Das Beste oder nichts - Dann lieber nichts?
Für den Stammtisch in München wurde ein schöner fahrbarer Untersatz gesucht. Deshalb hatte ich mit genügend Vorlauf FDMR gebucht, mit der Bitte nach einem 3er BMW mit starkem Diesel. Zur Not würde schon was schönes per Upsell verfügbar sein, deswegen bucht man ja am Stuttgarter Flughafen. Denkste...
Am Donnerstag Abend also zum STR gefahren, wie immer ins Parkhaus geschaut und dieses gut gefüllt vorgefunden. Nachher stellte sich jedoch vieles als Kleinkram raus und so blieben nur noch eine Hand voll Fahrzeuge für die engere Auswahl übrig.
Am Counter durfte ich mir dann aussuchen, ob ich denn lieber einen 316d oder einen C200 Benziner haben möchte. Da der 3er nur Halogen hatte und der Benz(iner) durch falschen Kraftstoff sich selber disqualifizierte, fragte ich nach möglichen Upsells. Ein 430d GranCoupe hätte ich haben können, allerdings nur für XDAR würdigen Upsell. Dafür, dass es ja letztendlich ein 3er ist, war es mir dann doch zu viel. Der von mir gesichtete 535d GT war aber "zum Glück" noch frei und nach der Bemerkung über die "vielen PS" sollte er dann soviel kosten wie der 3er in Coupe Optik. Verstehe wer wolle.
Natürlich hätte ich auch einer der beiden F-Fahrzeuge mitgenommen, ich wäre ja schließlich klassengerecht bedient worden.
Der 535d hatte schon einige KM auf dem Buckel und eine größere Schadensliste, zusätzliche Schäden konnte ich jedoch nicht feststellen. hauptsächlich waren die Felgen arg mitgenommen und hinten hatte der 5er dank fehlender Rückfahrkamera schon den ein oder anderen Poller mitgenommen.
Auf der Heimfahrt von Stuttgart fiel der 5er dann aber durch starkes ziehen nach links auf, wodurch ich dann nur gemäßigt weitergefahren bin. Auf dem Rasthof dann erstmal die Reifendrücke kontrolliert, auf allen 4 Reifen waren unterschiedliche Reifendrücke, von 2,1 bis 3,2 Bar. Daran lag es aber trotzdem leider nicht.
Am nächsten Morgen also die Hotline angerufen, ich soll das Problem bitte an der nächsten Station anschauen lassen. Gesagt, getan, so bin ich also nach Villingen-Schwenningen gefahren. Vor Ort gab es jedoch keine "Checker", sodass dann der RSA mit mir am Auto geschaut hat. Er konnte natürlich genauso wenig den Fehler finden wie ich. Also hat er mir angeboten, das Auto zu tauschen.
Geworden ist es dann ein Mercedes Benz E200 BlueTec, was auch das hochwertigste Fahrzeug war, welches die Station zur Verfügung hatte.
Farbe: Selenitgrau Metallic
KM-Stand:
gefahrene Strecke:
gebuchte Klasse: FDMR (Upsell LDAR)
gefahrene Klasse: PDAR
Nutzungsprofil: 60% Autobahn, 35% Landstraße, 5% Stadt
Verbrauch: 5,5L
Leistung: 136PS
Drehmoment: 360NM bei 1400 - 2600 u/min
Motor: 2,2 Liter R4- Diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung
0-100 km/h: 9,5 s
V-Max: 207 km/h
LP: 45065€
Ausstattung:
AUDIO 20 CD mit Garmin Navi, Sitzheizung, 7G-Tronic-Plus, Aktiver Park-Assistent, LED-ILS mit adaptiven Fernlichtassistent Plus, Kraftstoffbehälter mit 80L, Avantgarde Ausstattung, Spiegelpaket.
Erscheinungsbild:
Ja, was soll ich sagen. Die E-Klasse ist und bleibt einfach der wahrgewordene Rentnertraum. So dachte ich zumindest, bevor ich jetzt endlich selber mal eine fahren durfte. Das klassische Grau passt sehr gut zum Fahrzeug und gefällt mir auch genau so. Die Avantgarde Ausstattung ist für alle U60er empfehlenswert, die keine Elegance E-Klasse fahren wollen. Auch ohne AMG-Exterieur kommt die E-Klasse so einigermaßen dynamisch daher.
Gut gefallen hat mir der integrierte Mercedes-Stern, ich war noch nie ein Fan vom Zielkreuz-Stern auf der Motorhaube.
Das ILS (Intelligent Light System) von Mercedes wertet das Fahrzeug selbst im ausgeschalteten Zustand enorm auf. Ich finde Mercedes hat mit das schönste Scheinwerfer Design der deutschen Premiumhersteller.
Die 17 Zoll Leichtmetallfelgen fügen sich gut in das Gesamtbild ein, könnten aber gerne 1"-2" größer sein.
Das Heck der E-Klasse gefällt mir sehr gut, auch hier gibt es Scheinwerfer mit LED-Technik und die dezent gehaltene, in die Stoßstange integrierte Abgasanlage (zugegebenermaßen sind es nur Blenden).
Innenraum:
Im Innenraum gibt es schwarzes-Teilleder auf Standardgestühl. Die Sitze waren teilelektrisch verstellbar. Der Sitzkomfort ist absolut in Ordnung und nicht schlechter, als die Standardsitze im 5er BMW. Lediglich eine Lordosenstütze hat mir wirklich gefehlt. Sogar ein wenig Seitenhalt war vorhanden.
Desweiteren gab es schwarze Holzapplikationen, die kann man nehmen, wenn man Holz mag, muss man aber nicht unbedingt.
Dadurch, dass der Gangwahlhebel der Automatik am Lenkrad angebracht ist, hat man massig Platz in der Mittelkonsole. In das Ablagefach in der Mittelkonsole haben sogar 1,5 Liter Wasserflaschen hereingepasst.
Das AUDIO 20 ist in das Armaturenbrett eingebettet und nicht "aufgesetzt" wie in der A- oder B-Klasse, was mir gut gefallen hat. Allgemein habe ich mich im Inneren sehr wohl gefühlt, die verwendeten Materialien sind alle hochwertig und sauber eingepasst.
Das Zentraldisplay im Tacho ist gut ablesbar und hält benötigte Informationen bereit, BMW oder Audi sind da natürlich technisch mit den digitalen Tacho's fortschrittlicher unterwegs. Generell merkt man, dass die E-Klasse vor allem technologisch gesehen einen Modellwechsel nötig hat.
Das Garmin Navi reicht um damit einigermaßen sicher von A nach B zu kommen (obwohl es in München komplett ausgestiegen ist), die Kartengrafik und die Bedienlogik ist aber nicht mehr zeitgemäß. Ansonsten fand ich die Bedienung des Autos durchaus ansprechend und durchdacht.
Lediglich bei der Scheibenwischanlange (Man muss den Knopf ganz durchdrücken, kann passieren dass man dadurch blinkt) und beim Öffnen der Motorhaube (deren Hebel sich hinter der Feststellbremse verbirgt) musste ich ins Handbuch schauen.
Apropos Feststellbremse... Wieso verbaut Mercedes eine Bremse, die per Fuß festgetreten werden muss, überhaupt noch? Ich finde das Ganze unnötig kompliziert.
Die analoge Uhr sowie die Licht Leisten für das Ambiente Licht sind kleine, aber feine Designmerkmale, die zu gefallen wissen.
Infotainment & Technik:
Das AUDIO 20 ist von der Bedienung okay, sowohl der Radioempfang wie auch das Audio-Streaming über Bluetooth ist gut und geht schnell von statten. Das integrierte Garmin Navi ist aber deutlich zu langsam, mag es bei der Adresseingabe noch einigermaßen zügig arbeiten, ist bei Routenänderungen Warten angesagt. Genauso, wenn man schon 2 KM im Stau steht und einem dann das Navi sagt, Achtung, stockender Verkehr voraus. Die Integration eines "günstigen" Navigationssystems ist ja schön und gut, in der Form allerdings nicht zu gebrauchen. Gerne hätte ich hier mal das Command Navigationssystem ausprobiert.
Das Standard Audio System fand ich bemerkenswert. Hört es sich im Neutralen Zustand noch an wie ein paar zusammengeflickte, leere Dosen, kann man mit den richtigen Equalizer Einstellungen (4-2-6), einen annehmbaren Klang, mit kleinen Höhepunkten bei den Höhen, herauskitzeln. Da kann BMW mit seinem Standardsystem definitiv nicht mithalten.
Der Tempomat unterstützt auch bergab mit Bremsen, der Kollisionswarner arbeitet zuverlässig und nicht zu hektisch.
Das ILS mit Fernlichtassistent arbeitet perfekt und erzeugt ein wunderbares Licht. Das Fernlicht wird gleichmäßig auf- und abgeblendet. Nachfahrten haben dadurch sehr viel Spaß gemacht.
Auch der verbaute Einparkassistent hat einwandfrei funktioniert, auch wenn ich auf Grund der guten Übersicht, Ihn eigentlich kaum gebraucht habe. Leider springt die PDC sehr spät an, und warum es keine visuelle Darstellung über das Display gibt, erschließt sich mir auch nicht.
Das lustige LED-Punkteraten hat aber immer viel Spaß gemacht..
das Fahren:
Ja, der Umstieg vom 535d auf den E200 war alles andere als leicht. Von über 300 PS auf 136 PS, kann das gut gehen? Manche sprechen ja gar von "unfahrbar". Ist dem tatsächlich so? Definitiv nicht.
Man muss den E200 nur anders bewegen als etwa den 535d. Wenn man sich auf das Gesamtkonzept des Fahrzeugs einlässt, nämlich gemütliches, entspanntes Reisen über längere Strecken, ist der E200 (fast) das ideale Auto. Der Motor glänzt durch relativ viel Drehmoment, wodurch man nie das Gefühl hat, ein Verkehrshindernis zu sein.
Ich bin den E200 hauptsächlich mit Tempomat 120-130 km/h gefahren und da glänze eine E-Klasse nunmal mit geringer Motordrehzahl und generell geringem Geräuschniveau, sowie gutem Federungskomfort. Die Hinfahrt anch München hat somit 5,1 Liter auf 100 KM ergeben, ein sehr guter Wert für solch ein großes Auto, finde ich.
Ab 140-150 km/h wirkt der Motor sehr angestrengt, trotzdem lassen sich auch 180-190 km/h einigermaßen flott erreichen.
Die 7-Gang-Automatik schaltet die Gänge sehr verschliffen, sodass es kein Ruckeln beim schalten gibt. Allerdings braucht die Automatik Ihre Denksekunde, bis Sie weiß, was Sie tun soll. Das sollte man beim anfahren auch mit einplanen, sonst geht es schnell mit durchdrehenden Reifen um die Ecke.
Gut gefallen hat mir auch der 80L Tank, so kommt man teilweise auf Reichweiten Anzeigen jenseits der 1200km!
Fazit:
Als Erstes möchte ich sagen: Die E-Klasse ist besser als Ihr Ruf. Das Problem ist leider, dass Sixt keine gut ausgestatteten E-Klassen einflottet. Auch ein 518d mit Standardgestühl und Business-Navi wäre jetzt nicht gerade der Jackpot. So ein E350 mit AMG-Exterieur und Command Navi, sowie einigen anderen Zusatzoptionen, würde ich gerne mal mitnehmen. Nichtsdestotrotz, mich hat auch der E200 überrascht, und das positiv. Vor allem war es mal wieder schön, etwas zu "er"fahren, was man vorher noch nicht kannte. Der E200 ist für mich ein sparsamer Langstreckengleiter, den ich jetzt gerne nochmal als 220 und 350 fahren möchte.