Aston Martin V8 Vantage Coupé | Emotionen von der Insel | CarVia München


  • V8 Vantage Coupé. THRILL. DRIVEN.



    (offizieller marketing-Spruch von AM)


    Ausgangslage


    Wenn ein Brief ins Haus eintrudelt mit der Aufschrift "Save The Date", dann ist der Inhalt regelmäßig sehr erfreulich - man wird zu einer Hochzeit eingeladen. Und so war es auch bei uns Ende letzten Jahres, als einer meiner langjährigsten Freunde seine Eheschließung ankündigte. Im schönen Zell am See in Österreich sollte es Anfang August 2023 soweit sein. Nach der Zusage wurde dementsprechend die wichtigste Frage geklärt: welches Kleid würde meine Frau anziehen? Und danach die zweitwichtigste: wie kommen wir hin? Mietwagen, völlig klar. Auf Grund der Modell-Unsicherheit bei den üblichen Verdächtigen und des besonderen Anlasses bin ich direkt zu CarVia - mal schauen, was es dort exklusives in dem Zeitraum gibt. Dank der großen Vorlaufzeit war die Auswahl noch recht ergiebig und am Ende sollte es etwas werden, das wir noch nicht kannten. Es blieb schließlich die Wahl zwischen dem Aston Martin V8 Vantage Coupé oder dem Cabrio, und die Entscheidung fiel auf das Coupé. Wie sich herausstellen sollte, war dies ob des Sauwetters der richtige Entschluss. Also Auslandsfahrt und Zusatzfahrer sowie reduzierte SB dazugebucht, bezahlt und freudig erwartet.


    Anmietung


    Ich habe bisher schon zweimal bei CarVia gemietet. Einen R8 V10 sowie einen 911. Beide Anmietungen waren problemlos und äußerst entspannt, die Autos ebenfalls klasse. Es ist schön zu sehen, dass die Firma immer weiter wächst und mittlerweile in fünf deutschen Städten zu finden ist. Sobald Köln öffnet, werde ich meine Kreditkarte wegschließen müssen, da sie sonst glühen würde. Ebenfalls gewachsen ist die Fahrzeugflotte - vom Audi A1, Abarth 695, diverse Tesla, SUVs, M2, M3 Touring und natürlich eine Vielzahl von Porsche ist für jeden etwas dabei.


    Auch dieses Mal verlief die Abholung ohne Probleme. Der Mitarbeiter in der Station - noch immer in der Münchener Motorworld - war sehr freundlich und auch für einen kleinen Plausch zu haben. Also ab in die Tiefgarage und das Schätzchen in Empfang genommen. Und was für ein schickes Schätzen es ist...


    Design




    Atemberaubend. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Ich bin vom Heck absolut umgehauen, meine Frau findet die Front fantastisch. So oder so - das seinerzeit etwas in die Jahre gekommene Design des Vorgängers wurde 2017 durch den in Fachkreisen "new Vantage" genannten Nachfolger nicht nur aufgefrischt, sondern geradezu revolutioniert. Bullig, flach und aggressiv kommt er daher, mit einem unverkennbaren Markengesicht. Breiter Frontgrill, 21-Zoll Räder aus Magnesium, schmale Scheinwerfer, vierfach-Auspuff und prominenter Diffusor am Heck - es gibt keinen Blickwinkel, aus dem der Wagen nicht gut aussieht. Und er fällt natürlich auf, trotz recht zurückhaltendem "Satin Grey". Im Gegensatz zu anderen hochpreisigen Fahrzeugen war die Resonanz aber ausschließlich positiv. An der Tankstelle gab es laufend Komplimente und Fußgänger haben sich buchstäblich die Hälse verdreht.


    Kann ich nachvollziehen.


    Betritt man den Innenraum durch die leicht nach oben öffnenden "swan doors", weiß man sofort warum das Auto im Grundpreis um die 150.000 € kostet. Die "swan doors" gehen übrigens super leicht und bleiben in jeder Position stufenlos stehen. Echt super. Im Innenraum ist alles wertig und hervorragend verarbeitet. Was aussieht wie Leder ist Leder - was aussieht wie Aluminium ist Aluminium. Lediglich einige wenige Schalter sind aus Plastik bzw. Plastik mit Klavierlack. Die Mittelkonsole ist ein Potpourri aus Knöpfen und Schaltern, dazu gibt es die Wahlschalter für das Getriebe sowie den Startknopf. Diese sind aus Glas.




    Sieht zunächst etwas überfrachtet aus, ist es aber tatsächlich nicht. Das Auto macht regelmäßig alles von alleine, was mach braucht. Lediglich die 360°-Kamera sollte man regelmäßig manuell aktivieren. Diese zeigt nämlich beim parken auch ein Kamerabild über dem Frontsplitter und verhindert somit ein unschönes einrasten am Bordstein. Wem die Bedienelemente stellenweise bekannt vorkommen - nun, kein Zufall, finden sich doch diverse Hebel und Schalter aus dem Regal von Mercedes-Benz. Auch das Infotainment ist aus Böblingen - mit dem Stand von 2015. Dazu später mehr. Man findet sich recht schnell zurecht, die Sitzverstellung ist Aston-typisch nicht am Sitz oder an der Tür, sondern am Getriebetunnel in der Mitte des Fahrzeugs. Ich hatte Anfangs etwas Bedenken, dass man da aus Versehen mit den Beinen drankommt, dem ist aber nicht so.


    Es offenbarte sich jedoch direkt das erste "Manko". Der Verstellbereich der Sitze ist recht eingeschränkt. Ich selbst hatte keinerlei Probleme, und das trotz untypischen Körperbaus. Ich bin ca. 1.80m groß und habe lange Beine, dafür einen kurzen und breiten Torso. Das führt regelmäßig dazu, dass ich entweder mit angewinkelten Beinen fahren muss oder nicht richtig ans Lenkrad komme, weil meine Arme im Verhältnis zu kurz sind. Im Vantage kein Problem, zum Glück, und ich hatte schnell die perfekte Sitzposition gefunden. Das ist selten. Das abgeflachte Lenkrad passt perfekt und die fixen Schaltwippen sind schön groß.


    Meine Frau allerdings ist schlank und ca. 1,65m groß. Für Sie war es nicht möglich, den Sitz auf eine passende Höhe zu stellen. Die Worte "Sitzkissen für Rentner" und "Amazon Prime" fielen einige Male. Mit etwas Anstrengung konnte aber auch sie das Gefährt sicher steuern.



    Das Infotainment ist echt unfassbar. Jedenfalls: man fühlt sich wohl im Vantage, wenngleich es natürlich ein paar typisch englische QUIRKS AND FEATURES gibt. So hat man "aus Gewichtsgründen" auf ein Handschuhfach verzichtet. Ja, ernsthaft. Und wenn man die Sitzheizung aktiviert, gibt es ein akustisches Feedback - sprich einen Ton - der mit gefühlt 150 db aus den Lautsprechern kommt. Da wird man schnell wieder wach.


    Aber: das alles it egal. Denn:


    Fahrerlebnis


    Dieses Auto macht was mit einem. Bremse treten - der Startknopf wechselt auf Rot - drücken. Los gehts:



    So wie das Infotainment ist auch der Motor von Mercedes Benz. Es ist der M177 um genau zu sein. Das heißt: V8, 4 Liter Hubraum und zwei Turbolader liefern 510 PS. Dass der gut klingt, weiß man ja vom C63 und den anderen Modellen mit V8, im Aston ist es kein Unterschied. Gänsehaut ist garantiert, außen wie innen. Dabei wurde bewusst auf Teile der Dämmung im Heck verzichtet, was dazu führt, dass man im Innenraum das volle Programm abbekommt. Kein synthetischer Mist, kein Soundaktor - alles pur, und das in jeder Drehzahl. Leises aber markantes säuseln im Standgas, sattes blubbern bei Halbgas zwischen 1.000 und 3.000 Umdrehungen und brüllendes Inferno bei Vollgas bis in den Begrenzer. Beim Runterschalten darf das knattern natürlich nicht fehlen. Absoluter Wahnsinn, das stellt alles in den Schatten was ich bisher erleben durfte. Dass er brutal anschiebt, ist selbstverständlich - immerhin wiegt der Schlitten auch nur 1.500 kg.






    Die Automatik ist die bekannte und bewährte ZF 8HP, wie sie in vielen Fahrzeugen verbaut ist. Muss man nicht viele Worte drüber verlieren, sie macht ihre Arbeit gewohnt gut. Je nach Fahrmodus - Sport, Sport+ und Track - werden Lenkung, Gaspedal und Getriebe geschärft. Der Spagat ist dabei recht hoch. In "Sport" kommt man gediegen voran, kann das Auto ohne Probleme mit 9L auf 100km fahren. In "Sport+" wird es dann interessant - es war mein persönlicher Favorit. Die Gasannahme ist schön direkt, ebenso die Lenkung. Praktisch: man kann den Antriebsstrang und das Fahrwerk getrennt voneinander regeln. Mit dem Fahrwerk auf der "weichsten" Stufe und dem Antrieb auf "Sport+" kommt Freude auf, ohne dass es einem die Wirbelsäule rausknallt. man muss allerdings vorsichtig sein - die 510 PS an der Hinterachse spürt man. Selbst wenn man nur an etwas nasse Straße denkt, zeigt einem das Heck, was es davon hält. ESP und Traktionskontrolle waren selbstverständlich dauerhaft aktiviert, wenn jedoch in einer leicht ansteigenden Auffahrt das kurveninnere Rad entlastet wird, muss das Sperrdifferential und die Elektronik eingreifen, selbst wenn nur eine Fliege auf dem Pedal sitzt. Knapp 700 NM eben.


    Jedoch: das Fahrwerk ist Weltklasse. Selbst im "normalen" Modus, also "Sport" fährt das Auto wie auf Schienen. Ich weiß, der Vergleich ist abgenutzt, es ist aber tatsächlich so. Es folgt präzise dem Lenkeinschlag und zieht sicher über jede Bodenwelle, egal ob 80 km/h oder 280 km/h. Sehr beeindruckend. ich habe ja den direkten Vergleich von C43 und F-Type: das Fahrwerk hier ist eine ganze Klasse besser. Sowas kenne ich sonst nur von Porsche. Das gibt viel Sicherheit und macht Spaß.


    Fazit


    Was bleibt? Leider hatten wir das Fahrzeug nur für 400km, es hat sich jedoch jedenfalls bei mir nachhaltig eingebrannt. Ein Muscle-Car aus England, das komplett auf understatement scheißt. Emotionen mit jedem Meter. Doch: es ist nicht frei von Fehlern. Das Infotainment z. B. ist absolut indiskutabel - in einem Auto aus 2023, nachkonfigurierter ca. BLP 170.000 €, man steigt ein und ist umwoben von Leder, Aluminium und Alcantara und dann? Infotainment aus 2015 von Mercedes, mit entsprechender Bedienung und Trägheit. Für das System gibt es von Haus aus nicht mal Android Auto, das geht nur über eine aufwändige Nachrüstlösung aus dem Zubehör. Aber das hat bei Aston Martin Tradition und neuerdings hat man sich (im DB12) dahingehend wohl gebessert.


    Laut meiner Frau sind die Türgriffe auch nix für lange Fingernägel:


    (klick mich) Vantage Türgriffe mit Fingernägeln


    (einbetten leider nicht möglich, weil short)


    Dafür wurde die Stärke der Sitzheizung gelobt, allerdings das Fehlen einer Lordosenstütze moniert. Bei dem BLP ebenfalls unverzeihlich.


    Praktikabilität? Ja, gibt es. Es passt z. B. ein mittlerer Reisekoffer problemlos in den Kofferraum:



    Allerdings tropft Regenwasser beim öffnen gnadenlos hinein, genauso wie durch die Seitenscheiben wenn das Auto regennass ist und man die Scheiben absenkt. Auch hört man das Differential in kaltem Zustand recht laut "singen", vor allem im Bereich zwischen 90 km/h und 120 km/h bei Teillast. Das ist mitunter nervig, nach einer kurzen Recherche aber wohl nicht unüblich bei dem Fahrzeug. Ihr solltet das aber eventuell mal beim Händler klären Carvia .


    Doch wie heißt es so schön? Es sind keine Fehler, sondern das Auto hat "Charakter". Alles in allem ein echt tolles Erlebnis, der Dank geht raus an Carvia - es war sehr schön mit euch und ich komme wieder!


    Einige kleine Anekdoten noch:


    Carvia gibt "nur" den Zweitschlüssel aus "günstigem" Plastik raus. Völlig OK für einen Mietwagen, wenn man das nicht weiß wirkt er aber geradezu lächerlich :D



    Neben dem Vantage wirkt der F-Type geradezu brav:



    Zum Schluss noch ein paar Bilder:



    Einmal editiert, zuletzt von DJS4000 ()

  • DJS4000

    Hat den Titel des Themas von „Aston Martin Vantage V8 Coupé | Emotionen von der Insel | CarVia München“ zu „Aston Martin V8 Vantage Coupé | Emotionen von der Insel | CarVia München“ geändert.
  • Vielen Dank für die phantastischen Emotionen, die Bericht, Sound und Auto geweckt haben!


    Was, um alles in der Welt, ist denn aber bitte bei den Frontscheinwerfern passiert? Die sind doch viel zu klein. Die "alten" waren deutlichst schöner in meinen Augen. Von hinten allerdings ist die Kiste perfekt!

  • Ein sehr schöner Bericht.


    Zum Auto: So wunderschön das Auto von außen ist…so potthässlich ist es von innen. Wow. Im Leben würde ich dafür keine 170.000€ ausgeben…

    Da finde ich den 8er BMW ja um Welten schöner.


    Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass diese Fahrzeuge so veraltet und hässlich sein könnten. Puhh…


    der Sound ist natürlich wieder geil.

    Einmal editiert, zuletzt von Freyraphy ()

  • das wollte ich auch schreiben. Edle Materialien hin oder her, aber das Interieur könnte auch vom optischen her ein Random Kia oder so aus 2017 sein…

  • Das gute alte Comand. :106:


    Zur Abhärtung unbedingt mal einen Mercedes aus der Zeit mit Becker/Garmin Einstiegs-Navi fahren. Danach ist man vom Comand begeistert, zeitgemäß ist es natürlich nicht mehr.


    Danke für den Bericht!

  • Der Bericht ist sehr schön geschrieben. Danke dafür.


    Optisch von aussen sehr sexy. Aber die Scheinwerfer gehen gar nicht.

    Innenraum passt 0 zu einer Marke wie Aston Martin. Verarbeitung mag gut sein, aber das bekommt man schon für unter 40.000 Euro.

  • Vielen Dank für die phantastischen Emotionen, die Bericht, Sound und Auto geweckt haben!


    Was, um alles in der Welt, ist denn aber bitte bei den Frontscheinwerfern passiert? Die sind doch viel zu klein. Die "alten" waren deutlichst schöner in meinen Augen. Von hinten allerdings ist die Kiste perfekt!


    Danke & gerne!


    Spannend, wie die Geschmäcker sind 8) Ich finde das Heck auch gnadenlos gut und die Front...OK






    das wollte ich auch schreiben. Edle Materialien hin oder her, aber das Interieur könnte auch vom optischen her ein Random Kia oder so aus 2017 sein…


    Danke! Der Innenraum ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, das stimmt. Aber er ist wirklich sehr, sehr wertig.



    Das gute alte Comand. :106:


    Zur Abhärtung unbedingt mal einen Mercedes aus der Zeit mit Becker/Garmin Einstiegs-Navi fahren. Danach ist man vom Comand begeistert, zeitgemäß ist es natürlich nicht mehr.


    Danke für den Bericht!


    Sehr gerne! Ich kenne das Garmin noch aus dem W176...grausam :wacko: und sah aus als hätte ein zwölfjähriger die Karten desgint...

  • Warum hat Carvia den AM denn nicht als Selbstfahrervermietfahrzeug zugelassen?! Auch interessant, dass er vom Importeur Emil Frey offenbar stammt.


    Danke für den tollen und emotionalen Bericht. Mein Auto wäre es absolut nicht, aber dennoch interessant den Bericht dazu zu lesen. Danke.