Tempolimit ja oder nein, die Diskussion

  • Da sehe ich nun kaum den Zusammenhang. Nur weil die Elektromobilität noch nicht wettbewerbsfähig gegenüber hocheffizienten Dieselmotoren ist, muss man den Autofahrer noch stärker drangsalieren?

  • Autofahren in Holland find ich grässlich, Super langsam, super teuer (Sprit, Straßensteuer, Autoimportsteuer, Parken...) Überholvorgänge dauern ewig, Ampeln sind oft sehr langsam und je nach Stadt steht man ewig. Dann hat man noch dauernd die separate Fahrradampel, und quasi nie grüne Welle.

    Also wenn nix los ist, hatte ich immer grüne Welle nachdem ich gecheckt habe, wie hier die Ampeln ticken. Nur brauchen die Leute hier keinen C8 für die Anfahrschwäche. Sie reagieren grundsätzlich erst 3 Sekunden, nachdem es grün geworden ist.

  • Wenn das so wäre, würde ich die Hand zum Ja heben. 30 Menschenleben retten, mit einer recht einfachen Maßnahme, die aus meiner persönlichen Sicht die Freiheit nur minimal einschränkt, da ginge ich mit.

    Was eben "minimal" ist und was nicht, da gehen freilich die Meinungen sehr auseinander. Wenns danach ginge Leben zu retten - ja, schon wieder ein Vergleich mit anderen Lebensbereichen - müsste man erstmal 1/3 der Bevölkerung auf Zwangsdiät setzen.

  • Also wenn nix los ist, hatte ich immer grüne Welle nachdem ich gecheckt habe, wie hier die Ampeln ticken. Nur brauchen die Leute hier keinen C8 für die Anfahrschwäche. Sie reagieren grundsätzlich erst 3 Sekunden, nachdem es grün geworden ist.

    Vermutlich auch abhängig von der Stadt. In Groningen finde ich es extrem Autofahrerunfreundlich - rote Welle, viele Einbahnstraßen, Umwege.

  • Ja, dann sind wir uns ja einig. Ich wollte nur sagen, dass ich es schwierig finde, "Freiheiten" bzw. "Freiheitseinschränkungen" gegeneinander abzuwägen. Für den einen ist es egal, wenn er vorgeschrieben bekommt, was er essen soll, für den anderen ist es okay, wenn er vorgeschrieben bekommt, wie schnell er fahren darf. Und wieder andere die sowieso nicht Rauchen oder Trinken kümmerts gar nicht, wenn entsprechendes verboten wird. Ich finde, wenn eine Freiheit eingeschränkt werden soll, dann braucht es mehr als nur eine allgemeine Mehrheitsmeinung.

  • Wenn das so wäre, würde ich die Hand zum Ja heben. 30 Menschenleben retten, mit einer recht einfachen Maßnahme, die aus meiner persönlichen Sicht die Freiheit nur minimal einschränkt, da ginge ich mit.

    Das ist ja genau der Punkt. Darf man hier einen auf "Jedes Menschenleben zählt" machen? - Wieso ist dann 130 km/h der gewählte Wert?

    Sind es die (jetzt mal geratenen) 8 Leben, die wir bei Tempolimit 120 zusätzlich gerettet hätten, nicht Wert?


    Was ich am Ende ausdrücken will, ist, jeder Tod, der im eigenen Umfeld zu zählen ist, ist furchtbar - natürlich.

    Aber wenn wir anfangen, Freiheiten einzuschränken (selbst wenn es für dich(!) nur minimal ist), soll das bitte nicht mit "jedes Leben zählt" begründet sein - hier sollten wir nüchtern statistisch argumentieren. Denn sonst können wir schließlich ALLES über den Haufen werfen. Oder sollen wir das Schwimmen verbieten, weil ca. 400 Menschen im Jahr unverschuldet ertrinken?

  • Das ist so eine von vielen (rein-technisch auch wahren) Aussagen, die hinter dem Denkmantel der einfachen Wahrheit wie ein gutes Argument aussehen, es aber nicht unbedingt sind.

    [...]

    Deinem Post kann ich voll zustimmen, weil wir - wie ich finde - zum gleichen Ergebnis kommen. Menschen bewerten den „Verlust“ einer freien AB einerseits und den möglichen „Gewinn“ durch weniger Tote/Unfälle individuell unterschiedlich.


    Einschränken will ich nur deinen Hinweis „auf einfache Wahrheiten“, weil das zumindest für mich einen faden Beigeschmack hat und ich mich da nicht in einer Reihe von Populisten sehe.


    Charakteristisch wäre dafür, wenn dadurch versucht würde komplexe Zusammenhänge durch Vereinfachung in unzulässiger Weise zu erklären. Ich denke aber, den Zusammenhang „steigende Geschwindigkeit“ = „steigendes Unfallrisiko“ aufzuzeigen tut das nicht.

  • Einschränken will ich nur deinen Hinweis „auf einfache Wahrheiten“, weil das zumindest für mich einen faden Beigeschmack hat und ich mich da nicht in einer Reihe von Populisten sehe.

    Das war absolut nicht meine Intention, sorry. Ich meinte damit nur, dass "Verbot XY erhöht die Sicherheit, bei XY zu Schaden zu kommen" auf wahrlich ALLES angewendet werden kann und somit kein echtes Argument ist. :P

  • Was ich am Ende ausdrücken will, ist, jeder Tod, der im eigenen Umfeld zu zählen ist, ist furchtbar - natürlich.

    Aber wenn wir anfangen, Freiheiten einzuschränken (selbst wenn es für dich(!) nur minimal ist), soll das bitte nicht mit "jedes Leben zählt" begründet sein - hier sollten wir nüchtern statistisch argumentieren. Denn sonst können wir schließlich ALLES über den Haufen werfen. Oder sollen wir das Schwimmen verbieten, weil ca. 400 Menschen im Jahr unverschuldet ertrinken?

    Ich kann’s nachvollziehen, und sicher wolltest du auch überspitzen, aber genau das - nämlich das Abwägen zwischen verschieden gelagerten Interessen - wird doch durch Regeln und Gesetzen gemacht?


    Teile unserer Gesetzgebung basieren doch darauf persönliche Freiheiten einzuschränken (zB Vertragsfreiheit), um die Interessen aller in Balance zu bringen.

  • Ich kann’s nachvollziehen, und sicher wolltest du auch überspitzen, aber genau das - nämlich das Abwägen zwischen verschieden gelagerten Interessen - wird doch durch Regeln und Gesetzen gemacht?


    Teile unserer Gesetzgebung basieren doch darauf persönliche Freiheiten einzuschränken (zB Vertragsfreiheit), um die Interessen aller in Balance zu bringen.

    Ich habe tatsächlich bis auf die Aussage über die "einfachen Wahrheiten" hinter deinem Punkt nichts überspitzt.


    Darüber hinaus sprichst du hier den relativ offensichtlichen Punkt an, dass es unterschiedliche Interessen gibt und dass die Gesetzgebung dazu da ist, dies abzuwägen. Das ist ja absolut unstrittig und als Tatsache auch gar nicht das Thema.


    Mir geht es darum, ob das von die angesprochene Abwägen zum Finden einer Balance faktenbasiert und nicht-emotional/politikgetrieben stattfindet - und das sehe ich hier anhand der von mir gefundenen Zahlen einfach nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von ohmyrob ()

  • Das ist ja genau der Punkt. Darf man hier einen auf "Jedes Menschenleben zählt" machen? - Wieso ist dann 130 km/h der gewählte Wert?

    Sind es die (jetzt mal geratenen) 8 Leben, die wir bei Tempolimit 120 zusätzlich gerettet hätten, nicht Wert?

    Selbst bei 120 würde ich in diesem Fall mitgehen :210:"Jedes Menschenleben zählt" Ist ja ohnehin nur eine leere Phrase, hat weder vor Corona gestimmt noch stimmt das jetzt während Corona und es wird auch nach Corona nicht stimmen und wäre als Begründung nur schlecht geeignet.

    Was ich am Ende ausdrücken will, ist, jeder Tod, der im eigenen Umfeld zu zählen ist, ist furchtbar - natürlich.

    Aber wenn wir anfangen, Freiheiten einzuschränken (selbst wenn es für dich(!) nur minimal ist), soll das bitte nicht mit "jedes Leben zählt" begründet sein - hier sollten wir nüchtern statistisch argumentieren. Denn sonst können wir schließlich ALLES über den Haufen werfen.

    Ich würde nicht rein statistisch argumentieren wollen sondern beides gegeneinander abwägen. Mein Recht schnell zu fahren gegen das Recht anderer zu leben. Ich bin an der Stelle bereit, mich sehr weit einschränken zu lassen. Wie gesagt, meine persönliche Auffassung.

    Oder sollen wir das Schwimmen verbieten, weil ca. 400 Menschen im Jahr unverschuldet ertrinken?

    Sicher nicht aber dafür sorgen, dass kein Kind die Grundschule verlässt, dass nicht mindestens das Schwimmabzeichen in Bronze hat, wäre ein guter Anfang, um auch hier etwas zu erreichen aber das ist ein anderes Thema.

  • Ich würde nicht rein statistisch argumentieren wollen sondern beides gegeneinander abwägen. Mein Recht schnell zu fahren gegen das Recht anderer zu leben. Ich bin an der Stelle bereit, mich sehr weit einschränken zu lassen. Wie gesagt, meine persönliche Auffassung.

    Ich stimme dir weitestgehend zu, aber dieser Punkt ist durch die Formulierung des "[Rechts] anderer zu leben" doch sehr dramatisiert.


    Und mit Dramatiserung (die ich dir natürlich nicht verallgemeindernd vorwerfe) oder viel mehr Emotionalisierung erreicht man selten objektiv-kluge Entscheidungen. Ich finde für JEDES mögliche Verbot/Einschränkungsmaßnahme emotionale Argumente.


    Deswegen ist es wichtig, Dinge objektiv, faktenorientiert und nicht emotional oder politsch abzuwägen. Und das sehe ich bei der Tempolimit-Debatte nicht ausreichend erfüllt.

  • ohmyrob Das ist wirklich nicht dramatisiert gemeint, einfach eine Abwägung der im GG grantierten Rechte: Freiheit, Leben, körperliche Unversehrtheit.


    Das Thema betrachte ich ansonsten inzwischen an der Stelle für mich ganz nüchtern. Wenn das Tempolimit kommt gut, wenn nicht, nicht gut aber ich kann damit leben und es gibt aktuell weit drängendere Probleme sowohl in Deutschland, Europa sowie weltweit. Ich werde beispielsweise meine Wahlentscheidungen im kommenden Jahr nicht vom Thema Tempolimit ja oder nein abhängig machen.


    Bezogen auf den Verkehr liegen mir Radfahrer- und Fußgängersicherheit -auch aus persönlichen Gründen- ohnehin deutlich mehr am Herzen.

  • Fragt sich allerdings, auf welcher Seite die Diskussion „emotional/politikgetrieben“ geführt wird ;)

    Ist das für dich wirklich fraglich? ;)


    Seite A kündigt als erste Amtshandlung nach einer Wahl die sofortige Einführung eines ausnahmslosen, allgemeinen Tempolimits ohne weitere Abwägungen an und verweigert jegliche Kompromisslösungen. Das mit einer Polemik, als würden jeden Tag, an dem wir dieses Tempolimit nicht haben, zahllose Menschen sterben, die wir nur mit solchen Maßnahmen retten können.


    Seite B ist grundsätzlich gegen dieses verallgemeinerte(!) Tempolimit, bemüht sich um Kompromisse und Abwägungen (Tags dynamische Limits, nachts frei usw.) und will einen Konsens erreichen.


    Hier Kompromissbereitschaft zu verweigern spricht einfach für eine politische Radikalität mit dem Ziel, Wählerstimmen aus jenen Gruppen zu destillieren, die vom Konzept "Auto" genervt sind, weil der SUV vom Kioskbesitzer vor der Tür immer so laut ist.


    Unabhängig davon, dass ich selbst offensichtlich erstmal kein verallgemeinertes Tempolimit haben möchte, finde ich diese fahrlässige Spaltung, die man damit mindestens in Kauf nimmt, absolut unverantwortlich.



    Ich möchte als weiteren Aspekt die brandenburgischen Studienergebnisse von der A24 aus den Nullerjahren bringen. Hier wurde beispielsweise gezeigt, dass bereinigt um Veränderungen des Verkehrsaufkommens ein Rückgang um rd. 25% erreicht wurde.


    (...)


    Und dass die Einführung statistisch betrachtet zu weniger Unfalltoten führen würde, zeigt zB og A24 Studie und sicherlich auch noch weitere/andere.

    Die von dir genannte Studie ist erstmal gar nicht uninteressant und geht teilweise in eine richtige Richtung, wenn es ums Thema Tempolimits geht. Die Studie zeigt aber aus meiner Sicht eher, dass das Tempolimit für die betrachtete Strecke, die (sofern ich mich recht erinnere) durchgängig beidseitig zweispurig ist, ohnehin angebracht scheint.


    Hier wäre aber mal der Vergleich mit einer gleichwertigen/gleichen Strecke interessant, die ein dynamisches, ans Verkehrsaufkommen gekoppelte Tempolimit aufweist, die Hochgeschwindigkeitsfahrten bei komplett freier Strecke ermöglicht.


    Wenn man hier eine ähnliche Entwicklung sehen würde, was aus meiner Sicht zu erwarten ist, sehe ich hier keine Stärkung der Position eines allgemeinen, permanenten, deutschlandweiten Tempolimits.

    Und darum doch den Leuten, die sich politisch von den radikalen-wirkenden Forderungen der Grünen politisch abgehängt fühlen.



    Jetzt kann man auch sagen, dass das Ziel auch anders (mehr Kontrollen?) erreicht werden könnte. Ich finde aber, dass das nur das „Nichts-Tun“ rechtfertigt, weil sich sicherlich gegen diese/andere Maßnahmen auch wieder vortrefflich Gegenargumente finden lassen (siehe Diskussion um verschärfte Bußgelder bei Tempoüberschreitungen usw...). Und genau das ist m.E. häufig die Kritik an Politik - auf der Suche nach der absoluten Konsenslösung, die keinem wehtut, wird lieber erst einmal gar nichts gemacht.

    Absolutes Nullargument.

    Weil andere - sinnvolle (mehr Kontrollen?) - Maßnahmen nicht verfolgt werden, rechtfertigt das Überaktionismus in einem anderen Bereich zur Kompensation? No way.


    Dann können wir auch direkt Ganzkörperkontrollen mit Husten am Rewe-Ausgang einführen, weil zu viel geklaut wird und wir dem Problem mit Ladendetektiven nicht mehr Herr werden. Bewusste Überspitzung.

  • Das Problem ist in meinen Augen neben der bewussten Polariserung auch die bewusste Moralisierung - sehr schädlich und unangenehm - "Wir, die selbstlosen, guten und umweltfreundlichen Befürworter des Tempolimits" und "Die bösen, egoistischen und über Leichen gehenden Raser, die kein Tempolimit wollen". Das gleiche kennt man von besagter Partei ja auch zu jedem anderen Thema - seien es Flüchtlinge "Unsere Willkommenskultur vs. böse Nazis", sei es der Nahrungskonsum "Ökotarier vs. Billigfleischfresser", ... das ist eine in meinen Augen sehr unnötige Polariserung und Ausblendung eines großen Teiles der Realität.

  • Nee, sorry. Wenn das die Positionen wären, gäbe es doch zB ein dynamisches Tempolimit doch längst ? Eigentlich ist das eher so ein „wenn, dann aber höchstens...“-Argument.


    Übrigens ist die Position auch ganz bequem, weil die Umsetzung an der fehlenden Infrastruktur scheitert. Zumindest dürften die digitalen Anzeigetafeln, die erforderlich wären, nicht im erforderlichen Maß installiert sein. Auch ist es üblich (wenn auch nicht verpflichtend), dass nach jeder Auffahrt das Tempolimit auch heute bereits wiederholt wird, damit jedem „Geblitzten“ auch der Vorwurf gemacht werden kann. Ich kenne nicht jeden Autobahn-Kilometer, vermute aber selbst im Ruhrgebiet und auf meiner Hausstrecke A2 (nach Hannover) dutzende/hunderte neu aufzustellender Anzeigetafeln, um das sicherzustellen.


    Streng genommen vergleichen wir also eine recht kurzfristig umsetzbare Maßnahme ohne Initialkosten mit einer Maßnahme mit vergleichsweise hohen Initialkosten, die dann auch erst irgendwann umsetzbar wäre, miteinander. Und wenn wir beim Thema bleiben, fallen mir jetzt nicht so viel mehr andere sinnvolle Maßnahmen ein, die die Wirkung haben.


    Und im Übrigen funktionieren die von dir angesprochenen Kompromisse („sich in der Mitte treffen“) doch nicht dadurch, dass eine/beide Seiten direkt mit der Kompromisslösung in die Diskussion gehen. Natürlich werden erst einmal extreme Positionen eingenommen oder meinst du die Bereitschaft über dynamische Tempolimits nachzudenken wäre ohne diese politischen Diskussionen erreicht worden?


    Den Vorwurf zu polarisieren beziehe ich mal nicht auf mich, weil ich in der Diskussion nicht einmal meine eigene Meinung unbedingt vertrete, sondern versuche beide Seiten zu betrachten (und vielleicht auch gerne diskutiere ?). Ich fahre gerne schnell (ohne Frau/Kind an Bord), wäre aber grundsätzlich bereit auch darauf zu verzichten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Lars ()

  • Übrigens ist die Position auch ganz bequem, weil die Umsetzung an der fehlenden Infrastruktur scheitert. Zumindest dürften die digitalen Anzeigetafeln, die erforderlich wären, nicht im erforderlichen Maß installiert sein. Auch ist es üblich (wenn auch nicht verpflichtend), dass nach jeder Auffahrt das Tempolimit auch heute bereits wiederholt wird, damit jedem „Geblitzten“ auch der Vorwurf gemacht werden kann. Ich kenne nicht jeden Autobahn-Kilometer, vermute aber selbst im Ruhrgebiet und auf meiner Hausstrecke A2 (nach Hannover) dutzende/hunderte neu aufzustellender Anzeigetafeln, um das sicherzustellen.

    Hat nichts mit bequemer Positon zu tun. Meine letzten beiden wichtigeren Pendelstrecken sind Aachen-Köln und Rosenheim-München gewesen. Beide sind ziemlich gut mit Digitalsignalen ausgebaut - unter anderem finde ich deswegen diese Lösung ja attraktiv.


    Natürlich kostet der Ausbau solcher Systeme Zeit und Geld. Aber Kosten entscheiden ja glücklicherweise nicht über Recht und Unrecht.

    Darüber hinaus erhöhen entsprechende Anlagen auch die allgemeine Sicherheit, weil man frühzeitig und dynamisch auf Staus, Unfälle und Überholverbote hinweisen kann.


    Wie gesagt, dass die Infrastruktur für eine Maßnahme heute nicht ausreicht, steht in keinem Zusammenhang zur Frage, ob die Maßnahme die Richtige sein könnte. Andernfalls müssen wir vom generellen Tempolimit absehen, weil auch hier relativ hohe Kosten aftreten - aber das ist wie gesagt kein Argument.


    Streng genommen vergleichen wir also eine recht kurzfristig umsetzbare Maßnahme ohne Initialkosten mit einer Maßnahme mit vergleichsweise hohen Initialkosten, die dann auch erst irgendwann umsetzbar wäre, miteinander. Und wenn wir beim Thema bleiben, fallen mir jetzt nicht so viel mehr andere sinnvolle Maßnahmen ein, die die Wirkung haben.

    Selbes Thema. "ohne Initialkosten" stimmt maximal dann, wenn sich der Taschenrechner mit annährend Lichtgeschwindigkeit bewegt, andernfalls ist die Aussage einfach falsch.


    Und wieso muss die Lösung dieses Problems unbedingt kurzfristig und dementsprechend überstürzt sein?

    Ich persönlich ziehe die durchdachte, ausgereifte Lösung immer dem Schnellschuss vor - nicht nur in diesem Thema.


    Und im Übrigen funktionieren die von dir angesprochenen Kompromisse („sich in der Mitte treffen“) doch nicht dadurch, dass eine/beide Seiten direkt mit der Kompromisslösung in die Diskussion gehen. Natürlich werden erst einmal extreme Positionen eingenommen oder meinst du die Bereitschaft über dynamische Tempolimits nachzudenken wäre ohne diese politischen Diskussionen erreicht worden?

    Von "direkt in die Kompromisslösung" kann doch gar nicht die Rede sein. Die Forderung der Grünen diebezüglich ist seit Jahren absolut unverändert und verhärtet.


    Dass man in einem solch polarisierenden Thema jegliche Kompromissbereitschaft ausschließt, zeigt übrigens sehr gut, dass man hier nicht an einer tatsächlichen Verbesserung der Situation interessiert ist, die sich mit entsprechenden Lösungen erreichen ließe. Man will ganz einfach Wählerstimmen und nimmt die Spaltung willentlich in Kauf.


    Persönliche Meinung:

    Ganz persönlich finde ich das halt super schade. Ich sympathisiere in vielen Bereichen mit den Grünen und habe diese Partei lange sehr ernst genommen. Auch einer zielgerichteten(!) und bedachten Nachstraffung des Verkehrssicherheit stehe ich positiv gegenüber. Aber dieses völlig kompromisslose, aktionistische und populistische "wir stülpen den 130er Sack über die deutschen Autobahnen und gut ist" ist einfach das falsche Zeichen und sorgt bei mir dafür, dass entsprechende Parteien eben nicht mehr für mich - und viele Andere - wählbar sind.


    Ich selbst bin aufgeklärt genug um nun nicht und niemals protestwählend zur Rattenfängerpartei AFD zu rennen, aber viele andere werden das tun, und das ist einfach traurig. Und den Schuh dürfen sich dann auch Grüne mitanziehen.

  • Bin am Handy, muss also so runterschreiben.


    Nein, die Kosten entscheiden nicht darüber, ob es die richtige Maßnahme ist. Sie entscheiden aber darüber, ob es eine umsetzbare und damit machbare Maßnahme ist.


    Und warum eine kurzfristig umsetzbare einer erst später umsetzbaren Maßnahme, die die gleiche Wirkung erzielen, vorgezogen werden sollte? Naja, da wären wir wieder bei der Ausgangsfrage, die du mE immer noch offen gelassen hast oder sehr allgemein beantwortet hast...“Rechtfertigt ein Toter weniger die Einführung eines Tempolimits?“


    Deine Herangehensweise würde ich voll unterschreiben, wenn’s darum geht, wie man den 5G-Ausbau angehen will. Bei dem hier diskutierten Thema sehe ich einen anderen Handlungsdruck.


    Und ehrlich gesagt, ist das für mich auch ein bisschen zu leicht. Es gibt immer andere denkbare Lösungen. So ähnlich wurde/wird doch auch in der E-Auto Diskussion vorgegangen. „Wieso eigentlich E-Auto? Also wenn schon keine Verbrenner mehr, dann aber doch Wasserstoff.“ „Es ist doch gar nicht nachgewiesen usw....“. „Erst einmal alle Optionen abwägen und solange dann eben den Verbrenner weiter nutzen.“


    Und wenn wie du sagst, die „Seite B“ so kompromissbereit ist und man das gleiche Ziel (Reduzierung Unfalltote...) verfolgt...wer oder was hindert denn „die Seite B“ (die übrigens schon recht lange Regierungsverantwortung trägt) an der Einführung eines dynamischen Tempolimits? Die Diskussion ist ja uralt. Oder wird das durch die Grünen - die einen solchen Änderungsvorschlag mangels Mehrheit gar nicht hätten verhindern können - blockiert? Die Grünen kann man jetzt nicht auch noch für die Nicht- Einführung eines dynamischen Tempolimits verantwortlich machen ?


    Ich denke auch , dass das die Realität verkennt. Jede Partei macht Klientelpolitik. Die Opposition naturgemäß stärker als regierungsverantwortliche Parteien.


    Und welche Inititalkosten soll denn bitte die Einführung eines allgemeinen Tempolimits haben (im Sinne von „wenn nicht anders ausgeschildert gelten xxx km/h“)? Noch habe ich nicht erkannt, was daran ein „Nullargument“ oder „einfach falsch“ sein soll.


    Im Übrigen gabs ähnliche öffentliche Diskussionen auch damals bei der Gurtpflicht - das Thema Auto wird halt nicht rational diskutiert.


    https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41389557.html


    Und abschließend (weil wir Argumente, denke ich, ausreichend ausgetauscht haben) merke ich nur an, dass ich es lächerlich finde, wenn Themen wie „Tempolimit“, „E-Auto“ o.ä. ernsthaft spalten - auch bei meinetwegen radikalen Positionen. Und ich glaube, dass das auch nicht so ist. Solche Diskussionen müssen alle aushalten können.


    Bei Einzelnen oder bestimmten Milieus mag das aber vielleicht so sein. Die schauen sich aber auch lieber Videos irgendwelcher Anti-GEZ-Spinner als Bundestagsdebatten an. Und würde man sie nicht bei diesem Thema verlieren, verliert man sie eben beim nächsten Thema.

    Einmal editiert, zuletzt von Lars ()