Alamo Tiflis Georgien im Dezember 23 - Kurzer Reisebericht

  • Ende November hatte ich mich spontan für eine 6-Tägige Reise nach Georgien entschieden. Einerseits fehlten mir noch ein paar Statusmeilen für den Frequent Traveller bei Miles & More, andererseits hatte ich noch ein paar Tage über, die ich sinnvoll nutzen wollte. Georgien stand schon länger auf meiner To-Do-Liste und so buchte ich einen Flug nach Tiflis und einen Mietwagen bei Alamo am Flughafen (TBS).


    Gebucht habe ich über das CB-Portal, Oberklasse SUV für 217,36€ für 6 volle Tage. SB lag bei ca. 460€


    Der Flughafen in Tiflis ist recht überschaubar und man läuft vom Gate direkt zu Passkontrolle und direkt dahinter zur Gepäckausgabe. Am Ausgang sind zur linken Seite direkt die Schalter aller bekannten Mietwagenanbieter sowie SIM-Karten Verkäufer. Eine eSIM organisierte ich mir bereits vorab beim größten lokalen Anbieter. Unbegrenztes 4G für ca. 6€ für 7 Tage war ein fairer Deal. Die meisten Flüge nach Tiflis gehen ab Deutschland und anderen europäischen Ländern eher spät Abends los und kommen am frühen Morgen zwischen 4-7 Uhr morgens an. Der Alamo Schalter sowie alle anderen waren nicht besetzt, allerdings konnte man den Mitarbeiter mit einer Whatsapp-Nachricht über seine Ankunft informieren und ich wurde nach 5 Minuten dann auch bedient. Da ich wegen starken Schneefalls umgebucht wurde und eine Stunde später landete, informierte ich die Station per E-Mail vorab noch in der Nacht darüber. Der Mitarbeiter war glaub ich sichtlich erfreut, dass ich Ihn nicht habe warten lassen.




    Der Mitarbeiter war freundlich doch schon beim Kartenroulette die erste Überraschung: Meine AMEX wollte er nicht akzeptieren. Begründung: Das Kartenlesegerät akzeptiere keine AMEX und das obwohl bei der Buchung auch die AMEX als mögliches Zahlungsmittel angegeben wurde. Ich witterte schon, dass man mich hier über das Ohr hauen möchte, aber der Mitarbeiter versuchte dann auf meine Bitte zunächst den Mietbetrag mit der AMEX zu belasten, woraufhin das Kartenlesegerät abwimmelte. Das Gleiche tat er für die Kaution, mit dem gleichen Ergebnis. Da ich lediglich über diese Karte mit Mietwagenvollkasko verfügte, blieb mir nichts anderes übrig als auf meine Advanzia Master Card zurückzugreifen und das Risiko der 460€ SB im Schadensfall in Kauf zu nehmen. In meinen 20 Jahren Erfahrung mit Mietwagen musste ich nicht ein Mal für einen Schaden zahlen, also weiter geht's. Eine Auswahl an Fahrzeugen bot sich mir auf nachfragen nicht, aber mit einem Toyota RAV4 war ich durchaus zufrieden. Die Begutachtung des Fahrzeuges mit dem Mitarbeiter erfolgte auf dem nahegelegenen Parkplatz wo auch andere Vermieter Ihre Fahrzeuge parkten.




    Ich filmte und fotografierte akribisch alle Schäden und der Mitarbeiter übernahm alles auch in das Protokoll, nachdem er mir den Schlüssel überreichte verabschiedete er sich und ich machte es mir erstmal gemütlich. Der RAV4 hatte eine recht gute Basisausstattung: Automatik, Benziner (non-Hybrid), Sitzheizung, Tempomat, LED Scheinwerfer, Android Auto (über Kabel), zuschaltbares Allrad, QI-Ladepad. Der Verbrauch lag im Schnitt bei um die 8 Liter bei einem Kraftstoffpreis von ca. 0,99€ pro Liter.


    Zunächst steuerte ich die Altstadt von Tiflis an, wo ich die Nacht in einem kleinen privaten Bed + Breakfast verbrachte. Parken ist überwiegend kostenfrei. In belebten Straßen mit vielen Geschäften und Menschen herrscht Parkscheinpflicht. Generell ist es einfach einen kostenfreien Parkplatz zu bekommen, welchen auch die meisten Unterkünfte anbieten. Die Straßen in Tiflis sind im relativ guten Zustand, jedoch sollte man sich vor Schlaglöchern, kaputtem Kopfsteinpflaster, fehlender Markierung und vor allem den anderen Verkehrsteilnehmern unbedingt in Acht nehmen. :106:



    Die Stadt hat einiges zu bieten und ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Als Feinschmecker habe ich mir nahezu alle lokalen Köstlichkeiten einverleibt, darunter auch sehr sehr sehr guten georgischen Wein, natürlich immer nur dann, wenn ich nicht gefahren bin. 8o Da ich fast planlos nach Georgien gekommen bin, habe ich meine Tage wirklich spontan gestaltet. Ich habe am nächsten Morgen Tiflis gen Westen verlassen. Zuerst an den Tsalka See. Gesehen habe ich bis dahin absolut nichts. 2 Stunden lang fuhr ich bei Sichtweiten unter 100m durch eine Nebelsuppe, wo ich mir die erste Attraktion anschaute. Die Diamond Bridge, eine Glasbodenbrücke mit einem in der Mitte eingebauten begehbaren Glaskasten. Für ca. 20€ etwas teuer, aber war den Besuch wert. Zumal ich mich hier noch etwas für die Weiterfahrt stärken konnte.



    Weiter ging es über den Parawani Pass und am Parawani See vorbei, eine Hochebene mit endlosen Weiten, wenig Menschen, wenig Verkehr.


    Mein Tagesziel setzte ich mir ca. 2h vor Einbruch der Dunkelheit. Die Straßen- und Wetterverhältnisse zehren an der Konzentration, wobei mir auch klar wurde, dass eine Fahrt bei Dunkelheit erst Recht nicht entspannend werden sollte. Bei Booking buchte ich mir etwas und das Ziel war gesetzt.



    Die Nacht verbrachte ich in der Nähe von Wardsia. Wardsia ist eine Höhlenstadt westlich der Stadt Achalkalaki, die man unbedingt gesehen haben muss. Auf dem Weg dahin bieten sich schöne Felslandschaften, wobei diese nicht ganz ungefährlich sind. Häufig wurde ich in Georgien mit vielen Steinen auf der Fahrbahn und der Gefahr Schaden zu nehmen auf den Straßen konfrontiert.




    Unterwegs nutzte ich den RAV4 mal richtig und fuhr auf Nebenstraßen um einen Blick aus höheren Lagen zu erhaschen, dabei schlug sich das Allrad auf Matsch und steinigem Boden ganz gut. Dennoch waren die Ausblicke nicht allzu spektakulär und futterte die Zeit auf die ich mir fürs Weiterkommen eigentlich eingeplant hatte etwas auf. Unterwegs hielt ich in einem privaten Schwefelbad mit einer privaten russischen Banja an, die in der Region häufiger vorkommen. Für ein paar Euro hatte ich Pool und Sauna eine Stunde lang für mich alleine und konnte mich schön entspannen vor der Weiterfahrt. Die Leute sprechen manchmal Englisch, auch Deutsch, aber auch mit meinem Wortschatz aus 10 Wörtern Russisch kam ich dann doch weiter als gedacht. Zur Not half der Google Übersetzer. Als Tagesziel setzte ich mir Bordschomi. Ein Kurort, auch sehr beliebt bei Touristen, besonders den Russen. Außer einem Kurpark wo man warmes Mineralwasser aus einem Brunnen trinken kann und vielen Ständen mit allerlei nutzlosem Kram war hier nicht viel zu tun. Eine Seilbahn die auf einen nahegelegenen Berg fuhr bot sich an, aber war auf Grund schlechter Bewertungen und der Aussicht auf keine Aussicht dann auch keine Option. Hier gönnte ich mir aber eine Nacht im Golden Tulip Hotel Bordjomi, was mit 70€ pro Nacht für europäische Verhältnisse ein guter Preis war. Für das was ich sonst pro Nacht bezahlt habe, war es dann doch sehr teuer. Das Hotelgebäude bot aber architektonisch und historisch einen gewissen Mehrwert, weswegen ich hier eine Nacht blieb. Besonders gut war das Spa-Angebot (Whirlpool, 90-Grad Sauna, Dampfbad) exklusiv alleine für 90 Minuten nutzen zu dürfen. Nur blöd, dass man sich nirgends hinlegen oder hinsetzen konnte, denn Stühle suchte man im Spa vergebens.



    Am 3. Tag fuhr ich in das Kuratal nach Khashuri. Dort gab es an sich nichts besonderes, dennoch war dies eine zentral liegende Stadt und Anziehungspunkt für alle umliegenden Dörfer und Gemeinden, um Einkäufe zu erledigen. Ich parkte den RAV4 in einer Seitenstraße und lief auf den dortigen Markt wo es allerlei Sachen gab. Billige und gefälschte Klamotten, Obst und Gemüse, Elektronik, Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf, einfach alles was die Menschen brauchen. Ganz besonders: Es gab weit und breit keine Touristen und ich kam mit einigen Leuten die gebrochen Englisch sprachen ins Gespräch. Die Neugier woher ich sei wurde mit einem :thumbup: bestätigt. Man sollte wissen, dass trotz der Nähe zu Russland die Georgier als auch die Regierung größtenteils pro Europäisch sind. Die Regierung versucht europäische Standards durchzusetzen und dies wird einem mit der Zeit die man durch das Land reist bewusst. Europäische Flaggen hängen an öffentlichen Gebäuden. Vom Markt nehme ich mir zwei Kilo Mandarinen für einen Euro mit als Proviant. Generell hatte ich an Board immer Wasser, Energy-Drinks, Wein, süße und salzige Snacks, man weiß ja nie was noch kommt.



    Das Tagesziel war noch nicht gesetzt und es fiel mir schwer eine Entscheidung zu treffen. So fuhr ich zunächst von der Hauptstraße ab, um mir eine ausgeschilderte Sehenswürdigkeit anzuschauen, die ich am Ende dann doch nicht anfuhr. In einem Dorf erregten zwei voll bepackte Fahrräder mit europäisch aussehenden jungen Männern meine Aufmerksamkeit, also hielt ich an. Es waren zwei Deutsche um die Jahre alt, im dritten Monat Ihrer Reise auf Fahrrädern. Einheimische die sich für einen Plausch an der zentralen Bushaltestelle trafen luden die zwei und dann auch mich auf einen Einwegbecher Wein ein. Google Übersetzer half jedes Dritte Wort der betrunken zu verstehen und wir reimten uns ein bisschen was zusammen, was man uns sagen wollte. Da wir alle noch irgendwo hin heute wollten, verabschiedeten wir uns alle schnell und herzlich mit Umarmung und fuhren unsere Wege.



    Mein Ziel war gesetzt: Es sollte Stepanzminda werden. Ein Ort in den Bergen, nichtsahnend, dass ich dort nie ankommen würde fuhr ich also zunächst auf die nahegelegene und wahrscheinlich einzige Autobahn in Georgien in Richtung Tiflis. 30km vorher bog ich von der E60 welche die Schwarzmeerküste mit Tiflis verbindet auf die E117 nach Norden ab. Die Berge nahmen zu und irgendwann ging es richtig bergauf. In Gudauri, einem Ort 30km vor Stepanzminda stellte ich fest, dass die Weiterfahrt auf Grund starkem Schneefalls und Behinderung durch LKWs nicht möglich war. Da es bereits dunkel und ich auch von der Fahrt erschöpft war, buchte ich mich in ein nahegelegenes kleines Hotel ein. Als einziger Gast wurde ich persönlich vom Hotelbesitzer begrüßt und mit Wein, Essen und einer netten Unterhaltung durch den Abend versorgt. Gastfreundschaft wird in Georgien groß geschrieben. Gudauri liegt auf ca. 2200m Höhe und hier lagen direkt 30cm Schnee. Im Ort selbst kann man Ski und Snowboard fahren aber auch ein Schneemobil mieten oder eine Tour machen. Das Wetter bot keine idealen Voraussetzungen, da es schneite und ich auch kaum Zeit hatte. Die Nebenstraßen waren stark verschneit, was aber für den RAV4 kein Problem war. Ich wollte dennoch und auch auf Empfehlung vom Gastgeber Stepanzminda sehen und so fuhr ich los, aber blieb erneut an einer Straßensperre auf halbem Wege stehen, auf 2400m Höhe ging erstmal nichts, alles weiß.



    Ich kehrte um und wollte auch noch so viel sehen, war aber dann doch etwas müde. Ich entschied mich zunächst wieder für die letzten zwei Nächte nach Tiflis zurück zu fahren. Es ging hinab ins Tal, unterhalb der Schneefallgrenze, mit unzähligen Überholvorgängen vorbei an russischen LKWs die den Weg über den Berg schafften. In Gegenrichtung standen hingegen auf vielen Kilometern mehr als 500 LKWs, welche vor dem Aufstieg bereits von den Behörden gestoppt wurden um ein Chaos und schlimmeres zu verhindern. Generell waren auch im Tal die Wetteraussichten alles andere als prickelnd. Unterwegs hielt ich bei einem kleinen Winzer auf eine kleine Weinprobe an und kostete einen roten und weißen, begleitet von Käse, Wurst, Rosinen und Nüssen. Als Mitbringsel konnte ich mir es dann natürlich nicht nehmen lassen, welchen zu kaufen.



    In Tiflis buchte ich mich in ein kleines neues und modernes Familienhotel im Bereich Avlabari ein, welches ebenfalls zentral zur Altstadt und den Sehenswürdigkeiten lag. Parken war hier wiederum auch kein Problem. Das schlechte Regenwetter nutzte ich an meinem letzten Tag dazu aus in einem Einkaufszentrum, auf mehreren Märkten, darunter auch Flohmärkte und in einen Supermarkt zu fahren und mich mit ein paar leckeren Mitbringsel einzudecken und etwas zu flanieren. Der RAV4 hatte auch im Stadtverkehr sich gut behauptet und einen Parkplatz habe ich bei der Größe auch immer gefunden. Auf Empfehlung der Autovermietung habe ich den Wagen an einem SB-Waschplatz nochmals grob gereinigt, um böse Überraschungen nach der Rückgabe auszuschließen.



    Mein Rückflug sollte um 5:30 Uhr vom Flughafen Tiflis zurück gehen und so plante ich den Wagen um 03:30 Uhr zurück zu geben. Dies teilte ich der Station per E-Mail und Whatsapp nochmals mit. Am Flughafen verpasste ich den Parkplatz und musste eine Ehrenrunde bis zur Ausfahrt drehen um später bei der Einfahrt wieder wenden zu können. Hier wendete ich an einer Stelle, an welcher ein Verbotsschild dies eigentlich hätte verhindern sollen, was auch ein kleines Bußgeld zur Folge hatte. Aber nein, ich wurde nicht angehalten und direkt zur Kasse gebeten, sondern eine extra dort platzierte Verkehrsüberwachungskamera zeichnete meine rechtswidrige Handlung auf. Ganze 12€ mit Bearbeitungsgebühr von Alamo kostete mich meine Handlung, was von der Kaution einbehalten wurde. Überhaupt muss man in Georgien doch etwas vorsichtiger unterwegs sein. In fast jedem Ort, ja auch in Dörfern und Innenstädten muss man mit fest installierten Geschwindigkeitskontrollen auch Section Control (Erfassung der Durchschnittsgeschwindigkeit in einem Abschnitt) rechnen. Meinen Verstoß konnte ich in einer Onlinedatenbank der georgischen Polizeibehörde aufrufen und mir auch das Beweisfoto anschauen. Witzig dabei ist, dass alle Verkehrsverstöße die das Fahrzeug hatte, dort abrufbar sind. Datenschutz interessiert keinen. Das Fahrzeug wurde in der Vergangenheit abgeschleppt, hatte keinen Parkschein und war mehrfach zu schnell unterwegs. Die Strafen sind überschaubar und bezahlbar, Geschwindkeits- und Parkverstöße beginnen ab 17€ aufwärts, höher als 60€ war keine Strafe. Generell war kaum Polizei auf den Straßen zu sehen.


    Die Rückgabe erfolgte ohne Beanstandungen und es war der gleiche Mitarbeiter wie bei der Anmietung. Er erwartete mich bereits auf dem Parkplatz und nahm mir gleich das Fahrzeug samt Rückgabeprotokoll ab, so geht Service. Gerne würde ich Georgien in naher Zukunft wieder bereisen und dann vielleicht mit einem russischen Campervan. :)