Nach einer kurzen Mietwagenabstinenz von einigen Wochen kam ich nicht umhin, die Chance während einer der Happy-Hour Aktionen zu nutzen und trotz der 15KM-Begrenzung die wir hier in Dresden nach wie vor haben, eine SSMR-Miete einzuspielen. Natürlich in der stillen Hoffnung, einen schönen TT oder immerhin ein halbwegs sportliches Upgrade aufgrund der momentanen Flottensituation zu ergattern.
Gleichzeitig wurde über den Jahreswechsel die favoritisierte Sixt-Station erneut vorrübergehend geschlossen, sodass alle Sixt-Mieten momentan über die Station laufen, die nicht umsonst der Ursprung verschiedenster "West-Side-Stories" ist. Mit einem mulmigen Gefühl und (dank MietwagenfreDD) dem Wissen, dass SSMR definitiv nicht verfügbar ist, ging ich mit einem leichten Grinsen am vor der Station stehenden M850i vorbei und wurde von einem, aus der Stadt-Station bekanntem RSA empfangen.
Nach freundlicher Bedienung wurde mir mein Partner für das Wochenende offenbart: Eine 330i Limousine. Die Zahlen in der Kombination mit einem "i" lösten in mir tatsächlich keine schönen Gefühle aus. Also fragte ich nach dem M850i, der den Mietpreis allerdings verelffacht hätte. Die Wahl fiel nun sichtlich leichter und ich erhielt den Schlüssel zum Fahrzeug mit dem Motor, den ich bisher versuchte um jeden Preis zu vermeiden. Am Fahrzeug angekommen, war die erste Skepsis durch das Kennzeichen und die Designsprache allerdings direkt verflogen.
Mit M-Paket in der M-Sport-Line hebt sich der schwarze 3er, zumindest für Detailverliebte, deutlich von der Basislinie ab. Die Chromleiste sorgt indessen für die etwas gehobenere und elegante Stimmung. Für alle tiefergehenden und technischen Infos verweise ich erneut gern auf den ausführlichen Bericht von Emare212, der all das wieder sehr schön zusammengefasst hat. Auch die Ausstattung dürfte ähnlich, wenn nicht sogar identisch sein. An der Stelle bitte ich um Verzeihung, dass ich nun über das gleiche Fahrzeug nach nur wenigen Tagen erneut ein paar Erfahrungen teile. Aber es ist Lockdown. Und es ist eher ein Bildbericht. Andererseits: Es ist der MWT
An Ausstattung hat es BMW-Sixt-typisch nicht gefehlt und es wurden reichlich Kreuze bei der Konfiguration gesetzt.
Die Highlights:
- HUD
- Laserlight
- Driving-Assistent-Professional
- Großes Navi und digitales Cockpit
- Glasschiebedacht
- Induktive Ladestation
- DAB und Spotifyintegration
- elektrische Sitze
- SAG sowie das adaptive Fahrwerk
Insgesamt kommt der 3er dadurch auf einen BLP von ~65.000€, was ich, trotz noch fehlenden Ausstattungsmerkmalen wie H/K-Soundsystem usw. doch relativ stattlich finde.
Einmal im Fahrerhaus Platz genommen, erscheint alles gewohnt übersichtlich und aufgeräumt. Man fühlt sich tatsächlich willkommen, auch ohne den Hinweis im Hauptdisplay.
Für meinen Geschmack schafft es BMW in einem idealen Spagat die Balance zwischen digitalisierten und analogen Impulsen zu halten. Auch wenn der "Sync"-Knopf für die Klimatisierung entfallen ist und nun extra über das Menü angesteuert werden muss
Die Linien der Türen inkl. der Griffe mit der integrierten Ambientebeleuchtung bis zum Fahrerabteil wissen allerdings zu überzeugen und passen hervorragend zum Konzept des 3ers.
Bisher in keinem anderen BMW enthalten, waren für mich die Interieurleisten mit dem glorreichen Namen "Aluminium Tetragon" eine völlig neue Erfahrung. Und ich kann immer noch nicht sagen ob es eine Schöne oder Abschreckende war. Diese Leisten haben etwas von einem 60er-Jahre-Funk gefühl, gleichzeitig strahlen Sie weder etwas luxuriöses, noch sportliches aus. Sie sind weder warm noch kalt. Bei längerem Daraufschauen beginnt aber sich der ganze BMW gefühlt zu drehen, auch wenn er steht. Eine durchaus interessante Variante also.
Insgesamt macht sich die Abstufung zum 5er dann aber, und irgendwo müssen Abstriche ja gemacht werden, bei der Verarbeitung der Tastenfelder bemerkbar, die fast ausschließlich aus Plasitk bzw. eher günstig anmuntendem Kunststoff bestehen.
Im Fond ist der Platz ausreichend (ich bin 1,85M), aber auch nicht atemberaubend.
Dennoch fühlt man sich alles andere als beengt und kann den Ausblick nach vorn genießen.
Die Sicht nach hinten ist dank der schmalen B- und C- Säulen mehr als ausreichend. Dank RFK und Einparkassistenz findet sich dann auch in den kleinsten Parklücken ein Platz.
Die Sicht nach vorn ist mit den neuen Scheibenwischern, in denen die Waschdüsen integriert sind, auch im Winter ordentlich, allerdings verliert durch die Neigung der Scheibe das HUD (gefühlt) an Spielraum und ist schnell nach unten verzerrt. Dennoch vereint BMW hier die wichtigsten Informationen in einer tollen Zusammenfassung in der Frontscheibe.
Doch wie fährt sich nun der Motor, der im 5er Sprit ohne Ende braucht und seiner 3 im Namen mit 2.0 Liter Hubraum und 4 Zylindern nur bedingt gerecht wird?
Wie sich im Titel bereits erahnen lässt, lernte der 30i mich das Fürchten, da er, wie im Forum bereits oft thematisiert, im 530d einfach einen nahezu perfekten Konkurrenten hat, im Gegensatz dazu aber gefühlt doppelt so viel verbraucht und oft überfordert wirkt, obgleich Leistung auch immer im Auge des Betrachters bzw. der Betrachterin liegt. Durch die Einfahrphase (der BMW hatte erst 9km bei Abholung), konnte ich den Motor leider nicht in vollem Umfang testen. Allerdings hat der gefahrene Umfang ausgereicht um festzustellen, dass man sich vor einem 30i gar nicht fürchten muss, zumindest wenn er in einer geeigneten Karosserie verbaut wird. Nach rund 250 Kilometern mit verschiedenen Profilen kann ich für mich sagen: Der 30i ist im 3er wirklich sehr gut platziert.
Er klingt im Vergleich zum 5er deutlich kerniger und fährt aufgrund des niedrigeren Gewichts wesentlich agiler. In Kombination mit dem adaptiven Fahrwerk und dem SAG kann man (zumindest in den Grenzen der Einfahrphase) den 3er im Eco-Modus nahezu schleichend und leise bewegen, in der Comfortstufe wunderbar komfortabel, fast schon weich über den Asphalt gleiten, oder im Sport- bzw. Sport Plus Modus mit einem sehr straff abgestimmten Fahrwerk und plötzlich zornig klingenden, 258 Pferdchen, durchaus sportlich über die Landstraßen fahren, oder aber dank s-Drive und verminderter Traktion bei Eis und Schnee Spaß haben.
Interessanterweise wird im Eco- und Comfort-Modus nur das linke Endrohr genutzt, während im Sport-Modus dann beide verwendet werden, und dass dann auch hörbar lauter. Selbst im niedrigen Drehzahlbereich gibt es noch genügend Vortrieb um auf Geschwindigkeit zu kommen.
Bis 150 km/h fährt der 3er laufruhig und unaufgeregt ohne störende Windgeräusche. Wie es bei höhreren Geschwindigkeiten aussieht kann ich nur aus meinen Erfahrungen mit anderen 3ern schildern. Fest steht aber, dass der 320i schon ordentlich zu tun hatte um auf 200 km/h zu kommen. Der Verbrauch pegelte sich nach ca. 150km Autobahn, 70km Bundesstraßen und 30km Stadtfahrt bei 8,2 Litern ein, was ich in Anbetracht der Leistung und der Einfahrphase für einen durchaus akzeptablen Wert halte. Fürchten braucht man sich in dem Fall also nicht.
Insgesamt waren es schöne Kilometer mit dem 30i, und ich würde auch ganz ohne den Wintereinbruch vom Wochenende sagen: Das Eis ist gebrochen und wir sind langsam warm geworden. Im 5er und allen X-Modellen werde ich ihn dennoch versuchen zu meiden. Es ist ein bisschen wie mit der Interieurleiste: Im richtigen Licht weiß sie zu glänzen. So auch der 30i.
Für den G20 ist er ein toller Motor, der ganz ohne zu prahlen vor sich hin fährt, oder sich bei Bedarf bemerkbar macht, und das mit einem angemessenen Verbauchs-Leistungs-Profil.
Klar, sportlicher geht immer, aber ob der Aufpreis vom 30i zum 40i von knapp 20.000 Euro es wert ist, weiß ich erst wenn ich auch diesen gefahren bin. Ich denke aber der 30i ist ein optimaler Allrounder für diese Gewichtsklasse.
Zum Abschluss lasse ich einfach das Kennzeichen sprechen