Der Rennwagen für die Straße | Mercedes-AMG GT R Coupé

  • Schon eine ganze Weile ist’s her, aber ich wollte euch die Bilder nicht vorenthalten:


    Pünktlich zu Ostern hatte es bei mir wieder in den Fingern gekribbelt. Das Wetter sollte gut werden und die Lust auf neue Erfahrungen war mal wieder sehr groß. Also rief ich kurzerhand beim Osterhasen Limitless Performance an, bei denen ich ja schon ganz ordentliche Erfahrungen gemacht hatte. Und so gab es über die Feiertage:




    Mercedes-AMG GT R Coupé




    Ein paar Fakten zu Beginn:


    Mercedes-AMG GT R Coupé


    Produktionszeitraum2014 - 2021
    Produktionsstätte
    -Motor
    -Rohkarosse
    -Fahrzeug

    Affalterbach
    Weinsberg (ThyssenKrupp)
    Sindelfingen
    Leistung585 PS
    Max. Drehmoment700 Nm
    0 -100 km/h3,6 Sekunden
    Höchstgeschwindigkeit318 km/h
    Leergewicht1555 kg



    Zur Ausstattung


    Dass die Liste der möglichen Extras lang sein kann bei deutschen Premiumherstellern, ist uns denke ich allen bekannt. Beim GT R hat es mich dann aber doch etwas überrascht, wie viele Haken bei so einem Sportwagen noch gesetzt werden können. Allein der Katalog mit den Serien- und Sonderausstattungen ist 52 Seiten lang. Mich soll es jedoch nicht stören, da „mein“ Modell gut gefüllt war mit Extras. Auf den Grundpreis von 169.753,50 € kam nochmal eine Sonderausstattung im Wert von 38.668,55 € dazu. Manch ein Hamburger Autoverkäufer fängt da schon an in Dacia-Einheiten zu zählen ^^




    Highlights:



    AMG Performance Sitze: 2320,50€

    Burmester® High-End Surround-Soundsystem: 4938,50€

    AMG Keramik Hochleistungs-Verbundbremsanlage: 8270,50€

    AMG RIDE CONTROL Fahrwerk: 1785,00€


    Vollständige Ausstattungsliste:





    Zum Innenraum


    Was als erstes auffällt, wenn man sich in die großartigen Performance Sitze einschmiegt, ist die Breite des Autos. Der Abstand zwischen Fahrer und Beifahrer ist sehr groß, getrennt werden beide dabei von der breiten Mittelkonsole. Diese wurde in Form des V8 Motors designt, was zum einen natürlich sehr schick aussieht, zum anderen aber auch die wichtigsten Knöpfe sehr übersichtlich anordnet. Dort findet man z.B. direkt neben dem Fahrer den Drehregler zum Wechsel der Fahrmodi, welcher beim Drehen ein angenehmes haptisches Feedback gibt. Weiterhin lassen sich über die anderen Knöpfe das Fahrwerk straffen, die Klappen öffnen/schließen, die Traktionskontrolle abschalten, aber auch die Start-/Stop-Funktion deaktivieren :D





    Die Verarbeitung im Fahrzeug ist größtenteils hochwertig, man bekommt sofort das Gefühl, dass das hier nicht irgendein 0815 Auto ist. Die Bedienung des 12,3“ großen Displays funktioniert über das Drehrad und die entsprechenden Knöpfe in der Mittelkonsole recht einfach. Wobei hier trotzdem direkt das Alter der Modellreihe und der Software auffällt. Die Auflösung des Displays, insbesondere die der Rückfahrkamera, ist bei weitem nicht mehr Stand der Dinge, vor allem wenn man da an das aktuelle MBUX denkt. Nichtsdestotrotz war ich sehr froh darüber eine Rückfahrkamera an Board gehabt zu haben, da die Übersicht, vorwiegend der Blick nach hinten, sehr beschränkt ist. Zum Lenkrad gibt es nicht so viel zu sagen: Es tut seinen Dienst, die wichtigsten Knöpfe findet man und sportliches Handling ist durchaus möglich, aber es hat mich, nur auf das Lenkrad bezogen, nicht vom Hocker gehauen (ganz im Gegensatz zum Fahrverhalten des Autos).





    Das Burmester High-End Surround-Soundsystem mit seinen 11 Lautsprechern und 1.000 Watt Systemleistung hat mich als Laien schon sehr begeistert. Auffällig war die Klarheit im Klang und der sowohl kraftvolle als auch „saubere“ Bass der Anlage. Das Ganze begründet dann den doch sehr hohen Aufpreis. Ein Freund von mir, der ab und zu selbst auflegt und sich täglich mit Soundanlagen beschäftigt, empfand den Klang zwar auch als zufriedenstellend, aber hatte bei dem Preis doch etwas mehr erwartet. Naja, man muss aber auch zugeben, dass wir uns nicht allzu lange damit beschäftigt haben, da die Soundanlage am Heck wesentlich interessanter war :P



    Zum Sound / äußeren Erscheinungsbild




    Kommen wir also zum Sound. Der war für mich sowohl Segen als auch Fluch zugleich. Klar gilt der Klang eines V8 vom AMG allgemein hin als einer der bestklingenden Geräusche, die Autos heutzutage so von sich geben. Wenn aber beim Kaltstart die gesamte Nachbarschaft im Umkreis von mehreren Kilometern geweckt wird und ich mich schon anfange bei jedem Start zu schämen, dann ist das zumindest gewöhnungsbedürftig. Hat man es dann jedoch einmal aus den heimischen Gefilden rausgeschafft, kann die serienmäßige AMG Titan Performance-Abgasanlage endlich richtig anfangen zu arbeiten. Wo ich den Sound im C63s noch etwas übertrieben fand, passt er perfekt zur Kraft der AMG GT Rennmaschine. Jeder Schaltvorgang, egal ob hoch oder runter, ist eine wahre Wonne. Man muss es einfach einmal selbst erlebt haben, wenn der Sound den ganzen Körper vibrieren lässt und das Herz anfängt höher zu schlagen. Kein Video, keine Soundaufnahme der Welt tut dem echten Erlebnis Gerechtigkeit.



    Beim äußeren Design hat man es hier mMn. mit einem absoluten Supersportler zu tun und das scheint auch anderen aufgefallen zu sein. Unzählige Male wurden unterwegs Handys von Passanten gezückt, sogar beim Vorbeifahren wurden aus dem Auto Fotos gemacht. Es gibt prinzipiell keinen Blickwinkel, der nicht nach Rennwagen schreit. Beginnend bei der Front fällt als erstes die langgezogene Motorhaube auf. Aus der Fahrerperspektive wirkt diese nochmal länger, was beim Einparken wiederum problematisch sein kann, da man den Abstand nach vorne schwer einschätzen kann. Abgesehen davon hat die Front ein sehr sportliches, aggressives Erscheinungsbild, geprägt durch die LED High Performance-Scheinwerfer, den (leider mittlerweile weit verbreiteten) Panamericana Grill und die seitlichen Lufteinlässe.





    Betrachtet man den GT R von der Seite, sticht besonders der weite Randstand hervor. Er wirkt sehr satt auf der Straße liegend, die sportlichen Gene vom GT3 sind dabei kaum zu übersehen. Zudem gibt es eine Mischbereifung mit 19 Zöllern an der Vorderachse und 20 Zöllern für die Hinterachse.






    Zum Heck gibt es nicht mehr viel zu sagen, außer dass es wirklich breit und knackig ist. Der manuell verstellbare Carbon-Spoiler ist amtlich und der Diffusor inkl. Abgasanlage vollendet das ganze zum Rennwagen für die Straße. Wenn man aber denkt, dass mehr Sportlichkeit für die Straße nicht geht, dann hat man die letzte Version der AMG GT Reihe noch nicht gesehen: Den GT Black Series.


    Zufällig entdeckten wir einen, als wir mit dem GT R die Classic-Remise Berlin besuchten, welche nebenbei gesagt absolut zu empfehlen ist, wenn man Autoenthusiast ist. Man kann dort viele Raritäten kostenfrei bestaunen, wie z.B. Veyron, 300 SL Gullwing, Enzo oder LaFerrari, welche in einem tollen Ambiente präsentiert werden.


    Zurück zum GT R, denn da habe ich mal die beiden Modelle zum Vergleich nebeneinander „positioniert“. Und man kann erkennen, dass Lufteinlässe in der Motorhaube, seitliche Kiemen oder auch eine riesige Frittentheke in dreifacher Ausführung selbst den GT R in Schatten stellen. Aber wie so oft, mehr geht wohl immer…^^





    Zum Fahrerlebnis




    Gefühlt sage ich das immer, wenn ich ein neues Highlight zum Fahren probiere, aber der GT R war mit das Beste, was ich jemals gefahren bin. Das Leistungsgewicht von 2,66 kg/PS macht das Auto zu einer brutalen Waffe. Im Vergleich dazu hatten meine bisherigen sportlicheren Mieten Werte von 3,5 kg/PS beim M4 G82, 3,54 kg/PS beim C63S Coupé und 4,0 kg/PS beim Taycan 4S. Da sind Welten dazwischen, also eigentlich nicht vergleichbar. Untenrum ist der GT R zwar noch etwas träge, aber sobald sich der Boost aufgebaut hat, gibt es ab ca. 3500 Umdrehungen kein Halten mehr. Bis 280 km/h marschiert er mit tosendem Gebrüll, als ob es nichts wäre. Eine Sache, die ich auch schon öfters gelesen hatte, fiel mir jedoch auch auf, nämlich das nervöse Heck. Bei jedem Kickdown, egal ob von 50 km/h auf der Landstraße oder 120 km/h auf der Autobahn, das Heck fing immer an leicht zu tänzeln. Es war zwar nichts Unkontrollierbares und sobald er sich gefangen hatte, ging es auch wieder in gerader Linie voran, aber bei der kompakten Karosserieform plus dem Spoiler hätte ich mehr aerodynamischen Grip erwartet. Vielleicht lag es ja auch an den SP Sport Maxx GT von Dunlop, wobei die eigentlich noch einen guten Eindruck machten.



    Besonders bemerkenswert war aber die gute Kurvenlage. Auch wenn die öffentlichen Straßen nicht unbedingt als Maß genommen werden können, fiel es direkt auf, dass ich bekannte Kurven mit einem deutlich höheren Tempo als gewohnt durchfahren konnte. Auch in engeren Kurven war das Einlenkverhalten, vor allem auch dank der Allradlenkung, sehr präzise.



    Kurz noch zum Verbrauch: Da mir die Zeit zu schade war, habe ich nur kurz probiert, den GT R benzinsparend zu bewegen. Dabei kam ich aber nicht unter 13 l/100km. Am Ende lag ich im Durchschnitt bei um die 19 Liter, wer mag es mir verübeln :D







    Der Rennwagen für die Straße hat es mir auf alle Fälle angetan und ich würde mich auf ein Wiedersehen mit ihm freuen, auch wenn jeder Kaltstart mich im Boden versinken lässt :109:



    Ansonsten Vielen Dank für’s Mitlesen, hoffe es hat euch gefallen!



    Euer JP3













    4 Mal editiert, zuletzt von JP3 ()

  • Ja das fand ich auch, hätte ihn auch gerne in seiner ursprünglichen Pracht gesehen, aber letztendlich ist das Fahren für mich der wichtigere Faktor


    die glänzende Haube ist tatsächlich eine Carbon-Haube, sieht man nur nicht auf den Fotos. Fand ich am Anfang auch nicht so pralle, aber mit Carbondach, Spoiler und Diffusor zieht sich‘s einmal durch die Mitte und damit konnte ich mich ganz gut arrangieren