Gesucht war: Viel Stauraum, aber gleichzeig ein komfortables Langstreckenmobil
Gebucht war: LWAR
Geholt wurde: XFAR in Form eines:
Na?
Da isser - eines Touaregs.
Ich war vor der Anmietung bereits über den Parkplatz geschlichen und hatte festgestellt, dass neben 5er Touring und jeder Menge A6 keine E-Klassen vorzufinden sind. Im Vorfeld hatte ich bereits ein wenig recherchiert und zumindest gem. der meisten Quellen war klar, dass die wirklich dicken SUV platztechnisch 5er und A6 tatsächlich überlegen sind. Der ADAC gibt in seiner Autodatenbank folgende Daten an:
Modell | Kofferraumvolumen normal | Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rückbank |
E-Klasse T-Modell | 640 l | 1.820 l |
5er Touring | 570 l | 1.700 l |
A6 Avant | 565 l | 1.680 l |
Touareg | 810 l | 1.800 l |
Quellen:
https://www.adac.de/infotestra…-t-modell-9g-tronic-16-18
https://www.adac.de/infotestra….aspx?mid=268342&test=Eco
https://www.adac.de/infotestra…nt-45-tfsi-s-tronic-18-19
https://www.adac.de/infotestra…?mid=292410&show=autotest
Also allein die E-Klasse übertrifft den Touareg, 5er und A6 tragen wohl dem Umstand des schnittigeren abgeflachten Designs Rechnung und büßen gegenüber dem dicken VW 100 bzw. 120 l ein. Daher entschied ich mich am Counter nach einem der vielen Touareg zu fragen (ich glaube 5 Stück die bereits zugelassen waren standen da), leider musste ich dafür noch mal ein wenig Geld rausrücken, aber es hielt sich in Grenzen. Ich hatte mir außerdem vorher das Nummernschild photographiert und damit mir zumindest den einzigen weißen Wagen gesichert, was die Optik meiner Meinung nach erheblich aufwertet, obwohl alle Fahrzeuge ansonsten identisch ausgestattet schienen.
Da war es also, das aktuelle Hassobjekt, der große SUV, völlig sinnlos in der Stadt, unnötig in den Ausmaßen und mit zu hohen Verbrauchswerten. Was soll ich sagen - es stimmt ja. Für das was ich vor hatte war der Wagen allerdings perfekt geeignet. Meine Frau muss mit Zweitwohnsitz nach Frankfurt a.M. und wir hatten bereits ein paar Sachen gekauft und noch mehr gepackt, was sie vor Ort benötigt. Außerdem musste das Zimmer hergerichtet werden, die Berufstätigen-WG im Altbau war nicht im Besitz einer Leiter, naja es läpperte sich eben zusammen. Ganz konkret musste eben dieser Haufen über knapp 500 km transportiert werden:
Also natürlich gab es eine Prioritätenliste, was zur Not erst bei einer zweiten Fuhre kommt, aber ihr kennt das ja - da fühlt man sich als Mann ja erst Recht dazu animiert alles auf einmal zu bringen wenn die Frau sagt "ist nicht so schlimm, wenn der Fernseher erst in zwei Wochen kommt, aber die Musikanlage wäre schon schön.".
Daher habe ich noch meinen Gepäcktetriserfahrenen Bruder engagiert und zusammen haben wir tatsächlich ALLES was da oben zu sehen ist in das Fahrzeug bekommen. Und zwar so, dass unproblematisch die Sicht durch die Spiegel, auch nach hinten möglich war und nichts ernsthaft verrutschen konnte.
Da saß ich dann nun in der Fuhre und startete gen Frankfurt. Verbaut war der "kleine" V6 Diesel, der aber auch seine 231 PS mitbringt und mit 500 Nm den Kübel nach vorn schiebt. Und so fühlte ich mich in keinem Moment untermotorisiert, obwohl ich ja einiges geladen hatte. Die verbaute Luftfederung tat ihr Übriges indem sie alle Unebenheiten wegbügelte, aber auch in den Kurven einen angenehmen Halt gab und während der Beifahrersitz ganz nach vorn geschoben war, konnte ich meinen Sitz in einer für mich absolut bequemen Position lassen. Daher war es eine wirklich angenehme Fahrt, obwohl das manuelle Ledergestühl mit Sicherheit nicht die Spitze des im Konfigurator möglichen war. Und ich bin relativ empfindlich was die Langstreckentauglichkeit von Sitzen angeht.
In Frankfurt ging es dann weiter mit zwei IKEA Fuhren, welche ebenfalls mehr oder weniger souverän gemeistert wurden:
Mehr oder weniger deshalb, weil das Auto der Meinung war auf dem mittleren Sitz hinten einen Passagier erkannt zu haben. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Sitz umgeklappt war und darauf ein hübsches Gewicht lag eine eher sadistische Annahme, aber das war dem Warnpieper egal. Bei der ersten Fuhre zog er es durch, bei der zweiten gab er nach ein paar Minuten auf und zeigte es nur noch in Display an. ZUM GLÜCK erlaubte sich das Auto diese Spirenzchen nicht bei der Fahrt von Dresden nach Frankfurt!
Schließlich musste der ganze Pappmüll noch zum Wertstoffhof und damit hatte der Touareg seine Schuldigkeit als Packesel für das Wochenende getan:
Wie bereits gesagt, das Fahrverhalten war zu jeder Zeit einwandfrei, es war immer genug Leistung vorhanden, auch um auf der Autobahn ohne Angst überholen zu können und die Bremsen taten ihr Werk ebenso vorbildlich. So viel also zu meinen wohl nicht von jedem nachzuvollziehenden Gründen den Touareg freiwillig zu nehmen und dafür noch einen Aufpreis zu zahlen. Ich gehe davon aus, dass ich weder alles von Dresden nach Frankfurt bekommen hätte, weil schon die Höhe Probleme gemacht hätte und auch bei den Paxpaketen wären wohl A6 und 5er an ihre Grenzen gekommen.
Nun ist der Touareg ja aber nicht als Transporter bei den Vermietern geflottet, sondern läuft bei Sixt in XFAR. Und da gleich vornweg: das war schon beim alten Touareg eine Unverschämtheit und das ist es auch hier. Wobei - man kann den Wagen locker über die 100k Schwelle beim BLP treiben und wenn man dies tut, dann wäre eine Einordnung bei Xxxx auch irgendwo vertretbar. Dieses Fahrzeug hatte aber einen BLP von sage und schreibe 74.560 Euro. Ich weiß nicht, warum Sixt nach wie vor bei einigen Fahrzeugen an dieser völlig überholten Eingruppierung festhält. Europcar hat den in LFAR und mit diesem Listenpreis gehört er auch da hin. Beim Tiguan hat man ja irgendwann gelernt und ihn aus FFAR rausgeschmissen, ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass man beim Touareg ebenfalls lernt. SUV gehören längst zum normalen Straßenbild, zuletzt machten sie rund 30 % der Neuzulassungen in Deutschland aus. Daran ist einfach nichts "Special" wie einem der ein oder andere RSA ja nach wie vor weismachen will.
Und es sorgt unnötig für Verärgerung, wenn man mit einem Sidegrade bedient wird. So ein Wagen, wenn man XDAR gebucht hat? Dann storniere ich lieber. Der Direktbuchungspreis liegt auch jenseits von Gut und Böse. Sicher wären die meisten auch nicht begeistert, einen Touareg für gebuchtes LD/WAR zu bekommen, aber da muss ich sagen - schlechter als die sparsam ausgestatteten A6 ist der auch nicht. Im Gegenteil, der Wagen fuhr sich in allen Situationen sehr angenehm. Ob vollbeladen wie oben oder leer oder mit zwei Mitfahrern auf der Rückbank inkl. Gepäck, ob Stadt oder Autobahn. Selbst durch die teils engen Straßen in der Stadt fühlte ich mich nie zu unbeweglich. Klar - die Parkplatzsuche macht damit keine Freude, aber das ist bei den üblichen Verdächtigen aus Lxxx auch nicht anders, die sind i.d.R. sogar länger. Und natürlich gibt es auch Fahrzeuge mit HUD, Matrix LED usw. und so fort in diesen Klassen, aber man kann ja nicht immer die obere Messlatte als Maßstab nehmen (auch wenn das Einige hier oft tun).
Nehmen wir erst mal die Optik. Klar - die R-Line steht dem Touareg echt gut, eine Zeit lang stand am DRS ein paar Parkplätze weiter bei Europcar ein solcher herum. Aber auch im Basisoutfit macht der Touareg meiner Meinung nach eine gute Figur.
Interessant fand ich, dass der Touareg aus bestimmten Perspektiven gar nicht so mächtig wirkt. Klar, wenn man davor steht und den riesigen Kühlegrill sieht, dann spürt man das Selbstvertrauen, dass dieses Fahrzeug ausstrahlen soll, aber man fühlt sich nicht gleich erschlagen. Teilweise könnte das genausogut ein Tiguan sein:
Aus anderen Perspektiven wird wiederum klar, dass man hier vor einem für europäische Verhältnisse mächtigen Wagen steht.
Wie gesagt - mir gefällt das Design der aktuellen Generation, weil es von sich selbst überzeugt ist ohne übertrieben aufzutragen.
Die Lichtsignatur ist nicht übertrieben, unterstreicht aber die Ausstrahlung des Fahrzeugs.
Und auch innen habe ich mich sofort wohl gefühlt, alles wirkt aufgeräumt, klar das volldigitale Cockpit wäre nett gewesen, jetzt wirkt es ein wenig wie beim A6 C7 noch Restbestände geklaut.
Andererseits haben so ein paar echte Rundinstrumente mittlerweile ja was wohlig archaisches.
Außerdem konnte man die wichtigsten Dinge im digitalen Mittelteil in absolut ausreichender Größe über das Multifunktionslenkrad gesteuert anzeigen lassen.
Und so weiter....
Der zum Fahrer geneigte Bildschirm in der Mitte hatte ein sehr gutes Ansprechverhalten auf die Touchbefehle und ließ sich immer gut ablesen. Etwas vorbeugen musste ich mich, um alles gut zu erreichen, aber das ist mir lieber, als dass ich mich eingeengt fühle. Außerdem war die Sprachbedienung eine Katastrophe - wieso zur Hölle muss ich Stadt, Straße und Hausnummer gesondert hintereinander sagen, jeweils nach vorheriger Aufforderung des Autos. Das dauert ewig und das geht heutzutage auch besser.
Trotzdem - alles wirkt vernünftig platziert, aufgeräumt und gut verarbeitet.
Und auch Nachts war alles sinnvoll beleuchtet, nicht zu viel Chichi - ich habe mich wohlgefühlt.
Als sehr angenehm empfunden habe ich die LED-Leisten vorn. Diese haben bei Dunkelheit ein Licht ausgestahlt, welches die Mittelkonsole ausreichend beleuchtet hat, man aber gleichzeitig nicht geblendet wurde.
Für die Passagiere hinten gab es ein entsprechend kleiner gestaltetes Pendant in Kreisform.
Man muss aber festhalten - im Vergleich zu 5er, A6 oder E-Klasse wird hier weniger ein Luxusgefühl verströmt. Das Fahrzeug war insgesamt ausgestattet à la Pferdebesitzer bzw. Bauernhofbetreiber in Kombination mit komfortablem Familienwagen. Es ist alles da, was man für lange Fahrten benötigt, 4-Zonenklima, Sitzheizung vorn und hinten, Ledersitze mit verstellbarer Rückbank, angenehme LED Innenraumbeleuchtung und LED Scheinwerfer, Rückfahrkamera, Parkpiepser rundherum, Parkassistent, ACC, Lenkassistent und alles hat einwandfrei funktioniert und sich wertig angefühlt. Holzapplikationen oder ähnliches suchte man allerdings vergeblich. Aber das hat auch gepasst so, vermisst habe ich es in diesem Fahrzeug jedenfalls nicht.
Absolutes Pro Argument für den Touareg, insbesondere so wie sie derzeit eingeflottet werden, ist der Platz. Denn abgesehen von den Beladungsmöglichkeiten, die ich ja ausführlich geschildert habe, bietet der Wagen enorm viel Raum für die Insassen. So sah es hinten aus, wenn die beiden Vordersitze in einer bequemen (Bei-)Fahrposition waren (bin 1,81 m).
Noch viel besser traf es die eine Mitfahrerin auf der Rückfahrt. Da neben mir niemand saß konnte ich den Beifahrersitz nach vorn schieben und sie ihre Beine ausstrecken.
Da gefiel auch der Vegetarierin der SUV.
Man kann also festhalten, dass der Touareg, auch in der eher überschaubaren Ausstattung ein sehr praktisches, langstreckentaugliches und bequemes Fahrzeug ist. Ist es den Direktbuchungspreis wert? Bei Gott nein! Aber es ist auch nicht tragisch, wenn er mal als Bedienung für eine LWAR Reservierung "droht".
Außerdem kann man auch ein wenig seinem Spieltrieb freien Lauf lassen:
- Beladung
- Sport
- Straße
- Offroad
- Offroad+
Natürlich gibt es einen erheblichen Wermutstropfen. Am Ende standen nach über 1.000 überwiegend zügig (~160-170 km/h wenn frei) und natürlich oft voll beladenen Kilometern berechnete 9 l auf der Uhr. Letztlich aber angesichts des Fahrprofils auch kein schlechter Wert. Trotzdem wird so ein Schiff natürlich immer mehr verbrauchen als ein vergleichbar motorisierter Kombi aus LWAR.
Mein Fazit zu dieser Anmietung ist aber überwiegend positiv. Für meine üblichen Fahrten werde ich zwar keinen Aufpreis zahlen und ich bevorzuge trotzdem einen Kombi, sollten es aber auch mal wieder besser ausgestattete Touareg in die Flotte schaffen, könnte ich mir vorstellen auch diese mal auszuprobieren.