Das chinesische Wunderkind: Der BYD Atto 3

  • Getrieben von der Neugier & den äußerst attraktiven Preis bei Sixt für ein Wochenende entschloss ich mich dazu, einem Elektroauto aus China die Chance zu geben, mich in meinem Alltag zu begleiten. Zwar bin ich in der Vergangenheit schon Stromer wie ID3/ID4, e-Golf & Co gefahren, doch für dieses Wochenende sollte es etwas besonderes werden. Zugegeben, von der Name Build your Dreams hatte ich zuvor noch nichts gehört und bei der Buchung eines Mietwagens überlas ich den Stromer direkt. Wieso? Das kann ich immer noch nicht ganz sagen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich ein Elektroauto aus China überzeugen könnte, zumal ich schon Tesla und Deutsche Stromer gefahren war.



    Die Kategorie bei Sixt, in der besagter BYD Atto 3 läuft, ist vergleichsweise günstig. Mit dem Vorhaben, den BYD mal persönlich am eigenen Leib spüren und erfahren zu können, buchte ich in Dresden für Mitternacht den Chinesen. Als ich ankam, begrüßte mich der RSA von Sixt mit einem breiten Grinsen. Wir sind direkt per Du. Er philosophierte über die neuen BYD-Modelle und freute sich darüber, mich in das unglaubliche Erlebnis begleiten zu dürfen, ihn selbst zu fahren. Es dauerte nicht lange und schon hatte ich die Schlüssel in der Hand. Als er vorgefahren wurde, war ich zunächst positiv überrascht. Er sieht deutlich männlicher, größer und attraktiver aus als auf so manchen Bildern oder Videos. Eine Ähnlichkeit vom Cupar Formentor ließ sich ausmachen. Als aller erstes fielen mir die dynamischen Blinker ins Auge gefallen, die standardmäßig verbaut sind. Mir überlas Sixt die höhere Ausstattungsvariante Design mit dem großen Display.



    Die ersten Meter wurden voller Euphorie und Glücksgefühle zurückgelegt. Ich hatte mich bereits etwas über das Auto informiert. 420 Kilometer Reichweite zeigte mir das kleine Display hinter dem Lenkrad an. Es erinnert an die Tachos in ID3 & ID4. Das 15,6 große Touch-Display in der Mitte ist nicht von dieser Welt. Mit einem Knopf am Lenkrad lässt es sich drehen. Dabei fällt sofort auf, dass ein leistungsstarker Prozessor verbaut sein muss, denn die Reaktionsschnelligkeit habe ich so noch nirgends erlebt. In der Navigations-App lässt sich die Karte ohne Verzögerung, vollkommen flüssig ziehen. Auch die Benutzeroberfläche ist intuitiv. Android Auto & Apple CarPlay sind bis dato noch nicht verbaut, sollen aber nachkommen. Das verbinden per Bluetooth funktioniert zuverlässig und auch nachdem man das Auto verlassen hat, verbindet sich das Fahrzeug automatisch mit dem Handy, wenn man wieder in den sportlichen & ansehnlichen Sitzen platz findet. Das Innendesign insgesamt ist sehr edel und einzigartig. Ich kenne keine Automarke, die ein ähnliches Konzept im Innenraum pflegt.



    Das Fahrwerk des BYD ist sehr komfortabel, die Beschleunigung ist typisch für ein Elektrofahrzeug sehr direkt und in der Sächsischen Schweiz konnte der BYD zeigen, was er drauf hat. Auf der Autobahn und Landstraße wurde dann der Lane Assist & Autopilot getestet. Die Assistenzsysteme arbeiten zusammen sehr zuverlässig und nehmen dem Fahrer viel Arbeit ab. Leider konnte ich nicht direkt den Berührungspunkt am Lenkrad ausfindig machen, der alle 10 Sekunden gedrückt werden muss. Dann ertönt nämlich ein nerviger Ton, der meist erst nach 2/3 Sekunden weggeht, obwohl das Lenkrad schon berührt wurde. Wenn man allerdings seine Hände durchgängig am Lenkrad behält, kann man auch diesem Problem entgegenwirken. Der Lane Assist hält das Fahrzeug zuverlässig in der Spur, verabschiedet sich allerdings manchmal, wenn es ihm zu viel wird. Hier ist noch etwas Luft nach oben. Bei der Navigation ist mir zusätzlich aufgefallen, dass er mich teils nicht über die Autobahn schicken wollte, obwohl dies nachweislich viel schneller gewesen wäre. Wahrscheinlich muss hierfür eine Einstellung im System getroffen werden. Bei der Reichweite muss man bei sportlicher Fahrweise schon Abstriche machen. Bei voller Ladung werden immer 420 Kilometer Reichweite angezeigt. Scheinbar wird die Restreichweite nicht dem Fahrprofil angepasst. Ich bin mit dem BYD Atto 3 bei sportlicher Fahrweise mit einer Ladung auf 270 Kilometer gekommen. Winterliche Temperaturen, sportliche Fahrweise. Viel Stadt, etwas Autobahn, viel Landstraße. Ob das für die eigenen Zwecke ausreichend ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich hat es super gepasst. Ich bin durchaus positiv überrascht und würde ihn immer wieder wählen - vor allem, wenn er weiterhin so günstig bei Sixt ist. Ich denke, mit einem iX hätte ich nicht so viel Spaß gehabt! :209:


    Zum Schluss noch ein Bild von dem Ort, an den uns der Atto 3 ausgesetzt hat! :)


  • Leider konnte ich nicht direkt den Berührungspunkt am Lenkrad ausfindig machen, der alle 10 Sekunden gedrückt werden muss. Dann ertönt nämlich ein nerviger Ton, der meist erst nach 2/3 Sekunden weggeht, obwohl das Lenkrad schon berührt wurde. Wenn man allerdings seine Hände durchgängig am Lenkrad behält, kann man auch diesem Problem entgegenwirken.

    Meiner Meinung nach wird die Dämpfung und Bewegung des Lenkrads über den Lenkwinkelsensor ermittelt und mit typischen Werten verglichen, wenn jemand das Lenkrad berührt oder nicht. Da gibt es in meiner Vorstellung keinen Sensor, den man direkt mit den Händen am Lenkrad aktivieren würde.

  • sehr interessantes Fahrzeug. Leider findet man nur wenig Infos zum Auto. Offenbar wird der Grundpreis irgendwo bei 43.000€ liegen und da weiß ich halt nicht, ob ein chinesischer No-Name mit dünnem Händlernetz, ohne Image (in Deutschland!) bei den Stats ne echte Chance in Deutschland hat.
    Fürs gleiche Geld bekomm ich nen (schlechter) ausgestatteten ID3, bei dem ich aber „weiß, was ich hab“, den Born oder gleich das Model 3.

    Finde das Auto daher rund 10.000€ zu teuer, da wäre es ein echter Kracher. Aber offenbar will man das Billigheimer-Image gar nicht haben?

    Wenn man der Seite hier Glauben schenken mag, kostet das Auto in China nur etwas mehr als die Hälfte unserer Preise: https://www.licarco.com/byd-atto-3

  • sehr interessantes Fahrzeug. Leider findet man nur wenig Infos zum Auto. Offenbar wird der Grundpreis irgendwo bei 43.000€ liegen und da weiß ich halt nicht, ob ein chinesischer No-Name mit dünnem Händlernetz, ohne Image (in Deutschland!) bei den Stats ne echte Chance in Deutschland hat.
    Fürs gleiche Geld bekomm ich nen (schlechter) ausgestatteten ID3, bei dem ich aber „weiß, was ich hab“, den Born oder gleich das Model 3.

    Finde das Auto daher rund 10.000€ zu teuer, da wäre es ein echter Kracher. Aber offenbar will man das Billigheimer-Image gar nicht haben?

    Wenn man der Seite hier Glauben schenken mag, kostet das Auto in China nur etwas mehr als die Hälfte unserer Preise: https://www.licarco.com/byd-atto-3

    Ich befürchte dass das die Grundhaltung ist, weshalb man ihn auf deutschen Straßen nicht oft sehen wird. Ich finde er zeigt super, was deutsche Autohersteller falsch machen.


    Ich bin den ID3, 2 Jahre lang bei WeShare mehrmals die Woche, gefahren - das Infotaiment ist ein schlechter Witz, der Touchscreen reagiert mit einer derartigen Verzögerung, das ist schon fast peinlich. Der ID3 hat in der Ausstattungsvariante, wo preislich der BYD liegt, nicht mal eine RFK. Der BYD hingegen hat eine 360 Grad Kamera, RFK, Frontkamera, jeweils seitlich eine Kamera & Totwinkelassistent. Eine riesiges, elektrisches Panoramadach, elektrische Sitze etc. Der ID3 ist für 42.000€ so nackt, dass im Konfiguration in der Basisausstattung der Make-Up Spiegel in der Sonnenblende erwähnt wird. Das ist dochn Witz.

  • Also ich habe im Sommer den ID.3 einen Monat getestet und am Wochenende einen BYD Atto 3 von Sixt gehabt, und zwischen diesen Fahrzeugen liegen Welten. Und zwar zugunsten des BYD. Da müssen schon massive Unterschiede in Wartung, Batterie-Haltbarkeit und Wiederverkaufswert ins Spiel kommen, um da einen vergleichbaren Kaufpreis zu rechtfertigen, mal so aus der Hüfte geschossen. Ich sehe den BYD auch nur in Nuancen (Infotainment, Navi) hinter einem Tesla, von denen ich 2x einen Y und 1x einen 3 hatte zuletzt. Der BYD ist eine sehr attraktive Nische gerade in den Sixt-Preisen und -eingruppierungen.

  • Zumal die Qualität und Verarbeitung im Innenraum vom BYD tatsächlich (ich traue es mich kaum zu sagen) auf Premium-Hersteller Niveau ist. Beim ID3 muss man schon ganz viele Kreuze setzen, um ein halbwegs ausgestattetes Fahrzeug zu kriegen und dann hat man noch das Problem, dass der ID3 schon ganz schön hässlich ist.

  • sehr interessantes Fahrzeug. Leider findet man nur wenig Infos zum Auto. Offenbar wird der Grundpreis irgendwo bei 43.000€ liegen und da weiß ich halt nicht, ob ein chinesischer No-Name mit dünnem Händlernetz, ohne Image (in Deutschland!) bei den Stats ne echte Chance in Deutschland hat.
    Fürs gleiche Geld bekomm ich nen (schlechter) ausgestatteten ID3, bei dem ich aber „weiß, was ich hab“, den Born oder gleich das Model 3.

    Finde das Auto daher rund 10.000€ zu teuer, da wäre es ein echter Kracher. Aber offenbar will man das Billigheimer-Image gar nicht haben?

    Wenn man der Seite hier Glauben schenken mag, kostet das Auto in China nur etwas mehr als die Hälfte unserer Preise: https://www.licarco.com/byd-atto-3

    Letzte Woche hatte ich in Amsterdam die Möglichkeit, die aktuell in Europa verkauften Modelle von BYD in Amsterdam zu fahren. In Deutschland ist das Händlernetz tatsächlich gar nicht mal so klein. Da neben dem Atto 3 wahrscheinlich auch noch der BYD Han und BYD Tang zu Sixt kommen werden, kann ich gerne mal versuchen in den nächsten Tagen einen Bericht über die beiden Autos zu verfassen.

  • Mir tut auch schon fast weh das zu sagen, aber der Atto ist vom Auto her schon verdammt gut. Tür fällt ordentlich zu, alle Sichtteile sind top, es fühlt sich alles auch noch gut an und das Ding fährt sich auch noch gut. Wenn die Marken, die wir heute noch nicht kennen alle so sind gute Nacht :huh:


    Kritikpunkte meinerseits:

    - Infotaiment Katastrophe, 15 Zoll Screen aber zig versteckte Menüs einfach unintuitiv wie sonstwas

    - In China stellt man offensichtlich alles per Sprache ein (zB Sitzheizung, macht BMW ja mittlerweile auch so - einfach grausig)

    - Taste zum rotieren des Screens auf dem Lenkrad, aber keiner Taste zum Tempomat deaktivieren

    - Jedes mal der Tempomathinweis

    - Kein Bordcomputer, keine wirkliche Verbrauchsstatistik, Reichweitenanzeige = Dreisatz

    - Vorkonditionieren zum Schnelladen = Zufall

    - Sitze zu kurz, aber halbwegs bequem

    - kein Frunk

    - "Totwinkelkamera" Teslalike aber nutzlos


    Kurz: Auto gut, User Interface Murks

    Aber das kann man per Softwareupdate beheben und das macht mir fast Angst :114:



    Wo würde man den Atto sehen im Vergleich zu VWs Baukasten? Irgendwo zwischen ID3 und ID4 oder? Dann passt der Preis halbwegs. Die Marge muss dann recht gut sein für BYD :210:

  • Ich bin gestern über den Atto erstmalig gestoßen, als ich die Mitarbeiterangebote meines Arbeitsgeber seit längerer Zeit gecheckt habe: 1500km im Monat für 500 € auf 12 Monate. Da elektrisch für mich uninteressant ist, und ein fehlendes Händlernetz mich auch immer skeptisch macht, ist das eher nichts für mich. Daher danke für den klasse Erfahrungsbericht. Scheint ja doch was zu können das Auto.

    Einmal editiert, zuletzt von Hupfdude ()

  • Also ich habe im Sommer den ID.3 einen Monat getestet und am Wochenende einen BYD Atto 3 von Sixt gehabt, und zwischen diesen Fahrzeugen liegen Welten. Und zwar zugunsten des BYD. Da müssen schon massive Unterschiede in Wartung, Batterie-Haltbarkeit und Wiederverkaufswert ins Spiel kommen, um da einen vergleichbaren Kaufpreis zu rechtfertigen, mal so aus der Hüfte geschossen. Ich sehe den BYD auch nur in Nuancen (Infotainment, Navi) hinter einem Tesla, von denen ich 2x einen Y und 1x einen 3 hatte zuletzt. Der BYD ist eine sehr attraktive Nische gerade in den Sixt-Preisen und -eingruppierungen.


    Genau meine Beobachtung - der Atto 3 steckt den ID3 locker in die Tasche. Und bei dem Preis eines Hyundai I30 bei Sixt würde ich immer den Atto nehmen. Leider ist auch bei uns die Scheibe wahnsinnig beschlagen und ich habe erst - gefühlt zu - lange in den Menüs schauen müssen, ehe ich das im Griff hatte.


    Meiner Frau hat der Atto 3 sogar besser gefallen als der iX, den wir in der Woche vorher hatten, und der hatte einen mehr als doppelt so hohen BLP.


    Die 44000 Euro klingen auch erst teuer, aber dafür gibt es faktisch Vollausstattung. Und ich behaupte einfach mal, das ist mit Absicht so gewählt, um nicht als "Billigheimer" dazustehen. Wäre die Frage, wie teuer dann wirklich real verkaufte Fahrzeuge sind.

    Einmal editiert, zuletzt von dd85 ()

  • Alleine durch die nicht sicher funktionierende Vorkonditionierung ist das Glücksspiel. Ich hatte zwischendurch mal 90kw, die Säulen hätten alle 150 gekonnt. Lang gehalten hat das dann auch nicht. ab 50% SoC geht es runter auf 60-50kw ab 80% <30. Ich hab bisher keine Ladekurve gefunden


    Man darf nicht vergessen, dass die Batterie recht klein und der Autobahn-Verbrauch leider viel zu hoch ist (24-25/100km bei 120-130kmh).

    In der Realität alle 150-180km laden :rolleyes:

    Einmal editiert, zuletzt von Kami ()

  • Hat jemand mal am HPC geladen? Die DC-Leistung scheint nicht so dolle zu sein, ist für mich aktuell fast schon ein Ausschlusskriterium.

    Aber das trifft auch auf einige andere Modelle zu.

    er geht max. auf 60kW, ist m.M.n. kein HPC noetig.



    in China stellt niemand per Sprach irgendwas, bes. in BYD :)

  • Wo würde man den Atto sehen im Vergleich zu VWs Baukasten? Irgendwo zwischen ID3 und ID4 oder? Dann passt der Preis halbwegs. Die Marge muss dann recht gut sein für BYD :210:

    Massive staatliche Subventionen sei Dank.

    China wusste, dass sie im Verbrennermotorenbereich technisch nicht aufholen können.

    Bei e-Autos sahen sie, dass das technisch weniger komplex ist und das wurde dann massiv subventioniert.

    Der heimische Automarkt wurde dann deutlich gepusht, da in großen Städten über Jahre Verbrenner schwierig zuzulassen waren.

    Beispiel Shanghai: Kennzeichen für Verbrenner gab es nur über ewig lange Warteliste und für teures Geld (12k Euro), das grüne Kennzeichen für Hybride und elektro gab es in 3 Tagen und praktisch kostenlos.

    Für die 12k Euro für das Verbrennerkennzeichen gab es den billigsten BYD zu kaufen :)

    Die städtischen Busse sind keine alten stinkenden Verbrenner mehr sondern auch BYD e-Busse.


    https://www.dw.com/de/china-wi…europa-erobern/a-63440017

  • Damit das hier nicht vollständig so stehen bleibt, es gab ein paar Korrekturen in meinem Atto 3 Comfort (EZ 08/23):

    - Infotainment weiterhin merkwürdig (und nicht auf Deutsch verfügbar), aber CarPlay/Android Auto laufen via Kabel

    - Tempomat kann über die rechte Taste auf der linken Seite am Lenkrad ein- und ausgeschaltet werden

    - Statistik ist mau, aber vorhanden (aktueller Verbrauch, Durchschnittsverbrauch, Restreichweite)

    - die Totwinkelkamera funktionierte bei mir problemlos und sogar beim Rangieren auf Parkplätzen