Vermieter: Sixt AG
Station: Dresden Flughafen
Klasse: SSMR
Erhaltenes Fahrzeug: Volkswagen Scirocco 2.0 TDI
KM-Stand Abholung: 6000 km
Gefahrene KM: ca. 1000 km
Motor: R4 Commonrail-Turbodiesel, 1968ccm, 140PS, 320 Nm Drehmoment
Gewicht: ~1400kg
Getriebe: 6-Gang Schaltgetriebe
Fahrwerk: Stahlfahrwerk
Antrieb: Frontantrieb
Höchstgeschwindigkeit: eingetragen 207km/h, lt. Tacho ~215
Ausstattung: TEAM Sondermodell, Radio, elektrische Fensterheber und Handschuhfach
Bereifung: Continental 235 / 40 ZR 18 95Y Sommerreifen
Durchschnittsverbrauch: ca. 9.5L bei sportlicher Fahrweise (70/20/10 Landstraße/Stadt/Autobahn)
Dauer: Wochenende
Preis: Corporate Rate inkl. aller KM und VK SB Red. 100€
Listenpreis: 28609€
Anmietung
Ich hatte im April den Scirocco schonmal kurz auf der AMI testen können und fand den Wagen auf Anhieb erstmal interessant. Sixt Dresden Airport hat ja seit einiger Zeit diverse Roccos rumstehen und da hab ich mal Walk-In mäßig einen für's Wochenende mitgenommen. Abwicklung ging wie gewohnt schnell und unkompliziert. "Schönen guten Tag, xxx mein Name, Firma yyy. Habt ihr einen Scirocco da den wir über's Wochenende mitnehmen könnten?", "Einen kleinen Moment bitte Herr xxx [guckt im System], ja wir hätten einen 2.0 TDI mit 140PS für Sie da." - "Ist das die größte verfügbare Motorisierung?" - "Leider ja" - "Alles klar,nehmen wir.", Corporate Card auf den Tisch, Schlüssel genommen und ab ins Parkhaus
Exterieur
Im allgemeinen gefällt mir der Scirocco von außen sehr gut, die grimmige Front und das Breite Heck vermitteln Aggresivität und sportliches Flair. Dazu kommt die flache, signifikante Linie wirkt dynamisch in und in Kombination mit den rahmenlosen Fenstern und der fehlenden B-Säule ist er eindeutig als Sportcoupé zu erkennen. Dieser spezielle Wolfsburger allerdings hat mir ob seiner Renterlackfarbe nicht ganz so gut gefallen. In Giftgrün, R-Blau, Schwarz oder auch Weiß hätte der wagen noch aggresiver gewirkt, aber naja gut die Farbe ist nebensächlich. Ansonsten gab es an Zustand und Erscheinung des Fahrzeugs nichts auszusetzen. Lobend müssen die Reifen erwähnt werden: 235er Sommerreifen von Continental auf 18" Interlagofelgen - schick und präzise zugleich!
Interieur
Hmmm ja. Ich hatte vor dem Scirocco zuletzt einen ziemlich vollausgestatteten 7er, wenn man da in den kleinen VW einsteigt merkt man auf einmal was alles fehlen kann in so einem Auto =). Bis auf das halbwegs vernünftige Radio, eine Klimaanlage und einen automatisch abblendenden Innenspiegel hatte der Scirocco wirklich nichts was ich als Sonderausstattung bezeichnen würde. Aber in der Klasse geht's ja auch nicht um die Wohnzimmeratmosphäre sondern um kompakt und sportlich. Das setzt der kleine Rocco mit seinen Angstgriffen an der Tür und der Mittelkonsole und dem sportlichen 3-Speichenlenkrad in Kombination mit dem funktional-gewohnten Innenraumdesign von VW doch recht gut um. Allerdings wurde sich mal beschwerd es würde hinten keine Möglichkeit geben sich festzuhalten 8), das konnte ich nicht überprüfen da es für größere Menschen schlicht physikalisch nicht möglich ist die Rücksitzbank zu benutzen. Diese ist wirklich nur für kleinere Menschen auf kürzeren Strecken brauchbar. Die Sitze vorne waren zwar nicht übermäßig hübsch und bequem da kein Leder und recht hart gepolstert, d.h. auch für die Langstrecke nicht sonderlich gut geeignet, aber boten dafür sehr guten Seitenhalt bzw. Halt im allgemeinen. Der Kofferraum ist ebenfalls verhältnismäßg winzig und taugt kaum für einen Familienurlaub.
Alles in allem ist der Innenraum natürlich von Haus aus gut verarbeitet und sehr gebräuchlich aber dem aggresiven und unkonventionellem Exterieur wird er meiner Meinung nach nicht gerecht, da hätten ruhig noch ein paar Emotionen mehr mit einfließen dürfen. Aber das ist bei VW schon immer ein Problem gewesen. Was noch zu bemängeln ist, ist die katastrophale Übersicht nach hinten. Einparken oder dergleichen ist schlicht furchtbar weil das Heck hochliegt und dazu noch extrem kleine Fensterchen hat, extrem flache Fahrzeuge wie tiefergelegte Cabrios o.ä. sieht man unter Umständen hintenraus gar nicht erst.
Fahrverhalten
Ich muss sagen der Scirocco TDI hat mich doch etwas überrascht. Ich war bis dato nur den kleinen Benziner gefahren und der war schon ganz lustig aber alles in allem nicht so prall, kam so'n bissel rüber wie'n etwas flacherer, agilerer Golf. Der Selbstzünder hingegen befeuert den kleinen Räuber schon gleich ganz anders. Das geht schon bei der sehr straffen Sportkupplung los, die gleich mit nem verrecken lassen des Motors zu verstehen gibt das dass hier eben doch kein ganz normaler Otto-Normal-Volkswagen ist. Einfach dieseltypisch kommen lassen und losrollen is net - man möchte sportlich gefahren werden :D. Also das gleiche nochmal mit etwas Gas probiert und siehe da, er setzt sich zügig in Bewegung. Schon bei dem rausnavigieren aus der nicht gerade üppig dimensionierten Parkhausausfahrt wird klar dass er doch ein ganzes Stückchen breiter ist als die kompakte Bausweise zunächst optisch erwarten lassen würde - nur 1cm schmaler als der Passat. Die Breite verdankt er seinem Hinterteil, welches durch eine überbreite Achse für sehr gute Fahrstabilität sorgt - und das will gleich mal im natürlichen Review des Scirocco getestet werden - auf der Landstraße. Der kleine Turbodiesel treibt den Scirocco sehr ordentlich an und er stürmt gut vorwärts und, was fast noch wichtiger is, auch aus der Fahrt heraus. Das dieseltypisch recht üppige Drehmoment verleihen dem Kompaktsportler auf der Landstraße einiges an Überholprestige! Zumal die aggresive Front und die breite Erscheinungsform die meisten unbedarften Autofahrer dazu veranlasst in vorsichtiger Erfurcht erstmal ein Stück rüber zu fahren :). Man muss allerdings auch sagen dass das subjektive Fahrempfinden im Rocco einem noch etwas mehr sportlichkeit vorgaugelt als eigentlich vorhanden ist. Durch das straffe Fahrwerk, die tiefe Sitzposition und die direkte Lenkung und Schaltung kommt zwar schon ein Hauch Rennatmosphäre auf aber der Blick auf den Tacho bringt Ernüchterung. Die Fahrleistungen sind zwar subjektiv recht lustig aber objektiv nichts außergewöhnliches, 9,3s auf 100 und ~215km/h Spitze sind schon nich schlecht aber eben auch kein atemberaubendes Erlebnis.
Lobenswert ist das Getriebe. Wenn man sich einmal an die straffe Kupplung und die kurzen Schaltwege gewöhnt hat konnte man sehr präzise (ggf. mit etwas Zwischengas) innerhalb kürzester Zeit den gewünschten Drehzahlbereich abrufen, das vermisse ich auch beim modernsten DSG Getriebe noch. Die Bremsen haben bei geraden Bremsungen ordentliche Arbeit geleistet und in nahezu jeder Lebenslage ausreichend verzögerung bereit gestellt. Anders hat es jedoch teilweise in Kurven und/oder bei unebenem Fahrbahnbeleg ausgesehen. Hier hat eine scharfe Bremsung häufiger dazu geführt dass das Fahrzeug unruhig wurde bzw. leicht ausgebrochen ist oder anzeichen gemacht hat sich aufschaukeln zu wollen (was natürlich aufgrund der flachen Bauform kaum gehen dürfte). Das darf natürlich nicht sein, eine Erklärung dafür hab ich nicht gefunden, die Reifen waren Top in Schuss, ebenso die Bremsanlage. Möglicherweise ein kleiner ABS Fehler oder irgendwas dergleichen. Dass es am Scirocco selber lag glaub ich fast nicht weil er in den Situation zickig war wo es eigentlich nicht "hätte sein müssen" weil er zuvor auch schon bewiesen hatte das er ähnliches meistern kann. Der interessanteste Aspekt dürfte das Kurvenverhalten sein. Ich muss sagen dass der Rocco der kurvenagilste Fronttriebler war mit dem ich
bis jetzt gefahren bin. Das Einlenkvehralten ist sehr direkt und präzise was der flachen Bauart, der breiteren Hinterachse und nicht zuletzt auch den hervoragenden Contischlappen zu verdanken ist. Der Scirocco verlangt derartig gierig nach Kurvenräuberein und schnell angegangenen Doppelkurven das man glatt vergessen könnte das man sich in nem Fronttriebler bewegt. Jedenfalls solange man nicht an den Grenzbereich kommt, denn da kann auch VW die Physik nicht abschalten. Naturgemäß wie alle anderen frontgetriebenen Autos auch neigt der Rocco irgendwann bei zu schnellen bzw. zu steilen Kurven zum Untersteuern, also zum ziehen ans Kurvenäußere. Interessant hierbei ist, dass er da seinen Hintern noch ein gutes Stück mit nach außen schleift was sicher dem erhöhten Gewicht durch das wuchtige Heck zu verdanken ist. Das bewegt sich in nem ganz seichten, kontrollierbaren Rahmen und kündigt sich an, daher ist dass ne äußerst nette Charakteristik um auch dem Frontkratzer mal einen kleinen Slide zu entlocken und so die Kurve noch etwas schneller zu können. Logisch ist er kein Serpentinenauto wie z.B. ein wendiger kleiner 1er aber auf der normalen bundesdeutschen Landstraße braucht er sich (erstaunlicherweise) nicht vor ähnlich motorisierten Hecktrieblern zu verstecken. Manche Kurven die ich vorher nur mit Hecktrieblern oder Allradlern mit hohen Geschwindigkeiten genommen hab waren mit dem Scirocco auf einmal gar nicht mehr so ein großes Problem. Wer mal seinen Horizont in Sachen "Was man mit Fronttrieblern heutzutage doch alles so machen kann" erweitern will kommt um den kleinen Wolf nicht herum :D. Was mich ein bisschen geärgert hat war dass die ESP OFF Taste ihrem Namen nicht gerecht wird. Mit dieser lässt sich nur das ASR ausschalten und sonst nix :(. Wird vieleicht alles in allem nicht die verkehrteste Wahl sein, da ich mir durchaus vorstellen kann das der kleine in manchen Situationen durchaus zickig werden kann wenn da die elektronischen Helferlein nicht einschreiten, aber ich hätte schonmal gerne gewusst wie sich der erste VW "Sportler" seit Jahren ungefiltert fährt. Sei's drum, driften fällt naturbedingt natürlich mit dem Scirocco eh flach und aufm Dreckplatz die Handbremse ziehen kann jeder Depp und bringt keine Sekunden =).
Der Verbrauch liegt bei sehr sportlicher Fahrweise um bei recht durstigen 9,5L/100km, man kann ihn aber auch mit 6L fahren.
Fazit
Ja was ist der Scirocco also für ein Auto? Genau genommen eines das die Welt nicht braucht. Für die Stadt ist er viel zu unübersichtlich, für die die Bahn ist er zu langsam und als ernstzunehmender Sportler ist er einfach eben nicht ernstzunehmen ;). Sein Revier ist ganz eindeutig die Landstraße, da fühlt er sich wohl und da gehört er hin und vor allem: da macht er den meisten Spaß. Stellt sich die Frage wer sich ein Auto kauft nur um am Wochenende mal bisschen über die Landstraßen zu düsen?
Unter dem Aspekt kann man den Scirocco durchaus mit dem X6 vergleichen. Ein interessantes, spaßiges, gut konstruiertes Auto, dass aber leider an sich keinen Nutzen erfüllt weil es alles ein bisschen kann, aber nichts wirklich und daher bei mir unter "teures Spielzeug" abgeheftet wird. Wenn man ihn mal testen will oder wirklich mal einen Tag oder ein Wochenende über die Landstraßen fegen und bisschen Gaudi haben will ist der Scirocco keine schlechte Wahl, aber wer Leute oder Gepäck mitzunehmen hat, fast ausschließlich in der Stadt unterwegs ist oder eine längere Strecke fahren will wäre mit nem A3 o.ä. auf jeden Fall besser beraten. Unterm Strich ist der Scirocco natürlich ein prima Auto das man mal gefahren haben sollte weil es durchaus auch für erfahrene Fahrer einige neue Facetten und Eindrücke des Autofahrens bereit hält und ich würde ihn, abhängig vom Verwendungszweck und den Alternativen durchaus auch als Mietwagen empfehlen und wieder nutzen, zumal er für eine S-Kategorie durchaus was hermacht und außerdem (vor allem im Preis/Leistungs-vergleich zu LD/XD) dazu noch recht günstig ist. Mit der Miete ansich bin ich sehr zufrieden, alles super und unkompliziert abgewickelt, wie von der Airportstation eigentlich gewohnt.
Bis zum nächsten mal bei
Pro
+ Sportlich-straffes Fahrgefühl
+ Sehr direkte Kupplung und Getriebe
+ Durchzugsstarker Motor für das kleine Auto
+ VW-untypisch aggresiver Look
+ Außergewöhnlich agiles Kurvenverhaltn für Fronttriebler
Contra
- Schlecht ausgestattet (aber für S im Rahmen)
- Scharfe Bremsungen führen Teilweise zu Destabilisierung des Fahrverhaltens
- Übersicht nach hinten katastrophal schlecht
- Allgemeine Platzverhältnisse am unteren Limit
Bilder