Mercedes-Benz E53 AMG Cabriolet | Sixt Flughafen München

  • Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln - ein Auto braucht Liebe.

    Walter Röhrl





    Vorwort:

    Endlich ist es soweit: Es ist Samstag, die Musik und das Gegröle vom "Christopher Street Day" ballert immer noch durch mein Fenster, der Wecker zeigt 04:30 Uhr -> Zeit zum Aufstehen. Nach der morgendlichen Routine begebe ich mich durch eine Masse von Alkoholleichen und solchen, die es noch werden wollen. Meine Stadtbahn Richtung Flughafen kommt pünktlich und nach kurzer Zeit schallt ein "Theresa du setzt dich jetzt sofort zu mir oder ich zeige der ganzen Bahn Nacktfotos von dir, ich schwör!".

    Ich frage mich innerlich, warum ich mir das gerade antue und mein Gewissen antwortet prompt mit "Heute ist der große Tag. Dir steht deine schon lang ersehnte Ausfahrt mit deinem Freund koelsch bevor. Egal was noch passiert, es ist es Wert".


    Und so sehe ich mich plötzlich im Münchener Flughafen. Der Weg zum ersehnten Sixt Counter zieht sich durch das gesamte Gebäude. koelsch kündigt Verspätung an und so beschließe ich mich um Frühstück zu kümmern. Während ich mich also (zum völlig überteuerten) Bäcker in der Nähe des Sixt Schalters machte, beobachte ich eine offenbar gestörte Frau die im lauten Ton Touristen anschreit und beleidigt. Ich bitte sie weiter zu gehen und die Leute nicht zu belästigen und werde prompt selbst Opfer ihrer lauten Beleidigungen. Willkommen in München.



    Anmietung:

    Irgendwann erspähe ich koelsch der mir direkt mitteilt, dass seine Affäre Kontaktperson bei Sixt heute leider nicht da ist.

    Wir begeben uns trotzdem zum Schalter. Es herrscht reger Andrang, vorallem arabische Touristen sind zu sehen. Ich erspähe den "Platinum Counter" an dem nur eine Familie vor uns ist und beschließe mich direkt dort anzustellen und dem gemeinen Volk nicht die Warteschlange zu verlängern. Ich werde flüchtig begrüßt und koelsch stellt direkt klar, dass er offenbar kein Unbekannter dort ist. Meine Bitte um Luxury wird freudig gefolgt und es werden alle verfügbaren Fahrzeuge aufgelistet. Meine Hoffnung auf einen Z4 wird leider direkt zerschlagen und auch ein 8er ist nicht mehr verfügbar. Frust breitet sich aus und sowohl der RSA, der mittlerweile den Rücklauf checkt, als auch koelsch versuchen mir ein E53 AMG Cabrio schmackhaft zu machen. Eine E-Klasse für eine Strecke die zu 90% nur aus engen Kurven bestehen wird? Ich halte das für keine gute Idee und setze alles auf den Rücklauf. Leider ist der RSA irgendwann am Ende der Return Liste für die nächsten 3 Stunden angekommen und es war noch immer kein Z4 zu finden. Da mietet man extra an der größten Sixt Station überhaupt und bekommt auch beim fünften Versuch keinen Z4 zu sehen, hätte koelsch: nicht in diesem Moment selber die Schlüssel für eben diesen bereits in der Hosentasche hätte ich die Existenz langsam für eine Lüge gehalten.


    Ich frage den RSA, was er denn für den AMG haben will und bekomme zu sehen wie er auf Sixt.de geht, das kommende Wochenende aufruft und stolz verkündet "Ja also der kostet eigentlich 656€, aber ich würde dir da mit 600€ entgegen kommen".

    Ich höre mich ohne nachzudenken sagen "Das ist ein schlechter Scherz oder? Das zahle ich auf keinen Fall!".


    Es folgt eine lange Preisverhandlung und die Schlange hinter mir wird immer größer. Irgendwann einigen wir uns auf einen für mich akzeptablen Betrag und ich bekomme die Anweisung zur Diamond Lounge zu gehen um die Schlüssel entgegen zu nehmen.

    Nach der Entgegennahme nehme ich mir noch ein Getränk und werde von meinem Assistenten koelsch zum Parkplatz geführt.

    Dort angekommen macht sich dann doch ein Grinsen auf meinem Gesicht breit, das Fahrzeug ist wirklich schön und gefällt mir auf Anhieb.


    Die Schadensprüfung bringt keine neuen Schäden zum Vorschein, leider lässt sich zu diesem Zeitpunkt die Kopfstütze noch nicht verstellen und so öffne ich das Dach, mache mich mit dem wunderschönen Cockpit vertraut, starte den Motor, wechsle auf den "Sport" Modus und bekomme während der Ausfahrt aufgrund des überraschend tollen Sounds ziemlich gute Laune.



    Die Ausfahrt

    koelsch holt seinen Z4 M40i aus dem Parkhaus und gemeinsam starten wir Richtung Süden. Nachdem wir einen Stau und einen Supermarkt passiert haben, sehe ich mich plötzlich am wunderschönen Walchensee. Wir fahren einen Rundkurs über den dortigen "Berg" und passieren dann die Mautstraße "Jachenau-Einsiedl". Da mittlerweile meine Eingewöhnungsphase abgeschlossen ist, schalte ich auf den "Sport+" Modus und erlebe auf der Strecke absoluten Fahrspaß. Entgegen meiner Erwartung ist der Wagen nicht nur laut, sondern bietet auch mächtig Vortrieb und dank 4-Matic+ erstaunliche Agilität. Langsam fange ich an mich in das Fahrzeug zu verlieben.



    Nachdem die Straße unfallfrei passiert wurde geht es weiter Richtung Österreich. Nach einem kurzen "Erfrischungsstop" erlebe ich dann am laufenden Band das, auf was ich mich so lange gefreut habe: Berge, Kurven, Seen, Tiere, Schnee.

    Irgendwann trennen sich dann leider unsere Wege. Ich habe beschlossen weiter nach Norditalien zu fahren während Koelsch anderen Verpflichtungen nachgehen muss. So setzte ich meine Reise alleine fort und machte mich auf Richtung "Timmeljochs Pass".



    Leider fängt es auf dem Weg dorthin plötzlich an zu Regnen. Ich halte an einer überdachten Tankstelle und checke meine Wetter-Appm und die Öffnungszeiten des Pass: Halbe Stunde Regen und eine Stunde bis der Pass schließt, das passt. Nach meiner halbstündigen Pause klart dann pünktlich der Himmel auf und ich setze meine Fahrt (natürlich offen) fort. Ich fahre gefühlt 100 Kurven bis ich an einer Mautstelle ankomme. Dort werde ich freundlich mit den Worten "da hast du aber Glück, hier ist in den letzten Minuten niemand mehr lang gekommen, du solltest also komplett freie Fahrt haben" empfangen. 16€ wechseln den Besitzer und ich durchlebe bei strahlendem Sonnenschein auf den weiteren 100 Kurven und ~2500 Höhenmetern neben einer wundervollen Kulisse einen Mix aus Freude, Fahrspaß, Orgasmen und Dankbarkeit.



    Ab diesem Zeitpunkt bin ich vollständig von dem Fahrzeug überzeugt und fühle mich wie vereint. Egal was ich erwarte: Getriebe, Antrieb, Auspuff, Lenkung und Reifen setzen es exakt so um. Die restliche Strecke bis zu meiner geplanten Unterkunft läuft ähnlich weiter.

    Es fallen mir die vielen (orangenen) Blitzer entlang der Strecke auf. Ich erspähe in einem Dorf viele junge hübsche Italienerinnen etwa in meinem Alter. Die Eine zieht mich durch ihr Lächeln so in ihren Bann, dass ich fast einen Unfall baue, zum Glück nochmal gut gegangen.

    Ich beschließe mich lieber mehr der Fahrbahn zu widmen und komme gegen 21 Uhr an meiner Unterkunft an, zumindest sagt mit Google "You've arrived your destination". Allerdings kann ich diese nicht auf Anhieb erspähen und Frage eine Spaziergängerin nach dem Weg, die antwortet mir leider nur auf italienisch, dank Körpersprache zeigt sie mir dann aber die enge Gasse die mich zur Unterkunft bringen soll.



    Im Horse House empfängt mich eine herzlich freundliche Italienerin die mir erst mal einen Tee serviert. Es entwickelt sich ein netter Smalltalk. Meinen Plan nur eine Nacht zu bleiben kann sie zwar nicht ganz nachvollziehen, weil die Gegend ja so viel mehr als nur Straßen zu bieten hätte, findet mein Vorhaben aber irgendwie doch gut. Es erwartet mich ein sehr sauberes und offenbar frisch renoviertes Zimmer. Aufgrund der langen Fahrt falle ich aber sofort ins Bett und schlafe ein.


    Am nächsten Morgen erwartet mich neben dem wunderschönen Anblick des E53 ein leckeres Frühstück mit frisch gepresstem Apfelsaft aus eigenem Anbau. Danach setze ich meine Route fort und begebe mich Richtung Stelvio Pass. Der Weg dorthin ist wieder von wunderbaren Straßen, strahlendem Sonnenschein und dem Gefühl von gefundenem Glück verbunden.

    Der Stelvio Pass selber ist ebenso atemberaubend. Ich empfinde größten Respekt für die zahlreichen Radfahrer auf der Strecke, finde ich es selbst im Auto doch schon anstrengend bis auf die Spitze zu fahren. Dort angekommen ernte ich einige verblüffte Blicke der Leute auf dem Parkplatz, vermutlich weil ich im T-Shirt aufgrund meines Zeitdrucks wie ein Irrer an die Kante laufe, ein Selfie mache und hastig wieder weiter rase. Hier wird mir das erste Mal klar, dass ich vielleicht doch mehr Zeit hätte einplanen sollen.



    Das nächste Ziel war dann wieder München. Ich mache Rast in Garmisch-Partenkirchen und komme mit einigen Saudis ins Gespräch. Wir fachsimpeln etwas über Autos und den heißen Sommer in Riad und ich entschließe mich von nun an Autobahn Richtung München zu fahren, da meine Energie mittlerweile komplett aufgebraucht ist.


    Am darauf folgendem Tag besuche ich noch die BMW Welt und lasse mir eine Werksführung geben, bevor ich mich schon wieder im Flugzeug Richtung Köln sah.


    Schlusswort:

    Insgesamt einer der schönsten Roadtrips die ich bisher durchlebt habe. Auf den ~1.200km habe ich mich sowohl in die Strecke als auch das Fahrzeug verliebt und bin froh, mich für den AMG entschieden zu haben. Die Abgabe verlief tatsächlich nach langer Zeit mal wieder schmerzhaft und ich trauere ihm ehrlich gesagt hinterher. Sollte sich nochmals die Gelegenheit geben, würde ich ihn jederzeit wieder mitnehmen. Der Vergleich mit dem M4 Competition mag unfair sein, aber für mich wäre der E53 definitiv mein Favorit.



    Solltet ihr bis hierhin durchgehalten haben bedanke ich mich. Fragen und Anmerkungen sind gerne gesehen!


    :206: