VW California – Der Bulli unter den Campern

  • VW California – Der Bulli unter den Campern



    Im VW California durch Europa – das war schon lange mein Traum. Einfach losfahren, die Fahrt und Landschaft genießen, dort ankommen, wo es einem grad gefällt. Die Freiheit auf 4 Rädern, grenzenlose Flexibilität, der automobile Traum. Ein Luxusroadtrip der besonderen Art, der unendliche Möglichkeiten bietet und gleichzeitig so unverbindlich ist wie ein Tinder Match.



    Anmietung
    Bereits an Weihnachten beschloss ich mir im März eine Auszeit zu nehmen. Just zu der Zeit hat die Autovermietung Sammüller in Bamberg ihre Vorsaisonrabatte im Preiskalkulator freigeschaltet. Meine Reservierungsanfrage für den VW California Ocean wurde direkt bestätigt. 4 Wochen mit insgesamt 4.000 Freikilometern standen bevor. Vorfreude-Level: Unbezahlbar



    Bei der Abholung in der Station gab es das übliche Kartenroulette, dann kam eine Kollegin dazu und meinte im feinsten Fränkisch: „Übergabe dauert noch einen Moment, der Kollege macht grad Middag“ – Ich musste etwas schmunzeln und erwiderte, dass ich dann auch erstmal „Middag“ mache. Die Bamberger Gelassenheit, es war herrlich.



    Draußen auf dem Parkplatz stand er und wartete auf mich: Der VW California Ocean. Zu meiner großen Freude in der Red Edition, die mit einer sehr umfangreichen Serienausstattung daher kommt und Farblich in der wunderschönen rot/weißen Farbkombination gehalten ist. Vorfreude-Level: Herzklopfen



    Für die Fahrzeugübergabe sollte man eine gute Stunde einplanen. Die vielen kleinen Besonderheiten und Details des Fahrzeugs wurden mir vom Mitarbeiter sehr ausführlich und freundlich erklärt. Für die lange Reise wurde dann extra noch eine neue Gaskartusche eingesetzt sowie Adblue bis zum Anschlag aufgefüllt.



    Exterieur
    Die Rot-Weiße Farbkombination zusammen mit dem vielen Chrom finde ich unglaublich gelungen. Die zwei Farben sind sehr stimmig voneinander getrennt, vorne verläuft die Trennung oberhalb des Kühlergrills und der Scheinwerfer, geht dann in der Einkerbung oberhalb der seitlichen Blinkleuchten bis nach hinten durch, wo sich oberhalb der Rückleuchten der Kreis wieder schließt. Chrom gibt es soweit das Auge reicht: Im schwarz lackierten Kühlergrill sind es gleich 3 Chromleisten, darunter im unteren Lufteinlass eine weitere Chromleiste, die sich über die Seite bis nach hinten durchzieht. Die Leisten werden ergänzt von Chromeinlagen in den LED-Scheinwerfern und in den seitlichen Blinkleuchten. Ich bin eigentlich kein Freund von viel Chrom am Fahrzeug, aber in diesem Fall gefällt es mir sehr gut und erinnert mich an das verspielte Design des T1.



    Die schwarz glänzende B-Säule in der Kombination mit der Privacy Verglasung und den dunkel eingefärbten Rückleuchten harmoniert sehr gut mit der weißen Außenfarbe. Wenn man dann noch das Aufstelldach hochfährt und der Faltbalg in Strawberry Red erscheint ist das Erscheinungsbild perfekt!



    Kennzeichen zensieren Level 1000



    Interieur
    Den Fahrer erwartet das gewohnte VW Cockpit. Schaltung, Radio, Sitzheizung – alles findet sich am gewohnten Platz wieder.



    Zwischen dem Fahrer und Beifahrersitz befindet sich die zentrale Steuereinheit für die Standheizung, Kühlbox und das Aufstelldach. Außerdem wird der Ladezustand der Batterie (im Foto: Netzbetrieb) sowie der Frisch- und Abwassertankfüllstand (beides fast leer) angezeigt.



    Hinter dem Fahrer befinden sich (v.l.n.r.) die Kühlbox, 2 Herdplatten, eine Spüle und seitlich eine 230V Steckdose. Die Schränke sind im Holz-Dekor gehalten, was ansprechend und hochwertig aussieht und sich auch so anfühlt.



    Die Sitzbank kann vorgezogen und umgeklappt werden, sodass sich eine ebene Liegefläche ergibt. Im Kofferraum gibt es viel Stauraum unter dem Bett sowie in den Schränken, die sich zwischen Heckklappe und Kühlbox befinden.



    Das Highlight ist natürlich das Aufstelldach. Ist es ausgefahren und die obere Liegefläche hochgeklappt kann man im Fahrzeug sogar stehen. Zum Schlafen wird die obere Liegefläche einfach runtergeklappt und über den Beifahrersitz sowie die Fahrersitzlehne nach oben aufgestiegen.



    Im Fahrzeug wurden etwa ein Dutzend LED-Lampen verbaut, die auch bei Dunkelheit den Fahrgastraum und das Aufstelldach angenehm ausleuchten.




    Reisen im Cali
    Schon beim Einsteigen hat man das Gefühl von der Umgebung entkoppelt zu werden – nicht weil der Bus so perfekt isoliert wäre wie eine S-Klasse. Nein, im California steigt die Urlaubsstimmung mit ein. Der Fahrer reist sehr bequem, dazu tragen auch die Polsterung und die beiden Armlehnen bei. Dazu kommt die hohe Sitzposition. „Ich mag ESSJUWIES so gerne, da sitzt man so schön hoch!“ – Darüber kann der California Fahrer nur genüsslich lachen, schaut er doch noch drüber über das Dach des X5 vor ihm.
    Der California ist ein sehr komfortables Reiseauto und mit seinen 150 PS sowie der 7-Gang Automatik perfekt motorisiert. Klar, ein Sportwagen ist er mit seinem Leergewicht von knapp 2,5 Tonnen gewiss nicht. Aber für die Stadt und Landstraße reicht der Motor aus und auf der Autobahn will man sowieso nicht rasen.
    In den Kurven merkt man dann recht schnell, ob man gut gepackt hat. Nach den ersten scharfen Kurven auf dem alten Brenner habe ich doch sicherheitshalber noch einmal kurz angehalten und die Ladungssicherheit überprüft. Es rumpelt und poltert halt a weng, das Inventar.
    Ein Blick in den Bordcomputer zeigt: Nach den ersten 1.400 gefahrenen Kilometern von Bamberg bis nach Rom stehen 7,4 Liter im Durchschnitt auf der Anzeige. Sparsam fahren kann man ihn also auch.



    Dieses Foto könnte auch ein Archiv-Bild aus einem VW >beliebiges Modell eingeben< sein



    Wohnen im Cali
    Kommen wir zum wichtigsten Abschnitt: Dem Wohnen und Schlafen im VW Bus. Auf insgesamt 4qm hat VW hier wirklich tolle Arbeit geleistet, der Bulli ist sehr durchdacht.
    Angekommen am Schlafplatz wird erstmal das Dach geöffnet. Dazu muss eine Tür oder ein Fenster geöffnet sein, damit genug Luft ins Zeltdach strömen kann. Danach kann das obere Bett hochgeklappt werden, sodass man im Cali stehen kann. Die Kühlbox kann optional über eine 230V Einspeisung betrieben werden, was die zweite Batterie schont. Die Markise kann bis zu einem halben Meter ohne Standfüße ausgefahren werden, ich habe zur Sicherheit aber immer die Füße mit ausgeklappt und etwas schief montiert, damit das Regenwasser an der Seite abfließt. Frischwasser wird von außen z.B. über eine Gießkanne oder einen Gartenschlauch zugeführt, 30 Liter fasst der Tank. Im Wassertank ist die Gaskartusche eingelassen, welche vor jeder Fahrt verschlossen werden muss. Eine zweite Sicherung für die Gasleitung befindet sich dann noch im Fahrgastraum. Sind beide geöffnet, kann endlich gekocht werden. (hat beim ersten Kochversuch eine Viertelstunde gedauert, bis ich die richtigen Hebel umgelegt hatte. Der Abwassertank war zum Glück noch leer :D )
    Apropos Kochen – das helle Alcantara Leder ist nicht nur sehr bequem, sondern auch sehr schön anzusehen. Aber wer konfiguriert bitte ein helles Leder in einem Campingbus mit Kochplatten? Die schwarzen Stoffbezüge der Autovermietung sind optisch zwar kein Highlight, aber spätestens wenn die Tomatensoße einmal spritzt ist man heilfroh über abziehbare und waschbare Sitzbezüge.
    Zum Essen im Bus befindet sich ein Tisch zwischen der Sitzreihe und der Kühlbox, der vorgezogen und ausgeklappt wird. Bei schönem Wetter wird natürlich draußen gegessen, dazu hat VW einen Campingtisch in der Schiebetür und zwei Campingstühle in der Kofferraumklappe versteckt.



    Der California bietet zwei Schlafplätze, einen im Fahrgastraum und einen im Dach. Beide sind ca. 120x200cm groß, sodass theoretisch eine Familie mit 2 Kindern Platz findet. Alle Fenster verfügen über Jalousien, selbst die Frontscheibe, sodass der Innenraum komplett verdunkelt werden kann.
    Ich habe in den kühleren Nächten im Fahrgastraum geschlafen und das Dach geschlossen. Dann lässt sich auch wunderbar bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im California übernachten. Die Luft-Standheizung habe ich dazu auf niedrigster Stufe in der Nacht laufen lassen. Da sie über ein Diesel-Aggregat betrieben wird braucht man keine Angst zu haben, dass am nächsten Morgen die Batterie leer ist. Der Energieverbrauch betrug je nach Außentemperatur etwa 2-3 Liter Diesel pro Tag (inkl. Nachtnutzung), was ein völlig akzeptabler Verbrauch für den Mehrkomfort ist.



    Oben zu schlafen fühlt sich nach einer Mischung aus Zelt und Hochbett an, und das meine ich keinesfalls negativ.



    Für 2 Personen bietet der California mehr als genug Stauraum, bei 3-4 Personen kann es dann doch etwas knapp werden. Mit etwas Kreativität lässt sich dann doch noch der ein oder andere Liter Stauraum gewinnen, wie ich im Cali-Forum herausfand: Dort hat ein Nutzer doch tatsächlich die hinteren Boxen ausgebaut, um das Staufach zu vergrößern :D




    Reiseroute
    Der erste Teil der Route verläuft über den Gardasee, von dort aus weiter durch die Toskana und Umbrien bis nach Rom – geplant ist ab hier die Küste entlang bis nach Neapel abzufahren… aber was heißt schon Planung im California?


    Definitiv sehenswerte Stops sind Siena, die kurvenreichen kleinen Landstraßen zwischen Siena und Perugia, sowie die Dörfer Todi und Montecastello di Vibio in Umbrien.






    Altstadt von Siena



    Landschaft zwischen Siena und Perugia




    Übernachtung auf einem Bauernhof bei Perugia – gefunden auf Otto.de agriturismo.it



    Begrüßung durch die Nachbarn



    Montecastello di Vibio und das mit 99 Sitzplätzen kleinste Theater der Welt



    Altstadt von Todi



    Umbrien



    Fazit
    Ok, ihr merkt schon, so ganz subjektiv ist dieser Fahrzeugbericht nicht geworden. Dazu gefällt er mir einfach zu gut!
    Der Cali ist einerseits gut im Alltag nutzbar mit seinen 4 Sitzplätzen, einer „normalen“ PKW-Höhe von 2 Metern und einem moderaten Verbrauch, andererseits ist er perfekt um dem Alltag zu entfliehen. Dazu hätte es meinen persönlichen Geschmack im Exterieur mit der Farbwahl „Pommes-Schranke mit extra Chrom“ nicht besser treffen können.


    Würde ich mir einen California kaufen? Definitiv ja! Dann aber wahrscheinlich in der Basis Variante Beach ohne die Küche, dafür aber mit einem Sitzplatz mehr.


    Ich hoffe euch hat mein kleiner Bericht über diesen eher untypischen Mietwagen gefallen. Bei Fragen einfach Fragen, der Cali hat so viele Facetten und Möglichkeiten, dass es unmöglich ist sie alle aufzuführen.



    Fahrzeugausstattung – Highlights
    Außenlackierung zweifarbig in Candy-Weiß und Kirschrot, dazu passend mit rotem Faltenbalg im Aufstelldach***
    Aufstelldach elektrohydraulisch mit 2 seitlichen Fenstern und Bugfenster***
    Markise in Silber
    Luft-Standheizung, programmierbar mit zusätzlichem Zuheizer**
    Privacy Dämmglas im Fahrerhaus***, Frontscheibe in Dämmglas*** und Heckfenster mit Doppelverglasung**
    LED Scheinwerfer und dunkel eingefärbte Rückleuchten***
    Je 30 Liter Frischwasser- und Abwassertank**
    42 Liter Kompressorkühlbox**
    Küchenschrank im Dekor „Dark Wood“ mit Spüle und Kochfeld**
    Campingtisch (in der Schiebetür) und 2 Campingstühle (in der Heckklappe)*
    Bodenbelag in Holzoptik***
    Innenleuchten im Fahrgastraum, Heckklappe, Aufstelldach und Küchengeschränk***
    Sitzbezüge in hellem Alcantara***
    230V Einspeisung mit Ladefunktion für Fahrzeugbatterie und 230V Steckdose im Innenraum**
    Anhängerkupplung
    ACC bis 160 km/h
    Abschließbares Wertfach


    Was fehlt:
    Navigation (ok 2.000 Euro fürs VW Navi hätte ich mir wohl auch gespart)


    BLP ca. 78.000 Euro


    * Serie California
    ** Serie California Ocean und Ocean Red
    *** Serie California Ocean Red


    Wohnbereich 4,0 qm
    Leergewicht 2.467kg
    Verbrauch EcoPro Fahrweise (überwiegend Autobahn und Landstraße) 7,4 Liter/100km
    Standheizung 2-3 Liter/Tag
    Vermieter: Autovermietung Sammüller in Bamberg. Herzlichen Dank für dieses Schmuckstück!

  • Vielen Dank und ein großes Lob für den supertoll geschriebenen und anschaulichen Bericht :thumbup: :thumbup:


    Da bekommt man doch gleich Lust sich auch in ein Auto zu setzen und loszufahren !!

  • Danke Chill,


    geiler Bericht, du hast es wiedermal geschafft einem einen "VW Camper" schmackhaft zu machen.
    Dank dir habe ich seit der gemeinsamen Ausbildung sowieso schon viel zu viel Geld an Mietwagen etc. ausgegeben :D


    Weiter so!

  • :D


    Schöner Bericht … ich bin immer wieder platt wie teuer so ein "Bus" ist.

    Subjektiv, Objektiv, das sind doch bürgerliche Kategorien :D


    Teuer ja, aber wenn ich überlege, was hier auch an Sonderausstattung verbaut ist mit einer Küche, Gasherd, Standheizung, Schränke, Aufstelldach... auch in Anbetracht der geringen Stückzahlen der Calis, find ich es echt ok.

  • Ich habe übrigens noch einen Wochenendgutschein (inkl 555km) für die Autovermietung Sammüller in genau diesem PKW hier legen. Kann ihn leider nicht nutzen, für einen kleinen Kurs gebe ich den gerne weiter.

  • Vielen Dank für den Bericht. Mich hat er gleich mal so inspiriert, dass ich in der ersten Mai-Woche mit genau diesem Fahrzeug unterwegs bin. Gestern ist die Reservierung bestätigt worden. Die Vorfreude steigt!

  • Danke Jungs (und Mädels DavisJork: ) für euer Feedback :thumbup:


    robs: Ich warte nur darauf, dass mir mal ein T1 oder T2 über den Weg läuft, damit ich ein Foto mit ihm schießen kann. Auf dem letzten Campingplatz habe ich schon mal einen T4 kennengelernt, passenderweise auch in Rot. Der Besitzer überlegt seit unserem gemeinsamen Treffen, ob er seinen Bus nicht obenrum weiß foliert ^^



  • Das finde ich auch so toll an den Camping-„Busfahrern“; egal, ob man T1 oder T6 fährt, man ist sofort mit allen gut Freund auf dem Stellplatz. Papa hat einen T3, das ist einfach ein ganz anderes Urlaubsgefühl.