Seit vergangenem Donnerstag und noch bis nächsten Montag gibt es für gebuchtes LDAR, bedientes XDAR von Sixt Erfurt. Nachdem ich mich in den letzten Wochen mit diversen Seminararbeiten rumgeärgert hatte, freute ich mich dieses Mal umso mehr auf die anstehende Miete. Besonders viel Dopamin schüttete mein Körper bei der Abholung natürlich aufgrund des kostenlosen Upgrades in Form eines Audi A8 55 TFSI Quattro in All Black Everything aus. Für die nächsten 11 Tage durfte ich nun also für mehrere längere Autobahnetappen und als Umzugshelfer nach München einen A8 bewegen. Das erste mal XDAR - super!
Auch wenn die Meinungen zum Fahrzeug und der Fahrzeugklasse weit auseinander gehen und viele zu recht behaupten:
Völlig unnötig, zum von A nach B fahren braucht man keinen A8! Der 7er und die S-Klasse sind viel geiler und haben mehr Auftritt - im Vergleich dazu ist der A8 eine Gurke! Hat Papi das Portmonee für die Miete wieder springen lassen!
Ich habe mir über die letzten 1500 Kilometer im Audi ebenfalls Gedanken gemacht und möchte diese nun mit euch teilen.
Die Optik
Der erste Eindruck vom aktuellen A8 ist neben „verdammt groß“ auch „verdammt sportlich“ - man könnte ihn glatt als das Modell mit dem sportlichsten Auftreten im Vergleich der drei deutschen Luxuslimousinen nennen. Kantig und scharf gezeichnete Linien, ausgestellte Kotflügel und große Lufteinlässe. Gepaart mit dem Optikpaket Schwarz und den damit gänzlich verschwundenen Chromapplikationen wirkt er allerdings keineswegs weniger elegant, sondern interpretiert die Luxusklasse eben einfach ein wenig anders als die Konkurrenz.
Alle Designelemente wirken sehr integriert. Lediglich die Lichtleiste am Heck sticht besonders hervor. In der Farbe Schwarz gehen deshalb leider einige Linien und dreidimensional gespannte Flächen unter und der A8 wirkt dadurch unscheinbarer und weniger präsent als seine Konkurrenten mit Chromapplikationen. Selbst der massive Single-Frame Grill und die Matrix LED Scheinwerfer stechen bei der All Black Everything Edition in der schwarzen Masse nicht sonderlich ins Auge. Aber auch hierfür gibt es Abnehmer, welche den modernen, unauffälligeren, aber zu gleich eleganten Stil des A8 zu schätzen wissen. Der geschwungene Heckdeckel mit dem angedeuteten Heckspoiler unterstreicht den sportlichen Charakter. Im Vergleich zum 7er und zur S-Klasse steht er mir allerdings selbst mit größeren Rad-/ Reifenkombinationen im Dynamic Modus etwas zu „bockbeinig“ da, was dem eher aggressiven Design nicht wirklich gerecht wird.
Trotzdem gefällt mir die sportliche und zeitlose Optik persönlich sehr gut. Besonders die grandiosen Lichtanimationen der Rückleuchten und die schicke Tagfahrlicht Anordnung in den Frontscheinwerfern bereiten mir bei jedem Öffnen und Schließen große Freude.
Wahrscheinlich wäre der aktuelle A8 die perfekte Wahl für den jungen, sportlichen und gut aussehenden Geschäftsführer, der kein Wert auf das elegante S-Klassen Prestige legt, aber trotzdem den Luxusklasse Komfort haben will. Da ich von den eben genannten Adjektiven - bis auf jung - relativ weit entfernt bin, geht es nun besser mit etwas anderem weiter.
Die Fahreigenschaften
Der verbaute 55 TFSI bietet 340 PS und 500 Nm und liefert damit in jeder Situation genügend Vorschub und Leistung, wenn man diese von ihm abverlangt. Da ich bisher eher entspannt unterwegs war, habe ich besonders die ruhige und sanfte Seite des Motors zu schätzen gelernt. Er drängelt sich nie in den Vordergrund, selbst wenn etwas mehr Leistung abgerufen wird. Der, für einen 3 Liter Turbo V6 wirklich sehr kernige Klang, lässt sich nur unterschwellig bei genauem Hinhören wahrnehmen. Genauso wie es sich in der Fahrzeugklassen gehört - maximal unaufgeregt. Lediglich die ausgeprägte Gedenksekunde nach dem stärkeren Gasbefehl ist verbesserungsbedürftig. Der Grund für meine Wahrnehmung kann allerdings auch sein, dass ich so gut wie 90% im Efficiency Modus gefahren bin, bei dem die Gaspedalkennlinie mit Sicherheit extra so gewählt wurde um größtmöglichen Komfort zu bieten.
Elegantes Dahingleiten kann er verdammt gut und das macht beim A8 mindestens so süchtig, wie Vollgasfahrten bei einem Sportwagen. Wenn man die volle Leistung abruft taucht der Wagen spektakulär nach hinten ein, man schaut für ein paar Sekunden direkt in den Himmel und katapultiert von der Stelle weg. Nun ja, 5,6 Sekunden sind mit Sicherheit kein Spitzenwert, aber sie fühlen sich durch die Bewegungen des Autos verdammt schnell an.
Da seitens Audi aktuell kein Nachfolger des A8 auf Verbrennerbasis geplant ist, bin ich froh das aktuelle Modell mit dem 55 TFSI noch einmal über längere Strecken gefahren sein zu dürfen. Nach der Information macht es mich allerdings gleichzeitig etwas traurig zu wissen, dass es damit in Bezug auf Verbrennungsmotoren bei einem weiteren Modell vorbei sein wird. Denn in seiner derzeitigen Ausbaustufe stellt er für mich, in Betracht seiner Größe, ein wirklich effizientes Fahrzeug dar. Auf den bis jetzt gefahrenen 1500 Kilometern nahm sich der A8 im Schnitt 7,2 Liter. Der Großteil waren dabei lange Autobahnetappen mit durchschnittlich 110 km/h - 120 km/h, aber auch Wege durch München und Kurzstrecken in und um Erfurt (Aufteilung: 75% Autobahn, 15% Stadt, 10% Landstraße). Die Strecke Erfurt - Ludwigshafen am Rhein konnte sogar mit einem phänomenalen Wert von 6,6 Litern absolviert werden. Aus der Sicht des Verbrauchs steht dem A8 der 50 TDI sicher noch ein wenig besser. Trotzdem sind die erfahrenen Werte sehr beeindruckend für die Fahrzeuggröße in Verbindung mit einem 340 PS Benzinmotor und dem beachtlichen Gewicht von über 2 Tonnen.
Der Reisekomfort
Der Reisekomfort ist für mich als XDAR-Neuling einfach grandios. Das verbaute Luftfahrwerk bügelt jede noch so kleine Unebenheit perfekt aus und lässt den A8 förmlich über die Straße schweben. Dabei geht ihm bei sportlichen Lenkbefehlen jedoch keines Wegs die Direktheit und Stabilität verloren. Bei allen Fahrwerks-Modi hat der A8 eine phänomenale Straßenlage und vermittelt zu jeder Zeit absolute Sicherheit. Auch bei Fahrten mit starken Seitenwinden hält er die Spur wie auf Schienen. Ein verdammt perfekter Spagat aus allen Welten.
Das gibt die Möglichkeit sich während der Fahrt voll auf die sehr gute Bang und Olufsen Musikanlage zu konzentrieren, welche mit ihren unzähligen Einstellungsmöglichkeiten für jeden Geschmack etwas zu bieten hat. Besonders der Subwoofer macht ordentlich Druck - gefällt mir! Während der Fahrt herrscht bei ausgeschalteter Musikanlage absolute Stille im Innenraum. Nahezu keine Windgeräusche und nur äußerst wenige Geräusche vom Antrieb sind wahrnehmbar. Allein für diese Erfahrung hat sich die Fahrt im A8 schon gelohnt. Einfach beeindruckend und absolut entspannend auf längeren Fahrten. Das verbaute Head Up Display kann BMW zwar nicht das Wasser reichen, macht seinen Job allerdings ebenfalls sehr gut und bietet alle nötigen Informationen. Genauso wie der Innenraum und das Infotainmentsystem. Seit 2017 verbaut Audi im A8 D5 die altbekannten Displays in Treppenstufenanordnung. Nach ein paar Softwareupdates sind diese, besonders in ihrer Optik, trotzdem immer noch absolut zeitgemäß. Eine Innenraumanmutung welche der Klasse gerecht wird. Auch die verwendeten Materialien und die Verarbeitung wirken absolut hochwertig und zugleich sehr elegant. Besonders mit dem schwarzen Dachhimmel, der Ambientebeleuchtung und dem dunklen Holz ein stimmiger Anblick.
Einzig mit dem ACC bin ich bisher nicht wirklich warm geworden. Der A8 schwankt bei eingestellten 110 km/h oftmals in einem Bereich von +/- 8 km/h. Das war mir irgendwie etwas zu viel. Liegt aber sicher auch nur an einer Einstellung zu der ich mich noch nicht vorgekämpft habe.
Da ich bei den Audi VINs noch keine wirkliche Möglichkeit zum Auslesen gefunden habe, gibt es hier für den Bedarf noch die Fahrgestellnummer zum Nachschauen: WAUZZZF83NN005764
Das Platzangebot
Besonders punkten kann der A8 auch beim Platzangebot. Vier Leute gehen im Innenraum fast verloren und wenn es nicht so verdammt ruhig im Inneren wäre, würde die Kommunikation aufgrund der Entfernung zwischen den Sitzen sicher schwer fallen. Das war natürlich etwas viel Übertreibung, aber hinter der Privacy- und Wärmeschutzverglasung bildet der Innenraum einen wirklichen Wohlfühlort. Besonders positiv ist mir als große Person auch die angenehm tiefe Sitzposition aufgefallen. Bei anderen Audis wie dem A4 fehlte mir diese oftmals. Der A8 bietet eine ähnlich grandiose Sitzposition wie BMW und Mercedes Modelle und man fühlt sich dadurch gut in das Fahrzeug integriert.
Die sehr breite und beheizbare Mittelkonsole ist ebenfalls ein Komfortgewinn. In allen Belangen. Wenn +1 mal Stress machen sollte, ist für diesen Falle genug Abstand geboten. Beziehungshelfer Audi A8. Beziehungstipps von e31fahrer.
Mit 5,12 m fällt der A8 im Alltag auch durch seine äußere Größe definitiv auf. Auf dem Parkplatz hat man meist den Größten. (Wenn man den nicht vorher schon hatte, aber egal - geht zu weit.) So kommt es nicht selten vor, dass er mit einem Teil seiner Karosserie noch auf den Weg herausragt oder mit seiner Breite eine Parklücke komplett ausfüllt. Aber so findet man Ihn selbst auf dem größten IKEA Parkplatz immer relativ schnell wieder. Durch meinen E38 7er bin ich im Umgang mit etwas größeren Fahrzeugen zwar gewohnt, trotzdem sind die Ausmaße der aktuellen Luxusklasse noch einmal eine ganz andere Nummer. Nach ein paar engeren Parkhäusern und Baustellen gewöhnt man sich allerdings auch an diese Abmessungen. Besonders zugute ist uns der Platz im Kofferraum des A8 in seiner Funktion als Umzugshelfer gekommen. Einige große Kisten und Koffer ließen sich problemlos verstauen und alles konnte mit einer Fahrt transportiert werden. Damit hat er uns das Leben natürlich um einiges leichter gemacht.
Man kann das Auto in meiner Position, gerade in meinem Alter und auch bei dem gefahrenen Profil keineswegs als notwendig betrachten. Auch ein 5er BMW oder ein aktueller Golf stehen dem Fahrkomfort im Alltag nicht um Lichtjahre nach. Gerade deshalb stehen die Hersteller verständlicher Weise unter ständigem Innovationsdruck, ihre Flaggschiffe immer besser und technologisch fortschrittlicher zu machen. Trotzdem hat mich der Ausflug in die moderne Luxusklasse und das damit verbundene Upgrade riesig gefreut. Einen besonderen Charme vermittelt der A8 im Vergleich zu kleineren Brüdern wie dem A6 auf jeden Fall. Das absolut sanfte Dahingleiten werde ich so schnell nicht wieder vergessen und werde mit Sicherheit nicht Nein sagen, wenn mir die Chance nochmal geboten wird. Jetzt möchte ich aber garnicht weiter über die Abgabe am Montag nachdenken und genieße noch ein paar Tage mit dem A8, sowie den Anblick in der Garage neben dem farblich abgestimmten Winterprojekt. Kleine Randnotiz noch an Audi - das vom Scheibenwischer verdrängte Wasser sucht sich irgendwie einen ungünstigen Weg, direkt am Seitenfenster entlang. Das gestaltet den Spiegelblick etwas schwierig. Aber irgendwo muss es ja auch am sonnigen XDAR-Himmel eine dunkle Wolke geben.
Vielen Dank Erfurt - die Entschuldigung ist angenommen!