Mit dem Zug durch Georgien | Erlebnisbericht + Bilder

  • Nicht mehr ganz aktuell (schon wieder 4 Wochen alt), aber versprochen
    ist versprochen. Daher gibts jetzt ein paar Bilder von Land und Leuten
    aus Georgien :) Alles unsortiert...well, you get the point !




















  • Nicht mehr ganz aktuell (schon wieder 4 Wochen alt), aber versprochen
    ist versprochen. Daher gibts jetzt ein paar Bilder von Land und Leuten
    aus Georgien Alles unsortiert...well, you get the point !


    Also... falls du Lust haben solltest... über ein paar Worte mehr (nicht nur zu Autos) wäre sicher nicht nur ich glücklich! :60:

  • Zur Georgienreise dann doch noch ein paar Worte:


    Eigentlich nicht als Mietwagen, sondern als Zugreise (bereise halt gerne die Welt auf der Suche nach Zügen ;)) geplant, starte sie mit einem Flug über Moskau nach Erevan (ich empfehle das megateure Bier in SVO zu meiden, schmeckt wie Katzenpisse) und von dort am nächsten Tag nach der Ankunft mit Fahrer zum Berg Aratat und von dort zum Sevan-See. Mega-schöne Aussicht über den kilometerweiten See, von einem kleinen Berg mit aufgropften Kloster aus, von dem man 7 Seiten des Sees sehen konnte (quasi fast 360 Grad Blick). Von dort ging es zurück mit der Elektrischka (Fahrplan war nur mit zwischen 17 und 18 Uhr benennbar -> offizielle Auskunft der Bahn vor Ort !!!), durch wunderschöne Berglandschaften, über denen die Sonne unterging. Traumhaft.


    Am nächsten Tag gings nach kleinem Stadtbummel in Erevan mit dem Nachtzug nach Batumi. Auch hier wieder mondartige Landschaften, die überquert wurden und auch hier einfach nur unvergesslich. Unvergesslich auch die Hitze ab 1 Uhr nachts, als nach einem Lok-Wechsel in Tiflis die Klimaanlage im Abteil nicht mehr ging. Waren nur so gefühlt 35 Grad da drinnen. Hab trotzdem geratzt, wie mir berichtet wurde...


    Am nächsten Tag in Batumi wieder Stadtrundgang (kann man irgendwie auch gerne auslassen) und dann mit der Mashruthka in einen Vorort gefahren. Dort bei deutlich klareren Wasser, ca. 30 Kilometer vor der türkischen Grenze im schwarzen Meer geplanscht und beim Baden georgische Strandschönheiten bewundert (müssen die sich unbedingt gegenseitig mit Sonnencreme eincremen, nur weil man mal rüber guckt?). Ansonsten war Batumi unauffällig. Ach ja...wir sind Seilbahn gefahren...modern und ruhig... Little did my friend know what we were up to :)


    Next day...wir fahren nach Kutaissi. Mit einem schönen Zug natürlich (Triebwagen). Ohne Klimaanlage natürlich. Fahrt kostet 80 Cent (oder so) für 4 Stunden Fahrt. Der Schaffner erzählt lustige Geschichten, auf deutsch natürlich und ist sowieso eine Frohnatur, wie fast alle Georgier. Nur unser Fahrer der uns in Kutaissi erwartet und vom Hotel beauftragt wurde, ist es nicht so richtig. Naja...er soll uns nach Chiatura fahren. Ich merke irgendwann das er denkt er soll uns irgendwelche Klöster zeigen... Weit gefehlt... Er soll mir Seilbahnen zeigen ! Die fliegenden Särge von Stalin ! Als er merkt das er in eine Stadt fahren soll, wo er noch nie gewesen ist, wird er unruhig...wie ein panisches Tier...das sollte er die ganze Zeit nicht mehr ablegen... Während wir also die Seilbahnen suchen (für alle interessierten: https://www.youtube.com/watch?v=IAPSDbibO7Y), wird er immer unruhiger, verspricht aber zu warten (klar, Vorkasse ist ja nicht). Leider ist man bereits im Inbegriff die im Video gezeigten Seilbahnen zum Teil neu zu bauen, so dass es nicht so einfach ist, eine alte, noch funktionierende zu finden. Aber...wir haben Glück... Mein Kumpel, der die Seilbahnen zum ersten Mal sieht, wird von einem Einheimischen sofort in einen blauen Farbeimer gesteckt, ich hinterher und dann gehts fast im 90 Grad Winkel steil nach oben. Mit einem kleinen Guckluck. Oben angekommen können wir noch eine alte Fabrikruine besichtigen und dann gehts wieder runter. Geld will keiner haben. Unten angekommen entdecken wir Seilbahn Nummer 2, in deutlich rostigeren Zustand (rote Seilbahn auf den Fotos), die auch nicht nach Bedarf, sondern nach Fahrplan alle 20 Minuten fährt. Die wird auch von einer Seilbahnfrau betrieben, die sich nach kurzer Anfreundungsphase sogar als Foto-Modell für uns posiert und uns oben angekommen, den Maschinenraum des Monsters und die Schaltzentrale zeigt (mit ultra-coolen Comics an der Wand zu Sicherheitsmaßnahmen, aus dem sowjetischen Georgien der 60iger (oder so)). Danach gings wieder runter und mit Vollgas raus aus der Stadt. Eine Stunde später musste unser Fahrer erstmal ganz dringend urinieren und man merkte quasi wie viel Last von ihm abfiel. Ich glaube er hat uns dafür gehasst. Ich war hingegen glücklich :)



    Am nächsten Tag gings weiter nach Kashuri mit dem Zug. Vorher fuhren wir aber noch in den ultra-obskuren Kurort Tskaltubo (früher mit Direktzug aus Moskau!). Hier sei noch die Freundlichkeit der Georgier erwähnt. Als wir am Bahnhof auf die Abfahrt warteten, kam plötzlich ein Mann mit einem Handy an und gab es uns. An der anderen Seite war eine Frau die deutsch sprach und uns fragt, ob wir ein Problem haben und wie sie uns helfen kann ! Ja, das ist Georgien ! Auf der Zugreise (mit 15 km/h !) trafen wir dann noch den Mann mit der Axt, der für uns dann noch für Fotos posierte und einen anderen Herren, der wehmütig auf deutsch von besseren Zeiten seines schönen Landes erzählte. In Tsakltubo war im Bahnhof eine Touristinfo mit einem sehr netten Mädchen als Info-Frau. Die wollte mir unbedingt noch Materialen mitgeben, weswegen der Zug leider seine Abfahrt verzögern musste, bis ich mit ausreichend Material eingedeckt war, zur Freude von dem Mädel und der Zugmannschaft !
    Unterwegs im nächsten Zug nach Kashuri machte unser Zug in einem Vorbahnhof von Kutaissi halt, wo er mit einem anderen Zug zusammenrangiert wurde. Im Bahnhof wurde ich von einem Polizisten angefahren das Fotografieren verboten sein, auf meine Frage ob ich denn wenigstens ein Bier in der Bahnhofsgastätte kaufen dürfe, hatte er aber nix einzuwenden. Also fix reingegangen, 2 x Wasser gekauft und von hinten mit "my friend ! Drink some georgian wiskey!" begrüßt worden ! Die Rangierer vom Bahnhof hatten also noch Bedarf an einem Trinkkumpel und haben mir gleich mal ein großes Glas eingeschenkt (auf leeren Magen). Nachdem man feststellte das ich ein "kollega" bin, gabs dann auch gleich noch ein zweites ! Danach ging man erstmal den Zug zusammenrangieren !!! In Kashuri angekommen haben wir uns zum Busbahnhof aufgemacht und sind nach Borjomi gefahren.
    Borjomo ist ein Kurort mit eigenen Quellen, touristisch überlaufen und jetzt nicht total schön. Fein war der tief liegende Nebel über den Wäldern, der der Szenerie allerdings etwas gespenstisches gab. Auf unserer Fahrt weiter nach Bakuriani in die Berge (mit dem Taxi), fiel uns jedoch auf das dies kein Nebel ist, sondern Rauch, denn überall herrschten große Waldbrände, die alles zuräucherten. In Bakuriani haben wir dann im 4 Sterne Best Western mit Pool und Sauna übernachtet, während drum herum alles staubige Feldwege waren. Luftkurort auf georgisch.


    Am nächsten Tag ging es mit der Schmalspurbahn nach Borjomo zurück. Auch eine sehr interessante Fahrt, mit sehr interessanten "Krokodil"-Lokomotiven. Während der Fahrt konnten wir ca. 5-10 Mi-8 (?) Hubschrauber beobachten, wie sie unermüdlich Wasser schöpften und über unsere Köpfe hinweg das Wasser auf den Waldbrand kippten. Und alles wieder für weniger als einen Euro Fahrgeld ;)


    In Borjomi nahmen wir uns dann ein Taxi zurück nach Kashuhri, um von dort in den Zug einzusteigen. Leider wollte man uns dort für den Zug nach Tiflis kein Ticket mehr verkaufen, da alles reserviert war. Auch Bakschisch und "kollega" konnten leider nicht helfen. Also meinte ein Taxi-Fahrer er könne uns für 2 Euro zum Busbahnhof fahren. Von dort waren es noch mal 3 Euro für den Mini-Bus nach Tiflis. Oder für "big money" fährt er uns auch mit dem Taxi nach Tiflis. Ca. 150 Kilometer... Wie viel "big money" denn wäre, fragte ich... "60 Lari"... "Okay, we go"..."60, not 16 !!!" "Yeah, we go !" And there we going ! :) 150 Kilometer für knapp 20 EURO :)


    In Tiflis dann gleich zu Europcar gestolpert, die in einem Hinterhof residieren, dort von NINA empfangen worden (Typ: MILF) und zusätzlich zu unserem Pajero mit 3,5 Litern Hubraum (echt, ohne Turbo, kein Downsizing), eine Flasche Wein überreicht bekommen. Müsse man ja nicht gleich trinken...war der Kommentar... Auto BJ 2006, innen Gestank wie im Russenpuff (also ob man da Orgien drin gefeiert hätte), aber sonst für das Alter vom Fahren her eine feine Sache. Beschleunigung einer Schrankwand, dafür mit dem Sound eines Panzers ! Der Stadtverkehr in Tiflis war schrecklich, aber wir wollten ja nach Kazbegi, über den alten Russian Military Highway.


    Dort ging es dann am nächsten Tag hinauf. Mit ein paar Zwischenstopps dauerte die Reise dann doch einige Stunden (für knapp 200km), wobei die Durchschnittsgeschwindigkeit dank Serpentinen und dichtem LKW-Verkehr mit Übrholen) dann doch recht niedrig wurde (der Verbrauch aber auf über 14 Liter stieg). Ich glaube es ging so auf 2300 Meter hoch, bis es dann Richtung russischer Grenze wieder etwas tiefer ging. Der höchste Punkt war evtl. an dem schönen Baudenkmal das man auch auf den Fotos sieht, erreicht. An der Grenze sind wir dann wieder umgedreht und im Abendlicht in Gudauri bei unserem Hotel wieder angekommen. Herrlich auf 2100 Meter zu übernachten. Nur die LKWs die in den Haarnadelkurvel vor dem Hotel vorbeigefahren sind, trübten das etwas ;) Obs Probleme gab mit dem Fahren? Kaum...einmal ist uns fast eine Kuh ins Auto gerannt, die einem entgegenkommenden Laster ausweichen wollte und dann panisch auf meine Fahrertür zuhielt ((erkläre man DAS mal Europcar!). Sonst, aber alles entspannt (und nicht halb so GTA-like wie in Armenien). Kühe gabs übrigens überall auf der Straße...bevorzugt auch hinter Kurven :)


    Am nächsten Tag gings wieder runter, aber nicht den direkten Weg, sondern durchs Hinterland. Auf nach Gori. Heimatstadt Stalins. Zwischendrin haben wir mal wieder fast etwas einheimische Flora (?) und Fauna (?) gekillt, nämlich ein Pferd, was auf der rechten Seite der Straße an einem Baum angebunden war, sich aber auf der linken Seite befand und bei unserer Anfahrt kurz vorher das Seil über die Straße spannte. War wahrscheinlich suzidal. Wenigstens hab ich gute Reflexe...


    In Gori haben wir dann das Stalin-Museum besucht (danach konnte man das Gefühl bekommen das Stalin ein echt toller Hecht war !) und danach noch einer Höhlenstadt einen Besuch abgestattet. Wie immer, hat man nachdem man 3 Meter vom Trubel weggegangen ist, herrliche Landschaften und eine sagenhafte Ruhe gehabt. Georgien ist einfach ein schönes Land ! Zum Auto-Fahren. Zum Zug fahren. Zum Wandern. Zum Rad fahren. Zum Reiten... Ach...wer es gesehen hat mit seinen Landschaften muss sich einfach verlieben... Anyway...danach gings wieder zurück nach Tiflis. NINA hat uns dann - heut in einem nicht ganz so milfig geschnittenen Oberteil - die Karre wieder abgenommen (keine neuen Defekte/Beulen zu den 200 vorhandenen dazu gekommen, Klimaanlage läuft immer noch nur auf max. 30 % und...well...die 4wd ließ sich evtl. nicht mehr ausstellen...aber das muss man NINA ja nicht stecken). Auf die Frage warum man Wagen mit russischen Kennzeichen vermietet (Russen sind in Georgien so beliebt wie Scheiße am Schuh), kamen wie bereits vom Checker eher vaage Antworten (we have cars from all over the Caucasus). Es ging jedenfalls damit vorbei... Es war schön...nein...es war GEIL! Ein Highlight jagte das nächste und ich kann jedem nur empfehlen ! Fahrt nach Georgien ! Es macht HÖLLE SPASS ! :101:

  • Besten Dank für diesen kurzen aber höchst amüsanten Erfahrungsbericht. Eure Erfahrungen kann ich nur zu gut nachvollziehen, da ich Anfang diesen Jahres einen ähnlichen Trip mit 4 Freunden nach Kuraisi und Tblisi unternahm. Flug von SXF nach Kutaisi via Wizzair (60€ hin und zurück) und dort erstmal vom stadtbekannten Hostel-Autovermietung-AlkiShop-Werkstatt Entrepeneur mit unserem Mietwagen (2002er V6 Pajero) abgeholt worden um in Kutaisi den Preis zu bezahlen und einen Vertrag (DIN a4 Blatt mit meinem Namen) zu unterschreiben. Die Fahrt nach nach Tbilisi dauerte ca. 5h (230km). Der Verkehr auf den Landstraßen ist nicht nur schleppend sondern auch recht gefährlich- die Leute da überholen da als ob sie keine Lust auf den nächsten Morgen hätten. Naja, jedenfalls waren wir auf der Rückfahrt auch in Giro, süßes häuslein, in welchem Stalin damals aufgewachsen ist. Essen, Stimmung, Parties (in Tbilisi befindet sich neben dem Berghain einer der besten Techno-Clubs namens Bassiani) sind 1A und eine Reise (Männer Trip vielleicht eher) in jedem Falle wert.[Blockierte Grafik: https://uploads.tapatalk-cdn.com/20171004/7c3cd33eaae5df9f20810376b85e1219.jpg]

  • Nicht mehr ganz aktuell (schon wieder 4 Wochen alt), aber versprochen
    ist versprochen. Daher gibts jetzt ein paar Bilder von Land und Leuten
    aus Georgien :) Alles unsortiert...well, you get the point !


    Sehr schöne Bilder - nur Frage ich mich, was das mit "Meine aktuelle Miete" zu tun hat? Warum erstellst du dafür keinen eigenen Thread im passenden Erfahrungsberichte-Bereich? Hier wird das wohl bald von einem Moderator wg. Off-Topic entfernt.

  • Ein sehr schöner Bericht, vielen Dank! Chiatura steht bei mir auch noch auf der Urlaubsliste. Vor einigen Jahren schon gab es eine sehenswerte Fotoserie auf sueddeutschen.de . Auch auf Drehscheibe-Online gibt es immer wieder bemerkenswerte Berichte, du wirst sie vermutlich kennen.
    Ganz schlau werde ich aber nicht aus dem Taxifahrer. Kannst du dir erklären, was der Grund seines Unwohlseins gewesen sein mochte? Hatte er Angst, dass ihm mit euch sein Fahrgeld verloren geht?


    Auf jeden Fall vielen Dank für Bericht und Text. Die Fotots sind natürlich große Klasse, muss ich dir nicht sagen!

  • @Pieeet: Vielen Dank fürs ausgliedern !


    @mape: Chiatura sollte man SOFORT besuchen. Die alte Seilbahnstation, die in der Mitte des Ortes ist, ist bereits platt und wird gerade neu konstruiert. Andere Seilbahnstationen sind auch schon abgerissen worden. Die beiden die man auf den Fotos sieht, laufen noch. Außerhalb soll es auch noch zwei geben. Aber man ist halt drauf und dran alles neu zu bauen (mit Geldern aus Tiflis). Trotzdem...die Stadt die die ggfs. aus den Drehscheibe-Online Berichten zu kennen glaubst, ist gar nicht so trostlos, wie sie dort immer aussieht. Es ist eine sehr schöne, sehr lebendige Stadt, vollkommen untouristisch und mit leichtem südeuropäischen Flair. Hatte mir sehr gut gefallen !


    Der Taxifahrer: Ich glaub er hatte einfach großes Unwohlsein in einer Stadt zu sein, die er gar nicht kannte und wo er auch niemanden kannte. Er hatte mehrmals erwähnt das er so weit noch nie gefahren war (der Typ war max. 40 und sah ein bisschen nach Mafiosi aus) und er fühlte sich sichtbar unwohl ! Auf dem Weg zurück hielt er an und herrschte irgendwelche Leute an, welchen Weg er nach Kuataissi zurückfahren müsse? Er hätte einfach nur rechts fahren müssen, das war der Weg den wir auch gekommen waren ! Aber er war wahrscheinlich so mit den Nerven runter, das er das nicht mehr geblickt hatte. Alles sehr merkwürdig und doch lustig. Die Leute in Chiatura waren übrigens typisch georgisch: Erst gucken sie dich komisch an, meckern evtl. ein bisserl, dann sagst du "nemezki", dann grübeln sie kurz und dann gehts los mit der typischen georgischen Freundlichkeit :)