Jaguar F-Type Coupé P450 – wilde Raubkatze oder zahmes Kätzchen?
Hard Facts:
- V8 mit 5000 ccm und 450 PS / 580 Nm
- 0 – 100km/h in 4,6 sek.
- 285 km/h Höchstgeschwindigkeit
- 4,47 m/1,92 m/1,31 m (L/B/H)
- 1.855 kg Leergewicht
Exterieur:
An der Front blickt der F-Type aus schmalen Voll-LED-Scheinwerfern in die Welt und ist breit und tief. Am ebenfalls breiten Heck gibt es schicke, schmale Rückleuchten und die vierflutige Auspuffanlage, welche wie Kanonenrohre aus dem Heck ragen.
Die Türgriffe versinken in der Tür und sind natürlich von einem Jaguar-Schriftzug geziert. Generell wird man an vielen Stellen über diverse Schriftzüge daran erinnert was man gerade fährt.
Der F-Type kommt dem Sportwagen-Ideal optisch schon sehr nah und hat meiner Meinung nach an der Front auch gewisse Ähnlichkeiten zu einem Aston Martin. Fast fühlt man sich wie in einem Bond-Car. Insgesamt einfach eine automobile Augenweide, besonders auch in all-black.
Mir gefällt´s!
Interieur + Ausstattung:
Der Innenraum wirkt zwar etwas altbacken, aber letztlich passt es auch wieder ins Gesamtbild. Der Jaguar ist dahingehend halt einfach kein SL63 AMG und will es auch nicht sein. Immerhin verfügt der Jaguar über ein volldigitales Cockpit und ein Infotainment-System mit Online-Anbindung. Wobei dieses Infotainment durchaus gerne etwas neuer sein dürfte. Die Darstellung z.B. des Navis ist nicht so up to date. Dank CarPlay aber auch nicht ganz so dramatisch.
Die verbauten Materialen und die Verarbeitungsqualität sind auf einem durchweg hohen Level und können damit zumindest teilweise den BLP von knapp über 120.000,00 € rechtfertigen.
Die Ausstattung ist grundsätzlich solide, aber manches kann nicht ganz überzeugen. Es gibt eine RFK, welche aber z.B. nachts nur noch ein sehr verpixeltes Bild anzeigt. Es gibt ein sog. „Meridian“-Soundsystem, welches aber meiner Meinung nach nur ein Stück über dem Durchschnitt liegt. Und auch an einem adaptiven Tempomat fehlt es leider. Dafür gibt es immerhin gemütliche Sitze mit Sitzheizung und Sitzbelüftung.
Interieur und Ausstattung können also nicht vollständig überzeugen, aber ehrlicherweise liegen die Qualitäten des F-Type eher beim nächsten Punkt. Dem Fahren bzw. dem Motor.
Fahreindruck:
Um direkt standesgemäß zu starten (und um den Silent-Start zu umgehen) sollte man folgendes beachten: Erst die Zündung einschalten, dann das Knöpfchen der Abgasanlage drücken oder in den Dynamic-Modus schalten und zum Schluss den Startknopf drücken. Denn so kann der Jaguar mit einem schönen V8-Brüllen starten. Was er dann so klanglich liefert ist nicht schlecht, aber natürlich kein Vergleich zum Vorgänger. Aber auch das ist okay.
Tip: Wer es aus dem Auspuff knallen lassen möchte: besonders im 2. und 3. Gang, wenn man Gas gibt und dann zwischen 3500 bis 4000 Umdrehungen vom Gas geht knallt es besonders häufig. Aber alles sehr eigenwillig im Vergleich zu einem AMG. Und Vollgas im 2./3. Gang in Tunneln macht sehr viel Spaß!
Beim Fahren ist der F-Type dank des adaptiven Fahrwerks bereits im Comfort-Modus straff genug bzw. teilweise sogar zu straff, aber damit sehr gut geeignet für sportliche Landstraßen. Die noch strengere Härte des Dynamic-Modes braucht es abseits der Rennstrecke eigentlich gar nicht.
Diese Härte wird dann auf der Langstrecke zu meinem einzigen großen Kritikpunkt. Mit den beengten Platzverhältnissen und der Härte des Fahrwerks ist ein entspanntes Fahren nicht wirklich möglich. Da war bisher eigentlich jedes sportliche Fahrzeug angenehmer. Einzig die Sitze sind da ein Lichtblick.
Am meisten Spaß macht der F-Type auf der Landstraße im Dynamic-Modus mit manueller Schaltung. Wichtig für mich: Individual-Dynamic-Mode und das Fahrwerk auf Standard stellen, der Rest bleibt scharf.
Der V8 spricht super schnell und aggressiv an, bis ca. 3500 Umdrehungen mit präsentem, aber noch natürlichem Klang. Über 3500 Umdrehungen wird es dann wirklich schön und er brüllt und faucht so gut er kann. Zwar fehlt ihm das Maschinengewehr-artige Hämmern des Vorgängers, aber er ist trotzdem eines der lautesten Autos was man so fahren kann. Und das ganze recht natürlich und ohne das prollige Knallen eines AMGs. Insgesamt wirkt der Sound stimmig und weniger auf Krawall gebürstet.
Der F-Type lässt sich trotz des hohen Gewichts von über 1800 Kilo stabil und präzise um Kurven schmeißen. Erst in sehr engen Kurven merkt man ihm dann sein Gewicht an. Die Lenkung arbeitet ebenfalls sehr genau und gibt dem Fahrer eine klare Rückmeldung was das Auto macht.
So oder so ist der F-Type eine tolle Fahrmaschine, wenn ich auch z.B. den SL63 im Vergleich als souveräner bezeichnen würde. Was man aber sicher auch erwarten kann.
Macht auf jeden Fall viel Spaß!
Verbrauch:
Auf den am Wochenende gefahren ca. 1247 km hat sich der Jaguar im Schnitt errechnet 11,6l/100km genommen. (BC: 10,7)
Gefahren wurde zu ca. 80% BAB, 15% Landstraße und 5% Stadt.
Die Fahrweise war gemischt. Auf der BAB eher entspannt und auf der Landstraße eher sportlich.
Referenzstrecke Bad Homburg – Erfurt ergab 7,5l:
Tagestour (HG – EF – C –Erzgebirge – EF – FD – HG) ergab 9,7:
Kleine Taunus-Fototour in sportlicher Fahrweise ergab 15,1l:
Kurze Fahrt in Hypermiling-Manier vor der Rückgabe ergab 6,2l:
Zum Vergleich: Bei Abholung lag der Langzeitverbrauch bei 12,3l/100km.
Für einen V8 mit 5 Liter Hubraum und 450 PS bin ich mit dem Verbrauch wirklich zufrieden. Ich hätte tatsächlich auch mit etwas mehr gerechnet.
Top!
Fazit:
Der Jaguar F-Type ist sicherlich nicht der perfekte und beste Sportwagen. Aber dafür hat er viel Einzigartigkeit und Charakter und liefert emotionalem Sound.
Und letztlich ist es auch einfach ein Privileg mal ein solches Fahrzeug zu fahren. Jaguar hat als Marke ein starkes Standing und der F-Type ist Kult. Einfach schön!
Und um die Frage aus dem Titel zu beantworten: Der F-Type ist eindeutig eine wilde Raubkatze!