Audi A6 C8 40 TDI von Sixt | Eigentlich doch ganz okay.

Fast zwei Wochen war der Audi A6 Avant als 40 TDI nun unser Gleiter. In diesen zwei Wochen schrubbten wir gut 2.785 Kilometer und brachten ihn so fast an sein Laufzeitende bei Sixt, wo wir ihn mit 21.750 Kilometern im Tacho wieder auf den Hof stellten. Der avantige A6 erlaubte sich direkt auf den ersten Kilometern unserer Miete erste Schwächen, danach wurde es besser. Aber schlussendlich gut?

Lauter kleine Schwächen, die keinen guten Eindruck hinterlassen

Kennt man ja aus der Schule: Hat der Lehrer dich auf dem Kieker, war's das mit der Mitarbeitsnote. Ist der Ruf erst ruiniert, eilt er dir voraus. So auch beim 2019er A6. Im Mietwagen-Talk war immer wieder von Motorausfällen, Navi-Aufhängern, Verarbeitungsmängeln und Anfahrschwächen zu lesen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Audi so etwas auf die Straße lässt. Aber dann bleibt mir fast nichts davon erspart - nur der Motor läuft wie eine Eins. Man klopfe auf Holz- oder in diesem Fall Aluzierleisten. Oder man hätte es besser gelassen. Auf der Mittelkonsole und direkt überm Tochscreen ächzt es im Gebälk. Bekommt es denn kein Autobauer mehr hin, ein knisterfreies Innenleben zusammen zu bauen?


Es bleiben nicht die einzigen Geräusche, die der A6 unerwünschterweise von sich gibt. Selbst bei ruhiger Fahrt auf der Autobahn klappert (!) es aus der Abdeckung des Tachodisplays. Es lässt sich abstellen, indem man rechts leicht auf die Abdeckung drückt. Dann ist da noch das Pfeifen zwischen ca. 60 und 130 km/h auf der Beifahrerseite. Schließt die Seitenscheibe nicht richtig? Ist die Tür nicht feineingestellt? Wäre dieses Auto ein langer Leasing-Begleiter, hätte er mit knapp 22.000 Kilometern Laufleistung schon die Werkstatt zur Behebung gesehen. Dabei hätte Audi auch gleich das Navi neu aufsetzen dürfen. Ja, der Bildschirm in der Mittelkonsole hängt sich zwei Mal nach einer Zieleingabe per Sprachsteuerung und Bestätigung per Touch auf. Immerhin: Das passiert dann nicht noch einmal. Das untere Display für die Klimasteuerung und der Digitaltacho funktionieren weiter einwandfrei.


Dann mal grundsätzlich: Was soll dieser zweite Bildschirm? Logisch wäre, die Direktwahltasten unterhalb mit dem Klimatouchscreen zu koppeln. Sprich: Wer drive select antippt, sollte unten die Fahrprogramme angezeigt bekommen. So wäre es aus meiner Sicht logisch, so macht es Land Rover im Range Rover Velar sehr schön. Aber nicht bei Audi. Hier muss die Hand zur Bestätigung der Fahrprogramme nach oben wechseln. Gut, wie oft macht man das? Selten. Und man gewöhnt sich daran. Klasse wäre es aber, wenn die Möglichkeiten, die ein Touchdisplay bietet, auch ausgelotet würden. Bei der Eingabe des Naviziels kann man auch unten schreiben. Auf mich wirkt die Bedienung nicht bis ins Detail durchdacht - und im Stand entwickelt. Denn die Schaltflächen sind aus meiner Sicht und mit meiner noch zitterfreien Hand sehr klein geraten, um sie während der Fahrt zu bedienen.

Audi A6 C8: Fahren kann er, wenn er erstmal rollt

Abgesehen davon: Fahren kann dieser A6 ganz anständig. Nein, das Schienen-Niveau des letzten A6 C7 mit dem 272-PS-V6 erreicht er nicht. Aber der fuhr auf Luft. Der Vergleich wäre also unfair. Beeindruckend: Trotz Winterreifen (Sottozero 3), 30 Grad draußen und Antrieb vorne zupfte es nur selten in der Lenkung. Das Versteckspiel, dass hier die die aus meiner Sicht falsche Achse angetrieben wird, hat Audi gut raus. Nur bei Regen stempelt es aus dem Stand kurz los. Sobald die Fuhre rollt, packen die Reifen ordentlich zu. Auch beim Bremsen schwimmt nichts in eine vage Richtung. Auch das Abwinkeln klappt bestens für das relativ schwer geratene Auto. Die leichtgängige Lenkung spricht spontan an und erlaubt kleine Lenkwinkel. Auch beim Rangieren und Parken wirkt der Avant kleiner als er ist.


Also einfach reinsetzen und losfahren? Ja, wenn man einmal einen C8 gefahren ist. Als Auto finde ich ihn wirklich gut gemacht. Wenn Audi es nun noch hinbekommt, den Motoren wieder so etwas wie Ansprechverhalten anzuerziehen, passt auf dieser Seite alles - ja, auch beim 40 TDI kämpft der Gasfuß mit einer Anfahr-Latenz. Aber ausgerechnet hier habe ich mich am schnellsten umgewöhnt. Er fährt sich eben etwas weniger agil als ein 520d. Aber war das nicht schon immer so? Der mäßig einleuchtenden Bedienung kann ich aber auch nach zwei Wochen nichts abgewinnen. Das Konzept sehe ich, es wirkt aber wie von zu vielen Köchen zu hastig auf den Teller geworfen. Insofern: Der A6 C8 ist aus meiner Sicht eigentlich ganz okay. Aber neben 5er, E-Klasse und auch neben dem XF von Jaguar wirkt "eigentlich ganz okay" wie der kleine Bruder von könnt Ihr Euch denken.



Technische Daten: Audi A6 Avant 40 TDI

  • Motor: 2.0 R4-Turbodiesel
  • Leistung: 204 PS (150kW) @ 3750 - 4200 U/min
  • Drehmoment: 400 Nm @ 1750 - 3000 U/min
  • Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplung
  • Kraftübertragung: Frontantrieb
  • 0 - 100 km/h: 8,3 sek
  • Vmax: 241 km/h
  • Gewicht: 1785 kg
  • Errechneter Verbrauch: 6,7 Liter Diesel / 100km
  • Angegebener Verbrauch: 4,9 - 4,5 Liter Diesel / 100 km
  • BLP: 78.260 Euro

    Kommentare 1

    • Schön Bericht! Danke hierfür!


      Kommentar dazu:


      - Es wird Zeit, dass Audi das Facelift für den C8 bringt! Hier im Forum gibt es eine auffallend hohe Abneigung ggü dem C8.

      - Was kaufen die Audistammkunden denn nun alternativ, die in dieser Klasse ein Auto suchen?