Der Reisefrust durch die vielen Staus ist durch einen spontanen Frei-Tag verflogen und so möchte ich euch kurz vom CLA berichten.
Gebuchte Klasse: FDMR, RQ DI+AUT
Erhaltene Klasse: SDMR auf eigenen Wunsch
Mietdauer: Langes WE
Gefahrene Strecke: 1338km
Nettolistenpreis: 37180 EUR
Ausstattung: Automatisch abblendende Innen+Außenspiegel, 7G-Tronic, Becker-Navi, Tempomat+Limiter, Verkehrsschildererkennung, Xenon, Teilledersitze, MuFu-Lenkrad, Sitzheizung vorne, einfache Klimaautomatik, PDC v+h
Anmietung:
Für die Tour Richtung Heimat sollte es mal wieder etwas Spaßiges werden und so ließ ich es mir nicht nehmen, beim Erstkontakt mit der Station Sixt Heilbronn gleich Forderungen zu stellen. Also Stand im Bemerkungsfeld, dass ich mir einen 330d wünschen würde, ggfs. aber auch upsalewillig bin und man sich telefonisch melden könnte. Am Vortag war ich in der Nähe unterwegs und sah leider so gar nichts passendes an der Station, weshalb ich per Mail fragte, was geplant sei. Innerhalb von 2 Minuten erhielt ich einen Rückruf aus der Station: 316i, 316d oder C220 CDI. Puh, meine Freude war nicht besonders groß, was auch die sehr freundliche RSA merkte und von sich aus nachsah, was noch kommen sollte. So wurde erstmal die C220 CDI Limo für mich geblockt, mit der Notiz, dass der CLA meiner wäre, so er denn eintrifft.
Am Anmiettag bekam ich vormittags telefonisch Bescheid, dass es wohl wirklich nur die Limo werden würde, der CLA sei noch nicht da. Dementsprechend war meine Stimmung, meine Frau und ich sind zusammen 54, da passt so ein Rentnerfahrzeug in Rentnerblond nicht wirklich. Bei der Abholung stand auch kein CLA auf dem Hof, keine hübschen Alternativen, also mit gesenktem Kopf zum ebenfalls freundlichen RA, der mir schmunzelnd den CLA Schlüssel überreichte. Wochenende gerettet, vielen Dank Sixt Heilbronn! In Sachen Service und vor allem Kommunikation könnten sich Sixt MA und Sixt Stuttgart Zentrum mal eine Schulung beim Team in Heilbronn geben lassen.
Hübsche Hülle und innen eng:
Er sieht schon speziell aus, der CLA. Auf der Strecke haben wir zusammen so manchen Kopf verdreht und auch so muss ich sagen, er gefällt. Etwas gedrungen sieht er aus, aber Front und Heck sind wirklich hübsch gestaltet. Gerade das Tagesfahrlicht in Verbindung mit der flachen Linie brachten auf der Autobahn, sofern man überhaupt mal etwas Platz hatte, ordentlich Überholprestige. Dass der Antrieb, obwohl nicht untermotorisiert, nicht ganz zum starken Auftritt passt, sei da mal vergessen.
Als Sitzriese mit 1,85m Körperhöhe und etwa 80kg hatte ich bequem Platz hinter dem Lenkrad. Die Sitze sind sehr gut und alles ist leicht erreichbar. Die Übersicht, gerade im Bereich A und C Säule, ist allerdings eher mäßig. Das PDC hinten langt zwar zum Einparken, aber eine Kamera würde da doch manchmal mehr Sicherheit vermitteln. Im Fond muss man etwas "runterrutschen", damit man nicht permanent mit dem Kopf an der Decke hängt. Keine Dauerlösung und bis 1,75m vielleicht noch halbwegs bequem. Der Ein- und Ausstieg ist indes eher kompliziert, also auch nichts für alte Omis, die zumindest die geeignete Körperhöhe mitbringen würden.
Was mich mindestens jeden 2. Kilometer gestört hat war die Verarbeitungsqualität. Eigentlich ist das Cockpit recht schön anzusehen, aber ganz abgesehen vom grausligen Becker-Navi mit mieser Auflösung knarzt dieser quasi-Neuwagen mit seinen 7 bzw. nun 8tkm leider schon. Das größere Fach im Mitteltunnel ließ sich nur zur Ruhe zwingen, wenn man etwas dagegen drückte. Die Verkleidung in der rechten Tür vibrierte bei manchen Bässen mit unangenehmen Geräuschen.
Ich hatte vorher gelesen, dass der CLA ein Leisetreter sei, ob seines geringen CW-Wertes. Das könnte er sein! Leider war die M+S Bereifung ziemlich laut und auch der bekannte 220 CDI ist stets vernehmbar. Auf der Autobahn, auch bei Tempo 200, hört man kaum Windgeräusche. Mit einem Benziner und gescheiten Sommerreifen sollte der CLA wirklich sehr leise sein. Wenn ich da an den F10 denke, bei dem oft die Spiegel pfeifen und Strömungsabrisse zu vernehmen sind, da ist der CLA eine echte Wohltat.
Achja, und schaut euch diese hübschen Heckleuchten an!
Die Technik:
Das Infotainment hängt schon deutlich zurück, wenn man sonst nur Audi und BMW fährt. Aber: der Sound aus den Lautsprechern war wirklich sehr ordentlich. Die Vormieter hatten lediglich den Bass auf Maximum hochgedreht, aber nach einer Korrektur klang das sehr ausgewogen und stimmig. Zudem klappten die Spracheingaben für das Navi immer sofort, da bin ich bei Audi oft enttäuscht worden.
Das Becker Navi, ich hatte es bereits erwähnt, besticht durch eine miserable Auflösung und auch der große Rahmen um das relativ kleine, aber ausreichende Display, wirkt unpassend. In der Preiskategorie um 44t EUR erwarte ich da mehr.
Genug gemeckert: das Bi-Xenon Licht ist superb, die Tachoeinheit ist super ablesbar und die ganzen Infos im Display sind leicht zu lesen und abzurufen. Ebenfalls positiv überrascht hat mich die 7G-Tronic, die beim 220 CDI gerne im 7. Gang bleibt und das Drehmoment ausschöpft. Zumindest auf der Autobahn angenehm, weil nicht ständig wie bspw. bei der Multitronic das Motorgeheule losgeht. In der Stadt wirkt die Automatik manchmal überfordert und man könnte manuell per Schaltpaddels schalten, aber so richtig Laune macht das nicht. Da gewöhnt man sich lieber etwas um und dann geht das schon. Die 8-Gang-Automatik von ZF ist weiterhin das Maß aller Dinge, aber mit der 7G-Tronic könnte ich ebenfalls gut leben.
Der Motor fällt lediglich durch die Lautstärke negativ auf. Durchzug und Drehmoment machen Spaß und auch wenn ich wegen der Bereifung nur 210km/h fahren konnte, V-Max soll bei 230km/h liegen, so wurde diese Geschwindigkeit stets sehr zügig erreicht. Die üblichen Vertreterdiesel halten bis 130km/h noch ganz gut mit, aber danach kann man Dank des geringen Luftwiderstands langsam enteilen. Ein 330d ließ mir dennoch keine Chance, logisch. Der Verbrauch blieb absolut human, obwohl wir die denkbar schlechtesten Konstellationen hatten: sehr viel Stau mit Stop and Go (bspw. 590km in über 8 Stunden), wenn frei dann zügiges hochbeschleunigen auf 210km/h bis zum nächsten Stau und dazu noch Berliner Stadtverkehr zur Rushhour. Mit 6,7 Litern/100km, errechnet und laut BC, hat MB hier vieles richtig gemacht.
Das Fahrwerk hat leichtes Spiel in den Kurven und die feine Lenkung bietet genug Festigkeit, dass auch schnelle Kurvenpassagen nicht zu nassen Handabdrücken auf dem Beifahrersitz führen. Wie gerne hätte ich den CLA mit gescheiten Sommerreifen gefahren, aber nun gut, vielleicht bekommt man ihn mal als 250er Benziner mit solchen Schlappen in die Finger. Komfort und Sport, das kann der CLA beides.
Fazit:
Durchaus mit viel Wehmut haben wir den CLA wieder abgegeben. Wäre er nicht so sündhaft teuer für eine gepimpte A-Klasse und wenn die unnötigen Macken im Innenraum nicht wären, sowie das geringe Platzangebot im Fond, dann hätte es ein Wagen für uns werden können. Das Kofferraumvolumen reicht nämlich sogar zum Einkaufen für die Frau.