Audi S5 Cabriolet | Sixt Leer

  • Überraschenderweise verirrte sich kürzlich kurz vor seiner Ausflottung ein Audi S5 Cabriolet nach Leer und so bot sich mir die Gelegenheit dieses tolle Auto über ein Wochenende fahren zu können.




    Bei Abholung standen etwas über 18 tkm auf der Uhr und dafür waren nur sehr kleine Macken zu finden. Unter anderem war lediglich eine der vier Felgen minimal verkratzt.

    Die Ausstattung war sehr reichhaltig und der BLP damit bei 85.470 EUR.

    Die Optik



    Egal ob mit oder ohne Dach macht der S5 meiner Meinung nach eine hervorragende Figur! Besonders das Heck mit den fantastischen Rückleuchten weiß zu gefallen. Die vierflutige Abgasanlage ist schön dezent in die Heckschürze integriert.




    Ein schickes Detail sind auch die Felgen. Vorne 18" und hinten 19". Laut Konfigurator wären sie nicht mein Favorit gewesen, doch live machen sie schon viel her. Hinzu kommen noch die rote Bremssättel, welche sehr schön zwischen den Doppelspeichen der Felge zur Geltung kommen.

    Als der A5/S5 damals vorgestellt wurde, störten mich zwei Dinge: die schmalen Scheinwerfer und die durchgehende Zierleiste unter dem Singleframe-Grill. Mögen die Scheinwerfer mittlerweile doch sehr gefallen, habe ich weiterhin ein Problem mit der Zierleiste.



    Genau wie beim Q7 auch, passt diese nicht ins sonstige Konzept der S-Line/S-Modelle bei Audi. Mit dem unteren Teil der Front wie beispielsweise beim S4 hätte mir das Ganze doch besser gefallen.

    Nichtsdestotrotz ist das Gesamtbild stimmig und der S5 insgesamt ein sehr schönes Fahrzeug.


    Interieur



    Im Innenraum des S5 gibt es beinahe keine Unterschiede zu einem normalen A5. Lediglich das Virtual Cockpit hat ein anderes Layout mit dem Drehzahlmesser als zentrales Element. Dies würde mir auch in nicht-S-Modellen durchaus gefallen. Wenn man will, kann man sich selbstverständlich immer noch mit der View-Taste unter anderem die Karte in einer Vollbildansicht anzeigen lassen.



    Speziell die S-Sportsitze haben mir sehr gut gefallen. Zwar ist die Kopfstütze bei meiner Körpergröße von 1,96 m etwas zu tief, aber dafür ist der Rest genial. Bei den S-Sportsitzen lässt sich beim S5 leider kein Nackenfön dazu ordern. Wobei dies sowieso eher eine Heizung für die Schultern wäre. Die Seitenwangen lassen sich elektrisch verstellen, sodass man perfekt im Sitz gehalten wird. Auch die verbreiterte Schulterkontur fiel positiv auf.



    Des Weiteren verfügten die Sitze über eine Massagefunktion. Erwartet hatte ich maximal eine sich etwas bewegende Lordose. Tatsächlich schafft diese jedoch mehr als man denkt. Die drei Programme sind auf der höchsten Intensität sehr ordentlich spürbar und ich habe das Feature durchgehend genutzt und sehr zu schätzen gelernt.



    Erstaunlicherweise ist auch die Rückbank als brauchbar anzusehen. Ich war auf ein paar Kurzstrecken mit einer Person auf der Rückbank unterwegs, welche sich nicht über den Platz beklagte (ca. 1,75 m). Nur der Ein- und Ausstieg hat etwas von Akrobatikunterricht. Zur Belohnung gabs aber auch auf der Rückbank Sitzheizung.



    Zum ersten Mal in einem Audi konnte ich auch das Kontur-Ambientelicht testen. Es lassen sich einige Themen auswählen oder auch individuell einzelne Farben (Auswahl aus 30 Farben) einstellen. Zusammen mit den bei Audi immer sehr schön weiß beleuchteten Bedienelementen ergibt sich damit bei Dunkelheit ein wunderbares Ambiente im Innenraum.


    Weitere Extras



    Verbaut waren auch die Matrix-LED Scheinwerfer, welche ich dank der kürzere Tage im Herbst auch ausgiebig erleben und testen konnte. Das System reagiert bei Fernlicht schnell und sehr präzise, Dabei ist es weder hektisch (vgl. Thors Hammer von Volvo) noch träge beim wieder Aufblenden (ILS der C-Klasse). Es gibt jedoch ein großes Problem und das ist die Erkennung von anderen Verkehrsteilnehmern auf Distanzen von >400-600m. In solchen Fällen versagt das System leider völlig und blendet andere, sodass manuell abgeblendet werden muss. Das Abblenden ist leider auch nicht so einfach bei Audi. Zieht man den Lichthebel zu sich hin, macht man Lichthupe. Drückt man ihn von sich weg geht man manuell ins Fernlicht. Um also schnell abzublenden muss man den Hebel 2x schnell nach vorne drücken. Das ist nerviger als man meint.

    Das normale Abblendlicht (+ Abbiegelicht) ist wiederum sehr gut und machte einen guten Job.



    Ein essentielles Extra im Herbst bei -2 bis +15 °C ist das Windschott. Es war trotz baldiger Ausflottung noch im Kofferraum verstaut. Vermutlich auch weil es nicht einfach im Kofferraum liegt, sondern in einem Fach unter der normalen Kofferraumboden lagert. Schnell ist es ausgeklappt und eingesetzt. Der Unterschied zu ohne Windschott ist gigantisch. Im Sommer bei angenehmen Temperaturen würde ich den zusätzlichen Windzug im Innenraum vielleicht noch schätzen, aber bei einstelligen Temperaturen hört der Spaß nun einmal auf. Ist das Windschott hochgeklappt, ist kaum noch ein Windzug zu spüren. Richtet man nun die Lüftungsdüsen aufs Lenkrad, stellt die Sitzheizung an und regelt die Klimatemperatur nach oben, ist es völlig egal wie kalt es draußen ist. Daher konnte ich fast das komplette Wochenende mit dem S5 mit geöffnetem Dach fahren wie es sich für ein Cabriolet gehört.



    Wie bei vielen Audis ist auch das HUD verbaut gewesen. Es hinkt weiterhin der Konkurrenz aus Stuttgart und München hinterher, ist aber trotzdem immer nice-to-have und stets ein Mehrgewinn.

    Bereits vorab freute ich mich sehr auf das Bang & Olufsen Soundsystem und wurde leider etwas enttäuscht. Gefiel es mir im TT Cabriolet noch unfassbar gut, ist es im A5/S5 seinen Aufpreis nur bedingt wert. Der Bass ist erstaunlich undefiniert, die Mitten etwas schwach auf der Brust und die Höhen ganz in Ordnung. Der Raumklang ist für ein Cabriolet ganz passabel aber mehr auch nicht. Geschlossen klingt er logischerweise deutlich besser als bei geöffnetem Verdeck. Insgesamt habe ich mir einfach mehr erhofft.


    Fahreindruck



    Eines lässt sich der S5 besonders gut: fahren. Die Kombination aus dem 354 PS starkem V6, der 8-Gang ZF Automatik und dem Allrad funktioniert einfach famos. Der Motor bietet sein volles Drehmoment von 500 Nm schon ab erstaunlich niedrigen 1.370 u/min. Das merkt man deutlich und lässt den S5 besonders im Alltag bei seichtem Gasfuß angenehm beschleunigen. Die Leistung kauft man dem S5 jedoch obenrum nicht immer ab. Quattro und Gewicht machen sich hier deutlich bemerkbar. Dennoch geht es für das Cabrio in 5,1 Sekunden von 0-100 km/h. Besonders die überragende Traktion durch Quattro und die guten Continental Sport Contact Sommerreifen sorgt bei Launch Control Start für einen unglaublichen ersten Punch. Auch beim Herausbeschleunigen aus Kurven schiebt es einen einfach nur nach vorne. Selbst eine feuchte Fahrbahn sorgte für keinerlei Traktionsabriss.




    1.915 kg wiegt das Cabriolet und damit etwa 200 kg mehr als seine Geschwister als Coupé und Sportback. Dies merkt man primär in Kurven durch leichtes Untersteuern, wenn einen das pure Gewicht nach außen drückt. Es lässt sich jedoch gut handlen und spätestens wenn man wieder auf dem Gas ist, geht es wieder wunderbar vorwärts.



    Als Besonderheit bei diesem S5 lässt sich noch die Dynamiklenkung nennen (1.000 EUR Aufpreis!). Im Vergleich zur Standardlenkung ist eine andere Lenkübersetzung verbaut. Steht die Dynamiklenkung auf dynamic ist sie sehr schwergängig. Gleichzeit ist sie aber beim Einlenken wahnsinnig präzise und schnell. Ein Einlenkverhalten ist so besonders gut. Mir persönlich war die Lenkung jedoch im normalen Betrieb (außer bei sportlicher Landstraßenfahrt) jedoch häufig zu schwergängig. Daher hatte ich sie meist auf comfort gestellt.

    Die Tiptronic hat einige Ruckler drin, ist insgesamt aber sehr solide. Die Schaltvorgänge sind sehr schnell und auch unter Last sind die Schaltvorgänge nur sehr gering spürbar. Besonders beim Cruisen ist sie jedoch unschlagbar gut.


    Sound



    Der S5 gibt natürlich auch ein paar Klänge von sich. Es gibt ab Werk keine optionale Performance Abgasanlage. Die Standardanlage hat im ganz rechten Endrohre eine Klappe (auf der linken Seite ist tatsächlich keine). Sie ist bei Motorstart offen, wodurch sich der Motor beim Start stets deutlich zu Wort meldet. Die Klappe öffnet sich ansonsten nur bei gewissem Abgasgegendruck bei höheren Drehzahlen und lässt sich nicht manuell via drive select ansteuern.



    Im Video ist unmittelbar nach dem Kaltstart auch sehr schön die Regelung der Klappe zu hören. Darüber hinaus hört man sehr schön den bassigen Grundton des S5. Ein guter Vergleich ist hier der C43. Beide Autos haben einen 3l V6 mit angeflanschtem Wandlergetriebe. Der S5 klingt im Vergleich jedoch deutlich bassiger bzw. tiefer. Auch das Schaltploppen ist viel dumpfer. Von der Lautstärke nehmen sich C43 (mit Serienabgasanlage!) und S5 meiner Meinung nach nichts.

    Der Sound ist präsent, was einem S-Modell gut zu Gesicht steht. Gleichzeitig ist er aber auch nicht zu aufdringlich und lässt Luft für das RS Modell (wobei ein RS5 viel zu leise ist leider).

    Besonders toll finde ich auch das Brabbeln beim Runterschalten und bei Gaswegnahme.


    Verbrauch




    Gefahren bin ich über das Wochenende 675 km bei einem errechneten Verbrauch von 12,8 l/100km. Fahrprofil waren ca. 80% Überland (die Hälfte davon entspannt cruisend, die andere Hälfte sportlich), 15% Stadt und ein kurzes Stück Autobahn. Dafür, dass ich einen nicht unerheblichen Teil der Strecke eher entspannt gefahren bin, finde ich den Verbrauch etwas zu hoch. Allrad, offenes Verdeck, Gewicht und die Gier nach Sound haben sicher auch ihre Spuren hinterlassen. Trotzdem war es jeden Tropfen Sprit wert!


    Fazit



    Zusammenfassend bleibt mir nur zu sagen, dass ich das S5 Cabriolet sehr genossen habe. Für mich ist ein S5 ein traumhafter Alltagswagen, der entspanntes Cruisen und sportliche Landstraßenausfahrt perfekt kombiniert. Vielleicht sogar etwas zu perfekt, denn ihm fehlt dann doch etwas Charakter.

    Tolle Optik, tolles Fahren, gerne wieder.

    Einmal editiert, zuletzt von Sundose ()

  • Schöner Bericht!


    Dieselben Erfahrungen mit dem Fernlichtassistenten bei Matrix-LED habe ich im Q7 auch gemacht. Die Usability hinsichtlich Beleuchtung ist nicht gut: das angesprochene Problem beim Fernlicht, Standlichtaktivierung über Blinkerhebel. Allerdings empfand ich das System als Ganzes schon deutlich besser als das in meinem A6 C7 mit Xenon.


    Hast Du die Sprachsteuerung verwendet? Ich empfinde sie bei Audi im Vergleich zu BMW unterirdisch, wobei ich den neuen A6 noch nicht ausprobiert habe.

  • Zum neuen A6 kann ich soviel sagen, dass die Spracheingabe mittlerweile mit BMW auf einem Level ist. Begriffe werden besser verstanden, Umgangssprache kann angewandt werden und die Bedienung ist deutlich einfacher und schneller geworden.

    Je nach Geschmack bzw. anforderungen ist es an einigen Ecken sogar besser als das von BMW.