Koelsch oben auf: Im Feindbild zu Berge. Porsche Taycan, 718 Boxster und BMW 4er Cabrio Bericht

  • Es ist Mitte September, das bedeutet Geburtstagszeit, und das bedeutet Fahrzeugzeit. Mögen die Preise noch so absurd sein, es findet sich immer irgendwo ein Schmankerl. Und auch dieses Jahr ging die Trüffelsuche los, auf einem oftmals holprigen Weg kam es zu echt guten Ergebnissen - und die will ich hier kurz vorstellen. Los ging es am Geburtstag selber mit:


       


    718 Boxster in einmal nahezu Basisausstattung. Aber als Cabrio mit Boxermotor zu einem sehr fairen Preis. Mit dem Wetter mehr als Glück gehabt (das wird sich als Motto durchziehen) ging es über Straßen, die auch der besseren Hälfte taugen (also keine Pässe), was mich zwar etwas betrübte wegen der vergeudeten Fahrdynamik, aber dafür starb da nicht jemand theatralisch auf dem Beifahrersitz.


       


    Der Boxermotor dreht wie die Hölle, klingt dabei allein von der Bauform sehr präsent ohne dabei zu dröhnen oder irgendwie anders negativ aufzufallen. PDK macht seinen Job unauffällig, und das Retro-Interieur versprüht auch irgendwie Charme. Sitzposition nur Zentimeter über dem Asphalt mit Yoga-Übungen bei geschlossenem Dach haben aber beim Anruf, dass das geplante Folgefahrzeug nicht verfügbar sein wird, die Entscheidung das Angebot den Boxster länger zu behalten, abzulehnen sehr leicht gemacht. Trotzdem ein gelungener Tag, wie auch die Trip-Anzeige schön veranschaulicht.


       


    Nach dem Geburtstag stand der vorletzte Arbeitstag an, darauf folgt, Vorsicht - Logik, der letzte Arbeitstag. Da der Boxster aus Gründen angeliefert werden musste, bin ich also zur Zahlung der Rechnung vorstellig geworden, zu der mir noch ein anderer Schlüssel zu einem anderen Fahrzeug angeboten wurde. Nach kurzer Preisverhandlung fuhr ich also zum letzten Arbeitstag im vierrädrigen Trigger der Geschäftsführung vor:


       


    Porsche Taycan. Ein Elektroauto, somit der Teufel. Aber von Porsche, dem auf Händen getragenen Prestigekunden. Spoiler: Hass auf Elektromobilität überwiegte. Ich fand es vor Allem ein spannendes Fahrzeug, einen Exoten. Die Basisausstattung beim Taycan umfasst leider keinen ACC, aber dafür gab's hier Luftfederung. Dazu kamen noch 360°-Kamera, LEDs, Keyless, Navi, Carplay kabellos, Qi-Lademöglichkeit, dies das Ananas.


       


    Das Fahrzeug ist eine Erscheinung. Tief, breit, mit sich übers Dach ziehenden Sicken. Rahmenlose Fenster in den Türen. Und trotzdem auch bei über 200 km/h auf dem Tacho noch flüsterleise. Was Aerodynamik so ausmacht. Der Elektroantrieb hat natürlich aus dem Stand den gewohnten Punch und ist bei mir chunky boi für das einzige Bauchmuskel-Training des Jahres verantwortlich. Denn natürlich fährt das Kind in mir fast ausschließlich digital. :104:


       


    Auch hier ist der Einstieg nicht so komfortabel wie im eigentlich geplanten Fahrzeug, aber weit entfernt vom Yoga aus dem 718. Dafür habe ich mit meinen Sitzeinstellungen das, wie ich es nenne, Giulia-Syndrom. B-Säule ist zu nah am rausgezogenen Lenkrad, sodass man immer an einem von beiden hängen bleibt. Dass das niemandem auffällt?!


       


    Diese Frage muss man auch stellen bei den Bildschirmen. Die sind noch mehr als in anderen Fahrzeugen schnell verschmierte Fingerabdruckmagnete. Und die Aussicht aus dem Rückspiegel ist auch, naja, quasi nicht vorhanden. Wieso man sich hier nicht an anderen Konzernen mit digitalen Rückspiegeln orientiert, vielleicht liegt's ja am eigenen Stolz.


       


    Weniger der Stolz, mehr das Selbstbewusstsein, ääähm, Vertrauen in die eigene Klimaautomatik muss auch die Lösung der Klimasteuerung begründen. Klar, Touchsteuerung ist jetzt im VAG-Konzern nichts Neues, aber dass man selbst die Luftausströmer nur über das Menü im Hauptbildschirm verändern kann, ist mit Verlaub lächerlich. Könnte funktionieren, wenn man bspw. Körpergröße im Profil angeben könnte, so pustete mir immer mal wieder kühle Luft an unangenehme Stellen. Und die Lademöglichkeit nach Qi-Standard nimmt auch nur Geräte ohne Hüllen, besonders die Big Bois der Industrie. Dafür aber belüftet.


       


    Noch zu den Basics - vorne Frunk, hinten Trunk. Beide ausreichend groß, wenn auch hinten mit bisschen zu kleiner Öffnung für den Alltag. #Wasserkiste Aber es ist halt immer noch ein Porsche, wer den in praktisch will, soll sich doch einen Cayenne oder Macan kaufen. Denn als Basis gibt's auch "nur" vier Sitze, die ich persönlich als Vorteil sehe, kann man denn dann auch ohne schlechtes Gewissen mit Passagieren ein bisschen forscher in die Autobahnabfahrt fahren.


       


    Das Infotainment macht einen großen Sprung, kann auch vollformatig Carplay darstellen, ist halt leider komplett Touch. Dafür gibt es Shortcut-Knöpfe, die man in einem gewissen Rahmen frei belegen kann: auf dem Bereich neben den Armaturen und auf dem Lenkrad. Das hilft schon, sind nämlich sonst die Möglichkeiten da etwas zu verstellen eher stark beschränkt. Beschränkt wäre auch das Adjektiv für das one pedal-Driving. Ich habe es nicht hinbekommen, echtes one pedal-Driving hinzubekommen, die Rekuperation musste immer noch über das Bremspedal erhöht werden bis zum Stillstand. Apropos Driving - ja, der Wagen hat schon über 30k km als Werkstattersatz hinter sich, aber das Zusammenspiel zwischen Getriebe, Beschleunigungs- und Bremsvorgang und Rekuperation war nicht so flüssig wie ich es erwartet habe. Ja, es geht bei hohen Geschwindigkeiten noch besser vorwärts als bei der Ein Gang-Konkurrenz, aber ob es den Komfortverlust im normalen Pendelbetrieb wert ist?


    Wert war mir der Stress bei der Fahrzeugabholung, den ich hier beschrieben habe, für das letzte Abenteuer dieses Jahr und auch dem letzten Geburtstagsgeschenk. Nach der katastrophalen Abholung gab es erst einen M240i. EZ war 04/2021, Kilometerstand irgendwo bei 65k km, die Rechnung vom letzten Werkstattbesuch lag noch im Handschuhfach, Schadenliste ging über zwei Seiten. Warum keine Bilder? Am nächsten Morgen entdeckte ich einen vorher schon bekannten Steinschlag mit Rissbildung, den ich der Station meldete weil er in der dunklen TG nicht zu sehen war. Daraufhin wurde mir ein Tauschfahrzeug geblockt, was nach Sixt-Logik ein Downgrade war, aber für diesen Trip perfekt passte. Es wurde ein Hamsterzähnchen:


       


    Aus dieser Saison, mit weniger als 15k km gelaufen, wie der 2er auch in hervorragendem Pflegezustand im Innenraum. Als 430i mit M- & Freiluft-Paket auf WR die perfekte Kombination für die geschenkte 2 Tages-Tour durch die Alpen mit Übernachtung in Italien. So konnte ich die Anreise im bequemen, vergleichsweise leisen Mittelklassefahrzeug genießen, musste dank WR keine Sorgen vor dem angedrohten, aber nicht eingetroffenen Wintereinbruch machen, und fuhr gleichzeitig den Urenkel des Begleitfahrzeugs meiner Eltern.


       



    Die haben sich nämlich nach der letzten Cabriotour vor Corona, die beide Parteien noch mit Mietwagen bestritten, ein E46 Cabrio besorgt. So machten wir in 48 Stunden mehrere Höhenkilometer, für meine Mum war es größtenteils Wandeln auf familiären Spuren, und für mich war es einfach fahrerisch ein Highlight nach dem Anderen. Dabei schlug der 4er sich überraschend gut, dank adaptivem Fahrwerk und Klappenauspuff (ja, ich habe es in der heimischen TG nachgeprüft, in Sport ist der Sound aus dem Auspuff deutlichst schärfer) macht er auch dem Petrolhead in mir Spaß. Bei jeder Galerie, bei jedem Tunnel und jedem Rausbeschleunigen war er zwar Eltern-konform (ohne Knallen), ohne dabei langweilig zu sein, mit Turbo-Pfeifen unten raus, und dann immer deutlicherem Vierzylinder-Sound oben raus.



    Zwar werden der B48 und ich keine Freunde mehr - unruhiger Leerlauf mit Dieselsound und oszillierender Drehzahl, unwilliges Ausdrehen mit wuchtiger Kraftabgabe im mittleren Drehzahlbereich. Und auch der 8 Gang-Automatik von ZF merkt man ihr Alter an - während es gut und sauber schaltet, ist die Spreizung nicht mehr zeitgemäß, das können Getriebe mit 9 oder 10 Gängen von der Konkurrenz mittlerweile fast besser. Fraglich ob es sich noch lohnt, angesichts der E-Mobilität ohne Getriebe, da noch etwas neu zu entwickeln..


       


       


    Was ein Erlebnis. Mit dem nicht mehr vorliegendem Windschott hätte es auch Bommelmütze und Schal nicht gebraucht, so mühte sich der Nackenföhn vergebens gegen die 4° - 10° C kalte Umgebungsluft.


       


    Beeindruckende 2 Tage, die zwar von der Strecke mit ±850km keine Hausnummer darstellte, aber mit den Ausblicken und Eindrücken hoffentlich lange nachhalten wird. Besonders da eine Fortsetzung im nächsten Jahr, noch dazu an Werktagen mit entsprechender Verkehrslage, högscht unwahrscheinlich ist. 🥺



    Dank geht erstmal und ausdrücklich an den EuropaService. Dank einem medizinischen Notfall am Freitag vor dem Geburtstag mit Aufenthalt in der Notaufnahme, der Nachsorgetermine bei Hausarzt & Co. zu regulären Öffnungszeiten am Montagmorgen bedingte, war eine Abholung zeitlich nicht mehr drin. Darauf wurde unkompliziert mit einer preislich mehr als fairen Anlieferung reagiert. Da ist es auch zu verkraften, dass das geplante Folgefahrzeug nicht rechtzeitig zurückkam, zumal auch hier eine sehr gute Lösung gefunden wurde mit der weißen Flunder. Die magere Ausstattung der Porsche konnte mir auch nachvollziehbar erklärt werden, und so werde ich wohl zukünftig bei besonderen Anlässen nach wie vor immer eine Mail an die lokale Autovermietung schicken. :118:

    Auch Sixt hat nach den oben verlinkten Anlaufschwierigkeiten ausreichend performt, die Rechnung ist auch schon da (vom DIA-Service als Absender?!) und korrekt, insofern kann ich auch hier ein leicht positives Fazit ziehen - wäre die Station von mir aus halt nicht so mies gelegen. So geht es nach dem Arbeitgeberwechsel zukünftig doch wieder mehr an den MUC (wenn überhaupt).

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  • Krass, wie schick der Jaufenpass bei gutem Wetter ist. Das letzt Mal gab‘s für uns oben Sturm, Schnee, dichten Nebel und umgestürzte Bäume. Die Wartezeit war aber super abzusitzen. Die letzte Suppe, bevor da oben der Strom dann ausging 😄

  • koelsch

    Das ist kein Retro Design im 718, das ist einfach ein altes Auto wo man sich gespart hat was neues zu entwickeln. Aber echte Knöpfe werden ja jedes Jahr mehr vermisst. ;-)


    Der Basis Taycan hat zudem serienmäßig keine Luftfeder (oder hat sich das rausgeschlichen?).


    One Pedal Driving ist nicht gewünscht. Es soll fahren wie jeder andere Porsche. Die "einschaltbare" Reku soll also nur eine Art Motorbremse simulieren. Rekuperiert wird dann hauptsächlich über das Bremspedal.


    Leider ist die Abstimmung zwischen Reku und mechanischer Bremse im Basis Taycan schwer zu applizieren weil nur an der Hinterachse rekupertiert werden kann. Im 4S, GTS und Turbo ist das alles viel harmonischer.


    Habe gerade einen Turbo S und einen Basis Taycan (mit Stahlfeder). Ich bin immer aufs neue überrascht wie unterschiedlich die beiden fahren.

  • Krass, wie schick der Jaufenpass bei gutem Wetter ist. [...]

    Achtung: nur das Bild vorm Schild ist vom Jaufenpass. Die anderen Fotos sind eine wilde Mischung aus Silvretta Hochalpenstraße, Bernina-Pass, Stilfser Joch & Co. :)


    PS: Ich habe das mit der Luftfederung sprachlich präzisiert, JoshiDino. Wie immer ein One Shot-Text, der dann nachgebessert wird. ;) Auch wenn es für dich unwahrscheinlich klingt, aber mir ist durchaus bewusst dass der aktuelle Boxster ein altes Fahrzeug ist. Deswegen die Formulierung Retro-Interieur.

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