Ein Witz oder Realität? 1500-1800 € Brutto

  • http://www.jobanova.de/stellenangebot/10000-1056946615-S/


    Stellenanzeige, die ich heute gefunden habe


    ( ich zitiere mal gekürzt, falls der Link irgendwann nicht mehr geht )


    Vermietassistent/in (Kfz) Autovermietung Enterprise
    Arbeitszeit: 40.0 Std/Woche
    Vergütung: 1500,00 brutto + 300 Bonus möglich, Bonuszahlungen


    Bezahle ich "meinen Leute" zuviel oder ist das im Jahre 2011 normal, dass man für 40 Std Arbeit zwischen 1.500 und 1.800 BRUTTO verdient in einer ja nicht all zu kleinen Autovermietung?

  • Kürze mal das Gehalt deiner Angestellten.
    Ich komm nächsten Samstag vorbei und lass mich vom Erlös mal von dir einladen! :)


    Aber ehrlich: 1500€ Brutto ist aboslut inakzeptabel.
    Wie soll man davon in München eine Familie ernähren?

  • Kürze mal das Gehalt deiner Angestellten.
    Ich komm nächsten Samstag vorbei und lass mich vom Erlös mal von dir einladen! :)


    Aber ehrlich: 1500€ Brutto ist aboslut inakzeptabel.
    Wie soll man davon in München eine Familie ernähren?


    aber es muss ja offensichtlich "Leute" geben, die für so wenig arbeiten, sonst würde man ja keine solche Stellenanzeige schalten.
    Klar, welcher Arbeitgeber zahlt gerne zuviel... aber das ist ja Ausbeutung pur

  • Das ist die (bittere) Realität.
    Ungewöhnlich nur, dass es Münchener Raum ist. Das darfst du nicht vergessen. Die Lebenshaltungskosten bei dir unten sind deutlich höher, als bei uns. Von daher wirst du wohl kaum "zu viel" bezahlen.
    Das ist Deutschland, anno 2011.
    Wer nicht gerade ne höhere Position inne hat, bei ner Gewinner-Firma ist, oder Industrie ist, bekommt nicht mehr.

  • Genau was Rugantino sagt, scheinbar wachen einige hier gerade auf, denn der Trend das solche Jobs eher schlechter bezahlt werden (Stichwort Zeitarbeit) geht schon viel länger in die Richtung.


    Ich finde €1500 / €1800 für eine solche Arbeit nicht überraschend wenig.


    Uwe, die Frau kann ja noch arbeiten gehen und ansonsten gibt es ja auch Kindergeld, Mietzuschuss und was weiss ich.

  • Staatliche Zuschüsse sind ja aber nicht Sinn einer 40 Stunden-Vollzeitbeschäftigung.


    Ich habe die 1.500 € mal in einem Rechner für Steuerklasse 1 gezogen. Da würden ca. 1.074 € übrig bleiben. Abzüglich Miete ca. 500 - 600 €, Versicherungen, Telefon, Lebensunterhalt etc...da bleibt ja absolut gar nichts übrig.

  • Wow. Dann hat man viel erreicht.


    Darf man deinem Zynismus entnehmen das du Menschen die nur eine Ausbildung haben als minderwertig betrachtest?


    Gibt ja Menschen die vom Intellekt her nicht in der Lage sind zu studieren, darum eine Ausbildung machen und daher in dieser Lohnfalle drinn sitzen. Was würdest du an deren Stelle machen? Arbeitslos melden und Hartz IV beantragen?

  • Ich "oute" mich jetzt mal (das habe ich im Laberthread ja schon mal gemacht), dass ich aus solchen Verhältnissen komme. Beide Eltern "normale" Arbeitnehmer, einmal Einzelhandel, einmal Großhandel.
    Auch sonst kein großer finanzieller Backround. Also, was man wohl als "Mittelschicht" bezeichnen würde. Meine Mum dürfte unter der hier genannten Summe liegen (is allerdings nicht Vollzeit), mein Dad drüber. Dennoch: wenn ich hier immer lese, dass hier ein Wagen für 45k EUR oder da einer für 50k NEU gekauft wird und dann überlegt wird, ob denn jetzt Parkpiepser vorn & hinten noch nötig seien, so sind das für mich Sachen, die ich mir nicht vorstellen kann.
    Ich wurde so erzogen, dass ich mir nur das kaufe, was ich mir leisten kann...daher ist die Finanzierung kein Thema...und DANN sind 40.000,- EUR eigentlich genau so unrealistisch, wie 200.000,- EUR für nen Lamborghini.


    Rechnet mal durch: lasst es mal 2.000,- brutto sein...was bleibt dann noch? 1.400,-? dann: Miete --> sagen wir mal 600,-. Haste noch 780,-. Auto: 250,- ...bleiben noch 550,-. Versicherungen, Handy, Internet, ... 150,- ....bleiben: 400,-. Dann: Essen, Kleidung, ... Lass es 200,- sein, die dann noch übrig sind, zum Sparen.


    Macht dann knappe 17 Jahre um 40.000,- übrig zu haben. Ok: Lebensversicherungen, Bausparer usw. sind da jetzt nicht mit eingerechnet. Ich will nur mal ein wenig sensibilisieren, wie es vielen geht...und vielen noch schlechter.

  • Staatliche Zuschüsse sind ja aber nicht Sinn einer 40 Stunden-Vollzeitbeschäftigung.


    Ich habe die 1.500 € mal in einem Rechner für Steuerklasse 1 gezogen. Da würden ca. 1.074 € übrig bleiben. Abzüglich Miete ca. 500 - 600 €, Versicherungen, Telefon, Lebensunterhalt etc...da bleibt ja absolut gar nichts übrig.


    Warum soll da auch übrig bleiben?


    Deutschland hat sich in den letzten Jahren zum Niedriglohnland entwickelt und das der Staat immer öfter arbeitende Zuschüsse geben muss ist (leider) keine Seltenheit mehr.


    Das Menschen mit niedrigen Gehalten nicht mehr von alleine über die Runden kommen habe ich hier und da schon viel öfter gehört.


    Ihr tut alle so, als wäre das eine ganz neue Erkenntnis, dass man in heutigen Zeiten in vielen Berufen ohne ein Studium mit dem überleben kämpfen muss !?


    Danke Sniggers, denn ich verstehe die Verwunderung hier auch nicht, denn das geht schon seit Jahren so.

  • Es ist eben heute so in Deutschland. Ich sehe es auch, wenn ich meine Eltern mit meinen Schwiegereltern vergleiche.
    Beide ca. 60 Jahre alt und ihr leben lang geschufftet.
    Schwiegerpapa ist Installateur, arbeitet sich sein Leben schon den Buckel wund, um sein leben lang auf jeden cent achten zu müssen.
    Mein Papa war (jetzt Frührentner) Dilp. Ing. bei Siemens/Areva, jetzt kein viel verdiener aber dennoch genug um sich auch mal was gönnen zu können und seine Kinder zu Unterstützen.
    Beide gleich alt, der Unterschied ist ein Studium und die Welten können nicht weiter auseinander liegen.


    Ich für meinen Teil bin Biologisch- Technischer Assistent, habe gearbeitet und Brutto knapp 1700 verdient, wenn man dann noch ein bisschen leben will und sich mal was gönnen, ist in der teueren heutigen Zeit echt schwer. Mietpreise sind hoch, insofern man nicht in irgendeinem Loch leben will, mal was leckeres Essen gehen mit der Verlobten und danach ins Kino da gehen schnell mal hundert Euro ins Land. Unterm Strich vorsorge oder ähnliches!? Einfach nicht möglich!


    Das war für mich der Grund, auch studieren zu gehen. Ich kann es, weil mich meine Eltern unterstützen können, meine Verlobte würde gerne, aber ihren Eltern fehlt das Geld (ja ich weis es gibt förderungen blabla, aber das lass ich jetzt mal bei seite)

  • Ganz kann ich dir nicht zustimmen Sniggers, denn ich habe den Eindruck das es mit den Schwierigkeiten erst in den letzten 10 Jahren signifikant zugenommen hat.


    In der Zeit sind zum einen die Preise enorm gestiegen. z.B. der Olpreis, Ol wird ja nicht nur für Benzin / Diesel (oder Strom und Energie im algemeinen) genutzt, sondern auch für Plastik(taschen), Farbe etc. etc. Das hat die Preise für alles enorm hochgetrieben.
    Zum zweiten ist da dann die Osterweiterung und in dem Zuge den Zuwachs an (billigeren!) Fachkräften aus den Ländern. Das hat die Lohnentwickelung hierzulande sicherlich auch zugesetzt.


    Aber gut, sagen wir so wie es ist, derjenige der wenig verdient lebt in Deutschland zunehmend am Existenzminimum. Das wird auch schon seit Jahren in den Medien berichtet* und wer jetzt verwundert ist lebt scheinbar in einer ganz anderen Welt (schade das man kein algemeininteresse in die Gesellschaft hat).


    *Da kann ich dann die Offentlichen mal loben, denn die senden gute / interessante Sachen und sind daher sicherlich "unser gutes Recht". :118: