KM-Stand Abholung: 7.500
Gefahrene Kilometer: 700
Erhaltene Klasse: X6 (PFAR)
Erhaltenes Fahrzeug: Land Rover Discovery 4 HSE
Motor: V6-Dieselmotor mit ca. 3.000 ccm Hubraum und 188kW (256PS), unklare Drehmoment (wohl um die 600nM), Beschleunigung von 9,3 Sekunden auf 100km/h
Sonderausstattung: Santorini Black Metallic, Alpine Sonnendach mit drei Glasflächen, Lenkrad beheizbar, Rückfahrkamera, Premium Audio System, Bluetooth Freisprecheinrichtung, 7-Sitzer-Paket, Winterkomfortpaket (u. a. Beheizbare Frontscheibe), Anhängerkupplung
Fahrzeugpreis: 69.350 Euro (Basis 60.900 Euro) – Preis aus Konfigurator
Bereifung: 19-Zoll-Winterreifen
Durchschnittsverbrauch: 12,2 l/100km
Mein Wochenende mit dem Bad (Spencer) Mobil
Das reguläre Mietwagen-Wochenende stand mal wieder an. Dazu hatte ich bei meiner Lieblings-Hertz-Station J (LDAR) gebucht. Nach etwas Gute-Laune-Smalltalk eröffnete mir mein RSA, er habe einen Land Rover Discovery für mich. Da ich mich nicht wirklich für diesen Fahrzeugtyp interessiere, hätte ich spontan nicht gewusst, was das wohl sei.
Klar Land Rover sagt mir schon etwas. Aber Discovery? Nun hatte ich aber durch einen Bericht hier im Forum von diesem Ungetüm gehört. Daher muss ich wohl eine mittlere Gesichtsentgleisung erlitten haben. Der RSA meinte auch, dass das Fahrzeug schon sehr groß sei (har har).
Gut! Nahm ich mir also mal den Schlüssel und besah mir das Ding. Welches mich so gleich (wortwörtlich) in den Schatten stellte. Nach dem ich mich von meinem Schock erholt hatte, wollte ich natürlich wissen, ob sonst nichts anders zu haben sei. Beispielsweise der funkelnagelneue BMW 120d. Leider konnte mir nicht wirklich weiter geholfen werden. Also zog ich mit dem „Ding“ davon.
SUV? Muss das sein?
Es ist ja nicht so, dass ich Vorurteile gegenüber SUV-Fahrern hätte (ich versuche, möglichst vorurteilsfrei zu sein, wenn das natürlich auch unmöglich ist). Ich kann auch einen gewissen Sinn in diesen Fahrzeugen sehen (höhere Sitzposition, Zugfahrzeug, unwegsames Glände). Aber wenn man mal sieht, wer so alles einen SUV fährt, muss man klar sagen, so ganz rational scheint es da nicht zuzugehen. Was soll es, sollen die Leute halt. Nur mir käme so ein Ding nicht ins Haus.
Trotzdem bin ich schon eine ganze Menge SUV gefahren (Volvo XC90 und 60, Mercedes ML, BMW X5 und X3, Audi Q7 4.2 TDI, Nissan Murano). Normalerweise komme ich mit den Fahrzeugen schon zu recht und – erstaunlicherweise – machen sie sogar Spass.
Discover me!
Daher war ich gespannt, wie der Land Rover sich schlagen würde. Denn ausprobieren wollte ich die Fahrzeuge dieses Herstellers immer schon einmal. Vorzugsweise dann aber als Rang Rover mit V8-Diesel.
Schon bei der äußeren Betrachtung wird schnell klar, dass dieses Fahrzeug es mit der Geländefähigkeit ernst meint. Verloren sehen die 19-Zoll-Felgen in den riesigen Radkästen aus. Ein Blick auf die Mittelkonsole, und besonders auf die dort angebrachte Bedienung für die Geländearten (Wüste und Sand, Geröll, Felsen usw), verdeutlichen den Eindruck noch weiter. Hier steht ein ganz besonders vornehmer kleiner Traktor. Die technischen Daten schinden weiter Eindruck, so ist der Böschungswinkel beispielsweise 33 Grad.
Im Gelände konnte ich den Discovery natürlich nicht testen, bleibt also nur, ihn als Straßenfahrzeug zu kritisieren. Das macht der Land Rover erstaunlich gut. Immer im Blick natürlich, dass man hier fast 2,6 Tonnen bewegt.
Natürlich wankt er ein wenig, aber das hätte ich schlimmer erwartet. Die Lenkung ist eher leichtgängig und ein wenig indirekt. Auch muss man schon etwas stärker einlenken und beim manövrieren richtiggehend kurbeln. Das Fahrwerk leitete kurze Querwellen oder größere Schlaglöcher unerwartet deutlich an den Innenraum weiter. Sonst gleitet es eher wie ein Schiff über den leichten Seegang der Autobahn und Landstraßen.
Seine Geländegene kann der Discovery auch in einer anderen Disziplin nicht verbergen: Der Höchstgeschwindigkeit. Diese ist tatsächlich elektronisch auf 180 km/h (Tacho etwa 190) beschränkt. Da war ich dann doch erstaunt, weil zu diesem Zeitpunkt der Diesel mit 2.800rpm drehte. Zum Motor und zum 8-Gang-Getriebe (Marke ZF) lässt sich nur sagen, dass sie gut harmonieren. Im D-Fahrprogramm vergeht allerdings eine Zeit, bis auf die Gasbefehle (vor allem Kickdown) reagiert wird. Im S-Programm geht das dann wie gewohnt flott zur Sache. Natürlich kann man keine Beschleunigungsorgien erwarten, aber ein Verkehrshindernis ist man auch nicht gerade.
Das Infotainment und die Bedienung insgesamt habe ich so schon beim Jaguar gesehen. Der Gang-Drehwählhebel und das Navi ist identisch zum Jaguar XJ. Unter der Mittelarmlehne (und zwar wirklich an deren Unterseite angebracht) finden sich ein USB- und iPod-Anschluss. Mobiltelefon koppeln und Navibedienung (Tochscreen) bereiten eigentlich keine Probleme.
Die Verarbeitungsqualität ist durchaus von hohem Niveau. Nur hier und da ist etwas billiger Plastik verbaut (Vorderseite des Lenkrads oder die Lautsprecher-Dreiecke an den Seitenfenstern). Sonst ist großzügig alles mit Leder bedeckt. Die Sitze lassen sich gut einstellen und bieten sehr guten Sitzkomfort.
Fazit
Der Discovery ist geeignet für Menschen, die viel in wenig urbanen Gegenden transportieren möchten. Du bist Schäfer in Neufundland? Du bist Jäger im bayrischen Wald und möchtest das erlegte Wildschwein direkt mitnehmen? Du hast eine Farm in Montana und musst regelmäßig Kühe oder Pferde in die 100 km weit entfernte Stadt transportieren (und dabei deine Frau und die fünf Kinder mitnehmen)? Wer zu dieser Liste gehört, möge dieses Fahrzeug kaufen.
Wohnst Du aber in einer Stadt? Oder wohnst Du auf dem Land, musst aber täglich in die Stadt, welche aber durch geteerte und breite Straße, gar durch so etwas wie einer Autobahn zu erreichen ist? Hast du nur zwei Kinder? Dann würde ich sagen, kauf lieber etwas anderes.
Denn der Discovery kann halt – und will auch nicht – zwei Sachen zur gleichen Zeit sein: Er ist kein SUV! Er ist ein Geländefahrzeug und sonst nichts. Auch wenn er seine Sache als Straßenfahrzeug nicht schlecht macht.
Letztlich bin ich mit dem Discovery dann doch warm geworden. Gute Freunde werden wir sicher nicht, aber für ein One-Weekend-Stand kann man es sicher schlimmer erwischen.
Bilder