Erneut gab es an diesem Wochenende eine Premiere für mich. Von Hertz bekam ich am DRS gegen ein kleines Up aka das dämlichste Lehrgeld meiner Mietwagenlaufbahn, anstatt dem für mich vorgesehenen kleinen gelben 208 Diesel von neulich einen DS7 Crossback E-Tense 300 4X4. Die Neugier auf was Neues ist bei mir manchmal einfach zu groß.
DS, franz. für Déesse, also "Göttin", steht für die Premiummarke von Citroën. Ich habe sie 1000 Kilometer bewegt und stelle fest: Das "S" in Göttin steht für sparsam.
Das einzige überirdische an diesem sinnlosen Vehikel direkt aus der Hölle der Umweltsünden ist nämlich der Verbrauch. Mit Tempomat auf 120 hat sich der DS7 am Ende bei 9,8 Litern eingepegelt. Aber Moment Mal...?
Citroën hat hier offensichtlich das Komma eine Leerstelle zu weit links gesetzt.
Da der DRS keine Ladesäule hat, fährt man die beiden Elektromotoren also eifrig spazieren und der 1.6 Liter Benziner hat dementsprechend so viel Durst, dass man mit einem 42! Liter Tank nur mit Tankstopp ans Ziel kommt. Fand ich den A6 55tsfie schon gruselig, so war der DS7 Hybrid tatsächlich eine Erfahrung, die ich auf keinen Fall wiederholen möchte.
Ganz ehrlich: Wer braucht so eine Auto-Motor-Kombi? Hybrid für die Stadt? Cool. Aber mit so einem Dickschiff? Langstrecke? Karosserie und Fahrwerk geben es her...aber die Umweltprämie geht ja direkt bei den ersten 10 Betankungen wieder flöten. Nachdem ich das Verbrauchsvideo von Uberto geschaut habe, dachte ich mir noch zu Beginn der Tour:
Naja, wird schon nicht so schlimm werden. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen einen hohen Verbrauch. Aber dann soll es wenigstens Spaß machen. Davon ist der DS7 jedoch trotz seiner 300PS Systemleistung meilenweit entfernt. Ein Trauerspiel. Wenn auch optisch gar nicht so verkehrt.
Das auffälligste sind die (zugegebenermaßen sehr ordentlich ausleuchtenden) LED-Scheinwerfer, die von einem ominösen pinken Licht geziert werden, das in mir Faszination und gleichzeitig Übelkeit hervorgerufen hat.
Jetzt Mal Hand auf's Herz, wer denkt sich denn bei dieser Billo-Lichtorgel mit Diamanteffekt, was für ein toller Anblick das ist? Zumal das Pink in keinster Weise irgendwo wiederzufinden ist im Auto. Die Rücklichter können da schon eher überzeugen.
Der Innenraum kommt dann in einer für mich undefinierbaren Tapezierung daher. Im Konfigurator konnte ich nichts dergleichen finden, hatte aber auch noch nie so wenig Freude beim Nachkonfigurieren.
An Ausstattung war zwar neben Panoramadach und mehreren Fahrmodi einiges dabei (leider keine RFK), aber die Assistenten funktionierten hier spürbar schlechter als bei Peugeot, wobei es doch eigentlich die gleiche Technik sein müsste?
Alles was automatisch Kontrolle übernehmen kann, sollte man lieber manuell ansteuern. Sowohl der FLA, die Scheibenwischerautomatik, und vor allem die ACC mit einem grauenvollen, adaptiven Spurhalteassistenten. Letztere führt dazu, dass sich der/die/das DS7 derart von Fahrbahnmarkierung zu Fahrbahnmarkierung aufschaukelt, dass man sich ständig fragt, wann aus den Lautsprechern die Ansage aus dem Rummel läuft...und nochmal dabei sein und frei sein hier und dann geht es ab ab ab ab...
Ansonsten ist das Interieur wie die Lichtsignatur so eine Mischung aus Faszination und Abscheu. Das digitale Cockpit und der große Touchscreen für das Infotainmentdisplay wissen schon irgendwie zu gefallen.
Aber dann ist da wieder die Mittelkonsole mit einer super sinnlosen Tastenbelegung. Anstatt es in die Tür zu packen, haben sich wahrscheinlich ein paar Praktikanten im Coworking Space am Tischkicker bei einem Täfelchen Bio-Schokolade gedacht: Machen wir Mal was keckes und gewohnt citroëneskes. Hauen wir die Schalter für die Fensterheber in riesig in die Mittelkonsole. Das wird ein Knaller...
Noch unverständlicher ist aber die fehlende Auto-Hold-Funktion, die gar nicht erst konfigurierbar ist, obwohl die ACC es kann. Wobei, ich revidiere meine Entscheidung. Es ist eigentlich mit Abstand der Start-Knopf, den man quasi mitsamt seines Körpergewichts drücken muss, damit überhaupt eine Reaktion erfolgt. Herrgott regt mich dieses Auto auf. Verzeihung...Frau Göttin wäre es ja in dem Fall.
Immerhin passt es vom Platzangebot her. Da gibt es weder vorn noch hinten etwas zu bemängeln. Auch die Sitze waren angenehm bequem.
In Anbetracht des Kredites, den ich mir für die Benzinkosten nehmen musste, allerdings nur ein kleiner Trost Und bis er abgezahlt ist gilt: Der Weg zum Diesel immer lohnt, auch wenn man etwas weiter wohnt...oder so ähnlich.