Ob blau-weiß, schwarz-weiß oder rot-weiß: Carsharing-Autos bevölkern unsere Großstädte und immer mehr Menschen setzen auf das Autoteilen. Einst als kurzer Trend verschrieben befindet sich Carsharing nun auch in Deutschland auf Erfolgskurs.
Vor allem die neuen Carsharing-Anbieter wie car2go, DriveNow oder Multicity Carsharing haben durch die jeweiligen Beteiligungen der Autohersteller für eine deutliche Aufmerksamkeitssteigerung gesorgt und dem einstigen Nischenthema in Deutschland neuen Schub verliehen.
Demnach wollen aktuellen Studien zufolge in den nächsten zwei Jahren mehr als 30 % aller Autofahrer ihr Privatfahrzeug abschaffen und auf Carsharing umsteigen. Gerade in Großstädten könnte das für eine deutliche Entspannung der Verkehrs- und Parkplatzsituation sorgen.
Carsharing: Von der Nische zum Trend
Seit rund einem Jahr überschlagen sich die Meldungen zum Thema Carsharing. Spätestens seit die großen Autokonzerne mitmischen ist das Autoteilen aus der Nische hervorgekommen und entwickelt sich zum echten Trend.
Vor allem in der Großstadt nutzen immer mehr Menschen die Angebote der Teilauto-Dienste und setzen dabei verstärkt auf den Kurzzeit-Mietwagen in Kombination mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mit Carsharing lassen sich zudem auch neue Zielgruppen ansprechen: Wem ein eigenes Auto zu lästig oder zu teuer ist, kann mit einem Teilauto den Großteil seines Mobilitätsbedarfs decken. Wer das Thema jetzt für sich entdeckt hat und unbedingt am Carsharing teilnehmen möchte hat jedoch die Qual der Wahl.
Die Entscheidung für einen Anbieter fällt schwer: Die Auswahl ist vor allem in Großstädten wie Berlin oder München mittlerweile riesig, das Fahrzeugangebot reichlich und der Markt durch immer neue Carsharer stark umkämpft. Hinzu kommen die verschiedenen Konzepte wie Free-Floating, stationsgebundene Vermietung oder auch das Teilen von privaten Fahrzeugen.
Wir brauchen einen einheitlichen Zugang zum Carsharing
Salopp könnte man sagen, dass bisher jeder sein „eigenes Süppchen“ kocht und aktive Carsharing-Nutzer zum Teil mit mehr als vier verschiedenen Mitgliedskarten und Zugangschips hantieren müssen. Gerade hier muss es mittelfristig eine Vereinfachung für Nutzer geben, zudem sollten Carsharing-Autos nach Möglichkeit auch untereinander zugänglich gemacht werden.
Hier geht Flinkster, das Carsharing der Deutschen Bahn, bereits erste Weg und kooperiert mit dem Citroën Carsharing „Multicity“, dem Ford Carsharing und dem Teilauto-Dienst StattAuto München. Auch mit dem Franchise-Autovermieter CCUniRent besteht eine aktive Kooperation. Durch die angebundene Systeme lassen sich über bereits mehrere Anbieter mit nur einem Zugang untereinander nutzen.
Auch Technologiekonzerne wie Continental entwickeln an einem universellen System, das den Zugang zu den Teilautos ermöglicht und in Zukunft weiter vereinfacht.
Alles auf Abruf: Mietwagen on Demand
Neben einem einheitlichen Zugangssystem wird auch die Fahrzeugabdeckung noch lange ein Thema bleiben. Vor allem für die Free-Floating-Anbieter (car2go, DriveNow, etc.) gilt es eine optimale und wirtschaftliche Lösung für beide Seiten zu finden. Zu Stoßzeiten oder in besonders frequentierten Stadtteilen finden Carsharing-Nutzer mitunter kein Fahrzeug vor, andersherum stehen in schwachen Zeiten zu viele Autos ungenutzt am Straßenrand.
Auch das Thema Mietwagen wird in Zukunft eine größere Rolle spielen. Der amerikanische Autovermieter Hertz macht es vor und rüstet einen Teil seiner Flotte für den Einsatz im Carsharing und der Kurzzeitmiete um. So können die Fahrzeuge noch flexibler und häufiger vermietet werden. Nachdem ein erster Test in den USA sehr erfolgreich läuft, wird Hertz 24/7 in Kürze auch in Deutschland angeboten.
Sein privates Auto für Carsharing anbieten
Ein weiteres Konzept, das sich aus dem Trend „Carsharing“ entwickelt hat: Das private Auto teilen und an Nachbarn, Freunde oder über das Internet vermieten. Im Fachjargon nennt sich das peer2peer Carsharing (oder kurz p2p Carsharing).
Bei den Angeboten von autonetzer.de, Tamyca und nachbarschaftsauto.de gibt es einen wesentlichen Vorteil: Es werden ohnehin vorhandenen Fahrzeuge genutzt. Das bedeutet keine zusätzliche Belastung von Parkflächen durch neue Fahrzeuge.
Zudem ist das private Carsharing nicht von einer größeren Flotte abhängig, somit erreicht das private Autoteilen auch kleinere Städte und ländlichere Regionen.
Carsharing – Teilen & geduldet auf Zeit
Nicht nur das Teilen der Leihautos erfolgt auf Zeit. In einigen Städten, darunter auch München, ist Carsharing derzeit nur temporär geduldet. Schon 2014 wird hier über das Thema neu verhandelt und entschieden. Sollte sich die Stadt dann gegen Carsharing aussprechen, werden Free-Floating-Anbieter wie car2go oder DriveNow wohl den Rückzug antreten müssen.
Hier sind, neben dem Konzept der privaten Vermietung, auch die stationsgebundenen Systeme klar im Vorteil. Vor allem Anbieter wie Flinkster oder CiteeCar, die in Kürze auch in München starten wollen, wären von der Neuregelung des Carsharing-Betriebs nach aktuellen Erkenntnissen nicht betroffen.
Autoteilen ist in Deutschland keineswegs neu
Die mittlerweile deutlich gestiegene Aufmerksamkeit für das Thema Carsharing lässt an der einen oder anderen Stelle vor allem auch den Eindruck entstehen, das Thema sei vollkommen neu. Dabei gibt es funktionierende Modelle für Carsharing in Deutschland bereits seit den 90er Jahren.
Anbieter wie Stattauto (später Greenwheels), Cambio und Stadtmobil sind seit vielen Jahren aktiv und an ihren Standorten sehr erfolgreich. Der zunehmende Trend und größere Anbieter haben das Thema Carsharing in Deutschland in den vergangenen Monaten auf jeden Fall noch einmal zusätzlich beflügelt, jedoch haben die ersten Anbieter eine gute Pionierarbeit geleistet, von der jetzt Nutzer wie Anbieter profitieren können.
Ob Trend oder lange Historie: Aktuelle Zahlen belegen den Erfolg von Carsharing in Deutschland und international. So rechnet das Automotive Institute for Management (AIM) in einer neuen Studie mit drei Millionen Carsharing-Nutzern bis Ende des Jahres.
Wie ist eure Meinung? Nutzt ihr Carsharing im Alltag?
Wir freuen uns über eure Kommentare!
Bild: car2go