CarsharingRadar 24.2018 | Treiber oder Getriebene - Bleibt Carsharing nur eine Idee?

Die aktuellen Carsharing-News kompakt gebündelt

Carsharing ist eine Idee der späten 90er Jahre

Berlin – Carsharing ist so analog wie ein Angelschein. Man braucht ihn, um in festgelegten Gewässern fischen zu dürfen. Mit der Übermittlung seiner Daten an einen Carsharing-Anbieter bekommt man die Erlaubnis zur Nutzung der bereitgestellten Flotte in einem beschränkten Gebiet. Meist sind das große Städte. Weit weniger Kunden können ländliche Carsharing-Anbieter verbuchen. Hier dürfte aber die Absprungrate weniger hoch liegen. Man ist aufs Auto angewiesen. Im städtischen Raum bieten sich mehr Alternativen zum Carsharing an. Sie sind günstiger, umweltfreundlicher, wendiger und je nach Verkehr schneller als das Auto.

Die ursprüngliche Carsharing-Idee ist alt. Fahrgemeinschaften teilen sich seit Jahren ein Auto um beim Tanken zu sparen - man fährt also bei einem Auto mit, das einem nicht selbst gehört. Daraus entsteht die Idee des gemeinschaftlichen Carsharings. Je mehr Nutzer, desto günstiger ist das Fahren für jeden Einzelnen. So die Annahme. Hinter der Idee des Teilens steckt ein sozialer Aspekt. Wie das mit der Gewinnerwartung von Großkonzernen wie BMW oder Daimler zusammenpasst?

Sie sehen Carsharing als Versuchsfeld. Als einen von vielen Bausteinen, ihre Bänder nicht still stehen zu lassen. Als Möglichkeit, neben dem Auto-Absatz weitere Standbeine virtuellen Standards aufzubauen. Carsharing rechnet sich nicht. Daimler versuchte es mit car2go vergeblich, BMW schaffte nur in Berlin grüne Zahlen. Mit dem Zusammenschluss soll alles besser werden - nicht für die Kunden, die Carsharing als solches sehen. Denn Preise werden angepasst, Flotten optimiert.

Warum wird trotzdem an der Idee Carsharing festgehalten? Es liegt an der Hemmschwelle für die Menschen, sich in ein Auto zu setzen. Der Besuch eines Autohauses, eine Probefahrt, der Kauf und der Unterhalt eines Autos ist mit hohem Aufwand verbunden. Carsharing bietet die Möglichkeit, oft und für einen absolut gesehen kleinen Betrag auf ein Auto zugreifen zu können, dessen Besitz die finaziellen Möglichkeiten einschränken würde - aber wozu man bereit wäre, sollte der Bedarf einmal da sein, ein Auto kaufen zu wollen.

Ex-DriveNow-Chef Nico Gabriel leitet Sixt X

München – Nico Gabriel bleibt Sixt treu. Der langjährige Begleiter von DriveNow war seit 2011 Geschäftsführer der gemeinsamen Carsharing-Tochter von Sixt und BMW. Mit dem Verkauf der Sixt-Anteile an BMW trat Gebriel aus der Geschäftsführung aus. Als Koryphäe auf dem Gebiet der Digitalisierung im Automobilbereich kümmert er sich künftig um die Ausrichtung von Sixt auf diesem Gebiet. Seine neuen Aufgabengebiete: Von der Automatisierung des Anmietprozesses als Einstieg bis zur umfassenden Mobilitätsplattform soll Nico Gabriel Sixt für die digitale Entwicklung der Mobilität fit machen. Denn noch ist die klassische Autovermietung ein recht analoges Feld mit Schlüsselübergaben, Verhandlungen am Tresen und Verkaufsgesprächen. Hier liegt der Ansatz, den sich einige Kunden wünschen dürften.

Teures Auto, günstiges Carsharing? Wann sich Carsharing lohnt

Berlin –Wer Carsharing nutzt, will die recht hohen Fixkosten eines eigenen Autos umgehen. Ein Auto bedeutet Verantwortung: Tanken, Luftdruck prüfen, Werkstatttermine wahrnehmen, TÜV- und Abgasuntersuchungen vereinbaren und bestehen, für die Fixkosten aufkommen. Wer sein Auto nur gelegentlich fährt, sollte einen ehrlichen Blick auf die Kosten werfen. Denn weniger als 30 Cent pro Minute klingen verlockend. Doch fährt man mit Carsharing wirklich günstiger? Das Magazin "Zaster" der Deutschen Fondgesellschaft hat eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt.

Die Fixkosten für einen Smart ForTwo liegen beispielsweise bei unerwartet hohen 348 Euro im Monat. Hier zählen die Anschaffungskosten, der Wertverlust oder die Unterhaltskosten mit hinein. Statistisch gesehen parkt ein Auto 23 Stunden am Tag. Für die restlichen 60 Minuten würde ein car2go-Smart mit 26 Cent pro Minute aber deutlich teurer sein als der vergleichbare eigene Smart vor der Haustür. Würde man car2go jeden Tag eine Stunde nutzen, fielen Kosten in Höhe von 468 Euro an - laut ADAC ließe sich für dieses Geld auch ein Auto der Kompaktklasse (VW Golf, BMW 1er, Audi A3, usw.) unterhalten.

Allerdings hört der Vergleich ab der Mittelklasse auf. Hier kostet ein BMW X1 bei DriveNow gut 640 im Monat - vorausgesetzt, man nutzt ihn täglich eine Stunde. Die Unterhaltskosten für dieses Auto liegen laut ADAC auf einem ähnlichen Niveau.

Carsharing lohnt sich tatsächlich nur für Wenignutzer, die maximal an 20 Tagen in der Woche für jeweils eine Stunde nutzen. Darüberhinaus ist ein eigenes Auto inklusive aller Betriebskosten und Wertverlust nicht nur günstiger, sondern auch immer verfügbar.


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