Hertz: Tauziehen um die Rettung der traditionsreichen Autovermietung?

Gleich zwei neue Lösungen werden derzeit von verschiedenen Parteien für Hertz erarbeitet und halböffentlich diskutiert. Ende Februar 2021 rumorten Stimmen, Hertz solle an zwei Investment-Fonds verkauft werden. Keine Woche später melden sich die aktuellen Kreditgeber zu Wort, die Hertz deutlich höher bewerten als die veranschlagten 4,2 Mrd. Dollar und einen Tausch von Eigenkapital gegen Unternehmensanteile im Wert von 5 Mrd. Dollar entgegnen. Ziel beider Parteien ist die Reorganisation von Hertz nach dem Chapter-11-Filing.

Zwei streiten sich um Hertz

Allerdings liegen dem Hertz-Vorstand nach übereinstimmenden Medienberichten wohl weder Angebote vom Konsortium um Knighthead und Certares noch von den bisherigen Gläubigern um Bank of America, Invesco, Fir Tree Partners, Alliance Bernstein und JPMorgan Asset Management vor. Verhandelt wird also hinter verschlossenen Türen. Ausschlaggebend sind schlussendlich die rund 800 Mio. Dollar Unterschied der noch nicht fixen Angebote.


Beide Parteien haben gemeinsam, dass mit der traditionsreichen Marke Hertz nach Abschluss des Chapter-19-Verfahrens ein Neuanfang an den Börsen gewagt wird. Spekuliert wird auf eine baldige Erholung des Reisemarktes, einem kräftigen Aufschwung des Kerngeschäfts bei Hertz und damit verbunden einem schnellen Wertzuwachs der Aktienpakete. Obwohl Hertz bestrebt sein wird, das beste - sprich wertvollste - Angebot anzunehmen, hat das Insolvenz-Gericht das letzte Wort.

Hertz war schon vor Covid angeschlagen

Hertz steckte schon vor der Corona-Krise in einem Sumpf aus falschen Management-Entscheidungen, Altlasten, einer aufgeblähten Flotte, stark veralteter IT und festgefahrenen Strukturen fest. Das Resultat war eine jahrelange Verschleppung von Krediten. Im Mai 2020 musste schließlich Konkurs nach Chapter-11 angemeldet werden. Vereinfach beschrieben liegt die Insolvenzverwaltung dann beim Unternehmen selbst während Gläubiger die laufenden Geschäfte absichern und an die regelmäßig berichtet wird. Im Zuge dessen wurde bei Hertz weltweit ein harter Sparkurs gefahren - inklusive eines Totalausverkaufs der US-Flotte. Sportwagen gibt es derzeit beispielsweise nicht bei Hertz zu mieten. Jahrelang war dieses Geschäftsfeld Tradition bei Hertz - bis hin zu Sondereditionen des Shelby GT.

Wie geht es nun mit Hertz weiter?

Hertz hat am 16. April eine Anhörung vor dem Insolvenzgericht, um die bis dahin ausgehandelte Lösung vorzustellen. Kommt es mit dem Investment-Fond zu einer Einigung, gilt die Löschung der bisher gehandelten Hertz-Aktien als wahrscheinlich. Die Aktionäre werden wie in einem solchen Fall üblich, entschädigt - meist mit Barzahlungen oder einer Umwandlung in neue Aktien. Hier ist von 70% des ursprünglichen Wertes die Rede. Schadensbegrenzung, mehr nicht. Allerdings müssen Gläubiger und Aktionäre mit Stimmrecht dieser Auflösung zustimmen. Während man also mittelfristig auf steigende Hertz-Aktien wettet, stürzte die alte Aktie um knapp 30% auf nur noch 1,16 Dollar ab.