Wer kauft sich das 9-Euro-Ticket?

  • Wenn ein stark subventioniertes Ticket für den ÖPNV den Rückhalt der Bevölkerung hat, dann ist es die Aufgabe des Finanzministers dafür einen sinnvollen Plan aufzustellen und nicht diesen Wunsch einfach abzulehnen.

    Das funktioniert in einer direkten Demokratie mit Volksentscheiden (mit allen Vor- und Nachteilen) aber nicht in einer parlamentarischen Demokratie. Hier entscheiden die gewählten Volksvertreter bis zur nächsten Wahl. Nur weil ein Teil des Volkes (oder ein Teil der in den Medien überrepräsentiert ist) das will, geht daraus kein Zwang zur Umsetzung hervor. Schon gar nicht ohne Hintergrundwissen und die Frage der Finanzierbarkeit. Sonst wären die Atomkraftwerke ja schon längst wieder am Netz bis 2024 ;-)


    Bin gestern tatsächlich nochmal wieder mit dem 9-Euro Ticket gefahren. War aber mal wieder eine tolle Erfahrung. S-Bahn kurzfristig ausgefallen und SEV stattdessen hat ewig Verspätung gehabt. Immerhin sind die Kinderferien jetzt bald vorbei und damit auch die meisten Baustellen, vielleicht kann man jetzt mal wieder halbwegs vernünftig von Stadt zu Stadt fahren.

  • oder ein Teil der in den Medien überrepräsentiert ist

    bei solchen Aussagen kann man sich jegliche weitere (sachliche) Diskussion auch sparen.



    Bei uns funktioniert das 9€-Ticket unter der Woche sehr gut. Die katastrophalen Zustände jedes Wochenende (Thema gelangweilte Großstädter) wurde ja schon zu genüge aufgegriffen. Ausfälle und SEV liegt i.d.R. nicht am 9€-Ticket selbst, sondern an krankheitsbedigtem Personalmangel und lange geplanten Wartungsarbeiten. Den Arbeitsweg meiner Freundin (Autobahn) haben sie übrigens über die Ferien auch aufgerissen, weshalb sie jetzt fast doppelt so lang braucht.

  • Ein Blick über den Tellerrand. In Estland gibt es den kostenlosen ÖPNV und es ist das eingetreten, was auch hier vermutet wurde. Wer es sich leisten kann, der nimmt weiterhin den Schnellzug oder das Auto. Gleichzeitig steigen die Ausgaben für den ÖPNV, dessen Rechnung vom Steuerzahler zu bezahlen ist und die Investionen sinken.

  • In Estland ist der ÖPNV auch trotzdem sauber und zuverlässig und nicht so runtergerockt und siffig wie hier. Woran liegt das eigentlich, dass hier alles so schrecklich verdreckt und voll komischem Volk ist? Ich habe da eben die Befürchtung, dass es noch schlimmer wird, wenn man nicht mal mehr eine finanzielle Barriere hat. Wenn die wegfällt, wie sichert man dann den Zutritt so, dass nur Leute im Bahnhof und Zug sind, die diesen zur unmittelbaren Fortbewegung nutzen und nicht zum Herumlungern usw. nutzt? Öffentliche Infrastruktur, alles was auch nur annähernd Publikumsverkehr ausgesetzt ist, ist in Deutschland leider extrem schmutzig und schlecht in Schuss (zumindest in der Stadt in NRW). Das hat nach meinem Gefühl auch etwas mit Wertschätzung und Respekt zu tun, und wenns nix kostet dann schätzt man eine Leistung noch weniger.

  • mach einfach eine Zugangsbeschränkung wie bspw in Frankreich oder England, dass man ohne ticket nicht reinkommt.

    Schon erledigt sich das Theater außen rum.

    Du weißt dann halt nur nich wohin es sich verschiebt, aber weg ist das Problem deshalb nicht.

  • mach einfach eine Zugangsbeschränkung wie bspw in Frankreich oder England, dass man ohne ticket nicht reinkommt.

    Schon erledigt sich das Theater außen rum.

    Du weißt dann halt nur nich wohin es sich verschiebt, aber weg ist das Problem deshalb nicht.

    Das wäre nicht verkehrt, aber die Umstellung würde Jahre dauern und erst einmal sehr viel kosten.

  • Wenn ich mir anschaue, wie viele Jahre es dauert bis mit Bauarbeiten angefangen wird... werden wir alle das nicht mehr erleben...

    Würde mich auch mal interessieren, warum man es nicht hinbekommt den Hauptbahnhof einer Großstadt zweimal die Woche zu kärchern. Würde zumindest mal was gegen den Pissgestank tun.

    Du wirst jetzt vielleicht weinen... die werden teilweise täglich gereinigt... Aber Urin bekommst halt 1. nicht so schnell raus und 2. wenn da ein Obdachloser in seinem eigenen Urin liegt, müsste man erst die Bundespolizei holen, die den dann weckt & du kannst dir vorstellen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Polizei für sowas in der Nachtschicht kommt...


    ChevyTahoe aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass es einzig und alleine am Volk liegt... Meist sind es Alkoholisierte Menschen, die in der S-Bahn auf Klo müssen, es gibt aber keins... also wird halt einfach ins Mehrzweckabteil gemacht... Oder Bier überall hin gekippt usw... Dann gibts auf der anderen Seite noch die ganzen halbstarken, die der Ansicht sind, Vandalismus ist cool & dann Scheiben kaputt machen, Sitze zerschneiden, Deckenplatten zerstören und sogar Kameras versuchen raus zu reißen...


    Das 9€ Ticket ist aber trotzdem keine wirkliche Lösung... Es gibt eine Richtung an, in die es gehen KANN. Es hat gezeigt, wenn es günstig ist, ist der große Bedarf da. Die Frage ist aber nur, wie viele Couch Potatos oder Park Chiller jetzt gemeint haben Deutschland zu erkunden & wie viele dadurch vom Auto auf die Bahn umgestiegen sind...

  • Du wirst jetzt vielleicht weinen...

    So nah am Wasser gebaut bin ich zum Glück nicht. Danke aber für den Insight.



    mach einfach eine Zugangsbeschränkung wie bspw in Frankreich

    Ich fand die U-Bahnhöfe in Paris jetzt auch nicht viel sauberer als in anderen vergleichbaren Deutschen Städten. Generell finde ich die Idee mit der Zugangsbeschränkung aber gut, das würde auch die Einführung eines distanzbasierten und damit verbrauchsgerechten Tickets ermöglichen.

  • Das Problem sind auch die Plätze vor den Bahnhöfen, was ich da in Dortmund, Hamburg, Hannover etc. gesehen hab - gruslig! Da ändert ein Betretungsverbot auch nichts.

    Würde ich ja auch eigentlich denken. Aber wie gesagt, ich gehe davon aus, dass die Zugangsbeschränkung den Unterschied zu Frankreich und UK darstellt. Wüsste nicht, was da sonst an den Bahnhöfen anders ist. Also muss das einen indirekten Effekt haben.


    Zugangsbeschränkung hilft übrigens sicherlich dabei, dass sich die in oder andere Frau mehr traut alleine Bahn zu fahren.

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  • ChevyTahoe aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass es einzig und alleine am Volk liegt...

    Wir Deutschen sind also ein schmutziges, unsittenhaftes Volk, was gern in der Öffentlichkeit defäkiert und Drogen konsumiert? Ich weiß ja nicht.... was läuft denn da bei uns anders als in anderen Ländern?

    Zugangsbeschränkung hilft übrigens sicherlich dabei, dass sich die in oder andere Frau mehr traut alleine Bahn zu fahren.

    Ja aber nicht nur. Zugangskontrollen sind ein wichtiger Teil. Auch entsprechend saubere Bahnhöfe und ausreichend Personal muss her. Es scheint ja an vielen Orten gut zu funktionieren, nur bei uns nicht. In Budapest klappt das ja auch eigentlich ganz gut, da gibts keine Zugangssperren. Aber dann mal einen großen Trupp von 10-12 Kontrolleuren die nen ganzen Bahnhof/Zug in wenigen Minuten durchkontrollieren. Da gibts kein Entkommen und kein merkwürdiges Publikum.

    2 Mal editiert, zuletzt von ChevyTahoe ()

  • Wir Deutschen sind also ein schmutziges, unsittenhaftes Volk, was gern in der Öffentlichkeit defäkiert und Drogen konsumiert? Ich weiß ja nicht.... was läuft denn da bei uns anders als in anderen Ländern?

    Darauf wollte ich nicht hinaus... Ich denke, dass es an den Kontrollen & der Polizei Präsenz liegt.. Was ist denn Abends noch los? Außer ein paar Reiniger & halbschlafenden Menschen in der DB Information ist doch in Hauptbahnhöfen nichts mehr los... Da läuft nicht mal die Polizei durch... Von Abstellbahnhöfen möchte ich erst gar nicht anfangen, da passt auch Tagsüber niemand auf...

    Aber dann mal einen großen Trupp von 10-12 Kontrolleuren die nen ganzen Bahnhof/Zug in wenigen Minuten durchkontrollieren. Da gibts kein Entkommen und kein merkwürdiges Publikum.

    das gabs mal, gibts auch bei der S-Bahn regelmäßig... zumindest sehe ich die dann 1-2 mal am Tag... Steigen an einer Station ein, gehen durch den ganzen Zug, steigen aus, nehmen den nächsten usw. Das waren oder sind Prüftrupps aus etwa 4-6 Personen aber auch ziemlich selten... Wenn ich mal einen ganzen Tag S11/12/13/19 fahre, sehe ich nie jemanden...


    In den REs ist ja immer Personal... aber man hört auch immer häufiger von übergriffen auf Personal... Das habe ich selbst erlebt, da rief mich Panisch der Zugbegleiter an, weil man ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht hat, obwohl er nur den Fahrschein sehen wollte... Das war nachts zwischen Viersen & Krefeld... als ich dann die Polizei nach Krefeld haben wollte hieß es "Ja die braucht knapp eine Stunde, könnt ihr das nicht in Duisburg machen?"
    In meinen Augen lässt man die Tür mit sowas für bestimmtes Publikum doch offen & versucht es nicht mal...
    Ich weiß nicht wie das in anderen ländern ist (außer AT & Arnhem) aber sind Bahnhöfe dort auch Anlaufpunkte für Obdachlose etc.? In Arnhem & Österreich sind mir kaum Obdachlose usw an bzw. in Bahnhöfen aufgefallen...

  • Wir Deutschen sind also ein schmutziges, unsittenhaftes Volk, was gern in der Öffentlichkeit defäkiert und Drogen konsumiert? Ich weiß ja nicht.... was läuft denn da bei uns anders als in anderen Ländern?

    Nö, aber es reicht doch ein Honk aus, damit der Zug/Abteil zumindest bis Betriebsschluss betroffen ist. Bei der Masse an Fahrgästen findet sich leider immer irgendeiner, der es für die anderen versaut. Vor ein paar Wochen waren es aus Nürnberg gen Stuttgart anreisenden Rammstein Fans, welche im Zug trotz Verbot Alkohol konsumierten, deren halbleere Dosen umkippten und den Boden versauten. Am vergangenen Wochenende dann Love-Parade GängerInnen, die im RE ebenfalls kräftig becherten, inklusive Begleiterscheinungen wie Spucken und Alkohol auf Polstern und Böden.

  • Ich denke, das ist eine Mentalitätsfrage. Wir kümmern uns als Gesellschaft nicht und denken "dafür ist die Polizei da", der wollen wir aber kein Geld geben, weil sie uns ja überwacht und uns dann einschränkt.


    Würden wir die Polizei und den öD als Instrumente der Gesellschaft begreifen, die uns helfen, Recht und Ordnung bei einem hohen Maß persönlicher Freiheit zu erhalten, dann würden wir vermutlich auch öffentliche Einrichtungen und Züge nicht schänden, hätten nicht 2 Jahre Wartezeit auf die Polizei oder die nächste Reparatur im ICE und würden nicht bereitwillig hinnehmen, dass uns andere mit ihrem Nonsense imponieren wollen, sondern ihnen zu verstehen geben, dass sie das eher sehr dumm aussehen lässt, wenn sie einen Zug versauen, in dem sie sitzen.

    Einmal editiert, zuletzt von SOffiKI ()

  • Warum wird das denn bei uns toleriert und tritt immer wieder auf? Scheint ja anderswo nicht so extrem zu sein.

    Keine Ahnung, bin kein Sozialforscher. Aber es ist doch Trend "dagegen" zu sein, egal was. Gegen Masken, gegen das Konsumverbot von Alkohol im ÖPNV etc. pp.

  • Wir kümmern uns als Gesellschaft nicht und denken "dafür ist die Polizei da", der wollen wir aber kein Geld geben, weil sie uns ja überwacht und uns dann einschränkt.

    Habe neulich in Stuttgart den Fehler gemacht, eine Person anzusprechen, die ihre halbvolle Thai-Box auf den Boden vor sich gestellt und als Fußball missbraucht hat...übliche Drohgebärden a lá "Ich schlage dich zusammen" etc. waren die Folge, und das, obwohl ich schon ein 2 Meter Leuchtturm bin. Möchte gar nicht wissen, wie derlei Schlag Mensch auf eine zierliche Zugbegleitung reagieren würde :S

  • So welche müssen dann eben solange von einem 4-Köpfigen Security Team aus dem Zug gezogen werden und die Komplettreinigung des Zuges plus Entschädigung für eventuelle Verspätungen aufgebrummt bekommen, bis sie verstehen, dass die Regeln des zivilisierten Zusammenlebens nicht täglich neu verhandelt werden. Aber tut eben keiner was. Keiner zuständig und im Zweifel wird weg oder auf den Boden geguckt. Da nutzt es eben nix wenn das Ticket nur billig ist, solange es nicht auch sauber, sicher und zuverlässig ist, wird es für einen großen Teil der Menschen nicht attraktiv sein. Wenn ich die Wahl hätte, zahlte ich lieber mehr und habe dafür eine hohe Qualität des Nahverkehrs.