Warum die AutoBild keine Mietwagentipps geben sollte

Wenn alle Kunden von Sixt, Europcar, Avis, Hertz und Co. immer wieder „Ärger mit den Mietwagen“ hätten, wären Deutschlands Autovermietungen längst pleite. Aber der Markt wächst. Und das nicht von ungefähr. Es ist praktisch, immer das richtige Auto zum richtigen Zeitpunkt zu fahren. Zugegeben: Wer zum ersten Mal einen Mietwagen fährt, kann reinfallen – was selten vorkommt. In jedem Fall sollte jeder Mietwagenfahrer die platten Horrorszenarien der AutoBild außen vor lassen.

Autovermietungen betrügen immer?

Die AutoBild schreibt, dass Autovermietungen einen harten Preiskampf führen. Folglich müsste das Geld also an anderer Stelle verdient werden. „Die Mietwagenfirmen unterbieten sich mit Schnäppchenangeboten im Internet und versuchen ihre Kosten dann anderweitig zu decken – zum Beispiel mit hohen Servicegebühren fürs Wiederauftanken.“ schreibt die freie Redakteurin in der AutoBild-Ausgabe.


Ja, die Servicegebühren fürs Tanken sind hoch. Der Preis für den Liter Benzin veranschlagt Sixt beispielsweise mit ungefähr 3,50 Euro. Allerdings weist der Mietvertrag die Tankregelung aus. Die besagt, dass der Mieter den voll getankten Mietwagen wieder vollgetankt abzugeben hat. Bei vielen Autovermietungen lässt sich aber auch eine Tankfüllung zum regulären Tankstellenpreis kaufen – also stimmt die Behauptung nicht, dass Autovermietungen immer hohe Gebühren für diese Dienstleistung abrechnen.


Rein betriebswirtschaftlich macht ein Aufschlag zum Tankstellenpreis auch Sinn: Da muss ein Fahrer zur nächsten Tankstelle, nachtanken und wieder zurückfahren. In dieser Zeit steht der Mietwagen nicht zur Vermietung bereit. Nutzungsausfälle sind in vielen Branchen üblich. Neben diesem ganz konkreten Fall versucht der Artikel der AutoBild noch weitere Tipps zu geben – um den „Mietwagen-Fallen“ zu entgehen. Eine „Acht-Punkte-Checkliste“ soll Schlimmeres beim Mietwagen verhindern – wir stellen diese zum Teil falschen Tipps richtig:

  • Früh buchen: Anders als bei Pauschalreisen zahlt sich beim Mietwagen frühes Buchen aus.
    >> Falsch. Auslastungsabhängige Tarife werden monats- oder quartalsweise von den Mietwagenfirmen freigegeben, z.B. bei Sixt. Hinzu kommen zeitlich begrenzte Preisaktion wie z.B. der Hertz-Global-Sale. Hier gibt es Mietwagen besonders günstig. Wer länger im Voraus bucht, zahlt also unter Umständen drauf. Besser: Frühzeitig flexibel buchen um ggf. auf einen günstigeren Tarif wechseln zu können.
  • Extras vorher buchen: Preise für Zusatzfahrer, Kindersitz oder Navi sind vor Ort oft höher.
    >> Falsch. Lieber gleich Fahrzeugklassen und Tarife buchen, die Extras wie den Zusatzfahrer beinhalten (z.B. über den ADAC). Navi braucht heutzutage kein Mensch mehr. Oft verfügen Mietwagen über ein eingebautes System. Wenn nicht, nutzt man eben das Smartphone.
  • Gut absichern: Vollkaskoangebote ohne Selbstbeteiligung sind teurer, kommen im Schadensfall meist günstiger. Die Haftpflichtversicherung sollte minimal eine Million Euro abdecken.
    >> Zum Teil falsch. Es ist richtig, dass man Mietwagen am besten ohne Selbstbeteiligung bucht. Die Versicherung sollte man sich aber extern besorgen, da sie viel günstiger ist. Es gibt Kreditkarten mit Mietwagenversicherung oder eigenständige Mietwagenversicherungen, die für gut 100 Euro/Jahr die Selbstbeteiligung auf 0 Euro reduzieren, z.B.: iCarhireinsurance oder Lufthansa M&M Karte
  • Stornierung checken: Klären, wie und bis wann man stornieren kann und was es kostet.
    >> Falsch. Grundsätzlich sollte man nur flexible Mietwagentarife buchen. Es kann ein günstigeres Angebot auftauchen oder man selbst kann kurzfristig verhindert sein.
  • Unterlagen mitbringen: aktuellen Führerschein, Personalausweis und Kreditkarte.
    >> Zum Teil falsch. So lautet die richtige Liste: gültiger Führerschein, Personalausweis oder Reisepass mit Wohnsitzbestätigung und Zahlungsmittel. Denn es gibt auch Fahrzeugklassen, die mit EC-Karte bezahlt werden können.
  • Vertrag durchlesen: Am Schalter nachfragen, wenn etwas unklar ist.
    >> Falsch. Besser schon vorher über den Ablauf der Miete informieren und die AGB des Vermieters durchlesen und bei Unklarheiten den Mitarbeiter direkt darauf ansprechen. Und: Mietwagen immer mit null Euro Selbstbeteiligung buchen. Dann fallen viele Fragen von vorn herein weg.
  • Abholung: Sitzt der Autovermieter direkt im Terminal oder muss man für einen Shuttle zum Gelände extra bezahlen? Bevor die Fahrt losgeht, sollte man überprüfen, ob das Auto Kratzer oder Dellen hat und ob alles funktioniert.
    >> Falsch. Die Shuttles zu den Mietwagenzentren sollten bei seriösen Mietwagenfirmen kostenlos sein – und nur bei bekannten und seriösen Mietwagenfirmen sollte man überhaupt buchen. Wer den Grundsatz befolgt, nur Mietwgentarife ohne Selbstbeteiligung zu buchen, kann die Suche nach Schäden außen vor lassen – Kleinstschäden übersieht man sowieso gerne mal in den dunklen Tiefgaragen der Autovermietungen. Besser die Zeit zum Fahrzeugcheck nutzen: Ist alles verkehrssicher?
  • Rückgabeprotokoll: Ohne Übergabeprotokoll gibt es keinen Beleg, dass das Auto ordentlich zurückgebracht wurde. Also Achtung bei Flügen außerhalb der Agentur-Öffnungszeiten.
    >> Falsch. Ein Übergabeprotokoll schützt nicht vor Nachforderungen. Besser: Fotos von allen Seiten vom Auto am Abgabeort und vom Innenraum machen. Sollte das Fahrzeug bei einer möglichen Schadensmeldung erkennbar bewegt worden sein, ist man fein raus. Oder: Mietwagen ohne Selbstbeteiligung buchen.

Es ist haarsträubend, mit welchem Unwissen hier Tipps für Mietwagen gegeben werden, die zum Teil längst überholt sind. Der Artikel hinterlässt den Eindruck, Mietwagenfirmen würden jeden Kunden im Nachhinein schröpfen – was einfach Unsinn ist. Also: Keine Angst vorm Mietwagen.


Bild: schwerunterwegs