Neue (kleine) Autovermietungsfirma eröffnen...

  • Guten Tag,



    nach viele Std. im Google habe ich diese Forum gefunden, hoffentlich kann mir hier jemanden mit Erfahrung wenigstens ein bisschen beraten.



    Ich würde gerne ein kleines Autovermietungsunternehmen in Raum BY eröffnen, ich liebe Autos und finde das Geschäft ganz interessant und attraktiv, plus denke ich mir, wenn man fleissig daran arbeitet, sollte man langsam aber sicher ein gutes Gewinn machen.


    Ich habe eine Autovermietungsfirma kontaktiert, die mich eine kleine Autoflotte anmieten würde (erstmals Kleinwägen: VW Polos, VW Ups und Peugeots, alle Neuwagen mit vollaustattung) auf einem monatlichen Sonderpreis, damit sind natürlich all die extra kosten inklusive, wir würden einen Langzeitmietvertrag abschließen, und zusätzlich eine Nutzungsvereinbarung die ich "weiterleiten" könnte, so können die potenzielle Kunden mit der Fahrzeuge fahren. Ich wollte eigentlich erst mit 3 Fahrzeuge anfangen, das Businessplan wäre so angestellt:


    zb. Der Tagespreis der ich für einen VW Up bezahlen sollte wäre ca.20€, daher könnte ich das Fahrzeug für 39€/Tag vermieten, mit 1.500 SB und ohne Kaution (gleiche Konditionen die ich selber im Vertrag hätte), tankregelung voll-voll, und entweder KM Frei oder mit KM Begrenzung (abhängig von Fahrzeugmodell, ins VW Up Fall wäre es KM Frei vermietet). So denke ich mir, dass das Angebot sehr attraktiv wäre, gerade wenn man bei zb.Sixt eine Mindestkaution i.h. von 500€ mit KK hinterlegen müsste.


    Erstmals wollte ich 3 Fahrzeuge für 6 Monate anmieten und einfach schauen wie es weitergeht, daher habe ich mich um eine UG/Ltd. überlegt die ich nachher zu einen GmbH umwandeln könnte wenn alles gut laufen würde.


    Was hält Ihr davon? Empfehlungen, und Kommentare sind herzlich willkommen, ich selber habe keinerlei Erfahrung in den Bereich, irgendwie muss man aber anfangen!


    Wenn ich was falsches gesagt oder geschrieben habe, bitte um Entschuldigung, wie gesagt, dies ist nur meine Idee, wollte aber vorher ein bisschen rumfragen, die Profis kennen sie sich besser aus!.



    Ich freue mich auf Ihre Empfehlungen, Vielen Dank!

  • Hallo Karl,


    Erstmal vorneweg: find ich gut, dass du was aufbauen willst, mir waere das ja nichts und ich bevorzuge mein monatliches Festgehalt. Ich bin da auch immer recht negativ eingestellt und wuerde dir einfach mal paar Fragen stellen:


    1) Warum sollte ich bei dir mieten? Bei Europcar bekomme ich einen Polo fuer 42Euro pro Tag (bei 3 Tage Mietdauer, Selbstbeteiligung 950 Euro, allerdings nur 900 Frei-KM) (die homepage von Enterprise spinnt bei mir hier grad rum, sonst haette ich da mal die Preise angeschaut, ist aber sicher billiger, auch wenn es dann nen Kia wird und kein VW)
    2) Ohne Kaution? Das klingt sehr nett, allerdings kannst du dann im Schadensfall deinem Geld hinterherrennen und hast keinerlei Druckmittel. Kunden die deswegen zu dir kommen werden dir im Schadensfall Probleme bereiten.
    3) Ich hab bei dir gemietet und bleibe irgendwo kurz vor Bremen liegen - wie kannst du mir dann helfen?


    Ich denke es ist sehr schwer da irgendwie ernsthaft reinzukommen mit Standardautos, gerade mit Kleinwagen - da schaut der Kunde auf jeden Euro.
    Was vermutlich besser gehen koennte: Autos, die man sich mietet weil da Emotionen im Spiel sind, da ist der Preis dann sekundaer. Also: Sportwagen / Spassgeraete / Limos fuer die Hochzeit (W126 S Klasse oder so).

  • Du bezahlst für jeden Tag deiner Langzeitmiete 20 Euro pro Tag und zwar IMMER. Egal ob das Auto auf dem Hof steht oder vermietet ist. D.h. Du müsstest das Fahrzeug mindestens an 16 Tagen für 39 Euro im Monat vermieten, um überhaupt in der Gewinnzone zu liegen. Ich lege jetzt bei beiden Beträgen von netto Preisen aus, ansonsten wird das Verhältnis noch schlechter. Schon mal Gedanken darüber gemacht?
    Wie ist der Wettbewerb bei dir in der Region aufgestellt?

  • Ich denke Fragen in diese Richtung kann am besten Motion Drive beantworten. Wobei natürlich der Unterschied zum VW Up und einem R8 gewaltig sind. Im Kern wird beides aber nicht funktionieren, wenn man nicht über die nötigen Finanzmittel verfügt. Ich finde das Konzept etwas blauäugig und wohl auch schneller beiseite gelegt, als ich hier die Zeilen tippe. Das Problem ist einfach, dass du mit ein paar Autos keinen Gewinn erwirtschaftest - zum Wohle der Allgemeinheit wirst du kaum vermieten... Fällt ein Auto aus, müssen die anderen Fahrzeuge den Ausfall ausgleichen. Schrotten deine Mieter gleich zwei Wagen, hast du noch mehr Sorgen. Versicherung hin oder her. Der Schaden ist erst einmal bei dir. Schlimmer wird es noch, wenn du auf Mieter triffst die nicht solvent sind um die SB zu bezahlen, oder in einen Rechtsstreit gehen.


    Und wenn ich ehrlich bin: Unternehmungen wie Ltd und UG finde ich weder seriös, noch würde ich hier anmieten bzw. meine Kreditkartendaten hinterlegen. Hinzu kommen die, von den Vorrednern angesprochenen, anderen Dinge - vor allem der Preis.


    Gerade in Bayern sehe ich für solche Kleinunternehmungen, wie du sie geplant hast, eigentlich keinen Markt. Dann eher noch ein Konzept wie Carsharing.


    Zu guter letzt und nicht böse gemeint die Fragen, wie alt du bist und woher du kommst? Denn das Problem ist auch, dass deine Formulierungen ab und an etwas holprig daher kommen. Hier werden die wenigsten fehlerfreies deutsch posten (mich vor allem eingenommen) aber es fällt halt irgendwo trotzdem auf...

  • Hi, mein Vorschlag wäre erst bei einer Mietwagenfirma bisschen zu arbeiten, alle Prozesse kennenlernen. Hier (45 T Einwohner) bei uns ist eine kleine Avis Station, der RSA macht es auf 400€ Basis, da er täglich einmal 1 Auto rausgeben muss, am Freitag 2-3. Dann er muss noch die Autos putzen, ansonsten tote Hose. Die Jungs bei der Sixt haben bisschen mehr zu tun aber auch nicht zu viel.


    Meiner Meinung nach eine 0815 Autovermietung reicht nicht fürs Überleben. Da sind bestimmt kleine Niche-Bereiche, wie giftmischer schon geschreiben hat: z.B. Ami Muscle-Cars oder Elektro-Autos (i8, Tesla), ich denke es gibt genug Leute, die so etwas mieten möchten, vielleicht für einen Tag zum ausprobieren.


    Nur als Beispiel: du kannst einen Muscle-Car für min. 200 euro/Tag vermieten, dann hast du gleich den selben Umsatz als wenn du 5 Polo vermieten würdest, muss aber nur einen Kunde bedienen, einmal das Auto putzen, der Kunde schaut nicht so sehr genau auf die Kosten, extra km kann mann sehr gut berechnen, auch die extra Versicherung bringt genug Umsatz, usw.


    Standort ist auch sehr wichtig, in einer Großstadt findest du mehr Kunden, als in einer armen Kleinstdat...

  • Ich gebe zu bedenken, das eine Ltd. auch nach englischem Recht abrechnen muss/soll, ich meine das dies Auswirkungen auf die Bilanzierung hat. Genau weiss ich es leider nicht mehr, jedoch ein Punkt den man abchecken sollte. Vll. kann da jemand mit etwas mehr Ahnung etwas zu sagen.

  • Im Zuge des Brexit wäre mir eine Limited erstmal zu unsicher. UG (haftungsbeschränkt) ist da sicher der sinvollere Weg.


    Zum Geschäftsmodell und den Fixkosten haben sich ja User hier schon geäußert. Sehe das ähnlich kritisch.

  • Desweiteren müssen deine Fahrzeuge als Selbstfahrervermietfahrzeuge angemeldet werden, das steht dann auch so im KFZ-Schein.
    Ich empfehle darüber hinaus auf jeden Fall ordentliche AGB erstellen zu lassen von Fachleuten.

  • Bitte schreibe doch noch dazu, was du damit erreichen willst und welche Abhängigkeit besteht?


    Ich sehe da zwei Fälle:
    1. Du hast zum Leben andere Geldquellen, dass hier wird dein Hobby wo du jeden Monat ordentlich Kohle reinzustecken vermagst.
    2. Du willst damit Geld verdienen und dein Leben finanzieren.


    Fall 1, kannst du gerne so machen, schau nur dass du es rechtzeitig beendest bevor die Ausgaben deine anderweitigen Einnahmen übersteigen bzw. dein Kapital weg ist.
    Fall 2, lass es direkt sein.


    Im Ernst, mit drei Kleinwagen und diesem Businessplan machst du einen Haufen Schulden und hast NULL Aussicht auch nur irgendwie Erfolg in Form von Gewinnen zu machen.
    Rechnen wir das mal durch: 3*30 Tage *20 € kosten alleine die Autos 1.800 € im Monat. Jetzt hast du drei Autos auf der Straße stehen. Haftpflicht musst du abschließen, bei dem Fahrpublikum kannst du den Betrag mal locker mindestens verdoppeln (Schmeiß einfach mal einen Tarifrechner an und gib ein, beliebige Fahrer, keine Schadenfreiheitsklasse, so in etwa stuft man dich da vermutlich ein, wenn man es gut mit dir meint). Ich kann mir beim besten Willen NICHT vorstellen, dass du für 600 € Leasinggebühr die Haftpflicht für jedweden Führerscheinbesitzer mit inklusive hast (wenn du wahrheitsgemäß die Verwendung als Mietfahrzeuge vereinbarst). So, wo ist nun dein Standort? Autos auf öffentlichem Grund und Büro im Arbeitszimmer ist am günstigsten, welchen Seriösitätsgrad das dann hat, lasse ich mal dahingestellt. Die Autos wollen gewartet und gereinigt werden, machst du vielleicht selbst, kommen nur die Materialkosten und die Waschstraße. Grob gerechnet haben wir jetzt nur die essentiellen Dinge drin und es stehen schon rund 4.000 € auf der Uhr, die du jeden Monat in die Kasse bekommen musst, um die laufenden Kosten auszugleichen. Stichwort MwSt, den Endkunden musst du dafür rund 4.800 € in Rechnung stellen. Das sind bei 39,- € ca. 123 Tage, die du abrechnen musst. Mit drei Autos und 30 Tagen im Monat: UNMÖGLICH. Selbst bei 100% Auslastung ist bei 3.500 € Schluss. Und die Auslastung wirst du nicht erreichen, deine Autovermietung kennt ja niemand. Also gehen weitere Gelder ins Marketing, vielleicht ist ein kleines Büro mit zwei Parkplätzen auch schicker, eine Homepage mit Buchungssystem etc. pp. Ich könnte das noch beliebig weiterführen, es gibt noch etliche Dutzende weitere Punkte die kontinuierlich Geld vernichten, hier wäre aber in der Tat interessant welchen der oben genannten Fälle du erreichen willst.


    Wenn du das als Hobby machen willst, schau dass du ein dickes Polster hast, im schlimmsten Fall hast du nach wenigen Monaten drei Totalschäden vor der Haustüre stehen. Die verdienen kein Geld, aber du darfst dafür gerade stehen, eine Kasko war bislang ja noch nicht eingerechnet.


    Geld damit verdienen scheitert an so vielen Dingen: Du wirst gegen die großen Vermietungen nicht ankommen. Du bist im Einkauf viel zu teuer, und gerade mit den kleinen Wagen lässt sich auch kein Geld machen. Upgrade verkaufen? Kein Auto da. Navi dazu? Eher die Ausnahme. Marge in dem Segment? Äußerst niedrig. Dazu die fehlende Ausfallversicherung bei Autoschäden. Wie willst du die bezahlen. Und zu guter Letzt sollten ein paar Tausender für dich eigentlich noch hängen bleiben, zum (über)leben und deine komplette Vorsorge musst du selbst organisieren und zahlen. In der Rechnung machst du es noch völlig ehrenamtlich (dafür aber 365 Tage im Jahr, denn Urlaub ist dann nicht mehr drin solange du keine Angestellten hast).


    Um dem Ganzen auch nur den Hauch einer Chance zu geben, musst du da in ganz anderen Dimensionen denken und gerade am Anfang erst mal viel viel Geld investieren, was du vermutlich nicht hast...

  • Steuer-Heini hier... Kann meinen Vorpostern, insbesondere linie32, nur zustimmen. Beachte auch, dass das Finanzamt dein Gewerbe als Liebhaberei abtun wird, sofern deine Totalüberschuss-Prognose für die nächsten 5 Jahre negativ ausfällt. Das heißt zwar auf der einen Seite, dass du keine Ertragssteuern zahlen musst (Betonung auf Ertrag, USt etc. fällt natürlich trotzdem an!), heißt aber auch auf der anderen Seite, dass du Verluste nicht geltend machen kannst bei deinen (hoffentlich vorhandenen) anderen Einkünften.