Der Letzte seiner Art …
erhaltenes Fahrzeug: BMW 528i Touring
Ausstattung (soweit „erkannt“): LDAR-üblich, ansonsten der Auffahrwarner (+ adaptive Geschwindigkeitsregelung), adaptive cruise control
Berreifung: Winterreifen, M+S
Leistung: 258 PS, 310 NM Drehmoment, 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, Vmax 246 km/h
Durchschnittsverbrauch: 14,3 Liter/100km (BC); - Liter/100km (errechnet)
Kilometer bei Abholung: ca. 17.000
Gefahrene Strecke: ca. 900 km
Dauer: WE
Abholung / Die Station
Am anderen Ende der Republik machte ich mich also auf ein schönes Auto zu bekommen – Diesel war mir am wichtigsten, ergo ist es nur logisch, dass mich ein Benziner erwartete. Was ich äußerst angenehm fand: ich erhielt von der Station am Tag vor der Abholung eine Info und die Möglichkeit aus eben jenem 28i und einen 3er Cabrio Diesel zu wählen. Da mir aber für die Strecke ein Cabrio als zu luftig und zusätzlich zu beengt vorkam, habe ich gar nicht weiter nach dem Motor gefragt.
Ich habe direkt vor Ort nochmal nach einer Dieselalternative gefragt – BMW 520d. Reizt mich aber mal überhaupt nicht. Sicher, der Verbrauch stimmt, der Motor ist absolut ausreichend, aber es ist … eben ein 20d. „Dann nehme ich doch lieber den 28i.“ „Das ist hier kein Wunschkonzert!“ Kurzer konsternierter Blick meinerseits. „Ich wünsche mir auch nichts, aber dem 20d ziehe ich doch den 28i vor.“ „Der 20d ist in der gleichen Klasse, den könnte ich Ihnen auch mitgeben.“ „Nein, der 20d ist in P.“ „Ja, das ist richtig.“ Ah ja.
Das Auto
Optik außen
F10, F11, inzwischen oft gesehen und immer noch äußerst ansehnlich. Neues gibt es hier nichts zu berichten, die Farbkombination (sofisto-grau, herrlich!) gefällt mir allerdings sehr gut. Für sonnenscheue Mitreisende auf den Rücksitzen bietet das Fahrzeug die ultimative Kombination aus abgedunkelten Scheiben und Sonnenschutzrollos – der gute Michael J. hätte sich hier bestimmt sau wohl gefühlt.
Blink, blink, CoronarinK. Gut, hört sich nach mauen Reim an (ist es auch), aber es stimmt. Die Frontglubscher genau wie die LED-Heckstreifenhörnchen machen einfach was her. Sowohl rein optisch, als auch auf der Autobahn zum Entfernen von unnötigen Linksfahrbegeisterten. Einzig die Dachreling hätte ich wohl in schwarz geordert, aber was hätte ich nicht alles geordert, wenn …
Letztlich steht der 5er Touring so ziemlich brav da. Darf er auch und die Beschriftung wurde wohl das ein oder andere Mal als 20 ausgelegt. So interpretiere ich jedenfalls manche zaghafte Versuchung einiger Mittelklassevertreter dem 5er den Rang abzufahren.
Optik innen
Wo sind die Sitze bzw. die echten Sitze? Hat er nicht. Ging natürlich trotzdem, allerdings weint der Rücken schon ein wenig, bei nicht vorhandenen Komfortsitzen. Die Kombination aus hellem Leder und Holz Fineline passt wunderbar, das Ambiente Licht sorgt für die passende Atmosphäre. Irgendwas vergessen? Ja, die Assistenzleiste sieht so leer einfach doof aus. Vielleicht könnte man den einzelnen Knopf irgendwie anders unterbringen, dieses bemitleidenswerte einsame Dasein des Auffahrwarners passt nicht ins Gesamtbild.
Motor / Fahrverhalten
Zur Überschrift. Sicher ist der 28i nicht wirklich der letzte seiner Art, wo doch auch der 23i nach demselben saugenden Prinzip vor sich hin schlürft. Vielmehr will ich hier ein wenig auf die aussterbende Spezies der Reihensechszylinder eingehen.
258 PS und 310 NM. Wie ordnet man das ein? Irgendwo vor den 4-Zylinder-Turbo-zwangsbeatmeten Hochleistungstriebwerken und hinter den aufgemöbelten Mehrfach-Turbo-6-Zylindern. Und genauso fährt er sich. Es passiert nichts Extravagantes, nichts Unerwartetes und dennoch zaubern Sound und Vortrieb zwischendurch ein Lächeln ins Gesicht. Über Sinn und Unsinn der Motoren, gerade unter dem Aspekt des täglichen Gebrauchs und Verbrauchs lässt sich trefflich streiten. Muss das denn sein? Ja, muss es. Kann das nicht auch anders sein? Nein, warum?
Dieser Motor ist schon ein feines Stück. Vielleicht zum Vergleich: der Verbrauch liegt bei über 17.000 km bei 10,5l im Schnitt – wenn ich davon ausgehe, dass der Durchschnittsverbrauch nicht zwischendurch genullt wurde. Tun wir mal so. Ein 6-Zylinder aus dem 3er (150 PS) Ende der 90er Jahre liegt auf gleichem, wenn nicht sogar höherem Niveau. Leistet aber 100 PS weniger, bewegt keine 2t Lebendmasse und bringt zwangsläufig nicht annähernd diese Fahrleistungen.
Und doch ist klar: es schmerzt. Wenn man auf ~ 800 km ein Auto mit mehr als zwei Tankfüllungen zu je 1,60 € / Liter befüllen darf. Aber ich habe es so gewollt und jeder, der dieses Auto kauft oder fährt sollte sich darüber im Klaren sein. Wenn man den Sauger fordert, trinkt er entsprechend. Auf der anderen Seite: der Momentanverbrauch liegt bei ~ 130 km/h bei etwa 7 Litern – dumm nur, dass man bis dahin beschleunigen muss.
„Was zum Teufel ist das für eine hässliche Kule da vorne und warum zum Geier fehlt hier das Head-Up-Display?“ Wer es einmal hatte, merkt erst beim Fehlen des guten Stücks, wie viel hier fehlt, wie oft der Blick zwischen Tempo-Limit-Anzeige im Tacho und dem Navi hin- und her wandert. Und eine Frau ersetzt vielleicht vieles - spontane Navigationsansagen und / oder die Warnung „Vorsicht, 100 km/h!“ sind jedoch noch nicht so optimal aufeinander abgestimmt.
Fazit
Ich hab das bekommen, was ich verdient gebucht habe. Sicher, Alles mit einem d als Motorenbezeichnung und (!) 6-Zylindern hätte ich auch vorgezogen. So habe ich meine BMW Motorenpalette um den 28i erweitern können und bin nicht enttäuscht. Finanziell etwas lädiert vielleicht. Ansonsten ist die Fahrt mit einem der BMW-Reihensecher einfach eine Frage der Person: möchte ich, darf ich das, soll ich das.
Es möge bitte keiner, der ihn nicht fahren will, sagen, er wäre überflüssig. Und andersrum: wenn man ihn fährt, sind Beschwerden über den Verbrauch hinfällig. Eine kleine Träne beim Tanken gestehe ich mir und allen anderen 28i-Fahrern aber zu.
Die Bilder sind ... schief.