Volvo XC60 2.4D AWD | Hertz Solingen

  • Vermieter: Hertz
    Station: Solingen (eigentlich in Langenfeld, aber nur 10 Meter)
    KM-Stand Abholung: 3200
    Gefahrene Kilometer: 900
    Reservierte Klasse: I (FDAR)
    Erhaltene Klasse: I (FDAR)
    Erhaltenes Fahrzeug: Volvo XC60 2.4D AWD
    Motor: R5 mit 2400ccm – 120kw(163PS) – 420Nm Drehmoment – 10,9s auf 100km/h
    Verbrauch (errechnet): 9,2l / 100km
    Bereifung: 17-Zoll-M+S (Allseaon) (max. 240 km/h)
    Sonderausstattung: Ausstattungspaket Momentum (das zweitgrößte), Karten-Navi, Lackierung: Savile Grau-Metallic, Einparkhilfe hinten, Audiopaket High-Performance (8 Lautsprecher, 4x40W Verstärker, MP3/WMA-CD-Player und AUX-In/USB-Anschluß in der Mittelarmlehne), Sitzheizung vorne, Freisprecheinrichtung Bluetooth
    Fahrzeugpreis: 43.210 Euro (Basis 35.950 Euro)


    Versuch eines Fahrzeugberichts über einen Volvo ohne dämliche Skandinavien-Klischees: Ikea meistens zu Fuß, abba manchmal brauch' ich ein Auto ...


    Vorbemerkung
    Nach einigen „Spassmieten“ von teuren Fahrzeugen (S500, SL350, 3er Cabrios), dachte ich mir, es wird mal Zeit für ein wenig Selbstkasteiung und einer FDAR-Miete bei Hertz. Erwartet hätte ich den üblichen C180K in Langweilig-Ausstattung. Aber es sollte anders kommen …


    Die Abholung
    Ich war etwas früher in der – mittlerweile in einem festen Gebäude untergebrachten – Hertz-Station und wurde dort direkt mit Namen begrüßt. Da gerade noch ein anderer Kunde bedient wurde, ging ich hinaus und sah mir den Hof an. Dort befanden sich neben einigen Golf (auch TDI), Foci (Plural von Focus) und einem Opel Vectra Caravan (sic!) noch ein Citroen C6 und der XC60 (Jubel: Keine C-Klasse!). Ich dachte natürlich, dass der C6 für mich sei (hätte ja nichts dagegen gehabt). Aber es sollte der Volvo sein, denn dieser befindet sich zu meiner Überraschung in FDAR. Nach der Erledigung der Formularien (Check-Out-Formular unterschreiben und Führerschein vorzeigen) durfte ich dann die Schlüssel übernehmen. Als Gold-Club-Kunde geht das wirklich schnell. Mehr als 30 Sekunden braucht man nicht dafür. Das Check-Out-Formular ist übrigens eine nette Sache: Dort wird das Zubehör (z. B. Navi-CD), aber auch solche Sachen wie nächster TÜV-Termin, Profiltiefe der Reifen und der Zustand des Wagens aufgeführt.


    Volvo and I
    Meine bisherigen Volvo-Mietwagen waren V70 (2005 von Europcar), XC70 (2008 von Hertz) und zweimal XC90 (2008 von Europcar). Am besten gefallen hat mir dabei der XC70. Der XC90 konnte mich nicht begeistern. Die Innenraum-Qualität, die Motoren, die Getriebe und die Bedienung werden einem Premiumanspruch aber generell nicht gerecht. Vielleicht will Volvo das auch garnicht. Wie dem auch sei: ich bin kein Volvo-Fan.


    Außen
    Anders verhält es sich mit dem XC60. Das erste Exemplar habe ich in Luxemburg auf einem Supermarkt-Parkplatz gesichtet. War außen schwarz und innen mit beigem Leder ausgestattet und hat mir sofort gefallen. Volvo ist es dabei gelungen den Bauhaus-Charakter (quadratisch-praktisch-gut) abzumildern und etwas pepp in das Äußere zu bringen. Schön sind die LED-Rückleuchten und die LED-Leisten neben den Hauptscheinwerfern. Letztere fungieren leider nicht als Tagfahrlicht sondern werden zusätzlich zu den Scheinwerfern geschaltet (so weit ich das weiß). Die Felgen könnten lediglich eine Nummer größer sein – sie sehen doch arg verloren in den weit ausgestellten Radkästen aus.


    Innen
    Zuerst stechen die genialen Sitze ins Auge – schwarz mit weißen Ziernähten! Leider konnte man diese nur manuell verstellen – dafür aber auch die Neigung der Sitzfläche anpassen. Lordosenstütze ist dabei serienmäßig verbaut. Man sitzt auch wirklich gut – wenn auch der Seitenhalt etwas besser sein könnten. Schön ist die freischwebende und leicht zum Fahrer geneigte Mittelkonsole. Die Ablage dahinter lässt sich nur schwer benutzen; zumindest solange man sich im Sitz befindet. Trotzdem: Nette Idee! Die Instrumente sind allerdings langweilig – hier hätte man durchaus den Pepp von Außen weiterführen können. Das billige Plastik ist übrigens fast vollständig verschwunden. Lediglich die Einfassung der Fensterlautsprecher sind aus solchem. Klopft man auf den Schaltknüppel erklingt ein Joghurt-Becher-Geräusch – das passt auch nicht. Es scheint die Qualität an den sichtbaren und neuralgischen Punkten also verbessert worden zu sein. Hoffentlich nicht nur – im engsten Wortsinne – scheinbar …


    Sound
    Schlüssel in den dafür vorgesehen Schlitz (der Schlüssel wird ein paar Milimeter eingezogen) und Startknopf drücken. Hier im Forum beschweren sich einige über die Mercedes-Diesel. Weicheier! Ihr solltet mal einen Volvo fahren. DAS ist ein Traktor. Die Hertz-Leuts mussten leicht grinsen, als ich den Schlüssel mit den Worten „Ihr Traktor ist zurück!“ am Montag zurückbrachte. Aber es kommt noch bessern. Bei hohen Geschwindigkeiten (so ab 130km/h) übertönt das Windgeräusch den Motor. Man kann es trotzdem aushalten (Sepultura etwas lauter hören!). Man bemerkt aber nach dem Abschalten des Motors wie ein Druck von den Ohren genommen wird.


    Motor / Getriebe
    Ein Fünfzylinder-Diesel könnte eigentlich eine schöne Sache sein. Etwas mehr Druck und eine schönere Geräuschkulisse bei gleichzeitig mäßigem Verbrauch ließe sich so realisieren. Beim Sound ist das Ganze schonmal durchgefallen – und der Schub: Dezent (würde ich sagen). Das Fahrzeug hat ein Leergewicht von 1.800kg und das Datenblatt verspricht 420nM Drehmoment. Leider aber erst ab 1.750 Umdrehungungen. Somit kann also nicht von rasanter Beschleunigung die Rede sein. Den XC60 kann man natürlich auch mit einem D5-Motor haben (gleicher Motor nur mit Bi-Turbo). Der hat dann das gleiche Drehmoment bei 1.300 rpm anliegen und natürlich 205PS. Die Beschleunigung hier: 8,9 Sekunden bei geringerem Verbrauch. Mit anderen Worten: Dieses Fahrzeug nur mit dem D5-Motor bestellen (mit Automatik fast 4.000 Euro mehr). Der Verbrauch von etwas mehr als 9 Liter ist ok (könnte natürlich besser sein). Die Automatik hat ihre Sache allerdings gut gemacht. Sie wird zwar oft kritisiert – kann aber natürlich nichts für ihre systembedingten Schwächen (Wandlerverluste) – ist aber mit sechs Fahrstufen ausgestattet (immer besser als die Fünfgang-Automatik von MB).


    Fahren
    Volvo hat sich bemüht den Pepp von Außen in den Fahrcharakter zu übernehmen. Dies kann als gelungen betrachtet werden. Das Fahrwerk ist eher hart abgestimmt und erinnert an BMW (vielleicht sind die Volvo-Ingenieure nachts mal irgendwo in Bayern eingebrochen). Das gleiche kann von der Lenkung gesagt werden. Es geht sehr präzise und ruhig zur Sache. Die Fahrzeugkontrolle ist wirklich super.


    Bedienung
    Leider ein ziemlicher Schwachpunkt! Zur Navibedienung wurde hier im Forum ja schon einiges gesagt. Leider hat sich dies im neuesten Spross des Hauses Volvo nicht geändert. Wenn man es mal kapiert hat, kommt man schon klar. Aber bis man es kapiert hat … Die Bluetooth-Kopplung des Mobiltelefons hat ohne Probleme funktioniert. Der USB-Stick mit Musik wird (schon wieder beim BMW abgeschaut) in der Mittelkonsole eingesteckt. Wie stellt man denn jetzt die Zufallswiedergabe für einen Ordner ein? Auflösung: Enter-Taste drücken, Ordern mit den Pfleiltasten auswählen, Enter drücken (zur Auswahl des Ordners), Enter drücken (um das erste Lied im Ordner auszuwählen), Wiedergabe des gewählten Lieds beginnt, Menü-Taste drücken, Zufalsswiedergabe (ist direkt ausgewählt), Pfleil nach links, Mit Pfleit runter zu „Ordner“, Enter drücken und mit Pfeil rechts (zweimal) auf die Hauptebene zurück. Alles klar? Hallo Volvo! Vielleicht sollte mal jemand schauen, was die Usability-Ingenieure so tagsüber machen. Arbeiten sicher nicht! Ich habe es auch ohne Handbuch geschafft (aber ich gestalte Benutzeroberflächen für komplizierte Programme...)


    Navi
    Etwas mehr zum Navigationssystem: Abseits von seiner eher umständlichen Bedienung hat es leider seine Eigenheiten. Eine lustige: Es meldet sich wenn man die Landesgrenzen wechselt (auch wenn es ausgeschaltet ist). So wunderte ich mich sehr als bei der Überquerung des Grenzflusses (hier: Sauer) mit einem „Willkommen in Luxemburg!“ begrüßt wurde. Nettes Gimmick – bloß wozu? Soll es mir sagen, dass ich jetzt wie ein zivilisierter Mensch fahren soll (->130km/h auf der AB?). Ansonsten habe ich bei Volvo-Navis schon einige seltsame Verkehrsführungen erlebt. Kurz: Ich würde mir die 2.400 Euro sparen.

    Sonst noch

    Der Sound des „Performance“-Soundsystem war mit dem im BMW vergleichbar. An Mercedes oder Audi kann es nicht tippen. Platz ist im Fond übrigens ausreichend (nettes Gimmick: Die ausklappbare Armlehne), ebenso wie im Kofferraum. Die Ladekante ist allerdings auffallend hoch. Elektrisch öffnende und schließende Heckklappe ist ab Momentum dabei.


    Fazit
    Für Hertz-I-Kategorie wirklich in Ordnung. Viel besser als die Vierzylinder-Benziner aus dem Hause Mercedes oder BMW. Vielleicht auch noch besser als ein mager ausgestatteter 318d oder C200CDI. Aber ganz klar hinter 320d oder C220CDI. Trotzdem – wenn es nach dem teilweisen Veriss auch überraschen mag – würde ich das Fahrzeug wieder nehmen: Denn es sieht gut aus und fährt sich gut, die Sitze sind toll und die Innenraumqualität ist in Ordnung. Was braucht man mehr? Summum-Ausstattung die dann auch Xenon-Scheinwerfer hat!


    Bilder
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  • Danke für den umfassenden und sprachlich aus der Masse herausragenden Bericht.
    Du hast den XC60 nicht zerrissen, sondern an den passenden Stellen sachlich kritisiert.
    Falls sich die Gelegenheit ergibt, kannst du ja mal einen neuen Versuch mit dem D5
    wagen. Der dürfte dir besser gefallen.


    Wenn der Plural von Focus Foci lautet bedeutet das Wort Herd. Hat Ford das beabsichtigt?
    Alternativ könnte man die U-Deklination ergreifen und ihn im plural Focua oder Focus taufen ;).

  • Ist schon schön wie die Hersteller mit Ihren hochgekurbelten "Suv" Geld verdienen.
    Der XC60 ist ein hochgekubelter S40. Mehr Platz hat er nicht, gut gut ich geb´s zu....60L Kofferraum mehr :120:


    Selbes bei BMW, X1....hochgekurbelter 1er dafür 10.000€ teurer.... die Werbung sollte lauten "wie geil ist das denn" ....

  • sehr schöner bericht...beim lesen fiel mir auch gerade wieder ein, dass dieser xc60 mit panorama-roof in den usa in diesem july als v6 benziner zu einem startpreis von ca.32.000$ beworben wurde (bei den amis natürlich immer without tax)...nur mal so als kleine randnotiz... 8)8)

  • Danke für den Bericht! Den XC60 habe ich leider selbst noch nicht gehabt, was mit aber gegenüber dem V70 XC70 nicht so gut gefällt ist die Auteilung der Mittelkonsole.
    XC60:
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    V70:
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    Ich finde den höheren Navi Bidschirm im V70 angenehm. Ok im XC60 ist halt unten genug Platz in der Konsole aber vernünftig genutzt schaut für mich anders aus.
    Vor allem das aufgesetzte Display für das Radio/Audio System ist gewöhnungsbedurftig

  • Danke für den umfassenden und sprachlich aus der Masse herausragenden Bericht.

    Oh, vielen Dank! :rolleyes:

    Alternativ könnte man die U-Deklination ergreifen und ihn im plural Focua oder Focus taufen

    Wie wäre es denn mit Focae! Das dürfte wohl - zumindest phonetisch - näher an dem sein, was wir Obere-Mittelklasse-Mieter von einem solchen Fahrzeug halten ;)

    Wirkt aber moderner als im V70...im V70 mag ich diesen unharmonischen Übergang von dieser Welle nicht

    Wie immer Geschmackssache, sehe ich aber genau so.


    Noch etwas Positives zu Hertz. Ich konnte die Rechnung noch am Abgabetag im Kundenbereich der Hertz-Homepage einsehen. Bei Sixt ist dies erst frühestens 48 Stunden nach Abgabe möglich. :205:

  • Zitat

    Wie wäre es denn mit Focae! Das dürfte wohl - zumindest phonetisch - näher an dem sein, was wir Obere-Mittelklasse-Mieter von einem solchen Fahrzeug halten


    :thumbsup: