Zählen für Fortgeschrittene
Vermieter: SIXT
Station: Dresden Flughafen DRS
gebuchte Klasse: CPMR (Wunsch: BMW 123d)
erhaltene Klasse: CPMR (mit Automatik)
erhaltenes Fahrzeug: BMW 123dA Edition Lifestyle
Erstzulassung: 03.05.2011
Kilometerstand Anfang: 364 km
Kilometerstand Ende: 1210 km
gefahrene Kilometer: 846 km
Mietdauer: 3 Tage
Technische Daten
Leistung: 150 kW/204 PS bei 4400 U/min
Drehmoment: max. 400 Nm bei 2000-2250 U/min
Hubraum: 1995 cm³
Zylinder: 4/Reihe
Vmax: 236 km/h
0-100 km/h: 7,1 sek.
Leergewicht: 1495 kg
Bereifung: Goodyear-Sommerräder 205/50 R17 vorn, 225/45 R17 hinten
Normverbrauch: 5,5 Liter/100 km
BC-Verbrauch: 6,9 Liter/100 km (7,2 Liter/100 km berechnet)
Grundpreis: 32.850 €
Bruttolistenpreis: 43.440 €
Ausstattung
* Automatic Getriebe Steptronic
* Klimaautomatik
* Außenspiegelpaket
* Fußmatten in Velours
* Lichtpaket
* Regensensor- und automatische Fahrlichtsteuerung
* Glasdach, elektrisch mit Schiebe- und Hebefunktion
* Raucherpaket
* Servortronic
* Fondkopfstützen klappbar
* Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer
* Navigationssystem Business mit integrierter Handyvorbereitung Bluetooth
* Spracheingabesystem
* USB-Audio-Schnittstelle
* Park Distance Control (PDC) hinten
Edition Lifestyle
* Lackierung Marrakeschmetallic metallic
* Stoff Network Magmabraun
* Interieurleisten Marrakeschbraun metallic
* Leichtmetallräder Sternspeiche 142 mit Mischbereifung
* Individual Dachhimmel anthrazit
* Multifunktion für Lenkrad
Advantagepaket
* Ablagenpaket
* Armauflage vorn
Innovationspaket
* Adaptives Kurvenlicht
* Fernlichtassistent
* Komfortzugang
* Scheinwerfer-Waschanlage
* Xenon-Licht für Abblend- und Fernlicht
Anmietung
Braucht man immer einen gesonderten Grund, um Fahrfreude zu erleben? Braucht man den Wagen oder will man ihn einfach?! Ich suche nicht mehr nach Gründen, rationales Denken lege ich auch gern mal zeitweilig nieder...
Als ich an der Tankstelle direkt vor mir einen neuen BMW 120d Edition Lifestyle sah, war mein Interesse geweckt. Denn ich wusste: Dieser geht direkt am Nachmittag zurück in die Vermietung. Und siehe da: Er stand zur Verfügung bereit, passenderweise handgeschalten. Soll ich es tun? Das Herz sagte klopfend: Ja!
Doch was steht daneben? 17"-Aluräder, verdächtiges schwarzverchromtes Endrohr, drei prägnante Lettern - jawoll, ein 123d! Ein Blick hinein zeigt allerdings, dass es erneut nichts wird, einen handgeschaltenen BMW zu fahren. Aber der 123d wäre noch frei. Was macht der Verrückte also? Er stellt schnell online eine Miete rein und holt sich das Stück ab. Zu meiner Überraschung wurde für mich ein weiterer 123d eingeplant - ein erst 3 Tage junger Edition Lifestyle im exklusiven Marrakeschbraun Metallic! Sponanität zahlt sich aus...
1-2-3 - Sport frei!
Karosserie
Die Farbe hat es in sich: Marrakeschbraun! Sei es, wie es sei: Sie ist Geschmackssache, damit fällt der 1er aber beinahe auf wie ein bunter Hund. Überraschenderweise hat der Braune ausschließlich hochlobende und bewundernde Kommentare erhalten. Wenn ich ihn im Sonnenlicht glänzen sehe, kann ich dem uneingeschränkt folgen.
Und auch sonst zählt der 1er trotz hängender Seitenlinie zu den schönsten Kompakten. Dank des effektiven Facelifts im Frühjahr 2007 sieht man ihm sein Alter kaum an. Schon seit 2004 markiert der kompakte 1er den Einstieg in die BMW-Welt und die zahlungskräftige Kundschaft goutiert dies mit hohen Absatzzahlen. Zwar basiert der 4,24 m lange 1er auf der 3er-Reihe, jedoch ist davon platzmäßig allenfalls in der ersten Reihe etwas zu spüren. Der 10 cm kürzere Radstand lässt den Raum in Fond nämlich in ein gemütliches Abteil schrumpfen. Dort lässt es sich aber zumindest kurzweilig gut aushalten, wenn man dieses durch die kleine Türöffnung unfallfrei entern konnte.
Die Rolle des 1er war aber vielmehr dies des Fahrerautos: Selbsterklärend und einfach, andererseits eng und passend wie eine zweite Haut. Der Fahrer findet auf Anhieb alle benötigten Bedienungselemente und erfreut sich am zu ihm geneigten Cockpit. Die einfach gehaltenen Instrumente sind fehlerfrei ablesbar.
Wahrlich bemerkenswert ist der extrem hohe Verstellbereich der Vordersitze. Dieser geht sogar soweit, dass in höchster und vorderster Einstellung selbst Kleingewachsene eine unergonomische Position einnehmen. Möglichst tief sollte der Sitz im 1er allerdings schon sein, damit er seiner dynamischen Bestimmung nahe kommt. Noch großzügiger wären die Einstellung mit Sportsitzen, die im gefahrenen Wagen leider fehlten. In Kurven fehlt mit den Seriensitzen permanent Halt und der Langstreckenkomfort fällt mäßig aus.
Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk - zum 1er dagegen nicht. Verarbeitung und Materialauswahl wirken überzeugend. Allerdings stellt man sich unweigerlich die Frage, ob damit schon der Premiumanspruch erfüllt ist. Premium spürt man schon eher an anderer Stelle: effektive Geräuschdämmung, satte Türschließgeräusche und eine schier endlose Aufpreisliste...
Fraglich ist natürlich die Farbwahl im Interieur: Müssen die Interieurleisten in Wagenfarbe wirklich sein? Reichen nicht schon die magmabraunen Sitze für den nötigen Farbakzent?
Antrieb/Fahreigenschaften
Da im 1er der 6-Zylinder-Diesel verwehrt bleibt, übernimmt dort der N47S genannte TwinPower Turbodiesel mit Registeraufladung die Aufgabe des eiligen Heizölbrenners. In der 2-Liter-Hubraum-Klasse zählt er dank zweier Turbolader zu den schärften Selbstzündern. Im 1er ist damit Fahrspaß garantiert.
Dank des kleinen Turboladers für den niedrigen bis mittleren Drehzahlbereich ist die Ansprechbarkeit verhältnismäßig gut. Für hohe Leistungsausbeute - immerhin leistet der 123d stolze 102 PS je Liter - sorgt ab dem mittleren Drehzahlbereich im nahezu fließenden Übergang der zweite, große Lader. So wuchtet er ab 2000 U/min satte 400 Nm auf die Kurbelwelle, nochmals 20 Nm mehr als der 2-Liter-Diesel mit Einzelturboaufladung. Bei späten 4400 Kurbelwellenumdrehungen liegen 204 PS vor und erst ab 4800 Touren kündigen gestrichelte Markierungen den roten Bereich ab 5000 U/min an. Im Grunde also eine um 33 % reduzierte Ausgabe des 6-Zylinder-Power-Diesels aus dem Hause BMW...
Da verwundert es nicht, dass auch dieser Spitzenmotor schon ab niedrigsten Drehzahlen stämmig läuft. Sanft baut sich schon ab 1500 U/min kräftiger Schub auf, der sich ab knapp 3000 U/min noch einmal steigert. Unbeschwert dreht der 2-Liter bis 4500 U/min, für sportliche Ansprüche wird gar bis nahe an den Begrenzer gedreht.
Nicht so positiv kann man über die emotional unterbelastete Klangkulisse berichten: Im Stand lässt der rauhe Vierzylinder sein Arbeitsprinzip unverblümt verlauten. Da spielen nagelnde, tickendere und blecherne Töne ein unausgegorenes Konzert. Mit wachsender Drehzahl steigt der Lärmpegel allerdings schlagartig an, die leicht grummeligen Töne im Stand weichem einem inbrünstigen Brummen. Das ist schön sportlich für einen Diesel, aber leidlich eindimensional...
Wahre Sportlichkeit kann die einfache 6-Gang-Automatik mit Steptronic-Funktion hingegen weniger erfüllen. Sie macht ihren Job im kräftigen 123d gut, aber auch recht emotionslos. Es ist für sie ein Leichtes, den richtigen Gang zu bestimmen - zumeist spielt dies nämlich keine Rolle. Im D-Modus jedoch wird bevorzugt niedertourig gefahren und bei Leistungsaufforderung eher verhalten zurückgeschalten. Aber auch so ergeben sich respektable Fahrleistungen. Im Sportmodus ergibt sich kein sonderlich besseres Bild: Man ist zwar bei Bedarf noch einen Zacken schneller unterwegs, bei konstanter Fahrt werden allerdings stets rund 2000 U/min gehalten. Der D-Modus hingegen schont Nerven und reduziert den Verbrauch. In sportlicher Hinsicht macht auch der handgeschaltene Modus wenig Sinn, da die Automatik souverän zwischen den Gängen klickert und ohnehin zum rechten Zeitpunkt eine Gangänderung anstrebt. Zudem nervt auch hier das verzögerte Ansprechen des manuellen Schaltmoduses, ein bisschen Lethargie ereilt mit dieser Automatik auch dem 123d. Dankenswerterweise ist die Abstufung der 6-Gang-Automatik angenehm lang: Während bei Höchstgeschwindigkeit (254 km/h laut Tacho) damit nur rund 4500 U/min anliegen, orgelt der 123d mit 6-Gang-Handschaltung nahe am Begrenzer. Allerdings wird es dank des langen 6. Ganges ab 220 km/h schon recht zäh.
Auch bei diesem Tempo liegt der 1er perfekt in der Spur und lässt sich keine Nervosität anmerken. Die Bremsanlage nimmt auch starke Bremsmanöver wimpernzuckend hin und baut befriedigende Verzögerungen auf. Allgemein begeistert der 1er durch sein Go-Kart-ähnliches Handling. Man erwischt sich stets dabei, wie die nächste Kurve bereits in Ideallinie anvisiert wird - um dann letztlich dennoch StVO-konform unterwegs zu sein. Die Lenkung vermittelt dabei ausreichend viel Rückmeldung, reagiert spontan auf Richtungsänderungswünsche des Dynamikers und fasziniert mit motivierender Präzision. Der kompakte Bayer folgt dabei wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen der eingeschlagenen Linie - in perfekt ausbalancierter Neutralität ist weder Über- noch Untersteuern bis in den hohen Grenzbereich zu registrieren. Auffällig sind dabei sehr geringe Lenkkräfte im Stand, die sich mit zunehmender Geschwindigkeit straffen. Nur das Sport-Lederlenkrad könnte noch besser in der Hand liegen, wahrer Sportsgeist findet sein Glück erst im griffigen M Sportlenkrad.
Sportlichkeit suggeriert auch das angemessen straffe Fahrwerk, dass sich polternd seinen Weg bahnt. Es mag stimmen: Ein 3er federt souveräner, aber der 1er findet einen guten Kompromiss und markiert damit eher den jung gebliebenen Sportler. Dynamiker wünschen sich in Kurven sogar noch minimal mehr Straffheit, dezentes Wanken ist mit dem Serienfahrwerk in flott gemeisterten Biegungen immer noch zu spüren. Dennoch fährt man damit lieber von A über C nach B als den direkten Weg, die Freude liegt in jeder Kurve.
Sportlich fair gerät auch der Verbrauch. Die werksseitig angegebenen 5,5 Liter sind leicht zu erfüllen. Aber will man das wirklich? Realistischer erscheinen da rund 7 Liter Verbrauch - allemal angemessen für diese guten Fahrleistungen.
Technik
Über 43.000 € sind für den 1er eine einfache Aufgabe - erst recht für den 123d mit Automatik. Allerdings fallen die passend gescnürten Ausstattungspakete für jeweils 990 € verhältnismäßig günstig aus, allein das Innovationspaket lohnt sich schon.
Darin enthalten sind nützliche Features wie Komfortzugang, das adaptive Xenon-Kurvenlicht sowie der Fernlichtassistent. Letzterer funktioniert allenfalls befriedigend, verdeutlicht jedoch im aktivierten Zustand den mitlenkenden Lichtkegel der taghellen Xenon-Scheinwerfer. Der Komfortzugang ist eine feine Sache: Der Schlüssel kann in der Tasche bleiben, bereits eine sanfte Berührung öffnet die Fahrertür und der Motor startet einfach per Knopfdruck, sobald sich der Fahrzeugschlüssel im Innrenraum befindet. Verriegelt wird mit einem sanften Druck oben am Türgriff.
Für noch mehr Komfort hätte die Geschwindigkeitsregelung gesorgt, die im gefahrenen Wagen leider fehlt. Auch die genialen Sportsitze glänzen mit Abwesenheit, die einfachen Seriensitze sind nur ein unbefriedigender Ersatz. Da hätte man lieber am gleichwohl auch recht angenehmen Glasdach sparen sollen.
Abermals überzeugen kann das Navigationssystem mit iDrive-Bediensystem, in diesem Falle das 'Business' mit kleinem Bildschirm. Ablesbarkeit und Bedienbarkeit erfolgen tadellos, auch wird die Zielführung souverän gemeisert. Gut, aber teuer.
Fazit
Sportlich, sportlich! Allerdings stellt sich mitunter die Frage: Was genau ist der 123d eigentlich? Er fällt exklusiv und teuer aus, aber trotz guter Fahrleistungen leider auch zu emotionslos. Was eindeutig fehlt, ist ein herrlicher Reihensechser, auch stellt sich mit Automatikgetriebe nur befriedigender Fahrspaß ein. So erscheint der 123d weder für Sportler noch für Genießer perfekt und ergibt eher einen besonderen Kompromiss aus Vernunft und Fahrspaß, schließlich bleibt der Verbrauch trotz reichlich Spaß am Boden. Es stellt sich da nur die Frage: Passt in dieses Raster nicht auch ein nur wenig langsamerer 120d? Und dann bitte mit Sportsitzen...
Selten aber habe ich ein Fahrzeug mit einer so auffälligen Farbgebung bewegt. Gefällt...
Vielen Dank an meine Stammstation, die diese Spontanmiete mit gezieltem Fahrzeugwunsch ermöglicht hat!