Elektrifizierte Raubkatze gegen Sparfuchs | Jaguar I-Pace | Deisenroth & Söhne

  • Am Mittwoch, den 12. Mai, konnte ich nach einer kurzfristigen Absprache mit BeMine einen Jaguar I-Pace für eine Woche austesten. Die Raubkatze kam mit rund 300km auf dem Tacho daher und wurde zunächst einmal nach Sinsheim zu mir nachhause überführt.


    Das Fahrzeug


    Der Wagen kommt in schönem Dunkelblau-Metallic (auch Portofino Blue genannt) daher. Die Optik wird aufgewertet durch ein Glasdach und sehr ansprechenden 20“ Alufelgen. Im Innenraum wird man durch elektrisch verstellbare Sitze mit Memoryfunktion und Sitzheizung begrüßt. Weiter darf hier auch ein Head-Up-Display nicht fehlen. Eine Sitzbelüftung oder Massagefunktion gab es nicht, auch mussten zwei Klimazonen reichen. Die Assistenzsysteme sind nicht womit sich der Jaguar positiv hervorgeben kann, ein Spurverlassenswarner (mit aktivem Eingriff) sowie ein normaler Abstandstempomat (keine Reaktion auf die Navigation oder Kurven) müssen dem Fahrer ausreichen – mehr gibt es auch gegen Aufpreis nicht. Dafür ist beim Einparken die 360° Kamera mit exzellenter Bildqualität eine echte Freude! Diese braucht man aufgrund der bescheidenen Sicht durch die Heckscheibe aber auch. Alles in allem sorgt die eher sportliche Abstimmung des Fahrzeugs für viel Fahrfreude!


    Der Reiseplan


    Aufgrund der kurzfristigen Miete musste ich erstmal überlegen, was ich denn eigentlich mit dem Wagen vorhabe. Nach ersten Testfahrten wurde für den Samstag (15.05) eine kleine Reise geplant.

    Wohin sollte es gehen? Folgende Ziele wurden eingeplant:

    -Besuch von Freunden in Bonn

    -Elektroauto-Ladepark Hilden (Seed & Greet) besuchen

    -Sehenswürdigkeiten der Route Industriekultur sollten erkundet werden


    Und wieder wurde das Ziel gesetzt, ausschließlich kostenfreien Strom zu laden. (Ausgenommen die erste Ladung aus der heimischen Wallbox)


    Reisebericht


    Ich habe bei jedem Ladevorgang die geladenen kWh und für jede gefahrene Teilstrecke den Durchschnittsverbrauch, die Durchschnittsgeschwindigkeit sowie die Fahrzeit dokumentiert.

    In eckigen Klammern findet ihr die dazugehörigen Bilder im Anhang.


    Gestartet wurde um 6:40 mit vollem Akku von der heimischen Wallbox in Sinsheim.


    239,3 km | 31,5 kWh/100km | 112 km/h | 2:15 Stunden


    -8:55 bis 9:50 Ladestop bei Aldi Süd in Unkel [1]. Der Ladestop wurde für ein Frühstück und ein Spaziergang durch das Wohngebiet nebenan genutzt. Ankunft mit 10% Ladestand, Abfahrt mit 74%, 55,5 kWh nachgeladen in 49 Minuten.


    21 km | unbekannt | unbekannt | 20 Minuten


    -10:00 bis 12:40 Besuch bei Freunden in Bonn. Währenddessen wurde nicht geladen, aber dank E-Kennzeichen gratis geparkt.


    37,7 km | 21,3 kWh/100km | 66 km/h | 35 Minuten


    -13:15 bis 13:50 Ladestop Aldi Süd Köln Poll [2]. Dieser Ladestop wäre nicht notwendig gewesen, da aber zu dem Zeitpunkt starker Regen in Duisburg war habe ich das Wetter ein wenig abgewartet. Während des Ladestop gab es einen wunderbaren Spaziergang auf der Rheinwiese [3]. Ankunft mit 58% Ladestand, Abfahrt mit 82%, 23 kWh nachgeladen in 32 Minuten


    40,1 km | 19,6 kWh/100km | 71 km/h | 35 Minuten


    -14:25 bis 14:35 Besuch des Ladeparks Hilden (Seed & Greet) [4]. Dort wurde nicht geladen, wollte mir einfach nur die Lokalität mal anschauen und mal gucken was dort an netten Fahrzeugen lädt. Wenn ihr elektrisch unterwegs seid, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall! Ein kleiner Snack wurde beim dortigen Bäcker auch gekauft.


    37,1 km | 21 kWh/100km | 47 km/h | 50 Minuten


    -15:25 bis 16:45 Besuch Tiger & Turtle Duisburg [5] sowie Aussichtplattform Rheinblick [6]. Während des Aufenthalts dort wurde nicht geladen, leider war das Wetter zwischendurch nicht so gemütlich. Dennoch hat sich der Besuch dieses Kunstwerks in meinen Augen gelohnt! Sehr außergewöhnlich! Auch der Aussichtspunkt am Rhein, den ich ganz für mich alleine hatte, war gar nicht übel.


    99,2 km | 20,6 kWh/100km | 55 km/h | 2 Stunden


    -18:45 bis 19:35 Ladestop beim Kaufland Dortmund-Hombruch [7]. Eigentlich wollte ich noch die Halde Hoheward in Herten besuchen, allerdings hat es auf der Fahrt dorthin sehr stark geregnet, so dass ich mich entschlossen habe einen Ladestop einzulegen. Die Suche sollte sich als sehr schwierig rausstellen, am dritten Kaufland war CCS ebenfalls belegt aber ich habe dann entschieden erstmal mit 11kW AC zu laden und konnte nach kurzer Zeit auf CCS umstellen. Die Zeit wurde genutzt für ein Abendessen und eine Besichtigung der wenig ansehnlichen Fußgängerzone vom Dortmund-Hombruch. Ankunft mit 38% Ladestand, Abfahrt mit 76%, 33,1 kWh geladen in 49 Minuten. Die ersten 9 Minuten wurden nur mit AC (11kW) geladen bis gegen den CCS-Stecker getauscht werden konnte.


    175,2 km | 25,5 kWh/100km | 92 km/h | 2:10 Stunden


    -Eigentlich ein geplanter Ladestop in Gießen. Doch leider waren die Säulen bei beiden LIDL außer Betrieb. Also wurde der Eco Modus eingeschaltet und die Klimaanlage ausgemacht und mit Tempomat zwischen 80 und 90 km/h weitergefahren. Akkustand war grenzwertig und laut Navi war der Weg bis zum Kaufland in Frankfurt nicht drin, davon lasse ich mich als Erfahrener Elektromobilist natürlich nicht verunsichern!


    64,5 km | 19,7 kWh/100km | 73 km/h | 55 Minuten


    -22:40 bis 23:30 Ladestop Kaufland Frankfurt am Main [8]. Angekommen bin ich hier mit 8% Ladestand, hat also alles geklappt. Das Fahrzeug hat mir für die Strecke zwischen Gießen und Frankfurt eine 100% Öko-Bewertung für meinen sparsamen Fahrstil gegeben [9]. Um 23:30 wurde mir der Strom abgestellt, da zu der Uhrzeit das Kaufland normalerweise schließt. Dank Corona hatte es schon ab 22 Uhr zu, aber die Säulen liefen bis zur normalen Öffnungszeit. Ankunft mit 8% Ladestand, Abfahrt mit 38%, 28,4 kWh geladen in 46 Minuten.


    7 km | 19,9 kWh/100km | 24 km/h | 20 Minuten


    -23:50 bis 00:10 Ladestop bei den Verkehrsbetrieben Offenbach [10]. Um sicher und Flott das letzte Stück zu fahren entschied ich mich hier für einen weiteren kurzen Ladestop. Ankunft mit 37% Ladestand, Abfahrt mit 51%, 11,8 kWh geladen in 19 Minuten.


    122,3 km | 29,4 kWh | 99 km/h | 1:20 Stunden


    -1:30 Ankunft in Sinsheim mit einem Akkustand von 8%


    Zahlen und Fakten


    Fahrtstrecke: 843,4 km

    Fahrzeit: 11 Stunden 20 Minuten

    Ladezeit: 3 Stunden 15 Minuten

    Geladener (kostenloser) Strom: 151,8 kWh

    Stromverbrauch der Reise: 234,6 kWh

    (Nachgeladener Strom + 92 % von 90 kWh = 82,8 kWh Differenz im Akku zwischen Beginn und Ende)

    Verbrauch auf 100km: 27,8 kWh


    Fazit zum Fahrzeug


    Welches Fazit lässt sich ziehen? Der Jaguar I-Pace ist ein tolles Fahrzeug - aber ein miserables Elektroauto! Folgende Kritikpunkte lassen mich zu diesem Schluss kommen:


    -Die Ladegeschwindigkeit von 100kW Peak wäre in Ordnung, wenn diese bis 80% hält. Allerdings lässt die Ladeleistung schon ab 40% Ladestand stark nach. Das ist in Verbindung mit dem hohen Stromverbrauch sehr schlecht um auf Langstrecke zu reisen.


    -Die Reichweitenanzeige in der Armatur orientiert sich NICHT am tatsächlichen Verbrauch, sondern rechnet mit einer statischen Werksangabe was die Anzeige nahezu nutzlos macht. Wenn man also mit 180km/h über die Autobahn fliegt und denk „Halber Akku noch, 170km lt. Anzeige passt“ wird man ganz schnell auf den Boden der Tatsachen geholt und wird wohl nach 100km einen Ladestop einlegen dürfen. Diese Anzeige ist sehr gefährlich für unerfahrene Elektroautofahrer!


    -Das Navi denkt bei der Reichweite schlauer mit als die Armatur, aber richtet sich auch nicht wirklich an dem tatsächlichen Verbrauch aus. Verrückt ist, dass ich kurz vor meiner Ankunft eine Ladestation empfohlen bekommen habe – keine schlechte Sache? DOCH! Er wollte mich zu einem Tesla Supercharger schicken. Das ist einfach peinlich für ein Wagen in der Preisklasse. (Für alle die es nicht wissen: An Tesla Superchargern können ausschließlich Teslas laden, die Empfehlung ist also absolut nutzlos)



    Der Wagen verbleibt voraussichtlich bis zum Freitag den 21.05 bei mir und wir dann durch einen E-Tron 55 – ebenfalls von Deisenroth & Söhne – getauscht.

  • Das mit dem Spurhalteassi kann so nicht ganz stimmen. Bei meinen Mieten hat der recht gut die Spur gehalten. Da war kein Unterschied feststellbar zu Fahrzeugen von VAG.


    Aber den Gesamteindruck kann ich so bestätigen. Das Fahrzeug macht in der 400 PS Variante einfach richtig Laune. So eine Beschleunigung durfte ich bei keinem anderen Fahrzeug je erleben.


    Aber als Alltagsfahrzeug ist es den Preis auf keinem Fall wert. Neben dem auch von mir erlebten zu hohem Verbrauch, der schlechten Ladeleistung, ist auch die Qualität ausbaufähig. Highlight war, als nach 1000 km Gesamtfahrleistung das Fahrzeug eine Stunde nicht laden wollte.

    Für ein Wochenende würde ich es für einen vernüftigen Preis nochmals nehmen, aber nur mit 400 PS.

  • komisches Auto irgendwie. Das Design gefällt mir persönlich nicht.
    Sehr ineffizient im Vergleich zur Konkurrenz und hat auch sonst nix, was ich nicht anderswo besser bekomme.

    Das Design gefällt mir an sich ganz gut. Besser als beim E-Tron.


    Der einzige Grund das Fahrzeug zu mieten ist diese enorme Beschleunigung bis 100 km/h. Ab 130 km/h ist jeder 110 kW Golf nicht langamer.

    Die 235 kW Variante würde ich nicht nehmen. Da verspricht der BMW I3S deutlich mehr Fahrspaß ohne die Nachteile bei der Parkplatzsuche oder dem Verbrauch/Kosten.

  • Das Design gefällt mir an sich ganz gut. Besser als beim E-Tron.


    Der einzige Grund das Fahrzeug zu mieten ist diese enorme Beschleunigung bis 100 km/h. Ab 130 km/h ist jeder 110 kW Golf nicht langamer.

    Die 235 kW Variante würde ich nicht nehmen. Da verspricht der BMW I3S deutlich mehr Fahrspaß ohne die Nachteile bei der Parkplatzsuche oder dem Verbrauch/Kosten.

    Design ist natürlich Geschmacksache. Aber gerade weil Audi, Mercedes, Tesla, BMW halt auch große und starke SUV bieten hätte man da was anders machen können. Tesla ist schneller und effizienter und hat das Ladenetz, Audi ist besser verarbeitet und hat das bessere Image, Mercedes ist ein guter Kompromiss und der iX3 ist günstiger.

  • Der i-Pace wurde am Mitwoch, dem 26.05.2021, zurückgegeben. Ich hatte ihn also genau 2 Wochen/14 Tage.


    Folgende Daten hat der Bordcomputer hergegeben:


    gefahrene KM: 4.463

    Verbrauch: 26,4 kWh/100km

    Durchschnittsgeschwindigkeit: 73km/h


    Fahrzeit (berechnet): ca. 61 Stunden

    Gesamtverbraucht (berechnet): 1.178kWh


    Hat schon viel Spaß gemacht mit dem Wagen, jetzt ist der E-Tron dran.


  • Wie hast du die Raubkatze geladen? DC-Stationen, Schuko, Wallbox?

  • Zuhause wurde an der eigenen Wallbox (nur für Mietwagen, habe selbst kein Elektroauto/Plug-in) mit 11kW geladen.


    Die Ladeanteile haben sich geschätzt wie folgt verteilt:

    -Wallbox Zuhause: 20%

    -Wallbox Hotel (kostenlos) : 28%

    -DC Stationen (kostenlos): 45%

    -AC Station (kostenlos): 1,5%

    -DC Station (kostenpflichtig): 5%

    -AC Station (kostenpflichtig): 0,5%


    Das Hotel hat 50€ für 5 Nächte Parkplatz genommen, den Strom (11kW Wallbox) gab's gratis dazu - guter Deal für mich. Die kostenlosen AC waren in Parkhäusern gegen Parkgebühr (vielleicht insgesamt 5€). Die Kosten wären auch für einen Verbrennen angefallen.


    Ladekosten sind 24,82€ für DC und 2,46€ für AC angefallen. Zusammen also 27,28€ fürs öffentliche Laden. Dazu kommen dann noch die daheim geladenen kWh (ca. 250kWh x 0,28€ = 70€). Damit wären die Gesamtkosten nur für Strom bei geschätzt 97,28€.

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