Der Lauf der Ringe
Daten zur Anmietung
Vermieter: SIXT
Station: Dresden Flughafen
gebuchte Klasse: FDMR (Wunsch: BMW 330d)
erhaltene Klasse: PDMR mit Automatik
Tarif: DEPW 5000 FDMR
Erstzulassung: 30.11.2012
Kilometerstand Anfang: 16.576 km
Kilometerstand Ende: 17.296 km
gefahrene Kilometer: 720 km
Mietdauer: 3 Tage
Technische Daten
Motor: Vierzylinder-Diesel-Reihenmotor mit 1968 cm³ Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, zwei oben liegende Nockenwellen, Turboaufladung mit Ladeluftkühlung, Common-Rail-Einspritzsystem
Leistung: 130 kW/177 PS bei 4200 U/min
Drehmoment: 380 Nm bei 1750-2500 U/min
Vmax: 222 km/h
0-100 km/h: 8,2 sek.
Leergewicht: 1660 kg
Bereifung: M+S Ganzjahresräder 225/55 R 16
Normverbrauch: 5,0 Liter/100 km (Effizienzklasse A)
BC-Verbrauch: 8,1 Liter/100 km (berechnet: 8,4)
Grundpreis: 41.450 € (inkl. multitronic)
Bruttolistenpreis: 55.485 €
Ausstattung
* Stufenloses Automatikgetriebe multitronic®
* Lackierung Havannaschwarz Metallic
* Aluminium-Schmiederäder im 6-Arm-Design, Größe 8 J x 17
* Lederausstattung Milano schwarz-schwarz
* 4-Wege-Lendenwirbelstütze
* MMI® Navigation plus mit MMI touch®
* Xenon plus mit Scheinwerfer-Reinigungsanlage
* All-season-Reifen
* Ablagepaket
* Rücksitzlehne umklappbar
* Multifunktions-Sportlederlenkrad im 3-Speichen-Design
* Sitzheizung vorn und hinten
* Komfortklimaautomatik 4-Zonen
* Rückfahrkamera
* Komfortschlüssel mit sensorgesteuerter Gepäckraumentriegelung
* BOSE Surround Sound
Businesspaket
* MMI® Navigation
* Handyvorbereitung (Bluetooth)
* Einparkhilfe plus
* Sitzheizung vorn
* Innenspiegel automatisch abblendend
Zur Anmietung
Wie es eben manchmal so ist: Da hofft man auf Frühling und die Vermieter sehen es ebenso, wenn sie die Masse der aktuellen Fahrzeuge gleich mit Sommerrädern bestücken - und dann herrscht draußen beinahe sibirische Kälte. Das schränkt die Auswahl natürlich gehörig ein. Auch gegen ein von mir angebotenes Upsale auf die nächst höhere Kategorie ließe sich nichts machen. Weniger begeisternd stellte ich mich der mittelprächtiogen Auswahl, allesamt immerhin jeweils ein Upgrade auf eine höhere Buchungsklasse. Etwas enttäuscht, dass diesmal leider kein flotter 3er auf mich wartet, hörte ich mir die angebotenen Alternativen an:
# 1: BMW X1, Diesel, Allrad und Automatik: Das hört sich erst einmal nicht schlecht an, jedoch handelte es sich hierbei nach Nachfrage um den xDrive18d. Moment, da klingelt bei mir was! BMW X1 xDrive18d Automatik | Sixt Dresden Flughafen Zwar darf man beim X1 LCI nun die entschieden bessere 8-Gang-Automatik bemühen, jedoch ist der "kleine" Diesel im Allrad-X1 schon etwas überfordert. Mit dem stärkeren 2.0-Liter-Diesel hätte ich nicht länger überlegen müssen und hätte mir wieder einen X1 gekrallt, den ich damals in der Summe eigentlich nicht übel empfunden habe.
# 2: BMW 520d: Ein tolles Auto mit einigen Annehmlichkeiten und den typischen BMW-Qualitäten (abgesehen vom rustikalen Vierzylinder-Sound), aber einen 520d hatte man mir bereits im Oktober letzten Jahres als Upgrade für eine sehr angenehme Fahrt in den Norden der Republik anbieten können, als auch damals die Auswahlmöglichkeiten im Fuhrpark mehr als dürftig waren. Ich kenne seine Qualitäten, bewege selbst aber lieber immer wieder gerne etwas Neues. So sensationell ist der 520d ja nicht...
# 3: Audi A6 2.0 TDI: Sensationell ist auch Alternative Numero 3 nicht, jedoch habe ich um den A6 bislang immer einen Bogen machen können. Erst wollte ich ihn mal testen und man konnte mir nur den alten A6 Avant anbieten. Und später gab es einfach zu reizvolle Alternativen beim BMW 5er! Na gut, dann also diesmal. Unverhofft kommt oft! Nur leider bereue ich meine Wahl recht schnell, denn ich dachte zu keiner Sekunde daran, dass der frontgetriebene A6, um den es sich hier handelt, mit der Multitronic bestückt ist. Ich bin wahrlich kein Automatik-Freund und bemühe lieber Schaltknüppel und Kupplung, aber eine Halbautomatik oder eine Stufenlose Automatik (CVT) wie eben besagte Multitronic setzt dem noch die Krone auf!
Aber es scheint ein erkenntnisreiches Wochenende zu werden. Dann also mal los!
Zum Exterieur
Ja, was soll man dazu sagen: Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider! Lediglich im gleißenden Sonnenlicht zeigt Havannschwarz ein funkelndes, karibisches Braun, welches der Schlüsselanhänger in der Rubrik "Farbe" tatsächlich verheißt. Im Alltag bleibt es leider ein trübes Schwarz, welches bei winterlicher, windintensiver Witterung extrem schnell verdreckt. Schade, denn in einer der vielfältigen anderen Farben wie etwa das kühle, formpräsentierende Eissilber sieht der große Ingolstädter deutlich freundlicher aus. So allerdings zeigt sich eine gewisse Profanität und Nüchternheit, die das modische Designerkleid eigentlich nicht verdient hat. Wobei das auch an den nicht gerade üppigen 17"-Felgen im etwas plumpen 6-Arm-Design liegt, welche in ihrer Schwerfälligkeit der Karosserie noch ein paar Pfunde dazu mogeln.
Die nun geschlossen ausgeformten LED-Lichtelemente an Front und Heck wissen in ihrem souveränen Auftreten zu gefallen. Diese technokratische Optik steht dem großen Mittelklasse-Audi, lässt jedoch selbst Markenkenner oft genug zweifeln, ob nun nicht doch etwa nur der facegeliftete A4 im Rückspiegel angriffslustig lauert. Selbst am Heck lässt man alle Familienähnlichkeiten unverblümt durchgehen. Liebe Audianer, das schafft zwar enorme Markenidendität, raubt den einzelnen Modellen jedoch ihr persönliches Profil! Immerhin erinnert die leicht füllige Silhouette mit der bogenförmig verlaufenden Dachlinie galant an die beiden A6-Vorgänger-Generationen.
Zum Interieur
Den unterkühlten Charme, den der A6 außen zeigt, setzen die Designer innen fort und präsentieren und rundlich geschwungenes sowie elegant geformtes Interieur. Selbst silbern lackiertes Plastik wirkt hier nicht deplaziert. Das kann man vom MMI-Bildschirm nicht zwangsläufig behaupten, der surrend aus dem Amaturenbrett klappt. Im ausgefahrenen Zustand wirkt er ein wenig wie ein Fremdkörper im schlüssig geformten Interieur.
In Sachen Materialqualität und Verarbeitung wird stets von Audi geschwärmt, dem kann der Blick auf die Mittelkonsole jedoch nicht wirklich standhalten. Hier zeigt sich recht einfacher, zweckmäßiger Kunststoff, der wohl besser im A3 gepasst hätte. Dafür passen in gewohnter Akribie die Spaltmaße.
Doch wichtiger ist im Alltag vielmehr das praktische Talent. Mit dem immerhin 4,92 m langen A6 präsentiert sich eine ausgewachsene Limousine, die hält, was sie verspricht: Vier erwachsene Personen können mit genügend Freiraum die lange Reise antreten. Im Fond können die Beine kaum lang genug sein, aber der Kopf sollte nicht allzu hoch hängen. Für etwa mehr Luft nach oben gibt es schließlich den formschicken Avant. Doch bereits die Limousine erfüllt alle Aufgaben und zeigt ein großes Ladeabteil, welches sich dank der umklappbaren Rücksitzbank in eine ebene Ladefläche verwandeln lässt. Akzeptieren muss man jedoch die eingeschränkte Übersichtlichkeit, speziell nach hinten.
Zur Ausstattung
In unserer verwöhnten Welt sind Ledersitzen, Automatik und das größte sowie beste Navigationssystem bereits unsere Grundanforderungen, wenn es um den idealen Reisewagen geht. Das alles bietet der A6 für einen gewissen Obolus. Die Serienausstattung ist nicht gerade üppig, hält jedoch bereits Grundlegendes wie etwa eine Klimaautomatik oder die Geschwindigkeitsregelanlage bereit. Auch für die beinahe obligatorische Rückfahrkamera muss man extra löhnen.
Wenn man auf gute Klangqualität steht, aber die aufgerufenen 6000 € (!) für das Bang & Olufsen System nicht zu zahlen bereit ist, dann bleibt nur das BOSE Soundsystem, welches für vergleichsweise geringe 950 € in der Liste steht. Mit den druckvollen BMW-Systemen (Harman Kardon, Hifi Professional) kann dieses System jedoch einfach nicht mithalten. Die Musik aus den BOSE-Lautsprechern klingt ordentlich, jedoch fehlt trotz Surround Sound das besondere Klangerlebnis.
Die Xenon-Scheinwerfer beeindrucken dagegen mit beinahe taghellem Licht und leuchten die Fahrbahn breitflächig aus. So wird auch die Nachfahrt nicht zum Verdruss, selbst ohne mitlenkende Scheinwerfer und gleitendem Fernlichtassistenten.
Unter der Bezeichnung "Komfortschlüssel" bietet Audi einen schlüssellosen Zugang zum Fahrzeug an. Dies ist praktischerweise an jeder der vier Türen möglich und ein Öffnen der Heckklappe mittels Fußgeste ist ebenfalls inbegriffen. Aus meiner Sicht stellt dies mehr als nur eine Spielerei dar, sondern erweist sich als ein ungemeiner Komfortaspekt.
Das kann man so auch zur Bluetooth-Anbindung sagen: Die Freisprech-Telefonie funktioniert tadellos und die Musiktitel auf dem Smartphone werden nach kurzer Bedenkzeit souverän ausgelesen. Musikfreunde können sich andernfalls nur mit AUX, CD oder einer SD-Karte behelfen. Die Instrumente und Anzeigen sind klar abzulesen. Das große FIS gefällt mir immer wieder und der Digitaltacho ist - insbesondere bei der Multitronic - extrem hilfreich, zumal die Analoguhren nicht einwandfrei ablesbar sind. Nervig ist lediglich der selbsttätig löschende Kurzzeitspeicher. Ein tageweise angelegtes Löschen würde aus meiner Sicht völlig genügen! Warum Audi bei Darstellung von Wassertemperatur (links) und Tankinhalt (rechts) auf ungenaue LED-Balken setzt, bleibt ein Designer-Geheimnis...
Der Einstiegsmotor ist selten für den Spaß zuständig, sondern nimmt sich die Vernunft als große Aufgabe. So fällt der angebene Verbrauch mit 4,9 Litern (multitronic: 5,0) angemessen niedrig aus. Bei noch akzeptablen 1,7 Tonnen Leergewicht sorgen 177 PS zwar für keine Luftsprünge, aber es reicht in der Tat aus.
So beschleunigt der unter Last angenehm sonor klingende, kultiviert laufende Vierzylinder-Common-Railer durchaus flott und scheut sich auch nicht vor hohen Drehzahlen. Dafür allerdings liegen ihm niedrige Drehzahlen nicht besonders, denn jeder kleinste Milimeter Gaspedalbewegung quittiert die hektische Multitronic mit einem unabwendbaren Gangwechsel - selbst im Modus "Efficiency" sind keine dauerhaft niedrigen Drehzahlen um etwa 1100 U/min einzurichten. Dabei überrascht das stufenlose Automatikgetriebe von Audi durch seine ausgeprägte Wandlercharaktersitik mit 8 herausgearbeiten Schaltstufen und recht schnellen Schaltmanövern. Dank stufenloser Übersetzungsänderung sind naturgemäß keine Schalteinflüsse zu spüren. Im Modus "Dynamic" hält sie die Drehzahl im optimalen Bereich und reagiert angemessen flexibel auf Vortriebswünsche des Fahrers. Dem Motor geht ab 180 km/h jedoch langsam aber sicher die Puste aus und erkämpft sich nur mühsam bis auf die vom Werk versprochenen 222 km/h. Lediglich ein ausgeprägtes Gefälle brachte die Tachonadel des großspurig bis 300 km/h angelegten Tachometers über die 240er Marke. Für die eilige Autobahnfraktion ist der kleinste A6 eigentlich schnell genug, für sportive Ambitionen jedoch redlich ungeeignet.
Denn obwohl das Fahrwerk genau die richtige Dosis zeigt - genügend mitteilsam, gute Federungseigenschaften, noch angemesse Kurvenneigung, nur in engen Kehren grob untersteuernd - so missfällt die grobschlächtige, digital wirkende elektromechanische Zahnstangenlenkung auf ganzer Linie. Bei niedrigen Geschwindigkeiten fällt die Servounterstützung hoch aus, jedoch hat das nicht den gewünschten Einfluss auf die Handlichkeit des eher schwerfällig wirkenden A6. Zudem fehlt es dann spürbar an Rückmeldung und Gefühl. In engen Straßen wirkt der große A6 beinahe so monströs wie der 5er Gran Turismo. Bei höheren Geschwindigkeiten, insbesondere ab 100 km/h, erhärtet sich die Lenkung deutlich und erfordert nunmehr durch ihre nervös ansprechende Mittellage die volle Aufmerksamkeit des Fahrers. Der Korrekturbedarf fällt unangenehm hoch aus, erschwert durch eine überraschend hohe Windanfälligkeit.
Gleiches gilt für den Dieselverbrauch. Nur bei exzessiv ökonomischer Fahrweise ist er nahe der 5-Liter-Marke zu bringen. Der ermittelte Minimalverbrauch auf einer sparsam gefahrenen Landstraßenfahrt ergibt einen Verbrauch von 4,4 Litern im Schnitt. Dafür allerdings sollte "drive select" auf Efficiency stehen und die gemächliche Gangart bevorzugt werden, um der Multitronic jede spritzehrende Übersetzungsanpassung zu erübrigen. Will man angemessen flott vorankommen, sind weniger als 6 Liter praktisch nicht möglich (BMW 520dA: BC 5,5 Liter). Bei normalem Autobahntempo stehen schockierende 7,7 Liter im Display (Tempomat 130, Durchschnittsgeschwindigkeit 127 km/h). Und die Vollgasfahrt auf der Autobahn wird mit rekordverdächtigen 13,6 Litern belohnt - das habe nicht einmal mit dem BMW 535d touring geschafft. Das ist insgesamt extrem viel für einen Vierzylinder-Diesel dieser Gewichtsklasse. Ein größerer 6-Zylinder verbraucht gewiss nicht mehr! Im Alltag sind Verbräuche zwischen 6,0 und 7,0 Liter die Regel, je nach Fahrprofil.
Einen Teil des Mehrverbrauchs schiebe ich auf das Multitronic-Getriebe. Auch aufgrund ihrer Anfälligkeit würde ich von diesem Getriebe - trotz ihres komfortablen Charakters - dringend abraten. Und als Handschaltfan wäre mir der handgeschaltene A6 an dieser Stelle auch deutlich lieber gewesen. Mit der manuellen Schaltung erspart man sich sicherlich auch das eine oder andere Geschwindigkeitsdelikt, denn dank nahezu gleichbleibender Drehzahl bei simultan vorhandener Vortriebsbewegung fehlt jegliches Tempogefühl. Schnell hat man in der Stadt ungewollt auf Tacho 70 beschleunigt. Da macht der große Digitaltacho im FIS richtig Sinn...
Zum Fazit
Es ist immer wieder erfrischend, neue automobile Bekanntschaften zu machen. Doch bei jedem "Vierringer" schwingt bei mir immer etwas Wehmut mit. Ich schaffe es - abgesehen vom flinken A3 - erst nach recht langer Zeit mit den Audi-Modellen warm zu werden. Daran ändert auch dieser durchaus talentierte A6 nichts. Das liegt aber zum Teil auch an der übermotivierten Multitronic. Für angenehme Langstreckenfahrten erscheint der A6 ideal, doch dafür fällt der Verbrauch sehr hoch aus. Somit gilt: Der Handschalter oder gleich der V6 sind die bessere Wahl!
Pro
+ ausreichend kräftiger, kultivierter Dieselmotor
+ sehr feinfühlige, kräftig zupackende Bremsen
+ üppiges Platzangebot
+ ruhige Reiseatmosphäre
+ hoher Antriebskomfort
+ ausgewogen federndes Standard-Fahrwerk
+ sehr helles Xenon-Licht
Contra
- eingeschränkte Traktion
- großer Wendekreis
- grob regulierendes ESC
- nervöse Schaltakrobatik
- indirekte, unpräzise Lenkung
- hoher Krafstoffverbrauch
- unübersichtliche Karosserie