Vermieter: Europcar
Gebuchte Klasse: CCAR
Erhaltene Klasse: IXMR
Gefahrene Kilometer: 982
Erhaltenes Fahrzeug: Opel Insignia ST Turbo 4x4
Motorisierung: Vierzylinder-Turbobenziner, 220PS
Ausstattung: Licht-/Regensensor, DVD-Navigation 800, Aux-/USB-Anschluss, elektrisch verstellbares Sportprogramm mit Einfluss auf Fahrwerk, Allradantrieb und Motor (ähnlich Audi drive select), BT-FSE, PDC v/h akustisch
Durchschnittsverbrauch: BC 10,1l / errechnet: 11,1l
Mietdauer: 3 Tage (Changeover)
Der Insignia war nach zwei Mieten der 1.8er Luftpumpe in meiner Favoritenliste weit in Richtung des letzten Platzes gerutscht. Als ich also am Abholtag auf den Stationshof schlenderte, dachte ich mir nur: „Ohoh….“. Ich erblickte dort einen Opel Astra, einen Insignia Limousine 1.8 und einen neuen Polo. Beim Betreten des Stationsbüros entfuhr mir nur ein „Hallo Frau A., mir schwant Übles!“
Die SL beruhigte mich mit einem Lächeln, sie hätte noch ein Fahrzeug für mich auf dem Hinterhof versteckt. Die Fahrzeugsituation ist momentan so schlimm, dass immer wieder Mieten abgesagt werden müssen, daher gehören nun auch solche Maßnahmen zum Programm von EC. Schade. Ich hörte also die Worte: „Es ist ein Insignia, aber mit 220PS!“ Leider nicht das richtige Gefährt für meinen 13-Tages-Trip, und bei einer CCAR-Buchung mit ausdrücklichem Dieselwunsch. Ich hätte gerne etwas Kleines, weil gut Parkbares gehabt. BMW 120dA ist das Stichwort Aber unterwegs Tauschen ist ja immer drin. Somit genug der Vorgeschichte und ab zum Fahrzeug:
Exterieur
Mit den 245er Reifen und 18“-Alufelgen im Fünfarm-Design macht der Insignia vor allem als Kombi doch Einiges her. Die richtige Farbkombination wurde auch gewählt: Edles schwarz inkl. Privacy-Verglasung. Die beiden Auspuffrohre am Heck versprechen Sportlichkeit, allerdings ist ihnen kein Sound zu entlocken. Schick sehen sie aber unbestritten aus. Insgesamt bietet der Opel so einen sehr gelungenen Anblick, das muss ich zugeben. Mit seinem Beluga-Gesicht und mangels Xenon-Licht lässt der Insignia allerdings Überholprestige stark vermissen. (Immerhin bieten sich so Möglichkeiten die Bremsen zu testen.)
Interieur
Rüsselsheimer Barock würde ich das mal nennen. Ich dachte der Turbo versprüht ein wenig mehr Esprit und Sportlichkeit im Innenraum, aber weit gefehlt. Langweilige Armaturen und Bedienelemente, die mutwillig aufgehübscht werden durch z.B. eine sich bei Drücken des „Sport“-Knopfes auf aggressives Rot ändernde Cockpitbeleuchtung. Insgesamt muss Opel hier meiner Meinung nach Hand anlegen und den Innenraum wertiger gestalten, so wirkt das alles viel zu langweilig! Hier schaffen auch die Aluminium-Pedale keine Abhilfe.
Motor/Getriebe
220PS, Turbomotor. Klingt nach Spaß, der allerdings an der Tankstelle aufhört. Und genauso ist es auch. Lt. Fahrzeugschein endet der Vortrieb bei 234km/h. Genug also, um die häufig auftretenden 520d und 525dA etc. bei Bedarf ordentlich zu ärgern. Ein beherzter Tritt auf das Gaspedal erzeugt ordentlich Schub. Wie bei einem Turbodiesel hört man das Turbopfeifen, sonst allerdings kommt vom Motorensound nicht viel an im Innenraum. Sportlich geht an dieser Stelle anders! Beim Durchbeschleunigen auf der BAB ist die 200er Marke schnell geknackt – überraschend schnell für viele Mitbürger, die dem Opel sowas nicht zutrauen. Auch ich habe mich manchmal beim Blick auf den Tacho erst einmal gewundert, wie fix ich doch unterwegs bin. Einzig der Verbrauch treibt einem Tränen in die Augen. Gute 11l sind einfach zu viel. Sicher habe ich das Fahrzeug mit einem Geschwindigkeitsschnitt von 119 km/h bewegt. Diese ergeben sich aber aus freien Autobahnen und einer Tempomatvorgabe von 160km/h. Dazu gelegentliche Zwischensprints. Wie sagt KM immer so schön: „Turbo läuft, Turbo säuft“.
Kommen wir zu einem weiteren Negativpunkt in der Beurteilung dieses schnellen Familien-Transporters. Das Getriebe ist einfach viel, viel zu hakelig. Teilweise lässt sich der erste oder zweite Gang bei im Stadtverkehr nur mit allergrößter Gewalt oder gar nicht einlegen! Sowas darf bei einem auf Sportlichkeit getrimmten Mittelklassefahrzeug dieser Preiskategorie einfach nicht passieren! Die Schaltwege müssten kürzer sein und die Gänge müssten flutschen wie bei VW. Aber gut, wir fahren hier ja auch Opel und damit keine deutsche, sondern „amerikanische Wertarbeit“
Sportlichkeit
Nach dem Einstecken des Zündschlüssels wandert rechte Zeigefinger des Fahrers sofort in die Mittelkonsole: „Sport“-Taste drücken und ab geht es. Der Motor spricht tatsächlich spürbar aggressiver an, die Lenkung wird direkter. Alles jedoch weit unspektakulärer als z.B. beim Audi drive select. Ich muss sagen, dass der Insignia für sein Gewicht doch erstaunlich fix durch Kurven wedelt. Vom Allradantrieb habe ich dagegen persönlich nichts bemerkt. Einzig beim Beschleunigen fällt auf, dass die Reifen nicht durchdrehen.
Komfort
Der wunde Punkt des Insignia. Als Langstreckenfahrzeug mit diesen Serien- bzw. Pseudosportsitzen, die viel zu weich sind, ist das Fahrzeug einfach nicht zu gebrauchen. Nach 200km stellen sich Rückenschmerzen ein, das kann sogar ein Ford Fiesta besser! Ansonsten werden in der „Tour“-Einstellung des Fahrwerks Fahrbahnunebenheiten so weggefedert, wie man es von einem Mittelklassewagen dieser Preisklasse erwartet. In der „Sport“-Einstellung funktioniert das Fahrwerk auch komfortabel. Der Insignia nimmt z.B. die Kasseler Berge nicht als wirkliche Herausforderung an, das soll schon etwas heißen. Sehr problemlos und mit genug Schub flog ich auf der linken Spur gen München. Im „Tour“-Modus ist hier allerdings Vorsicht geboten, die Lenkung wird doch ziemlich indirekt.
Raumangebot
Für einen Lifestyle-Kombi hat der Insignia ausreichend Platz, sowohl im Gepäckraum, als auch im Fond. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen, Gepäck für 2-3 Personen ist ohne Probleme mitzuführen. Darüber hinaus kommt es immer auf die Größe der Gepäckstücke an.
Fazit
Was mir gefehlt hat:
1. Vernünftige (Sport-) Sitze
2. Xenon
3. Sprachsteuerung
4. Sitzheizung (!)
Mit diesen Ausstattungsmerkmalen versehen wäre der Insignia ein richtig gutes Auto. Allerdings hat mein Rücken nach am dritten Tag und nach 10 Minuten in diesem Fahrzeug darauf bestanden zu tauschen….
….und damit ein Wort zum Schluss noch zur FIRST-Kundenhotline. Per Mail sind die Damen und Herren dort nach meiner Erfahrung einsame Spitze. Am Telefon allerdings traf ich auf einen unmotivierten Mitarbeiter, welcher der Auffassung war, ich solle beim Tausch alles in meine eigenen Hände nehmen. Komisch, denn ich habe hier schon Geschichten gelesen, in denen die Mitarbeiter der Hotline unterwegs einen Tausch organisiert haben. Nun ja, selbst ist der Mann. Mal sehen, was MUC und der sagenumwobene FIRST-Schalter so können….
Und einmal bevor ich in der Waschbox war...