Straßenverkehr, StVO und Bußgeldkatalog, die Diskussion

  • Paragraph 2, Abs. 4 STVO richtig gelesen? Ist nicht pauschal erlaubt

    Das ist richtig. Um es deutlich zu machen:

    "Mit Fahrrädern darf nebeneinander gefahren werden, wenn dadurch der Verkehr nicht behindert wird; anderenfalls muss einzeln hintereinander gefahren werden."


    Eine Behinderung liegt schon dann vor, wenn anderen Verkehrsteilnehmern das Überholen erschwert wird. Da die deutschen Straßen so voll sind, wird man fast immer jemanden hinter sich haben, sodass es in der Realität fast nie erlaubt sein wird, nebeneinander zu fahren. Etwas anderes gilt natürlich, wenn genügend Platz für den Überholenden bleibt aber auch das wird so gut wie nie der Fall sein.


    Im Übrigen ist eine Rechthabermentalität auf dem Fahrrad sehr gefährlich. In dem Video ist häufig zu sehen, wie sich der Radfahrer selbst über das Verhalten der Autofahrer wundert oder erschreckt. Ohne arrogant klingen zu wollen muss ich aber sagen, dass fast alle Situationen für mich vorhersehbar waren. Vor allem wenn man im fließenden Verkehr dicht im toten Winkel neben Autos fährt ist jederzeit damit zu rechnen, dass das Auto an der Kreuzung rechts abbiegt. Wer dann stumpf sein Tempo hält, der darf sich nicht wundern, wenn ständig brenzlige Situationen auftreten.

  • Sowas darfst hier nicht sagen, dass Radfahrer sich überlegen sollten, wer den größeren Schaden im Fall der Fälle hat. Deswegen sollte man entweder aus dem toten Winkel verschwinden oder eben bewusst damit rechnen, dass man nicht gesehen wird. Aber Hauptsache der LKW wird an den Pranger gestellt, wenn er mal wieder ein Fahrrad platt macht.

  • Was ich ja immer schwierig finde, ist wenn einerseits die 1,50m Abstand als in Stein gemeißeltes Gesetz betrachtet werden, wenn das Auto den Radfahrer überholen will, aber gleichzeitig nicht umgekehrt, sondern sich dann mit 10 cm Abstand an der Ampel oder wenn Stau auf der Autospur ist neben den Autos hergeschoben wird. Wenn ich dann mit dem Auto weiterfahre kann ich ja automatisch nichtmehr 1,50m Abstand halten, wie auch wenn sich der Radfahrer im Stillstand dazwischen geschoben hat? Dann muss man eben auch hinter den wartenden Autos mit warten und nicht dazwischen oder davor, wie soll das sonst funktionieren? Zu 90% habe ich auch als nicht als Autofahrer Schwierigkeiten mit Radfahrern sondern als Fußgänger.


    Der "Schwächere" wird eben von Kleingeistern immer lieber bedrängt, weil man selbst davon gar nix mitbekommt und schon oft so in Automatismen steckt, dass es einem nicht auffällt. Egal ob Auto->Fahrrad oder Fahrrad->Fußgänger. Mir fehlt auch oft gegenseitig, dass man den anderen einfach mal vorlässt oder fahren lässt, wenn es sinnvoll ist, ohne auf sein Recht zu pochen. Zum Beispiel wenn einer ausparken will und im Berufsverkehr einfach ewig keine Lücke ist, was nutzt es mir da mich vorzuschieben wenn ich an der nächsten Ampel in 10m eh warten muss, statt ihn eben rein zu lassen?


    Für sowas finde ich die 4-way-Stops in den USA ganz gut - man sucht Blickkontakt, verständigt sich, im Zweifel gibts ein Aufblinken oder Handzeichen, es funktioniert was immer. Aber sobald jemand verbissen auf sein Recht "pocht" und sich gar nicht um die Situation des anderen schert, ist das schwierig.


    Ich kenne das auch anders herum von älteren Leuten, die immer ungerner mit dem Auto in die Stadt fährt, weil sie einfach Angst haben Radfahrer oder Fußgänger zu übersehen. "Da kommen immer diese ganzen Lieferdienste von allen Seiten so schnell angefahren, das kann ich gar nicht sehen". Meistens dann auch noch ältere Fahrzeuge ohne gescheite LED oder Kameras oder Totwinkelwarner, keine Automatik sodass noch zeitgleich beim Abbiegen geschaltet werden muss, da kommt es einfach manchmal zu Fehlern, gerade im Dunkeln. Da kann man jetzt leichtfertig behaupten "Fahr halt kein Auto mehr wenn dich das überfordert" aber so einfach finde ich das nicht. An diese starke Zunahme neuer Verkehrsteilnehmer muss man sich gewöhnen, und wenn man eben selten in der Stadt fährt dann ist das nicht so leicht. Man kann meiner Meinung nach von keinem Verkehrsteilnehmer völlige Fehlerlosigkeit verlangen und immer gegenseitig Rücksicht nehmen, auch wenn man Vorfahrt hat.

  • Paragraph 2, Abs. 4 STVO richtig gelesen? Ist nicht pauschal erlaubt

    "Was in D halt auch nicht verboten ist."


    Richtig gelesen? Könnte ich auch fragen. :S


    Beispiel: normale Straße innerstädtisch, parkenden Autos rechts und links. Man kann ein Fahrrad (mit vorgeschriebenem Abstand) nur überholen, wenn kein Gegenverkehr kommt.

    Nun 2 Fahrräder nebeneinander, man kann immer noch nur überholen, wenn kein Gegenverkehr kommt.

    Und was passiert nun in 90% aller Fälle? Es wird gehupt, gedrängelt und beschimpft.

    Achja und natürlich mit nicht ausreichendem Abstand überholt, wenn nur ein Fahrrad unterwegs ist, trotz Gegenverkehr.


    Btw. Bin meine Fahrradstrecken immer alleine unterwegs.

  • Akzeptier einfach die STVO und interpretier sie nicht wie du sie als Radfahrer brauchst, ganz einfach. Auf einem Wirtschaftsweg kannst gern nebeneinander fahren. In der Stadt hup ich so Typen halt an. Weil sie gefälligst hintereinander zu fahren haben. Hier ist tagsüber so viel los, da kannst noch so viel lamentieren wie du willst, es bleibt verboten.

  • und es ist auch sinnvoll nicht in der Stadt nebeneinander zu fahren. wenn ein parkendes Auto die Tür aufmachen, kann der dem Auto nähere Fahrradfahrer nicht ausweichen, weil er links von sich noch ein Fahrrad hat.

  • Man braucht als Autofahrer bei 1,5 m Abstand doch sowieso die komplette Gegenfahrbahn zum überholen. Sehe also kein Problem darin wenn Fahrradfahrer nebeneinander fahren, zumindest sofern die Straße jeweils eine eigene Spur pro Fahrtrichtung hergibt.


    Beim täglichen Pendeln fahre ich mit meinem Fahrrad ebenfalls soweit in der Mitte, dass überhaupt keine Möglichkeit besteht auf meiner eigenen Spur überholt zu werden. Überholen geht dann eben nur wenn der Gegenverkehr dies zulässt. Somit erspart man sich die 30cm Abstand Überholvorgänge.

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  • Man braucht als Autofahrer bei 1,5 m Abstand doch sowieso die komplette Gegenfahrbahn zum überholen. Sehe also kein Problem darin wenn Fahrradfahrer nebeneinander fahren, zumindest sofern die Straße jeweils eine eigene Spur pro Fahrtrichtung hergibt.

    dann viel Spass in Basel-Stadt oder Zürich. Da erreichst du keine 1.5m mehr, wenn zwei nebeneinander fahren.

  • Würde ich so nicht sagen. Bei einer 3 m breiten Fahrspur, sollte der Radfahrer 1m Abstand zu parkenden Autos rechts halten. Selbst ist er mit Lenker vielleicht nen halben Meter breit, auf der linkenden Seite muss durch überholende Fahrzeuge 1,5m Abstand gehalten werden. Sprich, er nimmt die volle 3m Spur ein, man kann aber auf der zweiten Fahrbahn ohne Probleme überholen.


    Bei 2 Radfahrern nebeneinander würden sie ja schon 1m Abstand rechts, 0,5m Radfahrer, 0,5-1m Abstand zwischen den Radfahrern, 0,5m Radfahrer, plus 1,5m Abstand links "blockieren", sprich neben der rechten Fahrspur von 3m auch die linke Fahrspur anteilig, sofern die Abstände alle korrekt eingehalten werden. Das würde dann ja bedeuten, dass man sie trotz doppelter Fahrspur nicht überholen könnte und defakto eine Behinderung erzeugen.

  • Nicht nebeneinander fahren - ok. Aber wenn jemand verletzt oder getötet wird, dann ist das immer schlimm. Es gibt eben auch noch andere Gefahren für Radfahrer, weshalb ich da immer sehr vorsichtig und vorrausschauend unterwegs wäre, nicht so wie der Fahrer in dem Video. Es braucht nur mal ne lose Bürgersteigplatte sein (bei Radwegen über den Bürgersteig), ne Straßenbahnschiene oder sonst irgendein Riss oder Schlagloch oder auch ein irgendein Gurt vom Rucksack der sich in den Speichern verhakt, da liegt man ruckzuck quer vor den Autos, auch wenn die gar nix dafür können machen sie einen platt.


    Ich persönlich halte es daher weiterhin so - Radtouren auf dem Land gerne, über Feldwege, Fahrradwege, im Urlaub, hinterm Deich, in den Hügeln (Berge nicht, das wird mir zu anstrengend), in der Freizeit ja, aber in der Stadt, nein danke.

  • ist doch scheiss egal wo, fahrt einfach in der Stadt nicht nebeneinander und schon ist gut. und wer im Toten Winkel unter einen LKW gerät, tut mir auch nicht leid.

    Nein ist es nicht. Aber nur die StVO Paragraphen raussuchen die einem passen ist halt auch einfach.


    Btw.ich hab das Vergnügen fast täglich mitm LKW in der Stadt unterwegs zu sein. Aber was weiß ich schon als blöder Fahrradfahrer. 8o