Was ist denn das für eine Schleuder?! | Nio ET7 100kWh | Nio Hamburg

  • Wie alles Begann.

    Ihr fragt euch jetzt sicherlich so etwas wie "was ist das denn?!". Die Frage ist auch berechtigt, so wurde der Nio ET7 in 2022 ganze 80x in Deutschland neu zugelassen. Richtig. 80 Stück. Meine Vermutung darüber hinaus ist, dass von diesen 80 Stück mindestens 95% zu Probefahrtzwecken von Nio selbst zugelassen wurden. Sei es drum, ich habe auch noch nie einen in echt gesehen, obwohl ich die Marke schon einige Zeit aus Testberichten kenne. Der jüngste Spross, der ET5 Touring, hat mich dann wieder etwas neugieriger werden lassen und so habe ich mich mal etwas schlauer gemacht. Wie bei den "neuen" Marken üblich konnte man auf der Webseite eine Probefahrt anfragen. Hier habe ich mich dann aber für den ET7 entschieden, da es den ET5 Tourer nicht gab und ich dann gerne einmal die Speerspitze ausprobieren wollte. Durch ein wenig hin und her und meiner sympathischen Art ergab sich eine verlängerte Probefahrt über 72h. Ob und wie er mir gefallen hat (Spoiler: Ja!), das erfahrt ihr in den nächsten Zeilen.


    Disclaimer: Dieser Bericht wird gespickt sein mit Anspielungen an anderen Fahrzeuge. Ich bitte diese mit einem gewissen Portion Humor aufzunehmen.




    Fakten, Fakten, Fakten

    Hoe... - ähh - Toasti, Sie sind raus!



    Nio wurde bereits im Jahre 2014 als Start-up in Shanghai von William Li, dem Vorstandsvorsitzenden der chinesischen Autozeitschrift "BitAuto", und "Next EV", einem Motorsport-Team aus der Formel-E gegründet. Der Name "Nio" welcher in Chinesischen Schriftzeichen "Weilai" heißt, bedeutet "Der Himmel wird blau" und soll eine Anspielung auf die Smog-Situation in chin. Großstädten sein. Das erste Fahrzeug, der Supersportwagen EP9, wurde 2016 vorgestellt und hält auch jetzt noch die zweitschnellste Rundenzeit auf der Nordschleife. Seit Herbst 2022 ist Nio auch in Deutschland vertreten. Den Start macht dabei der ET7 als Oberklasse-Limousine. In Norwegen bietet Nio seit 2019 auch den ES6 (jetzt EL6) an. Dieser wurde für den deutschen Markt nun schon in der zweiten Generation vorgestellt.


    Aber kommen wir zum Star dieses Berichts:


    Der Nio ET7 wird immer von einem Permanentmagnet-Sychronmotor (180kW) an der Vorderachse und einem Induktionsmotor (300kW) an der Hinterachse angetrieben. Zusammen ergibt dies 480kW, also 653PS in alter Währung. Dazu gesellen sich 850Nm Drehmoment. Es gibt für den ET7 derzeit zwei Akkugrößen: 75 und 100kWh. Beide basieren auf Lithium-Ionen-Technik. Für die Zukunft soll noch ein Feststoffakku mit 150kWh Kapazität kommen.


    Was den Vertriebsweg angeht fährt Nio ein zweigleisiges Modell. Ursprünglich wurde der ET7 nur als Abo angeboten. Kurze Zeit später entschied man aber auch das Auto zum Kauf anzubieten. So startet der ET7 bei 69900€. Die Aufpreisliste ist dabei auch gar nicht lang. Man kann zwischen den Akkugrößen wählen (75kWh Miete 169€/Monat, Kauf 12000€ oder 100kWh Miete 289€/Monat, Kauf 21000€). Anschließend kann man aus 5 Farben (Sunrise Beige, Cloud White, Deep Black, Star Grey und dem hier gewählten Southern Star Blue), 2 Felgen (20" Fluenta und den hier verbauten 21" Vortex Carbonfaserfelgen) und 3 verschiedenen Innenräumen (Storm Grey, Sandbrunt und wie hier Edelweiss) gewählt werden. Ansonsten gibt es noch zwei Winterrad-Sätze und das wars. Wenn man Full-In geht liegt der Wagen bei ~95000€.


    Der Rest ist inklusive. Was das alles ist, darauf werde ich in den nächsten Zeilen genauer eingehen.


    Die äußeren Werte

    geht auch ohne Bananenform @ Mercedes




    5,10m misst der ET7 in der Länge. Das ist mal ein Maß. Und das steht dem Wagen. Im Seitenprofil fällt auf, dass der ET7 ganz ohne unkonventionelle oder aerodynamisch optimierte Designs (Ja, ich meine euch, EQS und Model S!) auskommt. Ja, die Überhänge vorn und hinten sind kurz, aber der Wagen wirkt wie eine klassische Limousine mit Anleihen eines Fließhecks. Für meinen Geschmack dürfte die Heckpartie noch ein wenig flacher kommen, das ist aber dem kurzen Überhang und dem wirklich beeindruckendem cW-Wert von 0,208 (vergleich: der EQS liegt bei 0,20, Tesla Model S bei 0,24) geschuldet. Apropos kurzer Überhang, ziemlich weit am Ende des Fahrzeugs, den Radstand von 3060mm begrenzend, sitzen die massiven 21"-Räder, hier mit Pirelli P-Zero bezogen.



    Kommen wir zur Front. Hier geht Nio designtechnisch einen ähnlichen Weg wie es BMW in seiner neuen Oberklasse macht. Tagfahrlicht und Hauptscheinwerfer sind getrennt. Nio nennt das "Double-Dash"-Tagfahrlicht. Hier ist auch der dynamische Blinker integriert. Sehr weit außen unterhalb des TFL sitzen dann die LED-Hauptscheinwerfer. Leider nicht adaptiv. Das ist auch einer meiner größten Kritikpunkte an dem Auto. Es ist in dieser Hinsicht aber ein Licht am Ende des Tunnels in Sicht. Im jüngst vorgestellten EL6 wird Nio auch ein Matrix-LED-Licht anbieten. Ich vermute (und hoffe), dass das nach und nach auch in den anderen Modellen Einzug halten wird.



    Ansonsten sieht man hier dann aber auch den aerodynamischen Ansatz, die ganze Front ist sehr "rundgelutscht". Ich finde das steht ihm, ich würde generell auch die Front als Schokoladenseite des Autos betiteln.


    Das Heck ist sehr weit hochgezogen, was ich designmäßig immer nicht so toll finde. Das Nio-Logo sitzt dadurch auch oben auf dem Heckdeckel und nicht, wie gängig, nach hinten hinaus sichtbar. Oberhalb der Heckklappe befindet sich eine wirklich klein geratene Heckscheibe, aber darauf komme ich später noch einmal zurück.

    Die Beleuchtung ist auch hier wieder ausschließlich in LED gehalten, Blinker dynamisch, Leuchtenband beim ver- und entriegeln animiert.



    Generell ist die Außenansicht des ET7 aber doch futuristisch, was meiner Meinung nach zum Großteil an dem sehr offensichtlich platzierten Kameras und Sensoren liegt. Und davon hat der ET7 eine Menge, 33 um genau zu sein. Das Paket besteht aus: 1 Lidar, 11 Kameras, 5 Radare, 12 Ultraschallsensoren. Nio gibt an, dass damit auch autonomes Fahren nach Level-3 möglich wird.



    Hineinspaziert!

    Funktioniert hier auch ohne gebrochene Finger @ Tesla




    Ok. Der Wink war nicht ganz fair, weil das Model S ebenfalls über komplett ausfahrende Türgriffe verfügt. Wenn wir aber die Brücke zwischen dem ET5 und dem Model 3 bauen - dann passt es! Je nach Einstellung entriegelt der ET7 bereits beim Annähern an das Fahrzeug. Dabei werden dann auch die bündig versenkten Türgriffe ausgefahren. Wer mag, kann hier auch dran ziehen, allerdings wurde mir seitens des Fellow (so nennt Nio seine Kundenbetreuer) das Feature "Soft-Open" beworben, welches die Tür schon öffnet wenn man die Hand nur in den Türgriff legt. Witzig gedacht, aber im Affekt ziehe ich trotzdem am Griff und die Tür ist schneller aufgezogen.

    Die Fenster sind hier übrigens rahmenlos ausgeführt, das braucht es meiner Meinung nach für eine Limousine nicht - aber hat dann doch irgendwas.



    Die Tür öffnet übrigens verdammt weit. Ich habe mich bei noch keinem Auto so weit aus der Tür lehnen müssen um die Tür ansatzweise aus der Sitzposition schließen zu können. Aber egal, Soft-Close gibts ja auch und während die Tür sanft ins Schloss gezogen wird, kann der erste Blick durch den Innenraum schweifen.



    Und hier fallen erst einmal zwei Dinge auf: Tacho und HUD. Positiv! Das 2-Speichen-Lenkrad ist nicht ganz mein Fall (sind diese Art von Lenkrädern leider nie, das sieht im ET5 aber schöner aus), liegt aber gut in der Hand, auch wenn es für mich nicht zweifarbig sein müsste. Links und Rechts gibt es jeweils 5 echte Knöpfe (Ja!). Links für die Fahrassistenzen, rechts für die Multimediasteuerung.



    Hinter dem Lenkrad befindet sich das 10,2" große Kombiinstrument. Das kann leider nicht viel, Geschwindgkeit, Reichweite, Akkustand, bisschen Bordcomputer/Multimedia und Fahrassistenz. Den rechten Bereich kann man ein wenig variieren, da gibt es 5 verschiedene Widgets.



    Weiter davor befindet sich dann das Head-Up Display. Das ist auf einem Level mit bspw. dem Audi HUD, reicht mir vollkommen aus.


    Auf der Mittelkonsole prangt dann das 12,8" große AMOLED-Display, auf dem die gesamte Infotainment-Bedienung statt findet. Wer sich die Bilder anguckt wird sich vielleicht denken "MOMENT, das sieht ja aus wie bei Tesla!". Und ja. Ja, das tut es. Laut dem Fellow haben an der Software auch Entwickler von Tesla mitgearbeitet. So im großen und ganzen finde ich das gar nicht mal verkehrt, weil Software ist genau das, was Tesla kann.

    Schmerzlich vermisse ich so leider auch eine CarPlay-Integration. Immerhin gibt's auch hier Spotify integriert, auch wenn es 500 Versuche gebraucht hat bis das endlich mal laufen wollte. Der Wechsel vom Radio zur Musik über Bluetooth ging anfangs oft gar nicht, weil er partout keine Musik spielen wollte. Leider vergessen kann man aber auch das Radio-hören. Keine Ahnung wieso, aber scheinbar ist die DAB-Antenne viel zu schwach ausgelegt. Habe auf Teilen meiner Hausstrecken alle paar Sekunden DAB-Aussetzer gehabt, sowas ist mir hier bei bisher noch keinem Auto vorgekommen.



    Den Rest des Innenraums hat Nio dann selber gemacht (Gott sei Dank). Das hier in Edelweiss gehaltene Kunstleder sieht auf gefühlt jedem Bild von mir anders aus, daher meine Bitte: Schaut am besten mal Bilder von Nio an, da passt es zu 100%. Richtig reinweiß ist es nicht, es geht einen Stich in Richtung Eierschale. Dazu die Kontraste in dunkelgrau - passt.


    Das Dekor sieht hier aus wie Holz, es fühlt sich auch fast so an. Aber: Es ist kein Holz. Nio nennt den Werkstoff "karuun", welches aus Rattan entsteht. Die Sitze und alles, was den Anschein eines Ledermaterials macht besteht hier dann aus Kunstleder. Der Innenhimmel ist mit Mikrofaser bezogen und fasst sich wirklich toll an. Weite Teile des Armaturenbrettes sind auch mit diesem Mikrofaser-Stoff bezogen.



    Apropos Armaturenbrett: Hier sitzt noch das Feature von Nio. NOMI. NOMI ist der KI-basierte Sprachassistent von Nio. Mittels "Hi NOMI" wird sie aktiviert und kann dann fast alle Funktionen des Autos steuern - sogar das Öffnen und Schließen der Fenster. Wenn Sie etwas mal nicht kann, sagt sie auch wie man es selber macht. Bspw. das Deaktivieren der Scheibenwischer-Automatik erfolgt über einen Knopf außen auf dem rechten Lenkstockhebel. Das hat sie mir gesagt und ich wusste sofort Bescheid.



    Während der Fahrt "tut" NOMI auch einiges. Beim ändern des Fahrmodus in Comfort fährt sie "auf Wolken", wenn Musik läuft grooved sie hier mit. Ich hab da mal einige Beispiel angehangen. Ansonsten ist sie entgegen meiner Erwartung sehr ruhig. Wenn man nicht aufmerksam ist (dies würde über Infrarot hinter dem Lenkrad ausgewertet), weist sie dich ein wenig zurecht. Sie begrüßt und verabschiedet dich und das Display ist sogar bewegbar gelagert und beim öffnen der vorderen Türen schaut sie auch in die Entsprechende Richtung (oder wenn man sie weckt schaut sie einen auch an).


    Ich finde das eine tolle Sache und würde es allein aus meinem Spieltrieb heraus mitbestellen (ist beim ET7 aber eh Serie).



    Die Mittelkonsole ist auch großzügig mit dem karuun-Dekor bezogen, dazu gibt es noch den Gangwähler, drei Schnellwahltasten (Fahrmodus, Warnblinker, Türverriegelung), eine Wireless-Schale fürs Handy (die bei meinem iPhone leider immer erst mal das Wallet aktiviert) und zwei Becherhalter. Dahinter noch ein in beide Richtungen zu öffnendes Staufach - und das wars. Achso, unterhalb der Mittelkonsole gibt es noch ein großes Ablagefach. Was er dafür nicht hat: Ein Handschuhfach.



    Ich habe noch ganz die Sitze vergessen... Die sind wirklich bequem. Es gibt Heizung, Belüftung und Massage (4 Modi, die reicht Tante Edit später nach). Hier ist der Modus "Cat Tap" mein Lieblingsmodus, es fühlt sich wirklich an als würde eine Katze über deinen Rücken laufen. :D

    Eine Beduftung in 3 Sorten ist natürlich auch mit an Bord.

    Eine Sache die mich nur stört: Ich brauche fürs bequeme Sitzen eine relativ steile Rückenlehne. Aber so steil wie ich es brauche lässt sich der Fahrersitz gar nicht einstellen. Auf der Beifahrerseite kein Problem, beim Fahrersitz meldet das Auto ein paar Grad vor meiner Wohlfühlposition "Limit erreicht".

    Generell ist die Sitzposition durch den im Boden verbauten Akku sehr "bussig", für mein Gefühl müsste ich mehrere Zentimeter tiefer im Auto sitzen.



    Die Einstellung der Sitze kann sowohl am Sitz als auch über das Infotainment vorgenommen werden. Lenkrad und Außenspiegel nach Tesla-Manier nur im Infotainment.



    Das Soundsystem finde ich ebenfalls Klasse, es steht keine Marke dran aber 23 Lautsprecher und 1000W mit Dolby Atmos reichen mir. Klingt gut, Toasti happy.


    Ganz vergessen haben wir bisher die Rückbank. Die verdient auf jeden Fall eine Erwähnung. Ich hab hinten in einem Auto noch nie so viel Platz gehabt (so müssen sich wohl A8L und S-Klasse lang anfühlen). Durch den nicht vorhandenen Kardantunnel ist es so verdammt luftig und der große Radstand trägt auch dazu bei.


    Die sehr ausladenden Kopfstützen der zweiten Sitzreihe sorgen in Kombination mit der kleinen Heckscheibe und dem hohen Heck dafür, dass man hinten heraus fast gar nichts sieht. Die Scheinwerfer eines Autos, das mit normalem Abstand hinter dir fährt sieht man nicht. Vielleicht gibt es hierfür einen digitalen Innenspiegel, das konnte ich bisher aber nicht herausfinden.


    Wie vorne gibt es auch hinten Sitzheizung, -belüftung und Massage.

    Um dies einzustellen gibt es hinten noch einmal ein kleines Display, gefühlt lässt es sich durch die Position und das dauerhafte Licht des Glasdaches nicht wirklich gut ablesen. Vielleicht müsste die Helligkeit da höher eingestellt werden.



    Glasdach ist ein Stichwort, das gibt es auch. Allerdings starr, ohne die Möglichkeit es abzudunkeln. Laut Nio filtert das Glas 99,9% der UV-Strahlen, aber abdunkeln würde ich es gernetrotzdem können.


    Wenn die Sonne untergegangen ist kommt dann die Ambientebeleuchtung ins Spiel. Ein Tesla hat keine, hier ist sie auf voller Helligkeit fast zu hell. Lässt sich quer durchs Farbraster frei Einstellen.


    Ohne Bild, dafür mit ein paar Worten gibt es noch was zum Kofferraum. Der ist kleiner als erwartet. Geschätzt irgendwo bei 300 Liter.


    Fahren

    Länge läuft, Masse schiebt.




    Im Sport+ Modus beschleunigt der ET7 in 3,8 Sekunden von 0 auf 100km/h. Für 2400kg Lebendgewicht echt gut. Ich bin mit der Beschleunigung im Comfort-Modus aber auch schon mehr als zufrieden.

    Der Sprint endet hier übrigens bei 200km/h. Aber beim Blick auf den Verbrauch möchte man die auch gar nicht fahren. Toasti - Hamburg ca. 100km über die Autobahn quittierte der ET7 mit ~30kWh/100km Verbrauch. Im Mix bin ich ihn mit 25kWh/100km gefahren. Fairerweise: Ich bin nun wahrlich kein Paradebeispiel, weil ich nun einmal nicht meine Wohlfühlgeschwindigkeit für einen geringeren Verbrauch aufgebe. Insofern muss auch ein Elektroauto bei mir 160 fahren können. :D


    (ich bin hochkant)


    Mit dem angekündigten 150kWh Akku sollten aber selbst so 450km Autobahn locker drin sein und das ist ein Wort. So sind es, wenn man den Akku ausreizt 300km, was aber auch noch in Ordnung ist.

    Laut Nio lädt der ET7 mit maximal 130kW. Ich habe ihn einmal an einer 150kW EWE Säule (max 70kW weil immer ein anderes Fahrzeug dran hing) für 35min (40kWh geladene Energie) und an eine EnBW 300kW Säule für knapp über 1 Stunde (knapp über 60kWh bis 100%) gehangen. Das Maximum was bei >40% möglich war waren in diesem Fall 118kW. Das geht auf jeden Fall besser.



    Key-Feature bei Nio sind zudem auch die Battery-Swap-Stations. Wenn man den Akku gemietet hat, kann man jede existierende Battery-Swap-Station anfahren und dort innerhalb weniger Minuten den leeren Akku gegen einen vollen tauschen lassen. Derzeit gibt es in Deutschland 3 solcher Stations (Zusmarshausen, Hilden, Dorsten) und insgesamt 19 Stations in Europa. Ich hätte das gerne auch mal getestet, aber nach Dorsten zu fahren wäre glaube ich etwas drüber gewesen.

    Clou hierbei: Die Power Swap Station beinhaltet 6 Akkus, die mit 40kW schonend auf 90% Kapazität geladen werden. Sollte mal ein Nio den Akku tauschen wollen, die Akkus sind aber noch nicht voll genug, wird ein Akku (oder mehrere) mit 80kW befeuert um einen möglichst hohen Ladestand zu ermöglichen.


    Den Komfort der Sitze unterstützt übrigens das hier verbaute Luftfahrwerk. Das ist auch schon ganz ordentlich, allerdings sehr bootig ausgelegt. Für Autobahn-Etappen sehr gut, bei Bremshügeln in Wohngebieten sorgt das leider für ein unangenehmes Nachwippen in alle Richtungen.


    Aber der Radstand sorgt für Komfort. Zumindest beim geradeaus-fahren. Schmerzlich vermissen tue ich hier eine Hinterachslenkung. Das Auto lässt sich auch so gut fahren, an ein oder zwei Ecken hätte ich mit Hinterachslenkung aber wohl nicht zurücksetzen müssen. Zweiter, recht großer Kritikpunkt meinerseits.


    Die Assistenzsysteme funktionieren soweit auch sehr gut, dank Lidar ist die Erkennung der Umwelt vorzüglich. Der Spurhalteassistent ist mir aber etwas zu nervös und ich hatte auch mehrere Phantombremsungen, weil das Auto dachte ein PKW vor mir würde ausscheren. Vor allem in Baustellen, wenn man jemanden überholen möchte etwas schwierig.


    Fazit

    Eine Entscheidung wert?


    Ich schreibe diesen Bericht nun schon bevor ich das Auto wieder abgebe. Ich muss aber sagen: Ich bin positiv überrascht. Mir waren die Autos von Nio auch vorher schon sehr symphatisch und mein Eindruck hat sich bestätigt.

    Ja. Das Auto hat seine Macken. Ja. Ich würde den ET7 vermutlich auch nicht für die heimische Einfahrt holen. Aber den ET5 als Kombi, wenn er dann auch LED-Matrix bekommt, könnte ich mir durchaus vorstellen.


    Aber ich finde insgesamt dass Nio einen super Start hingelegt hat und sich nicht vor anderen BEVs verstecken muss. Vielleicht finden die Autos ja irgendwann auch mal den Weg zu den Autovermietern.

    Und vor allem hoffe ich, dass ich ein paar von euch dieses doch (noch) exotische Auto ein wenig näher bringen konnte. Es war für mich auf jeden Fall eine tolle Erfahrung!


    Wie üblich folgen gleich noch die Bilder, die es nicht in den Bericht geschafft haben. Ansonsten bedanke ich mich bei euch fürs Lesen und wenn Fragen sind: Dann her damit!


    Und abschließend noch danke an HerrVorragend der auch Bock auf eine Probefahrt hatte und an Sundose für das spontane Sonnenuntergangs-Shooting am Samstag, wovon hier auch ein paar Bilder zu finden sind. :3



    Bilder

  • Ich hatte selbst den Nio ET7 14 Tage zum Test und kann deinen Eindruck nur bestätigen. Der ET7 macht sehr vieles richtig, Nio ist auf dem richtigen Weg und schafft es auch schnell auf Kundenbelange zu reagieren, wie sich an den neuen Modellen ET5, ET5 Touring und EL6 zeigt und zeigen wird.

    CarPlay und Android Auto wird es bei Nio nicht geben, dies wird auch so vom Hersteller klar kommuniziert. Das eigene Navi ist aber in meinen Augen gut nutzbar, es bräuchte aber eine Ladeplanung die mehr Variabilität zulässt.


    Das Thema Ladeperformance ist auch ein Knackpunkt, aber auch hier wird Nio eher nur bedingt handeln. Dies liegt auch im Heimatmarkt begründet, dass dort eben kaum Schnelllader über 100kW verfügbar sind. Hier setzt man schlicht auf das Thema Battery-Swap-Station und die Idee an und für sich finde ich auch gut und könnte sogar nachhaltig sein, da die Akkus dann länger nutzbar sind als beim normalen Akku im Auto, der durch starkes Schnellladen deutlich stärker degeneriert und somit früher zum Austausch muss, als wenn der Akku gewechselt und in der Swap-Station im optimalen Nutzungs- und Thermalfenster operieren kann.


    Beim Preis muss ich sagen, dass der auch passend ist für ein Fahrzeug mit diesen Specs und der Größe. Für mich sind aber ehrlich gesagt gerade der ET5 Touring und der EL6 DIE Modelle, mit denen Nio hier in Europa/DE wirklich punkten kann. Sie sind echt toll umgesetzt und sollten gerade die Schwächen bei Platzangebot & Komfort beheben können. Auch ein komplett neues Betriebssystem soll noch in diesem Jahr kommen. Auch sonst gab es allein dieses Jahr bereits 4-5 deutliche Updates für das Betriebssystem und die Assistenten. Das zeigt eben, dass Nio hier wirklich fink ist technische Änderungen umzusetzen. Auch zeigt sich, dass hier alle Updates wirklich sauber via OTA laufen. Wenn man sich überlegt wie lange VW hier etwa für Updates braucht und dass sie es selten wirklich OTA schaffen ist dies dann doch beeindruckend was Nio hier leistet.

  • cooler Bericht, vielen Dank dafür! Scheint ein sehr interessantes Kfz zu sein.
    Blöde Frage: wie habt ihr es geschafft, dass Ihr das Fahrzeug für mehrere Tage "probefahren" konntet? Es wäre für mich definitv ein Kandidat, auch der ET5, aber mit einem Tag auf Herz und Nieren testen wird schwierig.

  • Wenn die Altmedien, vor allem im Printbereich, auch nur im Ansatz so detailliert und objektiv schreiben würden, dann würden sie auch wieder mehr Leute kaufen.


    Spitzenbericht, Toasty. Mehr kann man dazu nicht sagen, absolutes Weltniveau <3


    Zum Auto: dieser Spielkram mit dem KI - Assistenten vorne ist ja genau mein Ding. Mal schauen ob ich das Teil auch mal in die Finger bekomme...

  • Danke für euer Lob, das geht runter wie Öl. <3


    Wenn die Altmedien, vor allem im Printbereich, auch nur im Ansatz so detailliert und objektiv schreiben würden, dann würden sie auch wieder mehr Leute kaufen.

    Fun Fact dazu: Ich habe gestern gerade einen Fahrzeugbericht aus des Motorsport-Netzwerk online zu dem Auto gelesen und war erschrocken wie ähnlich der von der Bildauswahl und dem Inhalt zu meinem Bericht ist. :D

  • Vielen Dank für den ehrlichen Bericht!
    Ich finde den Nio bildschön.

    Antrieb, Fahrwerk und Qualität klingen auch konkurrenzfähig zu den heimischen Herstellern.

    Für mich persönlich würde ein Fahrzeug einer chinesischen Firma aus politischen Gründen nicht in Betracht kommen. Man sieht aber auf jeden Fall, dass sich die deutsche Autoindustrie warm anziehen muss…

  • Blöde Frage: wie habt ihr es geschafft, dass Ihr das Fahrzeug für mehrere Tage "probefahren" konntet? Es wäre für mich definitv ein Kandidat, auch der ET5, aber mit einem Tag auf Herz und Nieren testen wird schwierig.

    Einfach mit Nio reden und deine Präferenz nennen, die sind da sehr kulant, beim Probefahrtevent in Hamburg haben die mir auch angeboten den Wagen für eine Woche zum Austesten mitzunehmen. Ist ja Werbung sowie potentielle Neukundengewinnung ein einem Land wo das Fahrzeug komplett unbekannt ist.


    Leicht OT aber bei Polestar geht das in den Spaces auch zumindest fürs Wochenende

  • die Möglichkeit den Akku zu tauschen hat man übrigens (ich meine aus rechtlichen Gründen) nur wenn man den Akku mietet, nicht aber kauft.
    Vermute (Achtung, meine Vermutung) so stellt man sicher, dass keiner seinen teuer gekauften und misshandelten Akku darüber entsorgt

  • Für mich persönlich würde ein Fahrzeug einer chinesischen Firma aus politischen Gründen nicht in Betracht kommen.

    Würde für dich aber ein Auto aus chinesischer Produktion eines deutschen oder europäischen Herstellers dann für dich ohne weiteres in Frage kommen? Denn da gibt es aktuell ja auch immer mehr und dies ohne, dass man es oftmals wirklich weiß.


    Vermute (Achtung, meine Vermutung) so stellt man sicher, dass keiner seinen teuer gekauften und misshandelten Akku darüber entsorgt

    Da vermutest du absolut richtig. Nio möchte hier die Kontrolle über die Akku-Gesundheit haben bei den Akkus.

    Einmal editiert, zuletzt von Uberto ()

  • Würde für dich aber ein Auto aus chinesischer Produktion eines deutschen oder europäischen Herstellers dann für dich ohne weiteres in Frage kommen? Denn da gibt es aktuell ja auch immer mehr und dies ohne, dass man es oftmals wirklich weiß.

    Ganz unabhängig von China kann sich die heutige globalisierte Wirtschaft und damit auch der Kunde nicht machen. Von daher wäre ein Fahrzeug mit bloßer Produktion in China für mich denkbar - genauso wie das iPhone von Foxconn.

    Für mich ist der entscheidende Unterschied, ob der Produzent einen kleinen Teil meines Kaufpreises bekommt oder den kompletten Gewinn einstreicht. Insbesondere bei den Summen eines Autokaufs.
    Die starke Förderung der heimischen Autoindustrie ist für mich ein Teil des chinesischen Systemkampfs gegen unsere Demokratien. Das möchte ich nicht unterstützen. Von den Datenschutzbedenken bzgl dieses netten Sprachassistenten auf dem Armaturenbrett fange ich mal gar nicht erst an...
    Möchte das jetzt aber auch nicht weiter ausbreiten. Dafür ist das Thema zu komplex und differenziert.
    Ist ja kein politisches Forum hier :)

  • Danke für euer Lob, das geht runter wie Öl. <3


    Fun Fact dazu: Ich habe gestern gerade einen Fahrzeugbericht aus des Motorsport-Netzwerk online zu dem Auto gelesen und war erschrocken wie ähnlich der von der Bildauswahl und dem Inhalt zu meinem Bericht ist. :D


    Ich hoffe du lässt das Plagiat mal prüfen und gehst ggfs. dagegen vor. :210: