrieb. Den Antrieb in einer C-Klasse und ich behaupte Spaß wäre garantiert. Ja, das geht natürlich nicht so einfach, aber die Idee würde ich unterstützen. Für die passenden Situationen gibt es mit 232 PS ausreichend Leistung und in allen anderen Momenten kann man sparen ohne zu verzichten. Das wird hoffentlich bald kommen - Audi hat dieses Konzept ja bereits in einem TT-Prototypen vorgestellt und will dieses in zukünftigen Modellen implementieren.


  • Ich hatte den gleichen. Den Rappelmotor fand ich sehr unpassend. Klar ist er besser gedämmt als in E- oder C-Klasse. Aber gerade weil man beim Rangieren nix hört fällt er dann doch auf. Es wird Zeit für eine vollelektrische S-Klasse. Ach und handwerklich schön gemachte Instrumente. Oder halt die Möglichkeit, die beiden Displays besser nutzen, also mehr Anzeigevarianten anbieten. So kommt bei mir das Gefühl auf, man wollte sparen. Nach dem Motto: Nimmst du einfach einen Bildschirm statt teurer Zeiger.


    Das Fahrgefühl ist genial. Zwar entkoppelt aber nicht so synthetisch wie bei Audi. Dafür wahnsinnig ruhig, ein beängstigend guter Geradeauslauf, Kleinigkeiten wie die Gegensprechanlage zum Fond, das Fondentertainment, die Liegefunktion für hinten rechts, das Glasdach, die Verarbeitung und die Materialien, die Beduftung und Ruhe... habe ich schon diese Ruhe erwähnt?


    Deinen Verbrauch kann ich bestätigen ohne die meiste Zeit drauf geachtet zu haben.