Mercedes Benz A35 AMG | Starcar Frankfurt-Ost


  • Es war ein Montag im Februar, an dem ich spontan blau machte. Bei mir kamen die Wände näher und die Decke fiel mir gleichzeitig auf den Kopf und überhaupt war es mir nach 24h Auszeit. Einfach raus, weg, in die Landschaft, irgendwohin, wo man von der Arbeit fern ist. Auf und rein in graues usseliges Wetter, klare Luft und ein paar Berge. Ich tippte irgendwo drauf im Sauerland, ich landete in Lüdenscheid und während ich im Morgengrauen nach Frankfurt fuhr, erwartete mich mit bei Starcar hinter gewichtigen Toren einer Tiefgarage meine Begleitung. Ein Mercedes A35 AMG, Frontmotor, Allrad, Hot-Hatch und: Endorphingarant.


    Ich drücke den Start-Stop-Knopf und ein Geräusch tritt zu tage, das meine Nackenhaare aufstellt und 306 Pferde weckt, die dann leise vor sich hinschnauben. Ich rolle langsam vom Hinterhof raus, setze den Blinker, rolle mit meiner schwäbischen Tagesbegleitung in Nachtschwarz auf die Straße. Bereits nach kurzen 100 Metern ringe ich mir an der ersten Ampel auch das erste Lächeln ab. So schlecht wie erwartet klingt der kleine Bruder des A45 AMG nämlich gar nicht. Zufriedenes Grinsen nach der ersten Testfahrt. Performance, das ist ein großes und wichtiges Thema bei einem AMG, das ist der Funken, der die Gänsehaut bereits ausmacht, wenn man ihm allein nur begegnet, das ist er kleine Knopf, der bei uns noch zusätzlich gedrückt wird, wenn wir beschleunigen, der uns Rückmeldung über das Fahrerlebnis gibt und für die letzten, wichtigen 10% an Emotionen sorgt.


    Mit der richtigen Playlist und gut 280 Kilometer vor mir, startete der Trip, gut drei Stunden gab ich auf der A5 und A45, wo es erlaubt war und die leere Strecke sich vor mir auftut, die 306 Pferde mit meinem rechten Fuß das GO. Danach folgte ein kleiner Sprint abseits der Autobahn über eine leere Kurvenstraße, ein gecruster Sonnenuntergang nahe der Versetalsperre. Danach musste ich trotz der kühlen Temperaturen die Scheiben runterlassen, einmal tief durchatmen und mit einem Grinsen runtergucken, bevor ich in den Sportmodus schalte und mir mein Kribbeln zurückhole.

    ES IST NICHT NUR GESCHWINDIGKEIT. ES IST EIN GEFÜHL, EIN GERÄUSCH, EIN MOMENT, DER DAS ALLES AUSMACHT.

    Beim Exterieur der neuen A-Klasse zieht die neue Designphilosophie von Gorden Wagener in die Kompaktklasse ein, die bereits mit dem aktuellen CLS eingeführt wurde. Dies ändert sich auch beim A35 AMG nicht. Während vorwiegend die bekannten Karosserieform der alten A-Klasse beibehalten und lediglich aus praktikabiliätsgründen der Kompaktklasse optimiert wurde, zogen nun spitze Ecken und Kanten bei den Scheinwerfern und Heckleuchten wieder ein, die sich auch in der kantigen Leuchtengrafik im LED-Tagfahrlicht und den geteilten LED-Rückleuchten zeigen. Bionic adé. Der Kühlergrill orientiert sich noch am alten A45 AMG, der auch über die Kühlerverkleidung mit Doppellamelle samt AMG Schriftzug verfügt. Ansonsten entspricht die Frontschürze der normalen AMG-Line, die optionalen zusätzlichen Flics an den äußeren Lufteinlässen fehlten an diesem Modell. Der ersehnte Panamericana-Grill wird wahrscheinlich in der Kompaktklasse dem neuen A45 AMG vorbehalten werden. Die Heckansicht des AMG-Modells verrät durch zwei runde Endrohrblenden und eine Heckschürze mit Diffusoreinsatz aus vier vertikalen Finnen, dass hier ein bisschen mehr Dampf unter der Haube stecken muss. Der A-Klasse übliche Dachspoiler wurde um eine zusätzliche Abrisskante erweitert und stellt das Fahrzeug so – in der Summe – bereits optisch satt auf den Asphalt.



    Im Interieur setzt der A 35 4MATIC auf viel bekanntes. MBUX mit all seinen Funktionen gehört natürlich auch im AMG-Modell zur Serienausstattung, genauso wie auch das Widescreen-Cockpit. Dazu kommt die Präsenz der drei Lüftungsdüsen, die genau so wie in der normalen A-Klasse mit ihren turbinen-charakter beeindrucken. Ein Unterscheidungsmerkmal sind hier rote Einleger in den Lüftungsdüsen. Leider fehlte in diesem A35 AMG auch das DINAMICA-bezogene Performance Lenkrad mit seinen speziellen Drehreglern, die man etwa aus Mercedes-AMG C 63 kennt, so dass man ihn im Innenraum nur an den Roten Gurten und roten Ziernähten und Lüftungsdüsendekor erkennt. Stattdessen gab es das „Standard“ 3-Speichen Multifunktions-Sportlenkrad mit gelochtem Leder, roten Ziernähten sowie einer Blende in Silberchrom. Auch kommt der A35 AMG wie die normale AMG-Line leider nur mit den etwas komfortablen Sportsitzen mit DINAMICA/ARTICA Bezug statt der optionalen etwas härteren Performance Sitze die neben einem sportlicheren Design auch über einen besseren Seitenhalt in Kurven und eine bessere Sitzposition bieten.



    Der Motor basiert auf dem neuen 2,0-Liter-Motor mit dem internen Code M 260, den Mercedes auch im A 250 einsetzt. 306 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment sind im Angebot, bei 250 km/h wird abgeregelt. Er geht naturgemäß extrem gut voran, ohne sich dabei jedoch brutal anzufühlen. Druck fehlt im Sport+ Modus allerdings nie.


    Das hier ist es, worum es für mich geht, wenn ich in einen AMG steige, um genau dieses Gefühl, dieses Kribbeln und schlicht dem ungebremsten Spaß am Fahren. Heftiger Antritt, kein Turboloch, weiter, weiter, straight nach vorn und auch in den hohen Drehzahlbereichen noch kraftvoll und entfesselt. In Zahlen: in 4,7 Sekunden auf 100 km/h!


    Wobei das nicht alles ist, was mich begeistert, es ist die direkte Reaktion des Autos, Gerade im Sport+ Modus reagiert der AMG recht bissig auf Gasstöße, der neue 2,0-Liter-Vierzylinder klingt kernig, ohne je zu dröhnig zu werden und zieht richtig an der Vorderachse. Das AMG SPEEDSHIFT 7G DCT schaltet meist schnell und zuverlässig. Runter wenn es soll, hoch wenn der Motor aus dem saftigen Bereich des Drehzahlbands läuft. Lediglich beim Kick-down wünscht man sich eine etwas schnellere Reaktion. Bei trockenem Untergrund hilft die 4Matic nicht nur gegen Untersteuern, sondern die schiebende Hinterachse dreht den A 35 sogar ein bisschen in die Kurve rein. Zum gefühlten Hinterradantrieb wird das Allradsystem jedoch nie. Unter Last und auf festem Untergrund lässt sich der A 35 nur mit roher Gewalt zum Übersteuern bringen.



    Fahrwerk:

    Der A 35 fährt schnell, stabil und sicher, spielerischer sind andere. Der Hinterradantrieb bleibt wie bereits erwähnt im Hintergrund, so dass man es schon darauf anlegen muss, das Heck zum Ausbrechen zu bringen. Mercedes geht bei der Abstimmung auf Nummer sicher, so dass auch selbst weniger erfahrene Fahrer bringen sich nur schwer in Schwierigkeiten. Doch ein bisschen fehlt die Aufregung.

    Der Wagen kommt neutral und ausbalanciert daher, dass sich der Wagen entspannt mit den Fingerspitzen in die Kurven manövrieren und auch wieder herausbringen lässt, selbst im Sport+ Modus wirkt der AMG nicht unnötig straff, sondern trotzdem noch lässig komfortabel. So lassen sich schnell viele fröhliche Kilometer auf Landstraßen am Stück abreißen. Die Lenkung könnte jedoch gerne etwas mehr Gefühl durchlassen, die Bremse könnte früher bissiger und präziser greifen, das Pedalgefühl fester sein.


    Assistenzsysteme:

    Ein normales Tempomat mit Verkehrsschilderkennung ist zwar verbaut jedoch verfügte der bereitgestellte Wagen jedoch nicht über das Fahrassistenz-Paket mit dem Aktiver Abstands-Assistent DISTRONIC. Auf dieses Paket habe ich mich sehr gefreut, weil ich jenes mal ausprobieren wollte, wenn er nicht nur den eingestellten Abstand zum Vordermann einhält sondern auch erkannte Verkehrszeichen, Geschwindigkeitslimits aus dem Navigationssystem sowie ‚Langsamfahrstellen‘ wie enge Kurven, Autobahnausfahrten oder Kreisel berücksichtigt. Daher musste ich bei eingeschaltetem Tempomat immer noch selbst abbremsen sofern der Vordermann trödelte oder ein Kreisel vor mir auftat. Zudem verfügte der Wagen auch über einen aktiven Spurhalteassistent, der nicht nur vibriert und gegenlenkt, sondern bei einer durchgezogenen Linie oder wenn die Spur hinter einer gestrichelten Linie als belegt erkannt wurde, einseitig abbremst. Dies ist ein Feature das ich bei anderen Herstellern noch nicht bemerkt habe. Praktisch bei Spurwechseln auf der Autobahn oder auch kurz nach dem Stand kann der Totwinkel-Assistent bei Fahrzeugen oder Fahrrädern im Gefahrenbereich warnen. Ein Head-Up-Display war zudem auch nicht vorhanden, aber meiner Meinung nach mit dem HUD etwas „too-much-information“. Man weiß dann nicht mehr wo man hingucken soll.

    Das Navigationssystem verfügte zudem auch noch über die „MBUX Augmented Reality für Navigation“. Dabei wird die Straße im Frontbereich über eine spezielle Kamera aufgenommen und das Video bzw. Standbild aus dem Display mit zusätzlichen virtuellen Objekten oder Markierungen ergänzt wie z.B. Richtungspfeilen, Straßennamen um z.B. bei Straßenkreuzungen die Navigation zu erleichtern.



    Fazit

    Der AMG A35 4Matic ist nicht vollkommen. Die Basis für mehr Schärfe sollte vorhanden sein. Denn der AMG A 35 4Matic baut eine Brücke und bildet einen Kompromiss zwischen Standard-A-Klasse und dem kommenden A 45 4Matic. Und das macht er ziemlich gut. Sportlich, aber nicht zu spitz, alltagstauglich aber nicht zu langweilig. Am Exterieur orientiert sich der A35 noch an den alten A35 AMG, der Panamericana-Grill wird wahrscheinlich in der Kompaktklasse dem neuen A45 AMG vorbehalten sein.


    Die Materialqualität an den Türgriffen innen könnte etwas gummierter sein. Das Fahrwerk noch etwas mehr satten Restkomfort vertragen und besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten etwas sanfter abfedern. Gefühlt klappern alle Plastikteile sofern über unebenen Untergrund oder eine Pflastersteinstraße gefahren wird. Aber das Gesamtpaket aus sportlichem Exterieur-Design, starken Motor und Getriebekombination, dem derzeit vermeintlich besten MBUX-Infotainmentsystem, sportlichem Fahrwerk wäre für gelungenes Gesamtkonzept mit hinnehmbaren Schwächen. Der Mercedes A35 AMG wäre gerade reizvoll, wäre nicht da der hohe Preis, die erst ab 47.530 Euro starten. Bevor ich mir so ein Auto zu dem Preis leisten kann, muss ich vielleicht doch Rentner werden.


    Highlights der Sonderausstattung:

    - Navigation Premium-Paket mit MBUX mit Volldigitales Instrumenten-Display und Erweiterte Funktionen MBUX

    - Multibeam LED

    - Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer

    - Totwinkel-Assistent

    - Parkpaket mit 360°-Kamera


    Highlights der Serienausstattung:

    -          Multifunktions-Sportlenkrad in Leder Nappa

    -          AMG Fahrwerk

    -          AMG SPEEDSHIFT DCT 7G

    -          AMG DYNAMIC SELECT

    -          designo Sicherheitsgurte rot

    -          Warnweste für Fahrer

    -          Adaptiver Fernlicht-Assistent Plus

    -          Aktiver Park-Assistent mit PARKTRONIC

    -          Verkehrszeichen-Assistent

    -          Tempomat

    -          Sportsitze in Ledernachbildung ARTICO / Mikrofaser DINAMICA schwarz

    -          Klimatisierungsautomatik THERMATIC

    -          AMG Fußmatten

    -          Außenspiegel elektrisch anklappbar

    -          18" AMG Leichtmetallräder im 5-Doppelspeichen-Design

    -          Abgasendrohr verchromt, 2-flutig (links und rechts)

    -          LED Heckleuchten

    -          AMG Einstiegsleisten in Edelstahl gebürstet mit "AMG" Schriftzug

    -          Regensensor

    -          Spurhalteassistent (LDW)


    Danke noch mal an die Station Frankfurt Ost, die mir dieses Vergnügen ermöglicht haben.

    BLP: 53.776,10 Euro

    Wie immer gibt es von mir noch eine Bilderflut. Viel Spaß beim Anschauen des Carporns:


    4 Mal editiert, zuletzt von proudnoob ()

  • Großartiger Bericht! Vielen Dank!


    Ich haben den alten A 45 AMG (mit 360 PS) mal für einen Wochenende durch die Eifel und über den Hunsrück gescheucht. Und das war schon großartig (huch: ist ja schon fünf Jahre her: Mercedes-Benz A 45 AMG | Europcar Köln)


    Von den neuen A-AMGs hört man ja eigentlich nur gutes. Beispielsweise, dass es kein großartiges Turboloch mehr gibt. Daher würde ich auch gerne einen A 35 oder A 45 AMG fahren. Hallo Europcar und/oder Sixt? Könnt ihr mich hören! Ich rede mit euch! Shut up and take my money :-)

  • Liefen halt in CCAN, der mit M140i beworben wurde.

    Der A35 am MUC hat seine Laufleistung erreicht am Laufzeitende, der war also gut ausgelastet. :/

    Einmal editiert, zuletzt von koelsch () aus folgendem Grund: Modelle korrigiert.

  • Von den neuen A-AMGs hört man ja eigentlich nur gutes. Beispielsweise, dass es kein großartiges Turboloch mehr gibt. Daher würde ich auch gerne einen A 35 oder A 45 AMG fahren.

    Im Gegensatz zu älteren A-Klassen ist hier ein Twin-Scroll Turbolader verbaut, der schon bei niedrigeren Drehzahlen zur Verfügung steht. Zudem trägt das neue 7G SPEEDSHIFT mit einem verbesserten Kick-Down dazu bei, dass man es kaum wahrnimmt. Aber es ist ja noch kein 48V Mildhybrid verbaut der den Turbo elektrisch antreibt. ?

    Einmal editiert, zuletzt von proudnoob ()