Diskussionsthema "Carsharing" | Ausgabe Februar 2010

  • Das Thema Carsharing beschäftigt die Autovermieter mehr als jemals zuvor.
    Sixti Car Club, DB Carsharing, Connect by Hertz oder Car2go sind nur vier der zahlreichen Projekte, die seit längerer Zeit Fahrzeuge zum "sharen" anbieten.


    Doch zunächst die grundsätzliche Frage: Was eigentlich ist Carsharing?
    Der Begriff Carsharing setzt sich aus "Car" für "Auto" und "to share" für "teilen" zusammen und beschrieb im ursprünglichen Sinne einmal eine Fahrgemeinschaft.


    Heute versteht man unter Carsharing, dass sich verschiedene Personen ein Fahrzeug teilen um Kosten zu sparen.
    Viele nutzen Carsharing, da sie selber kein eigenes Auto besitzen oder, zum Beispiel aus Kostengründen, kein eigenes Auto besitzen wollen.


    Sie wenden kein Geld für die Anschaffung eines Fahrzeugs auf, sondern nutzen stunden- oder tageweise die vorhandene Fahrzeuge der Carsharing-Anbieter.
    Die Kosten für Anschaffung, Unterhalt wie Versicherung, etc. trägt der Anbieter, bzw. legt diese fair auf den Stunden- und Kilometerpreis um.
    Durch die Gruppennutzung der einzelnen Fahrzeuge wird das System so für alle attraktiv. Mobil mit einem Fahrzeug trotz geringer Kosten.


    Carsharer werden in der Regel Mitglied bei einem Carsharing-Anbieter und können gegen eine Jahresgebühr, sowie einen Stunden- und Kilometerpreis für das jeweilige Fahrzeug, auf Fahrzeuge zugreifen. Die Fahrzeuge und auch die generelle Abwicklung ist hierbei von Anbieter zu Anbieter recht unterschiedlich. Bieten Sixti Car Club, DB Carsharing und Connect by Hertz zur Zeit nur ein System an, wo das Fahrzeug immer am Abholort abgegeben werden muss, so bietet car2go als einziger Anbieter das eigentlich praktikablere System. Bei car2go kann das Fahrzeug an Punkt A angemietet und an Punkt B zurückgegeben werden.


    Das bedeutet für den Nutzer ein hohes Maß an Flexibilität und ermöglicht die Nutzung als Erweiterung zum Öffentlichen Nahverkehr oder ähnlichem. Um ein solches System allerdings tragbar und effizient zu gestalten, benötigt ein Carsharing-Anbieter in einer Großstadt einige tausend aktive Nutzer. Das wiederum erfordert eine enorme Investition in eine umfangreiche Flotte, die zum "sharen" bereitsteht, um jedem Nutzer jederzeit und fast überall ein geeignetes Fahrzeug anbieten zu können.


    Eine Investition, die viele Anbieter aktuell noch scheuen, denn das Thema Carsharing ist in Deutschland zwar nicht mehr neu, wird aber nur selten praktiziert.
    Als Vorzeigeland für Carsharing gelten die USA, wo mittlerweile knapp 150.000 Menschen aktiv Carsharing nutzen.


    Das Projekt car2go ist ein Großversuch der Daimler AG, die für diesen Zweck 200 Smarts in der baden-württembergischen Stadt Ulm zum Carsharing anbietet.
    Durch eine Umkreissuche per Smartphone oder Internet können freie Fahrzeuge in der Umgebung lokalisiert und direkt gebucht werden.


    Nach eigenen Angaben bietet das Ulmer Projekt durch die große Menge an Fahrzeugen und Anzahl von Nutzern eine alltagstaugliche Verfügbarkeit:
    Im Umkreis von maximal 15 Gehminuten soll immer ein freies Fahrzeug zu finden sein.


    Wer nicht in Ulm, dafür aber in Berlin wohnt, hat noch mehr Möglichkeiten. In Berlin gibt es zwar keine Fahrzeuge von car2go, dafür sind Sixti Car Club, DB Carsharing und Connect by Hertz in der Bundeshauptstadt umso aktiver.


    Das Prinzip ist jedoch, wie schon angesprochen, ein etwas anderes. Das Fahrzeug des jeweiligen Anbieters steht auf einem speziellen Parkplatz zum "sharen" bereit.
    Der Nutzer kann das Fahrzeug in der Regel per Chip, etc. öffnen und nutzen, muss das Fahrzeug nach Nutzung allerdings wieder zum Ausgangspunkt zurückbringen. Einwegmieten von A nach B sind somit nicht möglich.


    Das System ist nicht ganz so praktikabel wie das von car2go, stellt aber dennoch ein durchaus attraktives Angebot dar.
    Denn bei den Anbietern aus Berlin gibt es als wesentlichen Vorteil eine größere Fahrzeugauswahl.


    Connect by Hertz bietet beispielsweise in der kleinste Fahrzeugklasse "Compact" den Nissa Pixo. Darüber hinaus stehen noch Ford Focus für den Großeinkauf und der Mini Cooper für die Lifestyle-Liebhaber zur Verfügung. Den Mini Cooper bietet ebenso der Sixti Car Club an.
    Der Car Club ist allerdings durch eine umfangreichere Auswahl an Fahrzeugen noch attraktiver als die beiden anderen Anbieter.
    Denn neben dem herkömmlichen Mini gibt es beim Sixti Car Club auch das Mini Cabrio für die Sonnentage.
    Wer es klein und günstig mag, findet mit dem Smart das richtige Carsharing-Fahrzeug.
    Für den Ausflug und Großeinkauf stehen beim Sixti Car Club außerdem noch BMW 1er und Mercedes B-Klassen zur Verfügung.


    Wem das nicht reicht, kann über ein spezielles Auswahlverfahren an der Erprobung von Minis mit Elektroantrieb teilnehmen und diese dann ebenfalls als Carsharing-Fahrzeuge nutzen.


    Den Mini-E bietet auch das Carsharing-Programm der Deutschen Bahn an. Dazu gesellen sich in der Klasse "0" beispielsweise noch Alfa MiTo oder Fiat 500. Gegenüber Connect by Hertz und dem Sixti Car Club bietet DB Carsharing auch den Bereich "Mittelklasse" und "Oberklasse" an. Hierbei greift DB Carsharing dann allerdings auf herkömmliche Mietfahrzeuge von Hertz zurück.


    Das Angebot der verschiedenen Anbieter scheint vielfältig wie verwirrend.
    Vergleichen wir also in Berlin einmal die drei großen Anbieter Sixti Car Club, Connect by Hertz und DB Carsharing.


    Schon bei der Anmeldegebühr gibt es deutliche Unterschiede. Verlangt der Sixti Car Club nur 59 € einmalige Anmeldegebühr, möchten die Betreiber von Connect by Hertz schon 75 € sehen. Am teuersten ist die Anmeldung bei der Deutschen Bahn. 99 € müssen Kunden ohne eine Bahncard berappen, ein stolzer Preis. Lediglich Bahncard-Inhaber kommen etwas günstiger davon. Diese brauchen nur einmalig 69 € bezahlen und erhalten gleichzeitig noch 25 € Fahrguthaben. Die Anmeldegebühr reduziert sich somit umgerechnet auf 44 € einmalig.


    Kommen wir zu den Kosten, die bei der Nutzung eines Carsharing-Fahrzeugs anfallen.
    Berechnet wird klassischerweise nach Stunden und zurückgelegtem Weg.


    Wir mieten jeweils einen Mini Cooper bei Connect by Hertz sowie dem Sixti Car Club und legen in einem Zeitraum von 4 Stunden die identische Strecke von 60 Kilometern zurück. Das Mini-Angebot bei Connect bei Hertz verspricht ein Navigationssystem und "lässige weiße Streifen auf der Motorhaube".
    Der Preis dafür: 6 € pro Stunde. Ein optimistischer Preis, aber wenigstens sind die ersten 20 Kilometer frei.


    Connect by Hertz:
    6 € p. Stunde x 4 Stunden Mietdauer = 24 € Zeitraumpreis
    60-20km = 40 km x 0,17 € = 6,80 € Gesamtkilometerpreis
    Kosten für Anmietung: 30,80 €


    Sixti Car Club:
    3 € p. Stunde x 4 Stunden Mietdauer = 12 € Zeitraumpreis
    60 km x 0,15 € = 9 € Gesamtkilometerpreis
    Kosten für Anmietung 21 €


    Connect by Hertz bietet den Mini Cooper gegenüber dem Sixti Car Club zwar mit Navigationssystem an, allerdings kann auch das den recht hohen Preisunterschied nicht rechtfertigen.


    Wir wagen einen weiteren Test, diesmal zwischen dem Sixti Car Club und DB Carsharing.
    Das neue Testfahrzeug: Der Smart fortwo.


    Bei der Fahrzeugübersicht des DB Carsharing die erste Verwunderung.
    Zusammengestelle Fahrzeuge in der Gruppe "Miniklasse" sind: Smart, Ford Fusion, Opel Corsa, Ford Fiesta. Nicht ganz nachvollziehbar, aber für unseren Test auch nicht weiter hinderlich.


    DB Carsharing:
    4,90 € p. Stunde x 4 Stunden Mietdauer = 19,60 € Zeitraumpreis
    60 km x 0,16 € = 9,60 € Gesamtkilometerpreis
    Kosten für Anmietung: 29,20 €



    Sixti Car Club:
    1,50 € p. Stunde x 4 Stunden Mietdauer = 6 € Zeitraumpreis
    60 km x 0,20 € = 12 € Gesamtkilometerpreis
    Kosten für Anmietung: 18 €


    Auch im zweiten Test sticht der Sixti Car Club als günstigster Anbieter heraus. Der Kilometerpreis des DB Carsharing ist zwar auf den ersten Blick attraktiv, relativiert sich aber durch den vergleichsweise hohen Stundenpreis recht schnell. Eines haben alle Anbieter gemeinsam: Kraftstoff ist in den genannten Preisen inklusive und die Liste für Service- und Zusatzgebühren ist lang.


    Dennoch ist Carsharing für Gelegenheitsfahrer eine kostengünstige Alternative gegenüber der Anschaffung eines eigenen PKW oder der ausschließlichen Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs. Carsharing bietet eine perfekte Ergänzung zur Nutzung von U- und S-Bahn und stellt eine erweiterte Mobilität in der Großstadt dar.