Kia.
Welche Emotionen und Gedanken verbindet man mit dieser Marke? Ganz genau das habe ich mir auch gedacht! Und dass mein Opa beide Generationen des Kia Shuma für mehrere Jahre sein Eigen nennen konnte. Als Kind war es ein schöner Wagen. Hat es geregnet saß man trocken, schien die Sonne gab es Schatten. Kein Alleinstellungsmerkmal für ein Auto. Einen Kia Niro durfte ich als Überführungsfahrzeug bewegen. Solide, aber kaum Zeit für eine intensivere Auseinandersetzung. Wozu auch? Selbst nach über 20 Jahren war mein Bild von Kia durch die beiden Shuma-Generationen geprägt. Irgendwo las ich vor Monaten etwas über den "Stinger". Aber auch hier galt: Das Datenblatt selbst macht noch keine Rakete. Und da Kia außer im Kompaktsegment bei Enterprise eher spärlich vertreten ist, hielt sich die Motivation in Grenzen einen fahren zu wollen. Zumindest bis zum letzten Wochenende und der zweitätigen "Kia Driving Experience".
Die Anreise
Bis 17:00 Uhr sollte die Anreise in das Hotel "Gräflicher Park" erfolgen, einem 4 Sterne-Spa-Ressort. Gesagt getan, bzw. gefahren. Dank dem Hertz-Peugeot 508SW (siehe aktuelle Miete) entspannt und sparsam. So konnte ich bereits gegen 15:30 Uhr einchecken und wurde vom Kia-Team coronakonform in Empfang genommen. Im Zimmer angekommen, das für mich allein dann doch relativ großzügig ausgelegt war, befand sich noch ein kleines aber feines Begrüßungsgeschenk. Ich musste kurz lachen, weil ich mir vorgestellt habe, wie man mit der Box das Soundsystem der Kias damit aufwerten sollte. Einfach die Box in den Kofferaum, verbinden. Zack. Fertig. Normalerweise Sonderausstattung, für uns als Eventteilnehmende aber Serie.
Zu gerne hätte ich noch den Spa-Bereich getestet, allerdings ging es 17:30 Uhr bereits zum Briefing auf den Bilster Berg, sodass ich nur eine kurze Runde auf dem Laufband im hoteleigenen, etwas altbackenen Gym, oder sagen wir besser "Sportraum" verbrachte. Wer mehr Infos zum Hotel möchte, findet alles wichtige auf der entsprechenden Homepage. Der Park herum ist jedenfalls idyllisch und die Zimmer stilvoll.
Gegen 17:30 ging es dann per Bus mit den ca. 40 Teilnehmenden auf den Bilster Berg, dem Ort des Geschehens für die nächsten rund 24 Stunden. Dort angekommen, blickte man auf die verschiedenen Hangars sowie einen riesigen Haufen der Trainingsfahrzeuge, bestehend aus dem Kia Stinger GT und dem Kia Proceed GT. So gerne ich den Stinger gefahren wäre, nahm ich mit dem Proceed vorlieb und nährte mich, während sich alle möglichen Influencer und Kameramenschen auf die Autos stürzten, vorsichtig an.
Währenddessen gab es vom Caterer alle möglichen Getränke zur Auswahl, alle 3 Minuten wurden verschiedene Flammkuchen angeboten. Die Stimmung wurde mit jedem Stück besser und die Vorfreude auf den darauffolgenden Fahrtag wuchs enorm. Zwischen den ganzen Objektiven kurz Pieeet erspäht (an dieser Stelle nochmal vielen Dank für die Möglichkeit der spontanen Teilnahme!) und danach ging es mit den anderen Kia-Fanboys und -girls zur Auftaktpräsentation in eines der Hangars. Dort wurde von einem der Instruktoren ("Hansi". Lustiger Typ!) für eine gute Stunde die Theorie durchgegangen, ein paar mehr oder weniger bekannte Regeln zur Fahrphysik erwähnt und erklärt was im Schadensfall passiert.
Anschließend konnte der neue EV6 begutachtet werden. Nicht mehr viel übrig vom damaligen Shuma...
Nachdem man ein paar Floskeln aufschnappte ("Das setzt sich sowieso nicht durch", "Gefällt mir mit dem Licht innen", "Der Ioniq 5 ist schicker", ging es dann in das Clubhouse zum Abendessen. Überhaut gab es eigentlich immer Essen in allen Farben und Formen. Und wunderschöne Blicke auf das Umland und die Strecke. Auch wenn ich selbst bisher nur auf wenigen Rennstrecken war, finde ich den Bilster Berg bisher am sympathischsten. So authentisch. Und idyllisch. Man hat ihn einfach gern.
Während man sich also kennenlernte (es gab ingesamt vier farbig voneinander getrennte Gruppen) und dabei lecker aß und trank und sich freute, dass Italien in Führung lag, ging der Abend schneller vorrüber als erwartet und mit entsetzen feststellen musste, dass die Nacht äußerst kurz wird, da die eigene Fahrt zum Berg am nächsten Morgen bis 07:45 Uhr absovliert werden musste.
Per Bus ging es dann zurück zum Hotel.
Noch schnell das Elfemeterschießen angeschaut, Wecker gestellt und gute Nacht. Gegen 06:30 Uhr am nächsten Morgen gab es ein außerordentlich reichhaltiges Frühstück, die Empfehlung geht in Anbetracht der Übungen mit den Autos aber klar hin zu: Kleines Müsli hätte gereicht! Im dichten Nebel fuhr ich dann zur Strecke und den Objekten der Begierde.
Fahrtraining Teil I
Am Bilster Berg angekommen, begann das Training mit, wie sollte es anders sein, einem zweiten Frühstück bestehend aus einigen Snacks und Sandwiches Äußerst gut gestärkt und wohlgenährt ging es dann in die Gruppeinteilung und die Vorstellung der jeweiligen Instruktoren. Meine Gruppe bekam die weißen Proceed GT mit 204PS und 1,6 Litern Hubraum mit 4 Zylindern. Lässt der Motor nicht wirklich auf echte Sportlichkeit hoffen, so ist alles darum äußerst sportlich gehalten. Positiv ist die umfangreiche Serienausstattung mit allerhand Assisteten (für die Rennstrecke allerdings eher nervig bis hinderlich, da das Abschalten einige Minuten konzentrierte Menüführung erfordert und man auf der Strecke durchaus mal vom Spurhalteassi zurückgebracht wird).
Das Interieur ist ebenfalls ein Versuch von Sportlichkeit mit viel Hartplaste. Trotzdem sitzt es sich bequem und alles ist strukturiert und alles andere als minderwertig untergebracht.
Auch der Sound der JBL-Anlage kann überzeugen. Der kleine Speaker musste also nicht im Auto zum Einsatz kommen Die Linineführung ist Sportbrake gerecht und endet in einem flachen Heck mit durchgehender LED-Leiste. Da habe ich ja mittlerweile wirklich eine Schwäche für.
Mit jeweils zwei Teilnehmenden pro Fahrzeug ging es dann auf die Strecke mit den einzelnen Übungsszenarien. Mittels Funkgerät immer mit dem Instructor verbunden, wurden quasi in Einzelbetreuung klassische Manöver wie das Ausweichen eines Hindernisses bei 100 km/h mit anschließendem Bremsschlag gebübt, ein Slalomparcour auf Zeit gefahren, sowie eine Vollbremsung in einer Kurve mit bis zu 100 km/h absolviert. Da alle Fahrzeuge sich noch im Einfahrmodus befanden, kann ich zur Leistung nicht viel sagen. Gefühlt ist der Proceed für seine Werte doch etwas träge und das Fahrwerk leicht schwammig. Allerdings fühlte ich mich in keiner Situation unwohl oder hatte das Gefühl nicht Herr der Lage zu sein. Und das lag nicht an meinem bescheidenen Fahrkünsten, sondern an den wirklich gut funktionierenden Sicherheitssystemen!
Ein Highlight war definitiv die 180°-Wende im Rückwärtsgang. Leider bliebt das Driften den beiden Stinger-Gruppen vorbehalten. Sei es drum. Ich kann wenigstens im Fall einer Verfolgungsjagd ordentlich wenden. Spaß. Komme bis 100° und muss dann manuell weitermachen. Aber wenn es gut ausgeführt ist, dann sieht es schon sehr sehr geschmeidig aus!
Nach jeder Übung gab es ein Feedback für alle und man konnte noch letzte Fragen loswerden. Ein wenig mehr Versuche wären sicher nicht schlecht gewesen bei manchen Übungen, aber der Spaßfaktor war enorm, vor allem, weil man auch etwas "mehr" als nur die normalen Fahrübungen bei klassischen Fahrsicherheitstrainings durchführen konnte.
Nach dem Übungsteil gab es für alle, wie sollte es anders sein, ein enorm leckeres Mittag. Im Übrigen konnte man sich quasi die ganze Zeit zusätlzlich mit Snacks und Getränken versorgen.
Fahrtraining Teil II
Nachdem alle Übungen gemeistert wurden, ging es dann an den noch spaßigeren Teil des Tages. Für fast 3 Stunden konnte immer im Wechsel, sodass man nun jeweil seinzeln im Fahrzeug saß, auf die Rennstrecke im 5 Runden Turnus gefahren werden. Dabei fuhr der Instruktor vorneweg, während die hinteren Fahrzeuge jede Runde einen Führungswechsel hatten.
Zuvor wurde die Strecke mit allen Teilnehmenden abgefahren und in der "Mausefalle" die Ideallinie nachgestellt, um diesen besonderen Punkt des Bilster Berges anschaulich erklärbar zu machen.
Spätestens jetzt war ich überzeugt: Ich wäre auch gern den Stinger GT gefahren mit seinen 366PS und dem 3,3L 6 Zylinder. Empfand ich die Farbe anfangs noch als öde, hat sich mein Farbempfinden nochmal gewandelt. Vielleicht lag es am Essen. Aber ganz ehrlich, wer kann da widerstehen?
Abreise
Nach den vielen Runden auf der Strecke, erhielten alle nach der Verabschiedung noch ein kleines Lunchpaket in Form eines kleinen Hankook-Rucksacks. Kann man machen. Dann ging es nach einem äußerst schnell vergehenden Wochenende wieder zurück in die Heimat.
Was habe ich vom Event mitgenommen?
- 3 Kilo Gewicht.
- Sonnenbrand.
- Eine kleine Einführung in die Welt der Influencer und einen eigenen Kanal. (Wichtigster Satz den ich gelernt habe: Schaut doch mal vorbei und lasst ein Abo da #gentlerentalman)
- Den Wunsch nach einer anständigen Kamera.
- Ich bin nicht rennstreckentauglich (keine Ahnung ob es einfach nur ein schlechter Tag war, aber nach dem ersten Turnus war mein Magen und mein Kopf zu matschig für mehr. Ich schiebe es auf das Essen!)
- Kia kann mehr als Shuma! Wäre ich nicht so ein verdammter Mietwagenfetischist, würde ich sicher über einen Kia als Privaten nachdenken.
- Ich würde es jederzeit wieder mitmachen und kann es allen nur empfehlen
- Ich hoffe auf einen Bericht über den Stinger von den Glückspilzen hier im Forum die dafür noch einen Platz ergattern konnten!
Vielen Dank an Kia und Pieeet 's Unterstützung vor Ort. War ein wirklich entspanntes Team! Auf bald!