Mercedes-Benz S450L 4Matic- Ein Businessjet auf vier Rädern
Für die Rückfahrt von Hamburg nach Stuttgart sollte es einen komfortables Reiseauto geben, um die 6-7 Stunden Autofahrt möglichst angenehm zu gestalten. Mit mehreren Wochen Vorlauf bei AVIS also bei zwei Stationen in Hamburg eine Anfrage in der Gruppe J gestellt und zwei Tage davor Rücksprache mit den Stationen gehalten, ob die Reservierung klassengerecht bedient werden kann - Eine Reservierung wurde dementsprechend nach Rücksprache storniert.
Bereits am Mittwoch wurde mir ein S450L für die Miete am Freitag zugesichert - Zum Glück also nicht noch ein Touareg auch wenn dieser nicht so schlimm ist, wie hier immer dargestellt.
Ein paar Eckdaten:
Abholung: Hamburg Dammtor
Rückgabe: Stuttgart Zentrum
Kilometerstand Mietbeginn: 6230km
Kilometerstand Mietende: 6980km
Gefahrene Strecke: 750km
Getankte Menge Benzin: 80,4l
Durchschnittsverbrauch: 10,7l/100km (Mit zügiger Fahrweise, falls der Verkehr es ermöglicht hat)
Abholung:
Die Abholung verlief problemlos und zügig. Das Fahrzeug war schon 2 Stunden vor der geplanten Abholung da und wurde dementsprechend früher abgeholt, da ich gerne früher los wollte. Mietvertrag per Mail verschickt, Kaution geblockt, Schlüssel übergeben und fertig. Innerhalb von 5 Minuten war ich bereits auf dem Weg in Parkhaus, wo ich nach etwas Sucherei das Fahrzeug auch gefunden habe.
Das Fahrzeug:
Um es in einem Satz zu beschreiben: Das Fahrzeug bildet die Spitze deutscher Ingenieurskunst im Luxussegment. Zumindest im Vergleich zu BMW 7er und Audi A8 - Rolls Royce Phantom und andere Superluxusfahrzeuge mal außen vor gelassen...
Schon beim Anlassen des Fahrzeugs ist mir aufgefallen: Man hört nichts. Der Drehzahlmesser zeigt zwar seine 600-800 U/min an aber man spürt keine Vibrationen und hört auch nichts, außer die Lüftung, welche angenehm Kühle Luft in den Innenraum pustet.
Bereits nach den ersten Metern fahren war ich positiv überrascht von der (Verarbeitungs-)Qualität dieses Fahrzeugs. Man gleitet förmlich vor sich hin im Komfortmodus und hat gar nicht das Bedürfnis das Gaspedal bis zum Anschlag durchzudrücken.
Der Motor:
Der wohl, meiner Meinung nach, unwichtigste Teil bei diesem Fahrzeug. Denn wer in diesem Fahrzeug sitzt, würde am liebsten hinten rechts und nicht vorne links sitzen. Kurz ein paar Eckdaten:
Der 367PS starke 3l R6-Ottomotor sollte den meisten aus dem E450 bereits bekannt sein. Der doppelt aufgeladen Reihensechszylinder wird Dank Mild-Hybrid-Technologie von einem 22PS Elektromotor unterstützt - Allerdings wirklich auch nur unterstützt, rein elektrisches Anfahren ist nicht möglich. Die Leistung wäre auch viel zu gering um diese Masse im Stop and Go Verkehr zu bewegen.
Leistungstechnisch ist das Fahrzeug bis 180 km/h völlig ausreichend Motorisiert. Auf der Autobahn kann man das Fahrzeug ohne Probleme auf bis zu 200 km/h bringen, danach wird es allerdings ziemlich träge. Geschwindigkeiten, die man vermutlich auch nicht sehr oft in so einem Fahrzeug fährt. Eine Reisegeschwindigkeit von 180-200 km/h empfand ich bei freier Autobahn sehr angenehm zum Fahren.
Der Durchschnittsverbrauch war okay, ich habe eigentlich für die Fahrweise mit ca. 13-14l/100km gerechnet.
Das Getriebe:
Das Getriebe sortiert die Gänge sehr souverän und angenehm und harmoniert sehr schön mit dem restlichen Fahrzeug. Die 9-Gang Automatik von Daimler schaltet butterweich von Gang zu Gang - der Fahrer bekommt vom Gangwechsel nichts mit, außer das Gaspedal wird komplett durchgedrückt und es erfolgt ein Kickdown.
Fahrdynamik und Fahrwerk:
Um es kurz zu sagen: Man gleitet vor sich hin. Ich bin bis dato noch nie in einer S-Klasse mitgefahren, geschweige denn selbst gefahren. Es fühlt sich ein bisschen wie ICE fahren an, ohne telefonierende Mitmenschen in einem Abteil. Man gleitet wie auf Schienen dahin, ohne viel von seiner Außenwelt mitzubekommen. Das Luftfahrwerk hat die meisten Unebenheiten angenehm "verarbeitet". Man merkt zwar, dass man über ein Schlagloch gefahren ist, aber es fühlt sich nicht störend an.
Das Navi:
Zum Navi werde ich nicht viel sagen, da es schon bekannt ist. Es hat seine Arbeit, zumindest auf meiner Fahrt, gut verrichtet. Ich finde hier gut, dass die Bedienung noch "analog" und nicht zwangsweise über Touchscreen (Falls überhaupt möglich) erforderlich ist. Etwas störend fand ich, dass man Buchstaben nicht "malen" konnte, ähnlich wie beim Audi A6 C7, stattdessen musste man sich durch die Buchstabenleiste scrollen und jeden Buchstaben einzeln auswählen.
Die Qualität:
Noch einmal kurz 
: Der Hammer. Wie schon erwähnt, sobald die Türen geschlossen sind, ist man von der Außenwelt akustisch gefühlt abgeschnitten. Es rattert und quietscht nichts, das verwendete Leder und Holz weißt keinerlei Makel auf.
Was mich etwas gestört hat bzw. unangenehm war, ist der Gurtstraffer. Die meisten Autos mit Gurtstraffer, die ich bis jetzt gefahren bin, haben den Gurt erst bei ca. 10-15 km/h gestrafft. In der S-Klasse wird der Gurt sofort nach anlegen gestrafft, was ungewohnt war. Außerdem wird der Gurt ziemlich fest angezogen - beim ersten mal habe ich mich sogar etwas erschrocken da man denkt man wird fast erwürgt. Meine Mitfahrer war ebenso wie ich überrarscht 
Das Interieur:
Bilder sagen mehr als 1000 Worte - hier ein paar Impressionen:
Das Interieur lädt eher zum Mitfahren hinten rechts ein, vor allem nachdem der Frontsitz auf Knopfdruck vor fährt, sich zusammenfaltet und die Fußstütze aus gefahren ist 
Das Mitfahren kann entweder in Sitz oder in einer liegeähnlichen Position erfolgen, auch wenn der Frontsitz nicht komplett vorne ist. Hier, und beim Rangieren im Parkhaus, merkt man den Unterschied zwischen S450 und S450 L.
Alle Sitze waren belüft- und beheizbar. Die Sitze vorne hatten eine Massagefunktion, hinten komischerweise nicht, was für mich keinen Sinn macht. Zusätzlich waren im Fond Bildschirme verbaut, TV schauen war allerdings nicht möglich. Ein DVD Schlitz (wer benutzt heute noch DVDs?) und ein HDMI-Port (zumindest laut Mitfahrer), waren vorhanden, wurden aber nicht getestet.
Was mit der Fernbedienung gemacht werden kann, war mir auch Schleierhaft Beim Drück der Knöpfe ist nichts passiert. Wahrscheinlich muss man zuerst in den Einstellungen rumspielen, um die Fernbedienung zu aktivieren.
Neben Sonnenschutzrollo an den Seitenscheiben und der Heckscheibe, waren zwei Schiebedächer, jeweils einmal vorne und hinten verbaut. Für guten Klang hat das Burmester Soundsystem gesorgt.
Die Sitze waren sowohl vorne (anscheinend sehr wichtig für einige hier im Forum
) als auch hinten komplett elektrisch verstellbar und sehr bequem. Die Kopfstützen im Fond waren extrem weich und angenehmer als die Kopfstützen vorne.
Die Assistenzsysteme:
Leider sind mir nicht allzu viele Assistenten aufgefallen. Es hatte einen Nachtsichtassistenten, Spurverlasswarner und Tempomat. ACC konnte ich nicht finden, obwohl der Sensor im Kühlergrill für mich wie ein ACC-Sensor aussieht. Möglicherweise war dieser nur für den Kollisionswarner...
Statt dem Nachtsichtassistenten hätte ich lieber einen Spurhalteassistenten und Abstandstempomat gehabt. Aus meiner Sicht etwas komisch konfiguriert.
Abgabe:
Auto wurde abgestellt und Schlüssel mit Mappe und Tankbeleg eingeworfen. Ich hoffe es gibt morgen keine bösen Überraschungen
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass das Auto der Hammer ist und ich unbedingt nochmal mit MITfahren möchte. Leider bin ich selbst die ganze Zeit gefahren und habe nur kurz vor Abgabe hinten etwas rumgespielt.
