Erfahrungsbericht: Ein Jahr ohne eigenes Auto

  • Guten Abend allerseits.


    Vor einem Jahr, Ende Oktober 2010, haben wir uns von unserem Auto, einem damals 6 Jahre alten Audi A4 TDI getrennt und uns auf das Abenteuer „Mobilitätsdienstleistungen“ eingelassen. Ich denke, nach einem Jahr ist es Zeit für ein erstes Fazit!


    Gründe für die Aufgabe waren mehrere: Meine Freundin fährt eh nicht gerne, wir wohnen in Frankfurt relativ zentral, d.h. viel Parkplatzsuche bzw. horrend teure Garagen, viele Nachbarn, die nach Gehör ausparken und dann :210: , halbwegs gutes Nahverkehrsnetz und gute Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes.


    Als Alternative zum ÖPNV gibt es in der Straße eine Carsharing-Station (book n drive: 3 Autos von Mini bis Mittelklasse-Kombi), in Fußreichweite eine SIXT-Station, eine Tankstelle mit Europcar-NL und eine in ca. 20 Min. zu erreichende Hertz-Station. Tarifmäßig bin ich im ADAC und ich habe seit 3 Monaten eine LH CC Business Gold mit CDW. Ich bin zu Fixkosten von ca. 170 Euro im Jahr Mitglied bei book n drive (incl. Haftungsreduzierung und Option 20: 20% weniger Fix- und KM-Kosten).


    Wir haben nach einem Jahr etwa 800 Euro für Car-Sharing ausgegeben. Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Dienstleister. Die Verfügbarkeit von Autos ist ok, wir haben hier das Glück, dass innerhalb von einem KM mindestens ein Dutzend Autos stehen, von denen eigentlich immer eins frei ist. Also, Verfügbarkeit: definitiv ok, Anmietprozedere per Internet bzw. Smartphone einfach. Ich musste mich jedoch erst dran gewöhnen, dass man bei den Autos nicht die gleichen Maßstäbe wie bei Mietwagen anlegen kann, vor allem in Puncto äußerliche Unversehrtheit. Die Fahrzeuge haben im Regelfall schon einige Schäden, die nicht unbedingt sauber dokumentiert sind (in jedem Fahrzeug befindet sich ein Buch, in dem eigentlich alle Schäden verzeichnet sein sollten). Am Anfang habe ich mir die Mühe gemacht, die Autos genau auf Schäden zu untersuchen und habe diese jeweils bei der Hotline gemeldet. Davon bin ich etwas abgekommen, da das offenbar von Seiten des Dienstleisters nicht so eng gesehen wird. Und die Praktikabilität leidet enorm, wenn man für eine einstündige Miete 15 Minuten schaut und dokumentiert. Deshalb, einmal grob rumgeschaut, einsteigen und los.


    Mietwagentechnisch haben wir etwa ein dutzendmal Wochenendmieten gemacht und wir waren einmal mit SIXT und einmal mit Hertz im Urlaub (über den ADAC). War beides ok. Einmal hatten wir für einen Skiurlaub eine A-Klasse (wir hatten keine eigenen Ski dabei!) mit Winterreifen bei SIXT (10 Tage, etwa 300 Euro) sowie Insignia (getauscht gegen Mondeo, siehe weiter im Text) von Hertz ebenfalls für 300 Euro und 10 Tage (Juni, ohne WR).


    Hierbei gab es zweimal bemerkenswertes. Die A-Klasse haben wir frühzeitig gebucht und wollten anschließend die Miete verlängern. Ich habe 2 Wochen vor Mietbeginn angerufen, Kosten: 60 Euro pro Tag! Ich habe erstmal abgewartet und dann zwei Tage vor Mietende aus dem Urlaub nochmal angerufen: 29 Euro! Interessante Preispolitik. Hat jemand von Euch so etwas auch schon erlebt?


    Bei Hertz hatten wir nach einigen Tagen im Urlaub (in Deutschland) einen schleichenden Platten am Insignia. Samstag früh gemerkt, an die Tankstelle, aufgepumpt, Hertz angerufen. Die Hotline sagte: Reifen gehen zu Lasten des Mieters, Möglichkeit zum Check bei Vertragspartner ATU auf Reparierbarkeit. Ich hatte schon ein ungutes Gefühl, dass der Reifen nicht reparierbar sein wird, so wars dann auch, ATU wollte mir für 200 Euro nen neuen Reifen andrehen. Das wollte ich nicht so recht einsehen, deshalb habe ich nochmal die Hotline angerufen. Diese sagten mir, dass ich das grundsätzlich selbst tragen muss, einige Stationen aber auf Kulanz die Kosten übernehmen. Daraufhin habe ich die Anmietstation zu erreichen versucht, die hatte schon zu, aber in Frankfurt am Flughafen hatte ich dann einen RSA erwischt, der mir davon abriet, einen neuen Reifen zu kaufen. Er schlug vor, das Ersatzrad aufzuziehen (ich war etwas überrascht, dass es eins gab!), die nächste Station anzufahren (ca. 40 km entfernt) und den Wagen zu tauschen. Gesagt, getan, Wagen getauscht gegen einen Mondeo (schade, der Opel hatte mir besser gefallen, der Mondeo hatte auch 40000 km+). Eine Rechnung für den Reifen habe ich nie bekommen, nur die paar Euro für das Wechseln auf das Ersatzrad haben wir übernommen.


    Ansonsten haben wir mehrere Male Wochenendmieten bei SIXT (LH CC) und Hertz (ADAC) gebucht. SIXT über die LH CC haben wir meist lange im Voraus gebucht, Hertz über ADAC meist dann, wenn wir mehr als 900 km zurückzulegen hatten. Highlight war bisher ein über SIXT (LH CC, Prepaid, 106 Euro) gebuchter LDAR, einen 530d xdrive Kombi. BLP von über 80TE, war ein schönes Auto. Lowlight war ein über Hertz gebuchter ECMR mit WR, ein Hyundai I10 (ADAC, kurzfristig, 94 Euro). Interessant ist, dass der Preisunterschied wegen der WR nur 12 Euro betragen hat, zwischen den Autos aber Welten liegen.


    Mein Arbeitgeber gestattet mir das private Nutzen des Europcar-Tarifs, was sich besonders für eintägige (One-Way-)Mieten und Winterreifen lohnt, haben wir auch einige Male wahrgenommen.


    Kostentechnisch liege ich jetzt bei etwa 200 Euro im Monat, deutlich weniger als vorher mit dem Audi, ich halte die Entscheidung, das eigene Auto aufzugeben, für eine gute. Die Einschränkung, nicht sofort mit einem eigenen Auto irgendwo hinfahren zu können, stört mich nicht, bei halbwegs Planung ist alles auch mit Car Sharing, Bus und Bahn und Mietwagen möglich.


    Einige, wie ich finde, bemerkenswerte Details sind noch: Ich habe bisher NIE ein Upgrade bekommen, ich habe mal bei Hertz ca. 6 Euro dafür bezahlt, dass ich für ein WE auf Nachfrage doch einen Diesel bekommen habe, nachdem ich schon einen Benziner zugeteilt bekommen hatte (hat sich für mich definitiv gelohnt, da ich 1200 km gefahren bin). Bei Europcar hat man mich mal mit Sommerreifen losgeschickt, obwohl ich Winterreifen gebucht und auch bezahlt habe, es war aber glücklicherweise trocken!, Habe aber die WR bei Reklamation zurückerstattet bekommen und eine echt verwirrte RSA gesehen, die sich fragte, wie das möglich sei!


    Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen bzw. weitere Tipps und Tricks?


    Schönen Abend!


    S


    P.S.: Dank auch an Mietwagen-Talk, ihr habt mich auf einige gute Ideen gebracht!

  • Die A-Klasse haben wir frühzeitig gebucht und wollten anschließend die Miete verlängern. Ich habe 2 Wochen vor Mietbeginn angerufen, Kosten: 60 Euro pro Tag! Ich habe erstmal abgewartet und dann zwei Tage vor Mietende aus dem Urlaub nochmal angerufen: 29 Euro! Interessante Preispolitik. Hat jemand von Euch so etwas auch schon erlebt?


    Wenn du vor Mietbeginn anrufst, zieht das System beim Umbuchen über die Hotline idR den teuren Hotline-Standard-Tarif für die gesamte Miete, sobald der Mietvertrag erstellt ist und verlängert wird, solltest du im Tarif des MV bleiben.

  • Interessanter Bericht. Danke dafür. Ich habe auch mal in FFM gewohnt und kann deine Vorgangsweise gut nachvollziehen.
    Im jetzigen ländlichen Raum ist das leider noch Wunschdenken. Auf der anderen Seite kommt man auch mit
    einem Privatwagen mit unter 200 Euro im Monat hin. Das geht aber nur bei 30% Versicherung, kaum Wertverlust,
    Diesel und handwerklichem Geschick.

  • danke für deinen Bericht!

    Zitat

    Die Einschränkung, nicht sofort mit einem eigenen Auto irgendwo hinfahren zu können, stört mich nicht, bei halbwegs Planung ist alles auch mit Car Sharing, Bus und Bahn und Mietwagen möglich.

    Ich habe kein eigenes Auto, meine Mutter hatte früher auch kein Auto und wir sind immer gut durch die Welt gekommen.
    Innerstädtisch ist die beste Kombination ÖPNV und Fahrrad, damit schlägt man in zB Berlin meist jedes Auto. Und für weitere Reisen ist die Bahn gut geeignet, mit den Wocheendtickets und Ländertickets kommt man -wenn man etwas Zeit mitbringt- auch günstig ans Ziel.
    Aus Zweckgründen miete ich ein Auto nur zum Befördern von Dingen (Umzug etc). Davon abgesehen braucht man zur reinen Beförderung, wenn man in einer Stadt wohnt, kein Auto (auch kein Carsharing oder Mietwagen).
    Wenn ich keinen Spaß am Autofahren an sich hätte, könnte ich auch einen Erfahrungsbericht "23 Jahre ohne eigenes Auto" schreiben.


    Anmerkungen:

    Zitat

    Er schlug vor, das Ersatzrad aufzuziehen (ich war etwas überrascht, dass es eins gab!), die nächste Station anzufahren (ca. 40 km entfernt) und den Wagen zu tauschen.

    Jedes Hertz-Fahrzeug sollte entweder über ein Ersatzrad oder über ein Tirefit-System verfügen.

    Zitat

    Diese sagten mir, dass ich das grundsätzlich selbst tragen muss, einige Stationen aber auf Kulanz die Kosten übernehmen.

    Hertz hat eine recht liberale Politik in Bezug auf Reifenschäden, Steinschläge und Wildschäden.
    Dem Mietvertrag nach müsste der Mieter für den Schaden aufkommen bzw die SB bezahlen, aber auf Grund von Kulanz werden diese Dinge in den aller meisten Fällen nicht berechnet.

  • Um ON Topic zu bleiben.


    Während meiner Studienzeit bin ich auch gut ohne eigenes Auto ausgekommen. Damals bin ich viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und wenn ich wirklich mal ein Auto benötigt habe, gab es ja die Fahrbereitschaft der Uni, Sixt am anderen Ende der Stadt und eine kleine Autovermietung bei mir Haus.

  • Dass Du nie Upgrades bekommst, liegt nicht an Dir, sondern am Standort Frankfurt. Wo genau der Hase im Pfeffer liegt, kann ich Dir nicht sagen, aber ich miete oft in anderen Städten (-> Heimfahrt dann nach FFM One way) und in FFM und das ganze von Weekend-Mieten bis 10 Tage-Mieten. An den Stationen in München, Hamburg... ist die Upgradechance bei Sixt bei mir bei 50%, bei Europcar bei ca. 25%. In Frankfurt wiederum bei jeweils maximal 5%, und in dem Fall geht das Upgrade in der Regel an den Wünschen vorbei. Ich bin heilfroh, wenn ich in den Urlaub fahre und überhaupt einen gewünschten Diesel bekomme.


    Ansonsten sind das aber Luxusprobleme, ich teile Deine Einschätzung, dass man die Automobilität hier perfekt über DB Carsharing und Autovermieter abdecken kann!

  • Habe auch seit einem Jahr auch kein Auto mehr.
    Am Anfang war es für mich eine echte Umgewöhnung, vor allem das Einkaufen für eine Woche.
    Irgendwann ist das aber alles zur Routine geworden.
    Bin letztes Jahr noch viel mitn Fahrrad gefahren aber da für die Münchner Autofahrer zu schnell bin, hab ich das eingestellt.
    Wenn ich mal wegfahren will, miete ich mir ein Auto oder mit dem Zug(was als Eisenbahner nicht sehr teuer ist)
    Inzwischen hab ich mich bei Flinkster angemeldet und fahre wie gewohnt einmal in der Woche zum einkaufen.


    Das Auto ist für die Stadt keine Pflicht mehr. Es gibt dank Sixt, Flinkster und Co. genug Möglichkeiten um trotzdem Mobil zu sein.

  • Ich bin seit ca 13 Jahren ohne eigenes Vierrad. Das war damals ein VW Jetta, den ich vom Onkel geschenkt bekommen hatte. Wegen häufiger werdenden Reparaturen wurde er dann abgestossen. Durch die Studienzeit bin ich dann mit Bahn/Tram/Bus/Fahrrad und zu Fuss gekommen. Mit der ersten Arbeitsstelle und Umzug in ländlichere Gefilde habe ich mir dann eine Vespa geleistet. Die ist dann aber mit dem letzten Umzug in eine mittelgrosse Stadt wieder verschwunden. Ich kann den Arbeitsort gut mit dem Rad erreichen und komme auch sonst unter der Woche gut durch. Bei (seltenem) Bedarf kann der Stadtbus benutzt werden. In dieser Zeit habe ich dann die Mietwagenlandschaft kennen und schätzen gelernt für Wochenendanmietungen aller Art und für (Kurz-)Urlaube. Stationen von Sixt, Hertz und EC sind mit dem Rad für mich in 5-10min erreichbar. Ich schätze dabei besonders, dass ich die Fahrzeugwahl dem jeweiligen Zweck der Miete anpassen kann (Kombi für IKEA, Cabrio im Sommer, XDAR weil's Spass macht). So komme ich auf ca 25-30 Anmietungen pro Jahr. Insgesamt bin ich mit dieser Lösung zufrieden, auch wenn es ganz selten mal vorkommt, dass es günstig wäre ein Auto vor der Türe stehen zu haben, weil man es gerade jetzt mal kurz brauchen würde. Wie es mit den Finanzen im Detail aussieht, ob sich das rechnet im Vergleich mit Eigenbesitz, diesbezüglich habe ich nie Berechnungen angestellt. Zum Abschluss noch dies: meine Mobilitätsgeschichte ist vor dem Hintergrund eines Single-Haushalts zu sehen. Ich denke, mit Familie und Kindern kommen dann noch ganz andere Aspekte dazu, so dass ein auf ein eigenes Auto schwerer verzichtet werden kann.

  • so ich krame mal den Thread hier wieder aus.
    Ich find es einen sehr interessanten Bericht v.a auch weil ich gerade davor stehe mir ein Auto zu kaufen.


    meine Wunsch-Auto:
    - Golf VI Diesel (entweder 2.0TDI oder GTD, wenn schon denn schon ^^ ), Diesel weil mind. ca. 10000km privat und 10000km für die Arbeit runtergespult werden sollen
    - Jahreswagen (also 1 oder 2 Jahre alt, 1 Vorbesitzer) für ca. 20000€ (Neupreis ca. 30000€)
    - Versicherung: Übernahme der billigen Konditionen meiner Mutter (ca. 600€ im Jahr, grob ausgerechnet)


    jetzige Situation:
    - Peugeot 107 vorhanden (könnte man für kleinere Ausflüge/Besorgungen nehmen aber nicht für Autobahnfahrten (also die Arbeit) nehmen / würde bei Neukauf verkauft werden)
    - Golf V bei den Eltern zum "ausleihen" (Aufwand, 1h für Abholen und Rückgeben)
    - DriveNow, ZebraMobil, Flinkster für Privat
    - Sixt für die Arbeitsfahrten (Zeit und Nervenaufwand)


    Gründe für ein eigenes Auto:
    - Flexibilität
    - Bequemlichkeit
    - Zeitersparnis (keine Abholung bei Eltern, keine Abholung und Rückgabe bei Sixt)
    (- rechnet man ohne Wertverlust, minimaler Gewinn bzw. Deckung der monatlichen Kosten durch Firmenfahrten)


    Gründe gegen ein eigenes Auto:
    - hohe Anschaffungskosten
    - hohe monatl. Kosten (siehe z.B. hier auf Seite 11: ADAC Autotest)


    Jetzt läuft ja gerade die Diskussion hier. Die Rede ist von den tatsächlichen Kosten eines Autos pro km... dort wird der Wertverlust mit eingerechnet. Wenn ich mir einen Jahreswagen kaufe, ist der Hauptwertverlust doch schon weg oder nicht... kann man dann die Kosten pro km reduzieren? Wie seht ihr das?


    Möchte nur eine Diskussion anstoßen um für mich Vor- und Nachteile zu sammeln: Privatwagen oder Carsharing/Mietwagen...

  • gerade ausführlich deinen Post gelesen und mir mal ein wenig gedanken gemacht zu Kosten/km gemacht..
    in meinen Augen mögliches Einsparpotential:
    -Anschaffungspreis absenken
    - eventuell 2-Jahreswagen mit wenig Kilometer mit Jahreswagen gegenrechnen
    - VW-Substitute anstelle des Golf VI in Betracht ziehen (wäre zu klären in wie weit die Versicherung das positiv oder negativ beeinflusst)
    + zb Seat Leon (2.0 TDI - 105/125kw)
    + zb Skoda Oktavie (2.0TDI - 105/125kw)
    - Leasing Rückläufer direkt bei Leasingfirmen kaufen (gibt da einen Artikel drüber in der aktuellen Autozeitung)
    - anderes Fahrzeug wählen in Abhängigkeit von Versicherungs-/Anschaffungskosten
    - Re-Import Fahrzeuge (Achtung KANN MUSS aber nicht günstiger sein)
    - Tageszulassungen erfragen
    - Autoversicherungen vergleichen gibt dort wohl erhebliche Unterschiede.
    - Verschiedene Rechunngen für Preis/km ausrechnen (zb Basis 10k km/20k km/30k km)
    --> kalkulieren in wie weit große Touren mit einem Mietwagen günstiger sind (Urlaub o.Ä)


    So weit mein Latein zu dem Thema
    :206: