Mercedes-Benz C300 Cabrio | Europcar

  • Seniorengleiter erwartet - Freizeitsportler bekommen



    Nachdem sich der MUC ja letzte Woche nicht mit Ruhm bekleckerte, habe ich dem Team von :202: nochmal eine Chance gegeben, und wurde nicht enttäuscht. Die Tiefgarage gab nicht den erwünschten A1 GB für die bestehende HCMR-Reservierung, sodass direkt offensiv nach einem Upsell am Privilege-Schalter gefragt wurde. Nachdem sich mein Lachflash auf das komplett ernst gemeinte Anfangsangebot des RSA in Form von "Wir hätten da ein S560 Cabrio!" gelegt hat, wurden realistischere Optionen durchgegangen. Die Alternativen waren Kia Sportage, VW Touareg (mit 110k€ BLP) oder eines der von GianniMontana gesichteten, frisch gelieferten MB Cabs (E oder C). Da der Preis stimmte, und man als Heuschnupfengeplagter die Cabrio Saison so früh wie möglich einläuten muss, gab es also ein




    C300 Cab.



    Die Ausstattung ist nicht voll, aber sehr sinnvoll, mit einem BLP von ca. 65k€.


    • AMG-Line mit Night-Paket
    • Assistenz-Paket inkl. Spiegelpaket
    • High-End Infotainmentpaket, zusätzlich Advanced Soundsystem & DAB
    • Komfort-Paket
    • High-End Lichtpaket
    • Advanced Parkpaket
    • Cabriolet Komfort-Paket
    • Zierelemente Holz Esche schwarz offenporig :love: / Aluminium mit Längsschliff hell :|


    Für mich persönlich würde ich noch Keyless-Entry, High-End Assistenz-Paket und Headup-Display hinzufügen. Ansonsten ist alles drin was drin sein muss, und deutlich besser als die Gurken aus dem letzten Jahr.


    Exterieur



    Die C-Klasse der 205er Baureihe wurde gerade geliftet, so auch das Cabrio. So sind die aktualisierten Scheinwerfer dabei, soweit ich das erkenne wurden die Rückleuchten so belassen wie sie waren.



    Die AMG-Line macht das Auto eher zum Sneaker als zum Lederslipper, und das gefällt mir ganz außerordentlich.



    Dann das Night-Paket dazu, und es wird schon sehr stimmig. Mit einer anderen Lackfarbe würde es mir noch besser gefallen, aber so passt das schon auch ganz gut.



    Auch die Silhouette gefällt, egal ob mit offenem oder geschlossenem Verdeck. Da hilft mMn. massiv das Stoffverdeck, das sich einfach besser modellieren lässt als die Konkurrenz aus Metall.



    Ja, so gibt es kein Panoramaglasdach für den Rentner von heute (ja, gab's bspw. am Focus Cab), spart Gewicht, dämmt fast genauso gut und wie erwähnt, macht es einfach hübscher.




    Das einzige Element, dass die Silhouette stören kann, bringt aber massiven Mehrwert. Das ist das Aircap.




    Die Lippe an der Frontscheibe, auch Insektenfriedhof genannt, leitet die Luft derart zuverlässig über die Passagiere, und das elektrisch hochfahrenede Element (es gibt noch zusätzlich einen Windschott, deswegen benenne ich es nicht so) verhindert dass die kalte Luft wieder zurück zwischen die Vordersitze wirbelt. So ist im Zusammenspiel mit dem Airscarf und der sehr guten Klimaautomatik ein Offenfahren selbst bei 1° C Außentemperatur problemlos möglich ist. Auch wenn gerade größere Passagiere eine Bommelmütze tragen sollten. :D



    Interieur






    Das Interieur wurde ebenso sachte überarbeitet wie das Exterieur, wie das Bild oben zeigt. Mein Modell hat zumindest die Mittelkonsole aus Esche schwarz offenporig, was grandios aussieht, was sich grandioser anfühlt und was das unwürdige Knarzen verhindert, was die Klavierlackflächen auszeichnet.





    Größte Veränderung ist das größere Infotainment-Display, das geupdatete Comand und wenn verbaut, die volldigitalen Armaturen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel ein guter Bildschirm für einen Innenraum tut, um es zeitgemäß wirken zu lassen.


    Ja, auch hier schränkt die fehlende Touchtechnik die Funktionalität für die gespiegelten Smartphone-Inhalte ein, das wird aber durch die Touchflächen zumindest teilweise kompensiert.




    Der zentrale Schalter ist für größere Menschen wie mich etwas zu weit hinten montiert, um ihn entspannt zu nutzen. Die Reaktionszeit auf Eingaben haben sich über die Jahre deutlich verbessert, wenn ich da an die B-Klasse aus meinen Anfangszeiten des Mieten denke.



    Mit dem Facelift ist zwar nicht das MBUX eingezogen, wie es jetzt beim GLC passieren wird. Dafür aber die Bedienlogik der MuFu-Lenkräder aus den größeren Modellen. Das Lenkrad an sich ist ein Lenkrad, wie man es von Mercedes gewöhnt ist: dicker Kranz, mit weichem Leder - nur ist es leider kein Standard, sondern heißt "Supersport-Lenkrad".

    Von den Touchflächen und kleinen Tasten bin ich nach wie vor kein Fan, selbst mit Eingewöhnung.


    Hochkantformat, bitte öffnen.


    Großer Fan bin ich jedoch von den Sitzen, die die AMG-Line mitbringt. Teilelektrisch einstellbar mit Lordosenstütze sind sie sehr bequem, ohne dabei den Seitenhalt zu vergessen. Ja, die Sitzfläche könnte etwas mehr davon vertragen, aber das ist sehr pingelig.


    Ich persönlich habe damit keine Probleme, aber Passagiere haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Kopfstützen, naja, speziell sein können.



    Wenn sie hoch geholt werden, gehen sie auch direkt nach vorne. Das kommt mir entgegen, ist aber wie gesagt nicht für jeden. "Schuld" daran ist der Airscarf, der da wohl die Möglichkeiten einschränkt.


    Der Vollständigkeit halber: ja, es gibt eine Rückbank, offiziell ist das Fahrzeug in Viersitzer. Wie bei so vielen Fahrzeugen ist das aber praktisch eher schwierig, es sind maximal Kindersitze.




    Die Lehnen sind zu steil, der Einstieg für Erwachsene nur bei offenem Dach auch nur ansatzweise würdevoll zu machen, und danach darf der Fahrer nicht größer als 1,50m sein, sonst verliert der Hintermann die Beine, oder der Vordermann kann mit seinem Oberkörper lenken. Zumal der Mechanismus zum Vorfahren der Sitze auch nur in eine Richtung wirklich funktioniert, zwar wird die Lehne wieder aufgerichtet und rastet ein, den Sitz darf man aber manuell nach hinten fahren. Nunja.



    Leider führen die nicht versenkbaren Kopfstützen, die im Ernstfall auch als Überrollbügel fungieren, zu folgendem Ausblick aus dem Innenspiegel bei geschlossenem Dach.



    So wird Rangieren oder Parkieren ohne RFK zu einem Abenteuer. Und kommen wir zum letzten Punkt, dem Kofferraum.



    Bei geöffnetem Dach und auf den ersten Eindruck wirkt das nicht sehr alltagstauglich, und generell muss man da zustimmen.



    Dabei ist der Kofferraum selbst dann überraschend tief, und ironischerweise bringt ausgerechnet die AMG-Line die klappbaren Rücksitze mit. Die Öffnung ist jetzt dann nicht riesig, aber besser als nichts. Die Rücksitze lassen sich sogar über Taster im Kofferraum fern entriegeln.



    Übrigens: mit geschlossenem Dach lässt sich das Fach nach oben drücken, sodass auch die volle Ladehöhe erreicht wird. Das Fach lässt sich dann über eine Taste am Kofferraumdeckel wieder herunterfahren. Apropos Kofferraumdeckel - dieser hat keinen Taster, sondern lässt sich nur über den Schalter im Innenraum oder den Schlüssel öffnen, letzteres dann auch nur wenn der Motor nicht läuft.


    Fahren



    Der Motor war die Wildcard an der Miete. Die technischen Eckdaten waren bekannt, R4-Motor mit 258 PS, 370 NM, in 6,2 Sekunden auf 100 km/h und bei 250 km/h abgeregelt. Klingt überragend, aber meine Annahme war, dass es ähnlich wie beim großen 2.0 TFSI aus A4 & Co. ist. Sehr schnell, sehr laufruhig, aber auch ziemlich emotionslos. Die ersten beiden Punkte kann ich unterschreiben, nur das mit dem emotionslos, da macht die AMG-Line einen Strich durch die Rechnung.




    Denn diese bringt eine Klappenabgasanlage mit. So ist der Motor klanglich in Comfort zwar schon sportlich, aber mit den langsameren Schaltvorgängen der 9G-tronic nie aufdringlich, grummelt eher vor sich hin. In Sport bzw. Sport+ liegen wir aber klanglich knapp hinter einem FL-GTI, inkl. Schaltfurzen und -Wummern.


    Ich war so überrascht, dass ich es anfangs noch für Töne aus der Soundanlage hielt, womit wir zur Überschrift kommen. Ich hatte, ganz Mercedes, einen entspannten Gleiter erwartet, und das AMG-Paket für rein optische Retusche gehalten.



    Das ist gerade in diesen Einstellungen aber mehr Vorurteil denn Realität. Der Motor dreht willig hoch, das 9G-Getriebe drückt die Gänge unwiderstehlich rein, und klanglich überzeugt es ebenso. Einzig das Fahrwerk ist dann etwas zu weich, auch wenn die 19 Zöller mit den Sommerreifen ihr bestes geben. Glückwunsch auch noch an die Ingenieure die das ESP entwickelten - eine sehr schöne Spreizung, gerade in Sport perfekt für die sportliche Runde über die Landstraße. Jedoch ohne je wirklich gefährlich zu werden.


    Quirks & Features



    Aircscarf ist eines der besten Features für den Cabriofahrer. Es saugt Luft an, und bringt diese dann erwärmt an den Nacken von Fahrer und Beifahrer.



    Bei Geschwindigkeiten bis 120 km/h funktioniert das derart zuverlässig, dass es schon fast surreal ist. Danach tut es sich sehr schwerer, wie auch schon bei der gelegentlichen Windböe vorher. Die Mercedes-typisch sehr kräftige Sitzheizung tut ihr übriges.



    Exklusiv dem Cabrio vorbehalten sind auch diese zusätzlichen Tasten in der Mittelkonsole. Links werden alle Fenster geöffnet, rechts die Aircap gesteuert. Die obere Taste in der Mitte öffnet und schließt das Dach.




    Das passiert sogar bis zu 60 km/h, was ich persönlich eine sehr selbstbewusste Ansage finde. Gerade wenn es leicht windig ist, merkt man schon wie das ganze Fahrzeug mit aufgestelltem Dach arbeitet.


    Übrigens, die Taste innerhalb der für's Öffnen ist die für die Mittelkonsole. Eigentlich unspektakulär, würden sich da nicht beide USB-Anschlüsse verstecken, der für die Smartphone-Integration als auch der charge only. Leider gibt es keine Öffnung, um die Kabel nach oben zu führen.



    Zudem muss man die Klappe dann mit etwas Nachdruck schließen.


    Und man kriegt zwar den alten Mann aus dem Mercedes mit dem AMG-Paket, aber auch nicht ganz. So ein bisschen Komfort wie in der "guten, alten Zeit" muss halt auch bei allem Schaltploppen schon sein.



    So wird, sollte jemand auf den Vordersitzen sitzen, der Gurt gereicht. Wie gesagt, nicht automatisch auf beiden Seiten, sondern ausschließlich sollte da jemand sitzen. Nettes Detail.


    Ach und übrigens, Europcar, wenn ihr schon eure super abschreckenden GPS-Aufkleber anbringen müsst, dann doch bitte auch so, dass man nicht das Gefühl hat dass sie nach einer Woche hinter der Türverkleidung verschwinden und sich mittelfristig zu einem Problem für den elektrischen Fensterheber entwickeln.



    Ich meine, come on. Ich lasse ja außer bei LZM wirklich alle Aufkleber drauf, aber da bin ich schon versucht diese abzunibbeln.


    Fazit



    Ich bin wahnsinnig positiv überrascht. Einmal, dass nach den Gurken letztes Jahr, dieses Mal derart hübsche Cabrios nachgekommen sind, denn auch die E450 sind derart sinnvoll ausgestattet!



    Dann das Fahrzeug an sich, habe ich für einen Gleiter gehalten, was vollkommen in Ordnung gewesen wäre. Dass sich der C300 dann aber als derart dynamischer Zeitgenosse entpuppte, machte diese Miete noch schöner als eh schon.



    Schade ist, dass ich als Erstmieter*, der den Wagen mit 11km übernommen hat, bereits zwei Schäden nachtragen durfte. Einmal eine schon vollkommen verschrammelte Ladekante, als auch einen Steinschlag(?) bis Grundierung auf dem Kotflügel. Jeder unbedarfte andere Mieter wäre da richtig angesch*ssen gewesen, wenn da einer der ultra engagierten ARWE-Checker bei Rückgabe darauf gestoßen wären. Zusammen mit dem nicht so wirklich vollen Tank ist das schon ein bisschen traurig.



    *ich habe den Wagen die ersten 100km entspannt bewegt, erst danach dann Sport & Co ausprobiert, und selbst dann erst warmgefahren sportiv bewegt. Und den Begrenzer hat der Motor noch nicht gesehen.


    Und wie immer zum Abschluss: das Fahrzeug war diesmal sogar schon in der SB-Waschbox, allein wegen der Insekten auf der WSS.

    5 Mal editiert, zuletzt von koelsch ()

  • Danke für den tollen und ausführlichen Bericht! Hätte durchaus einen eigenen Thread verdient. Kleine Anmerkung: Das Burmester HighEnd System kann ich auf den Fotos leider nicht entdecken.

    Ich schrieb auch nichts von Burmester?! Das würde auch Surround-Soundsystem heißen. Es handelt sich um das Advanced Soundsystem, da sind die Bezeichnung durcheinander geraten. Ich habe das angepasst.

    Einmal editiert, zuletzt von koelsch ()

  • Pieeet

    Hat den Titel des Themas von „Mercedes-AMG C43 Cabrio | Europcar“ zu „Mercedes-Benz C300 Cabrio | Europcar“ geändert.
  • Sehr schade nach wie vor, dass Europcar seine Cabrios nur noch an Selectionstationen anbietet, insbesondere jetzt wo die Fahrzeuge wieder deutlich interessanter zu sein scheinen. Damit ist es jetzt zwar deutlich weniger peinlich, als ein E200 Cabrio zu Selection Preisen, aber im Niemalsland Sachsen ist es quasi unmöglich an diese Fahrzeuge heran zu kommen. Nächste mögliche Stationen sind in Berlin. Wenigstend am LEJ könnte man meiner Meinung nach ein paar stationieren.


    Naja, aber unter einem so tollen Bericht will ich nicht nur herum meckern - vielen Dank koelsch an diesen sehr schönen und ausführlichen Bericht. Nicht nur, aber auch wegen solcher Beiträge hoffe ich, dass du dir deinen Rückzug noch einmal überlegst.

  • Schöner Bericht :) Bei einem Punkt muss ich dir allerdings widersprechen: Alltagstauglichkeit beim Kofferraum. Der ist für ein Cab nämlich riesig. Hatte einen C200 letztes Jahr für ein verlängertes Wochenende mit 2 Kindern. Mit Bollerwagen, Reisebett und kleineren Reisetaschen ging alles rein, was nötig war (am Ende so, dass das Dach noch aufging!).

    Einzig die kleine Öffnung ist unpraktisch.


    Bin mal auf die 2019er Preise gespannt. So ein C300 zu den alten Preisen (mit Aktion/Gutschein) wäre schon ganz ok ^^