Intro
Bereits seit der Porsche Taycan auf den Markt gebracht wurde, wollte ich diesen einmal testen. Leider gibt es nur schwerlich die Möglichkeit einen zu mieten, ohne eine Niere zu verpfänden. Mittlerweile hat Sixt aber einige Audi Pendants basierend auf gleicher Technik zu durchaus attraktiven Wochenendpreisen im Portfolio. Also ab nach Hamburg zum Flughafen und einen geschnappt.
Zunächst einmal möchte ich auf den sehr guten Bericht von tobi1196 verweisen (Klick!) und eigentlich nur meine eigenen Eindrücke in den Raum werfen und ein paar Bilder dalassen.
Ohne es noch in Erinnerung gehabt zu haben, fand sich auch auf meiner Kamera ein Bild von den schönen Regentropfen auf dem Dach, also starten wir mal damit:
Optik
Audi hat es geschafft das Außenkleid vom Taycan abzusetzen und eigenen Look zu schaffen. Meiner Meinung nach ist ihnen das auch gut gelungen. Der RS e-tron GT sieht im richtigen Maße aggressiv und sportlich aus, wobei die Felgen in dieser Konfiguration definitiv nicht die schönsten sind. Die Außenfarbe ist besser als schwarz oder weiß, aber das war es dann auch. Die meiste Zeit sieht es stark nach Uni-Blau aus und das ist nicht gut.
Das Gute
Gut ist das, was er liefert und das ist die Performance. Die Beschleunigung aus dem Stand ist abartig. Es drückt einen wahrlich in den Sitz und das stärker mehr als Verbrenner-Sportwagen. Das Blut zieht sich aus den ans Lenkrad gekrallten Händen zurück. Ist man nach (teilweise so gemessenen) 3,2 Sekunden bei 100 km/h angekommen, strömt das Blut in die Finger zurück und ein wohliges Kribbeln beginnt. Das schnellste, was ich bisher gefahren bin, war ein McLaren 570S. Der e-tron ist durch sein sofort verfügbares Drehmoment im legalen Geschwindigkeitsbereich auf deutschen Straßen ein anderes Level. Das hat mich und einige Mitfahrer nachhaltig beeindruckt.
Gleichsam liegt er wahnsinnig gut auf der Straße. Das Luftfahrwerk ist über alle Zweifel erhaben. Komfort und GT-Qualitäten schüttelt es problemlos aus dem Ärmel. Aber auch die Kurvenlage ist stark und wanklos fährt man wie auf Schienen ums Eck.
Ein weiterer sehr positiver Faktor ist das Thema Laden, aber dazu später mehr beim Thema Verbrauch.
Antrieb und Fahrwerk sind damit überzeugende Argumente für einen RS e-tron GT...nach so einem Satz erwartet man irgendwie ein "aber" und das ist hier unabdingbar.
Das ",aber..."
Ich könnte mich kurzfassen und es mit "alles andere" zusammenfassen.
Das Interieur ist einem Auto, was deutlich sechsstellig kostet, unangemessen.
Auf dem Armaturenbrett findet sich ein Kunstleder nach Vorbild BMW-Dakota, welches unheimlich billig anmutet. Die gesamte Verarbeitung ist zudem miserabel. Alles knarzt, alles knackt. Bei diesem Modell speziell muss es zudem Probleme in der Türtafel auf der Fahrerseite gegeben haben. Es klang sowohl bei Autobahnfahrten, als auch beim einfachen Musik-Hören nach rasselnden unbefestigten Schrauben hinter der Verkleidung.
Auch das Bang&Olufsen Soundsystem hat massiv zum negativen Eindruck beigetragen. Es konnte keine Mitteltöne (ließen sich auch als einzige nicht verstellen) und übersteuerte sehr schnell und gab einfach keine sauberen Töne wieder. Egal welche Art von Musik - das war bis auf okayen Bass des Subwoofer leider eine große Enttäuschung.
Sämtliche Bedienelemente verweigern einem zudem das Gefühl von Wertigkeit.
Grandios ist auch, dass sich das große Panoramadach nicht abdunkeln lässt und man damit bei hochstehender Sonne nichts mehr vom Bildschirm in der Mitte erkennen kann.
Symbolbild, ist in Realität noch schlimmer.
Die Sitze sind okay, aber keine Offenbarung. Sie sehen besser geformt aus als sie es sind.
Das vernichtendste Urteil zum Interieur kam von einem Mitfahrer. "Hmmm, irgendwie auch nicht viel besser als im ID4" - 'nuff said.
Verbrauch
800V System sei Dank, gibt es eine Ladekurve, die ich bei jedem E-Fahrzeug gerne hätte.
Insgesamt bin ich am Wochenende 670km gefahren und habe laut Bordcomputer 26,5 kWh/100km verbraucht.
Real habe ich das Fahrzeug mit 100% Akku übernommen, mit 83% wieder abgegeben und 183,3 kWh nachgeladen. Dies entspräche einem Verbrauch von 27,36 kWh/100km (+die Differenz von 17%). Hier machen sich natürlich Ladeverluste bemerkbar.
Auffallend ist, dass der RS e-tron GT bei langsamer und gemütlicher Fahrt nicht wirklich sparsam kann. Unter 20 kWh/100km war mir nicht möglich. Gleichzeitig war der Verbrauch bei schnellen Autobahnabschnitten auch nicht exorbitant hoch. Insgesamt für die abgerufene Performance am Wochenende ein okayes bis gutes Ergebnis. Für ein Alltagsfahrzeug wäre es mir zu viel.
Fazit
Festhalten muss ich, dass der Antrieb und das reine Fahren famos ist und die Performance mir und vielen Mitfahrern am Wochenende ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hat.
Leider lässt mich alles andere an diesem Wagen mit einem Kopfschütteln zurück. Was hat Audi mit dieser tollen Plattform nur gemacht?
Alles aus Antrieb und Fahrwerk sind den Preis nicht wert. Ich weiß nicht wie sehr man Audi-Fanboy sein muss um den e-tron einem Taycan vorzuziehen.
Für die Mietwagenwelt muss ich aber sagen: Für eine Miete ein tolles Erlebnis zum fairen Preis bei Sixt.