...oder: Die unmögliche Kombination
Vermieter: SIXT
Station: Dresden Flughafen DRS
gebuchte Klasse: ITMR
erhaltene Klasse: ITMR
erhaltenes Fahrzeug: BMW 118iA Cabriolet
Erstzulassung: 19.04.2010
Kilometerstand Anfang: 14.343 km
Kilometerstand Ende: 14.842 km
gefahrene Kilometer: 498,6 km
Fahrprofil: fast auschließlich Überland/Stadt, max. 120 km/h, ruhige Fahrweise, Verdeck offen
Leistung: 105 kW/143 PS bei 6000 U/min
Drehmoment: max. 190 Nm bei 4250 U/min
Hubraum: 1995 cm³
Zylinder: 4/Reihe
Vmax: 208 km/h
0-100 km/h: 10,1 sek.
Leergewicht: 1520 kg
Bereifung: Sommerräder 205/55 R16
Bruttolistenpreis: 42.730 €
Durchschnittsverbrauch: 5,7 Liter/100 km (BC), 6,1 Liter/100 km (berechnet)
Ausstattung
* Lackierung Saphirschwarz Metallic
* Leder Boston Terra / Interieur Schwarz / Verdeck Schwarz
* Interieurleisten Satinsilber matt
* Advantage-Paket: Klimaautomatik, Ablagenpaket, Armauflage vorn, Nebelscheinwerfer
* Comfort-Paket: Leichtmetallräder Doppelspeiche 222, Park Distance Control (PDC), Sport-Lederlenkrad, Geschwindigkeitsregelanlage, Innenspiegel automatisch abblendend, Lichtpaket, Multifunktion für Lenkrad, Regensensor und automatische Fahrtlichtsteuerung, Windschutz
* Automatic Getriebe Steptronic
* Raucherpaket
* Außenspiegelpaket
* Durchladeöffnung mit integriertem Transportsack
* Servotronic
* Navigationssystem Business mit integrierter Handyvorbereitung Bluetooth
* Spracheingabesystem
* USB-Audio-Schnittstelle
* Xenon-Licht für Abblend- und Fernlicht
Anmietung
Nichts lag mir lieber, als mal wieder oben ohne und genussvoll durch die Landschaft zu fahren. Für meine kleine Tour durch den Spreewald bis hinauf ins Berliner Land sollte es unbedingt ein 1er Cabrio werden - nicht nur wegen meiner BMW-Affinität, sondern auch wegen meiner Klappdach-Cabrio-Allergie. Das 1er Cabrio konnte man mir zwar sichern, allerdings lief es auf den schlechtesten anzunehmenden Fall hinaus: Der etwas schwache Basis-Motor mit Automatikgetriebe! Sei's drum: Der gewünschte 120d musste es nicht sein, da Cruisen im Vordergrund stand. Aber am Tag davor hat man mir schon halb einen 118i Handschalter versprochen, stattdessen konnte ich am Tag der Miete nur zwischen dem 118i mit Automatik und einem 207 CC entscheiden. Was wäre eure Wahl gewesen? Jedenfalls hatte ich an jenem Tag keine Lust auf einen französischen Kleinwagen, selbst wenn der Wagen vom 1.6 THP befeuert worden wäre...
Halb zufrieden nahm ich dennoch meine Miete entgegen: Endlich 1er Cabrio! Und das Wetter war auf meiner Seite...
Zum Fahrzeug
Design
Im dezenten Schwarz auf schlichten 16"-Alurädern steht er vor mir. Auch in dieser sehr gedeckten Ausführung weiß das elegante Design des offenen 1er zu gefallen. In meinen Augen hätte noch das Chromexterieur wunderbar zur Konfiguration gepasst. Jedoch blickt das Auge nach Öffnen des Verdecks ungehindert auf das Leder in der Farbgebung Terra. Etwas unglücklich dazu abgestimmt sind die serienmäßigen Kunststoffleisten in Silber. Schwarze Leisten, obgleich diese ebenfalls aus haptisch weniger angenehmen Kunststoff bestehen, hätten da weitaus besser gepasst - aber dafür verlangt BMW auch gleich wieder einen gewissen Aufpreis.
Vorn gibt es bis auf die etwas kräftiger akzentuierte Frontschürze keinen Unterschied zum bekannten 1er Schrägheck. Die leicht hängende Karossieform hat das Cabrio mit allen anderen 1er-Modellen ebenso gemeinsam wie die umlaufende Lichtkante, die sich im Heck verläuft. Dort gibt es einteilige Heckleuchten in BMW-typischer L-Form mit LED-Leuchtstäben. Die Schlichtheit und Eleganz der Karossiere geht leider im schmutz- und kratzeranfälligen Saphirschwarz zu einem großen Teil unter.
Karosserie
Vorn ergeben sich platzmäßíg keine Unterschiede zu den anderen 1er-Varianten. Das fahrerorientierte Cockpit bietet nicht viel Platz, erscheint aber maßgeschneidert. Hinten dagegen sitzt man recht undankbar: Die Innenraumbreite ist stark eingeschränkt und die Lehne sehr steil ausgerichtet. Zu allem Übel ist nur sehr wenig Beinfreiheit vorhanden. Auf der zweiten Sitzreihe können wohl nur Kinder überdauern, wobei diese dann stets in der turbulenten Zugluft sitzen. Besser aufgehoben ist der Platz als Erweiterung des Kofferraums oder für das im Comfort-Paket enthaltene Windschott.
Der Kofferraum ist für ein Cabrio dieses Formats erfreulich groß bemessen: Geschlossen passen 300 Liter in die gut zugängliche Luke, be heruntergelassenem Verdeck verkleinert sich das Volumen auf immer noch akzeptable 260 Liter. So passt das faltbare Windschott wunderbar hinein, welches für meine Tour nicht benötigt wurde.
Allgemein empfiehlt es sich, das 1er Cabrio offen zu bewegen: Die Übersichtlichkeit mit geschlossenem Verdeck ist - höflich formuliert - äußerst bescheiden. Die breite C-Säule vereitelt jeden Wunsch nach Rücksicht, das kleine Verdeckfenster hat eher Alibifunktion. Ich persönlich habe sowieso kein Cabrio gemietet, um dann bei angenehmen Temperaturen zwischen 15 und 30°C geschlossen umher zu fahren...
Bei der Verarbeitung bietet sich kein Unterschied zum geschlossenen 1er: Die Materialien sind von guter Qualität und in Maßarbeit zusammengepasst. Allerhöchste Premiumqualität darf man allerdings nicht erwarten. So erscheint das Cockpit-Material nicht sonderlich hochwertig und scheint nicht sehr schmutzresistent zu sein. Die Ledersitze können haptisch als auch optisch überzeugen. Nur leider erweisen sich die Standardsitze abermals als wenig langstreckentauglich, da sie den Rücken in ihrer breiten Ausführung so gut wie gar nicht unterstützen. Da machen sich die Sportsitze schnell bezahlt...
Fahreindruck
Glücklicherweise war es mein Ziel, die Landschaft fernab überfüllter Autobahnen zu genießen - da tut es auch der eher schwachbrüstige 2-Liter-Benziner. Der 143 PS starke Benzin-Direkteinspritzer erinnert durchaus an kultivierte Dieseltriebwerke - leider aber nur in Bezug auf die Laufkultur. Mit der Automatik wurde mein Motto des Tages manifestiert: Cruisen! Wobei gesagt werden muss: Der 143 PS starke Basis-Benziner harmoniert mit der 6-Stufen-Wadlerautomatik etwa so gut wie Hund und Katze: Jegliches noch im Ansatz vorhandene Temperament wird von der kraftzehrenden Automatik vereitelt. Im D-Modus wird recht früh hochgeschalten und niedrige Drehzahlen lange gehalten. So kann es passieren, dass man mit ungefähr 1200 U/min durch die Ortschaft fährt. Der Benziner erwacht allerdings erst ab etwa 3000 U/min aus seinem Tiefschlaf. Die Automatik reagiert schon weit vor Volllast mit nervösem Herunterschalten, um das spät anliegende Drehmoment im Höhe von max. 190 Nm zu nutzen. Negativer Nebeneffekt: Das im Leerlauf noch fröhlich nagelnde Aggregat neigt zum Dröhnen.
Im DS-Modus (Sport) ist dieses Geräuschniveau Dauerzustand, da die Drehzahl permanent hoch gehalten wird. Das allein erhöht nur scheinbar die Sportlichkeit, da der Motor auch dann nicht immer wie gewünscht mitspielt: Die Beschleunigung erfolgt dann zwar weitaus schneller, allerdings passt das dann nicht mit der angestrebten gemütlicheren Gangart. Die Fahrleistungswerte sind zwar weniger prickelnd, jedoch reicht das im Alltag vollkommen aus. Auffällig ist, dass die Automatik gegenüber dem Handschalter nicht nur 0,4 Liter mehr verbraucht, sondern auch stolze 0,8 Sekunden länger für den Sprint auf 100 km/h benötigt. Das zeigt eindeutig: Wer den durchaus ausreichenden, aber unsportlichen 118i im Cabrio wählt, sollte zum Handschalter greifen. Dank der recht langen Abstufung kann man den Wagen durchaus schaltfaul bewegen. Durchaus erstaunlich ist der lange 6. Gang: Bei 100 km/h liegen nur rund 2100 U/min an! Das macht sich dann auch beim Verbrauch bemerkbar...
Dank meiner dezenten Fahrweise konnte ich einen BC-Wert von 5,7 Litern/100 km über die gesamte Distanz halten. An der Tankstelle kommt die Wahrheit zu Tage: 6,1 Liter verlangt der genussvoll bewegte 118iA je 100 km. Der ECE-Normverbrauch liegt laut BMW bei 7,0 Litern - und dürfte im Alltag auch überschritten werden. In meinem Fall war zwar die Klimaautomatik stets aus, jedoch erhöht das offene Verdeck den Strömungswiderstand wesentlich.
Für mich war das Flattern der Haare im Wind aber ausschlaggebend. Dank der relativ klein und nicht zu flach ausgeformten Windschutzscheibe zeigt sich über dem Kopf ein weiter Horizont - so soll es sein! Beim 1er gibt es nur leider einen Konstruktionsfehler, der den Controlern zu verdanken ist: Gibt es im 3er Cabrio Sitze mit integrierten Gurten, so müssen im 1er Cabrio eben jene aus dem geschlossenen 1er herhalten. So ist das Gurtflattern schon bei Geschwindigkeit ab 40 km/h ständiger Begleiter, wobei man sich schnell daran gewöhnen kann. Problematisch ist es aber allemal, bei relativ weit vorn eingestelltem Sitz den Gurt zu erreichen.
Abgesehen vom spürbaren Mehrgewicht - stolze 1520 kg soll das 118i Cabrio auf die Waage bringen - ergibt sich im Fahreindruck kein nennenswerter Unterschied zum Schrägheck-1er. Das Fahrwerk erscheint eine Spur weicher, das kurvenfreudige Wesen des 1er bleibt jedoch nahezu unangetastet. Auf den 16"-Rädern rollt der 1er geschmeidig ab. Durchaus bemerkenswert ist die hohe Karosseriesteifigkeit. Dank Servotronic zeigt sich der 1er handlich, allerdings lässt diese Lenkung auch etwas weniger Rückmeldung an den Fahrer durch.
Technik
Auch im offenen 1er gönnt man uns das Navi Business. Meiner Meinung nach ist dies im Cabrio durchaus ein Posten zum Sparen. Allerdings funktiert das Navi und iDrive wirklich einwandfrei und erweist sich in fremden Gegenden sehr schnell als nützlich. Die Bedienung über den handlichen iDrive-Controller erfordert nur wenig Übung und führt schnell zum Ziel.
Zum Wesen des 118iA Cabrio passt der Tempomat sehr gut - hiermit lässt es sich im Cabrio noch besser genießen. Den Fahrkomfort kann auch der im Comfort-Paket enthaltene Regensensor mit Fahrtlichtautomatik noch steigern.
Das Xenon-Licht macht seine Sache gut. Die Scheinwerfer leuchten hell und bilden ein homogenes Leuchtfeld unweit vorm Fahrzeug. Allerdings bleibt bei der Reichweite noch Optimierungsbedarf.
Fazit
Scheinbar unvereinbare Dinge kommen im 118i Automatik Cabrio zusammen, so dass sportliche Naturen damit keineswegs glücklich werden. Der träge Antrieb hat mit der schweren Karosserie und dem dynamischen Anspruch ordentlich zu kämpfen. Gemütlich gefahren zeigt sich jedoch: Für genussvolle Stunden unter freiem Himmel reicht es. Und das sogar sehr gut!
Da es mittlerweile fast zum guten Ton gehört, gibt es noch ein kleines Video:
(klappt gerade nicht mit dem Einbetten )