Eigentlich hatte ich mich für dieses Jahr bereits verabschiedet und eigentlich war für dieses Wochenende keine weitere Miete geplant und eigentlich wollte ich auch erstmal wieder mit den CLAR-Glücksmieten aufhören. Doch dann ergaben sich zwei recht spontane Wohnungsbesichtigungen und die längst abgehakte Miete bei Sixt Gotha aus der Cyber Monday-Aktion wurde doch wieder ausgepackt und entstaubt.
Und so ging es mit einer CLAR Reservierung für 47€ und ohne große Erwartungen im Gepäck zwei Tage später nach Gotha. Dort offerierte man mir direkt einen BMW X4 30i oder alternativ einen VW Arten Shooting Brake. Da am Wochenende einige Kilometer auf der Autobahn anstanden und ich generelles Interesse am Fahrzeug hatte, entschied ich mich gegen die höhere Klasse und für den Sparsameren aus dem Duo. Den VW Arteon Shooting Brake als 2.0 TDI (200PS) mit 4motion Allradantrieb.
Optisch konnte mich dieser auf den ersten Blick mit dem R-Line Paket und seiner Außenfarbe Pyritsilber auf Anhieb überzeugen. Die Lampen und der dominante Kühlergrill sind sehr tief angeordnet und dafür umso mehr in die Breite gezogen. Dadurch wird dem Fahrzeuge eine breite Front verliehen. Einzig das dominante Chrom im Kühlergrill weiß mir nicht komplett zu gefallen. In gänzlichem Schwarz würde ich es allerdings ebenfalls nicht zu 100 stimmig empfinden. Die Motorhaube setzt dementsprechend ebenfalls sehr tief an und baut bis zu Frontscheibe um einige Zentimeter auf. Die Scheinwerfer und durchgehenden Lichtbänder sind vollkommen im Grill integriert. Dabei tun sie dessen Formen eher unterstützen als sich von diesem abzuheben. Nichtsdestotrotz wirkt die Front für mich sehr gelungen und macht auch nach einigen Jahren noch einen frischen und trotzdem spannenden und "exotischen" Eindruck.
Die Seitenlinie ist ebenfalls sehr flach gezeichnet und durch die langsam abfallende Dachlinie macht der Arteon einen sehr gestreckten und langen Eindruck. Ich oute mich als Fan der Shooting Brake-Form und finde Ihn schöner als seinen Limousinen-Bruder. Am Heck stechen vor allem der Dachkantenspoiler und der zusätzliche Heckklappenspoiler heraus. Letzterer wurde vom Design der Limousine übernommen und auch am Shooting Brake wiederverwendet. Die schmalen Heckleuchten zeichnen sich durch eine schicke Lichtsignatur und den dynamischen Blinker aus. Das Heck wirkt durch das "aufgesetzte" längere Dach sehr breit. Einzig die verchromten Attrappen-Auspuffblenden hätte es nicht gebraucht. Mit dem R-Line Paket und den schicken 18 Zoll Sebring Felgen ist der Arteon für mich ein rundum gelungenes Fahrzeug, welches sich deutlich von seinem konzerneigenen Klassenrivalen, dem Passat, abhebt und sich dadurch einer anderen Käuferschicht widmet.
Im Innenraum bekommt mein ein gewohntes VAG Bild geboten. Betrachtet man es Generationsweise, ist der Arteon in seiner Aufteilung einen Schritt hinter dem aktuellen Golf. Für mich ist der Innenraum (bekannt aus dem Passat) allerdings nach wie vor praktisch und gut durchdacht - auch wenn er im Laufe der Zeit nun etwas überholt wirkt. Verbaut waren bei meinem gemieteten Exemplar das Discovery Pro Navigationssystem mit dem größtmöglichen Bildschirm, sowie das wirklich schicke R-Line Lenkrad und die Alcantara ErgoComfort-Sportsitze.
Zusammen mit dem schwarzen Dachhimmel wirkt alles sehr stimmig, wenn auch gleich der Arteon im Verhältnis zum Passat etwas mehr Besonderheiten im Innenraum verdient hätte. Die Platzverhältnisse sind sehr gut und auch auf der Rückbank kann man es mit 1,85m - 1,90m sehr gut aushalten. Der Kofferraum kann mit einer Menge Stauraum ebenfalls überzeugen. Etwas historisch und ungewohnt ist jedoch der manuelle und im heutigen Vergleich riesige Gangwahlhebel. Beim Aussteigen habe ich diesen ohne Absicht auch ein, zwei Mal aus Gewohnheit in der Fahrstufe gelassen. Zum Glück warnt der Arteon vor dem Verlassen dringlichst bezüglich der eigenen Vergesslichkeit.
Verbaut war bei meinem Exemplar der 2.0 TDI mit 200 PS, 400 Nm und dem 7-Gang DSG. Zeichnet sich das aktuelle 150 PS Diesel VAG Triebwerk schon durch seine spritzig aus, so kann das 50 PS stärkere Aggregat in diesem Punkt noch ein Stück mehr überzeugen. Ähnlichen Motoren wie dem 20d, oder dem 40 TDI steht der Arteon keineswegs nach. Die Geschwindigkeit von 100 km/h steht nach vernünftigen 7,4 Sekunden auf dem Tacho. Der Vierzylinder Diesel ist dabei leider recht präsent im Innenraum wahrnehmbar. Besonders bei kalten Temperaturen klappert er sich ganz schön einen ab - wie man umgangssprachlich sagen würde. In diesem Punkte bin ich aber wahrscheinlich durch die letzten R6 Diesel verwöhnt und im normalen Alltag würden die lauteren Geräusche sicher in Gewohnheit oder Stress verfliegen. Als besonders spannend habe ich das lange Schleifen der Kupplung gefunden. Bis diese in steileren Auffahrten oder Anfahrtsituationen den Gang wechselt vergeht oftmals einiges an Überlegung und Zeit. Ansonsten schaltet das 7-Gang DSG Getriebe bei Bedarf blitzschnell und gänzlich ohne Unterbrechungsmoment. Klar - dafür wurde es schließlich auch gebaut. Mit den 3 Fahrmodi lässt sich der Arteon zwischen ECO und SPORT in seiner Motor-, Schalt- Schalt und Federungscharakteristik beliebig anpassen.
Am Freitag legten wir mit dem Arteon über 800 Kilometer nahezu am Stück zurück und dabei konnte der schicke Passat seinen Langstreckenkomfort sehr gut unter Beweis stellen. Durch das verstellbare DCC konnte er bei Bedarf mit recht hohem Federungskomfort über den Autobahnasphalt bewegt werden. Die allgemeine Stockeligkeit des VAG Fahrwerks kann er dabei zwar nicht ganz verstecken, aber er gibt sich dennoch beste Mühe. Die Geräuschdämmung ist trotz der rahmenlosen Fensterscheiben sehr gut und konnte selbst bei windigen Verhältnissen überzeugen. Klar reden wir hier nicht über das Niveau eines 5er BMW´s, aber im Vergleich mit 3er BMW und Audi A4 schlägt er sich gut. Auch die Assistenzsysteme (ACC) funktionieren problemlos und machen ihren Job unaufgeregt und gut. Löblich zu erwähnen - das ACC fährt recht zögerlich auf vorausfahrende Fahrzeuge auf und vermittelt damit kein ruckartiges Bremsgefühl. Das IQ-Light konnte auf Morgen- und Abendfahrten ebenfalls sehr überzeugen. Auch wenn es manchmal recht unfair gegenüber dem Gegenverkehr handelt, bietet es mit dem „Matrix-Effekt“ eine sehr gute Ausleuchte. In Sachen Verbrauch konnte der Arteon dank seiner windschnittigen Form definitiv punkten. Insgesamt hat er sich am Wochenende auf 919 km bei einem Durchschnittsverbrauch von 4,1 Litern bewegen lassen. Werte unter vier Litern waren dabei ebenfalls möglich - dazu aber im passenden Thread mehr.
How to dress up a Vertreter-Passat - ein provokanter Titel. Für mich beschreibt dieser den Arteon allerdings am besten. Mit der gleichen Unaufgeregtheit wie ein Passat bringt auch der Arteon seine Fahrgäste an das gewünschte Ziel. Dabei macht er alles genauso perfekt wie man es von VW´s Kassenschlager in der Mittelklasse gewohnt ist. Doch es gibt eben diesen einen Punkt der ihn für mich interessanter macht. Und das ist die Optik. Seine abfallende Shooting Brake Dachlinie, die tiefe Front und der damit verbundene breite Auftritt stoßen bei mir auf Gefallen und würden meine Tendenzen beim Privatwagenkauf klar zum Arteon gehen lassen. Ein wirklich tolles und modisches Auto, welches gleichzeitig mit absoluter Souveränität, einer Menge Platz und sparsamen Verbrauch Punkten kann. Da der kommende Passat optisch etwas mehr in Richtung Arteon rutscht gehe ich nicht davon aus, dass VW nochmal einen Nachfolger in die Runde wirft. Falls doch bin ich auf jeden Fall gespannt, ob das „dress up“ noch einmal so gut gelingt.
Vielen Dank an Gotha für das erneute großzügige Upgrade! Damit ist jetzt aber wirklich gut für dieses Jahr - einen schönen Silvesterabend!