Mietzeitraum: 1 Stunde (Probefahrt)
km gefahren: ca. 170
Übergabe- und Rückgabeort: Audi-Autohaus
Konditionen: exklusive Treibstoff, Selbstbeteiligung im Schadensfall 1000 €
genaue Fahrzeudaten weiter unten
Reifen: Sommerreifen mit Y-Index
Ausstattungsliste hier
Felgen-Foto u.a. an Zwangs-Pendler:
gubbler: bat mich, den Bericht vorzuziehen. Ihn interessiert unter anderem ein Vergleich zum 35d/40d. Keinen der beiden BMW-Motoren bin ich eine längere Strecke gefahren, kann sie also nur schwerlich mit der Performance des A6 auf der Autobahn vergleichen. Aber den 530d hatte ich mal auf der Autobahn; wenn mich jemand nach der Probefahrt gefragt hätte, ob ich mich für den 530d oder den A6 230 kW entscheiden würde, hätte ich spontan den 530d genommen. In diese Entscheidung fließ aber auch meine subjektive Bewertung von Autos mit ein, die sich oft stark an der vorherigen Erwartung orientiert. An den 530d hatte ich glaube ich nicht so hohe Erwartungen gestellt, ich wusste vorher nicht, wie gut der abgeht. Entsprechend hoch war dann meine Meinung nach der Fahrt. Vom A6 habe ich jedoch sehr viel erwartet und nicht alles wurde erfüllt. Überzeugt bin ich von dem Produkt zwar schon, aber für Herz-Smileys und eine Liebeserklärung reicht es leider nicht.
Befördert man sich in einem 530d/535d/740d in den Sport-Modus und drückt das Gaspedal -nachdem man zum Stand gekommen ist- voll durch, stellt sich bei mir ein berauschendes Gefühl ein, ähnlich dem in einer Achterbahn o.ä. Das Gefühl, das sich bei der Beschleunigung aus dem Stand einstellt, ziehe ich oft als Bewertungsgrundlage für den Motor heran. Wenn sich in Brust- und Bauchgegend etwas tut, hat das Gefährt Herz-Smiley-Potential. Wobei ich hier dazu sagen muss, dass sich nicht immer bei einem 530d/535d/740d dieses Gefühl einstellt, auch mit dem gleichen Fahrzeug nicht. Woran das liegt, konnte ich bis jetzt noch nicht ergründen - vielleicht an meiner Tagesform und/oder an nicht optimaler Bedienung des Fahrzeugs.
Im A6 stellte sich so ein Gefühl zu keinem Zeitpunkt ein. Ich habe mit ihm zwar auf gerader Strecke nicht voll aus dem Stand beschleunigt, jedoch auf kurviger Strecke. Auch sonst stellte sich nie ein Gefühl von "Woooaaah jetzt gehts aaaaab" ein. Doch lassen wir mal meine subjektiven Eindrücke sein und schauen wir uns die Zahlen an:
Audi A6 Avant
Motor: 3.0 V6 Turbo-Diesel
max. Leistung: 230 kW (313 PS) zwischen 3900 und 4500 U/min
max. Drehmoment: 650 Nm zwischen 1450 und 2800 U/min
Leergewicht: 1930 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt), in Realität bei 265 km/h laut Tacho abgeregelt
Antriebsart: Allrad (Quattro)
BMW 530d Touring
Motor: 3.0 R6 Turbo-Diesel
max. Leistung: 190 kW (258 PS) bei 4000 U/min
max. Drehmoment: 560 Nm zwischen 2000 und 2750 U/min
Leergewicht: 1865 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 245 km/h
Antriebsart: Allrad (Xdrive)
BMW 535d Touring
Motor: 3.0 R6 Turbo-Diesel
max. Leistung: 230 kW (313 PS) bei 4.400 U/min
max. Drehmoment: 630 Nm zwischen 1.500 und 2.500 U/min
Leergewicht: 1870 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Antriebsart: Allrad (Xdrive)
BMW 740d
Motor: 3.0 R6 Turbo-Diesel
max. Leistung: 225 kW (306 PS) bei 4.400 U/min
max. Drehmoment: 600 Nm zwischen 1.500 und 2.500 U/min
Leergewicht: 2025 kg
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Antriebsart: Allrad (Xdrive)
Der A6 hat den Herstellerangaben nach bei der Beschleunigung und beim maximalen Drehmoment die Nase vorn. Bei der maximalen Leistung liegt er gleichauf mit dem 535d Touring Xdrive, bei dem diese aber erst später anliegt. Beim Leergewicht haben jedoch die 5er die Nase vorn, nur der 740d Xdrive ist schwerer als der A6. Der Sprint von 0 auf 100 km/h geht jedoch an den A6. Wobei ich beim A6 diesen Dieselruck vermisst habe, die Leistung schien sich gleichmäßiger zu entfalten. Dieser Eindruck kann jedoch auch durch das Soundmanagment im A6 beeinflusst worden sein, welches einem glaube ich über Lautsprecher ein eher Benziner-like Gefühl geben will.
Will man mit dem A6 aus einer Einmündung unter Vollgas einbiegen, sollte man das Lenkrad konzentriert und fest im Griff haben. Schafft man dies, kann man dem A6 einen wunderbar eleganten Bogen weisen, den er dank Quattro mit aufheulendem Motor souverän mit sich aus dem Drehzahlkeller ohne Turboloch gleichmäßig aufbauenden Beschleunigung durchschreitet. Da reift dann doch wieder die Erkenntnis, was die entscheidende Komponente in Automobilen und überaupt im Leben ist: Freude. Und diese Freude am Fahren (sorry, BMW) kann der A6 bereitstellen. Fuß drauf, zack bumm peng. Die Leute drehen ihre Köpfe nicht wegen des Aussehens des A6, sondern weil sie wissen wollen, wer da in ihrer Stadt eine so wohl klingende Drehzahlorgie veranstaltet. Außerhalb geschlossener Ortschaften unter der Ägide des Zeichens 282 zeigt der A6 auch, was er unter der Haube hat. Ein kleines Intermezzo mit einem A6 C6 übersteht er genauso wie jedes andere Duell während der kurzen aber heißen Fahrt. Meistens ist es aber kein Duell, der überwiegende Teil der Verkehrsteilnehmer auf der A7 nahm den A6 so war: Ein heller Punkt nähert sich im Rückspiegel, der zweimal aufleuchtet, um seine Überholabsicht außerorts anzukündigen, nähert sich immer weiter und schießt dann in einem zzzzzzzzzzzzzuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuummmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm mit 265 km/h vorbei. Und während die LED-Heckleuchten am Heck des Avant im Horizont verschwinden, rückt sich der Vertreter im Passat die Krawatte zurecht und denkt über einen Termin beim Händler zwecks Fahrzeugupgrade nach.
Im Innenraum des A6 herrscht jedoch keine Nachdenklichkeit, dort dröhnt die Musik aus der BOSE-Anlage. Wobei "keine Nachdenklichkeit" dann doch eine zu euphemistische Formulierung ist, denn die Tankanzeige war auf dem Weg von fast voll auf unter halb voll. Naja, drauf geschissen und weiter gehts.
Irgendwie war die Dichte derer, die beim Überholvorgang eines LKW einem vor die Nase fahren, an diesem Tag besonders hoch. Sah ich irgendwo weit vor mir jemandem hinter einem LKW, ging ich dazu über, vorsorglich mal zwei Lichtstöße vorraus zu schicken. Mehrmals wurde ich dennoch nicht erkannt oder ignoriert und die Audi-Bremsen mussten zeigen, was sie können. Sie konnten viel und die bedrohlichen Situationen wurden gut entschärft. Jedoch stellte sich in solchen Situationen selten die Vorfreude ein, die ich bei Fahrzeugen wie dem Jaguar XKR gespürt hatte: Dort freute ich mich über Abbremsen, weil ich danach nocheinmal die Beschleunigung fühlen konnte. Dass diese Freude im A6 ausblieb, ist auch der Grund, wieso er nicht voll meinen an ihn gestellten Erwartungen gerecht wurde. Seit Wochen telefonierte ich dem A6 hinter her und versprach mir einen Heilsbringer auf der Autobahn. Keine Frage, der A6 beschleunigt souverän, lässt alle normalen Verkehrsteilnehmer in Windeseile hinter sich und hebt die Reisegeschwindigkeit schnell auf über 250. Doch das bäm-bum-peng-yeah-Gefühl blieb auf der Autobahn leider aus. Totale Entspannung aufzubauen und das Gefühl zu schaffen, in komplettem Frieden mit sich und der Welt zu sein, das hat der A6 aber schon geschafft, wenn bei 265 km/h die Büsche auf dem Mittelstreifen vorbei-raaaaaaaaaaasen und "Colorblind" von den Counting Crows den Innenraum erfüllt.
"I am ready
I am fine"
Hm, irgendwie wurde es dann doch eine Liebeserklärung, oder? Well done, Audi!