”Man umgebe mich mit Luxus, auf das Notwendige kann ich verzichten.“
Station: Sixt Reeperbahn (24h)
gebuchte/erhaltene Klasse: FDMR / XSAR (choice upgrade)
erhaltenes Fahrzeug: BMW 640dA Gran Coupé, BLP lt. Rechnung: 119'400 €
Exterieur: Lackierung: Saphirschwarz metalic; Leder: Merino Feinnarbe/Schwarz;, Räder: 18" Sternspeiche 365
gefahrene Kilometer: 947
Durchschnittsverbrauch: 8,6 (errechnet und angezeigt)
Mietdauer: Wochenende
Tarif: ADAC Flex
Sonderausstattung:
- M-Sportpaket
- Navigationspaket Connected Drive
- Surroundview-Paket
- elektrisch verstellbare Komfortsitze mit Memory-Funktion, Lordosenstütze und Sitzklimatisierung
- elektrisch abblendende Spiegel, Fernlichtassistent, LED Nebelscheinwerfer, adaptives Kurvenlicht
- ACC, Speed Limit Info
- Navi Professional, HUD, Bluetooth und Smartphone Interface, DAB Tuner
- surround View, PDC
- adaptive Drive, Integral-Aktivlenkung
- Komfortzugang, Soft Close,
- 4-Zonen Klima
- Glasdach, Ambientes Licht, Instrumententafel lederbezogen
Nachdem das Jahr mit einem SL 500 schon gut angefangen hatte, ging es zumindest mietwagenmäßig mit Zwischentief VW Tiguan, nun auf hohem Niveau weiter.
Weil ich den 6ern ja schon in den Varianten 650i und 640d (das Cabrio hat mir der Mietwagen-Gott bisher verwehrt) gefahren und auch hier darüber berichtet habe und insbesondere die letztere dem 640d Gran Coupé naturgemäß schon ziemlich nahe ist, versuche ich mich auf die Unterschiede zu beschränken und hoffe, dass das, garniert mit einigen Bildern, genügt um einen eigenen Thread zu rechtfertigen.
Vielleicht möchte ja der ein oder andere hier auch seine Erfahrungen beisteuern und den Vergleich zwischen Coupé und Gran Coupé bereichern.
Die Vorgeschichte fällt dieses mal denkbar kurz aus:
Eine Freundin hat mich montags überredet, nach meinen Klausuren ins schöne Rheinland zu kommen. Ich habe FDMR reserviert und um einen langstreckentauglichen BMW (»traumhaft wäre ein Gran Coupé«)gebeten. Aus Budgetgründen habe ich auf einen 520d mit ACC (jaja, ich weiß …) gehofft. Bereit hielt man am Freitag Abend für mich eine 525d Limousine (@Testfahrer75: sagte zu diesen "großen" Vierzylindern mal mMn sehr treffend: fährt wie ein kleiner, säuft wie ein großer), mit der ich aber völlig zufrieden war. Fatalerweise habe ich, dann doch noch das »Wir hätten da aber noch was schöneres für Sie …« abgewartet. Nun, nach kurzer Verhandlung verschwand dann der 525d-Schlüssel dann wieder in der Schublade und ich machte mich auf Richtung Parkhaus.
Die Fotos sind mit einem 35mm Festbrennweiteobjektiv entstanden. Mit den Blendenzahlen sie damit möglich sind, hatte ich leider keinerlei Erfahrung, deshalb sind die Bilder manchmal etwas schlecht belichtet. Ich mag sie trotzdem 
Design …
… oder Dässain, wie die komische Tante von Automobil (meinem Vox Automagazin) sagen würde.
Tja was soll man sagen, in der Länge ist er ein wenig gewachsen (18cm) und der Radstand musste natürlich verlängert werden (11cm). Beides bemerkt man aber bei den ohnehin schon eindrucksvollen Abmessungen kaum. Die beiden hinteren Türen sind meiner Meinung nach ziemlich gelungen in die Silhouette eingebaut. So fällt die Dachlinie weniger Steil ab, als beim Coupße, ohne dass sie hinter dem Fahrgastraum limousinenartig geführt würde. Auch die "geduckte" Grundhaltung wurde, insbesondere im Frontbereich, nahezu unverändert übernommen.
Auch Heckpartie ist nach meinem Eindruck weitgehend unverändert übernommen worden. Ich finde sie recht gelungen, wenn auch deutlich braver als bei der Vorgängerreihe, bei der die Heckleuchten "angeschnitten" waren und dadurch ein wenig aggressiver wirkten.
Leicht neugezeichnet wurde (nach meiner Erinnerung) die Fronst, die nun etwas weniger steil steht und so deutlich dynamischer wirkt. Das gefällt mir sehr gut und tat nach meiner Beobachtung auch dem Überholprestige keinen Abbruch. Ich bin aber auch großer Fan lang gezogener Motorhauben und flacher Seitenlinie. Dazu die Sicke, die sich vom vorderen Radhaus (wo sie zwar nur schwach angedeutet ist) auf Höhe der Türgriffe bis zu den Heckleuchten zieht – so zeichnet man ein dynamisch wirkendes Auto.
Fahrleistung
Hier müsste jetzt vermutlich soetwas stehen wie »durch den deutlich verlängerten Radstand liegt das BMW 6er Gran Coupé deutlich satter auf der Straße und schluckt Bodenwellen und Querfugen fast vollständig weg!«, tut es aber nicht.
Ja, das BMW 6er Gran Coupé liegt satt auf der Straße. Insbesondere im Sport-Modus gibt es brav Rückmeldung, man fühlt sich jederzeit als Herr der Lage und bemerkt im Comfort+-Modus tatsächlich kaum noch Unebenheiten oder Fugen im Straßenbelag.
Ich traue mir aber nicht zu, nur anhand dieser Eigenschaften zwischen Coupé und Gran Coupé zu unterscheiden, denn auch beim Coupé fühlte sich das Fahrwerk insgesamt ungaublich gut an. Gerade die Bandbreite an Fahrwerks- und Aufhängungseigenschaften, die das Adaptive Drive ermöglicht ist für mich sehr beeindruckend. Hier bewegt man sich auf einem Niveau, das (wenn man nicht auf Magnet-Schwebe-Technik umsteigt) nur noch wenig Verbesserungspotential zu bieten scheint.
Kaum Unterschiede konnte ich auch beim Motor feststellen, wenn ich den Vergleich zum 640d Coupé ziehe. Es ist bis 220 km/h reichlich Drehmoment und Leistung vorhanden, danach haben die 313 zwangsbeatmeten Pferde doch deutlich spürbar mit den in meinem fall 1955Kg zu kämpfen. Auch hier machen die 60kg, die das Coupé im Vorteil ist, den Braten nach meinem Gefühl aber nicht fett. Auch beim Gran Coupé würde ich deshalb resümieren, dass der 8 Zylinder natürlich noch einmal deutlich mehr Reserven bieten und davon abgesehen viel schöner tönt. Aber wenn es um Reisekomfort auf der Langstrecke geht, ist der 40d nach meiner Meinung fast die bessere Wahl. Der Motor ist dezenter, bietet “unten raus” genug Drehmoment und die Zahl der Tankstellenbesuche ist deutlich reduziert.
Der Verbrauchsunterschied zum 40d Coupé aus meinem Bericht vom letzten Sommer liegt auch nicht an Unterschieden in der Bauart, sondern ist (so würde ich behaupten) fast ausschließlich meinem Fahrstil geschuldet.
Gran Coupé
Nachdem es den Designern und Ingenieuren bei BMW also gelungen ist, weder den ästhetischen, noch den fahrerischen Wert unter dem neuen Fahrzeugkonzept leiden zu lassen, bleibt ja nicht mehr viel, was den Unterschied ausmachen könnte.
Da ist zum einen natürlich der Preis. Zwei Türen und die damit verbundenen Änderungen muss sich der geneigte Kunde in der Basisversion des 640d mit sDrive laut Preisliste 4600€ kosten lassen. Die Listenpreise der beiden gefahrenen Fahrzeuge lagen dann sogar noch weiter auseinander.
Und dann sind da die beiden besagten Türen – die erfreulich weit öffnen und so auch meinem alten Herrn den Einstieg ermöglichten.
Viel weiter hat er es dann aber auch nicht geschafft. Zugegeben ist das Fahrzeug sicherlich nicht für einen 1,93m großen Sitzriesen hinter einem 1,92m großen Fahrer gedacht. Eine nicht repräsentative Studie hat ergeben, dass man spätestens ab 1,75m Größe und normalen Proportionen für die hinteren beiden (ja, BMW hat 3 Gurte angebracht, aber zwischen Gurtbefestigung und Gutschloss lagen gerade knapp 20cm, dazu ist dank des enorm großen Mitteltunnels samt Klimaanlage kein Fußraum vorhanden) Sitze, die im übrigen sehr angenehm gepolstert sind und sehr guten Seitenhalt bieten, ungeeignet ist. Mit jedem Zentimeter steigt das Risiko, schmerzhaft festzustellen, dass der Alcantara Dachhimmel nicht so weich ist, wie er sich im ersten Moment anfühlt.
Anlass zu Kritik gab es, dennoch nicht viel. Mir aufgefallen ist, dass die Decke des Kofferraums nicht verkleidet ist. Nun, mag man sagen, wer schaut schon im Kofferraum an die Decke? Eine berechtigte Frage, allerdings finde ich, dass man Perfektion da erkennt, wo sie nicht offensichtlich gefordert ist und bei 120.000€ darf man Perfektion erwarten, finde ich.
Der andere Punkt sind Stell- und Fensterhebermotoren. Die sind dermaßen laut, dass ich das erste mal daran Anstoß genommen habe. Hier muss BMW nachbessern, da besteht meiner Meinung nach auch keine Rechtfertigungmöglichkeit. Andere Premiumhersteller schaffen das auch. (Vielleicht hatte ich aber auch nur ein Montagsfahrzeug)
Was ist also das Ergebnis?
BMW baut hier einen CLS-Klon, der beim Versuch einen eigenen Charakter zu behalten, zwar sehr erfolgreich Dynamik und Eleganz eines Coupés ins sich vereint, allerdings das eigentliche Ziel - ein für vier Personen geeignetes Coupé zu schaffen, nämlich - dabei ein wenig aus den Augen verliert.
Wenn das 6er Coupé also das Fahrzeug für Großeltern, Tanten und Onkel ist, die gelegentlich zwei Kinder mitnehmen, muss das 6er GRan Coupé der Nachfolger dieses Coupés sein, dass anzuschaffen ist, sobald die Kinder nicht mehr hinten rein passen.
Für mich persönlich bleibt das Ergebnis, dass ich mir entweder das “normale” Coupé, oder eben den CLS kaufen würde. Natürlich ist das Gran Coupé ein wirklich gutes Auto und technisch über jeden Zweifel erhaben. Auch die mangelnde alltagstauglichkeit, die vom gut funktionierenden Surround-View sogar sehr gut aufgefangen wird, kann nicht als Abgrenzungskriterium taugen. Mir ist es aber einen Tick zu sehr “nicht Fisch, nicht Fleisch”.
Gut, dass die Geschmäcker verschieden sind und man sich bei BMW sicherlich keine Sorgen machen muss, keine Abnehmer zu finden.
