CarsharingRadar 37|2018 – Billy nach Hause teleportieren

Es ist Wurst, ob man ein Auto teilt oder sein eigenes fährt

Berlin – Als regelmäßige Carsharing-Nutzer greifen wir oft und gerne zu car2go und DriveNow. Uns Menschen ist eine naturgegebene Bequemlichkeit ins Sitzfleisch gelegt worden. So ein Mini Cooper S macht doch viel mehr Spaß als Laufen, Fahrrad oder S-Bahn. Erst recht, wenn es regnet. Außer dem Geruch haben Carsharingautos nichts mit dem Öffentlichen Nahverkehr gemein. DriveNow und car2go sind einfach zu nutzen. Sofern ein Auto fußläufig in der Nähe steht, erwartet die Fahrer eine schnelle Möglichkeit, mit einem Dach über dem Kopf ordentlich klimatisiert ans Ziel zu kommen. Und dabei fährt das gute Gewissen mit, etwas für die Umwelt zu tun. Carsharing ist grün und entlastet den Stadtverkehr. Ist doch so, oder?


Nun – eine neue gemeinschaftliche Studie des Öko-Instituts Freiburg und der Sozial-Ökologischen Forschung Frankfurtvertritt einen anderen Standpunkt. Fakt ist, dass beim derzeitigen wachsenden Verkehrsaufkommen in den Städten Carsharing den Verkehr nicht messbar entlasten kann. Nach wie vor schwebt jungen Leuten die Anschaffung eines eigenen Autos vor, sobald die finanziellen Rahmenbedingen stimmen, schreibt u.a. die WirtschaftsWoche. Wer noch in der Ausbildung oder im Studium steckt, möchte sich kein Auto kaufen. Carsharing schafft hier eine gute Brücke, um mobil zu bleiben. Beim Start ins Berufsleben aber geht es schnurstraks zur Zulassungsstelle. Mit den Erfahrungen – pardon, Probefahrten aus dem Carsharing im Kopf – kaufen bzw. finanzieren sich Auto-Erstkäufer vorwiegend Autos mit Verbrennungsmotor. Und das, obwohl sie beim Carsharing durchaus mit Elektroautos im Berührung kommen.


Volkswagen startet Weshare mit 2.000 VW eGolf

Berlin – Wenn VW den Zug eigentlich längst verpasst hat, bauen die Wolfsburger eben ihren eigenen. 2.000 eGolf bugsiert Volkswagen ab Anfang 2019 nach Berlin. Der Carsharing-Trend stromert damit über den Mainstream hinaus. Berlin gilt momentan als einzige Stadt, in der sich mit Carsharing Geld verdienen lässt. Zumindest DriveNow hat hier auch offiziell schwarze Zahlen verkündet, ohne dabei präzise zu werden. VW nimmt sich vor, mit dem neuen Carsharing, „das Leben in den Städten ruhiger, sauberer und grüner“ zu machen. Damit nimmt VW auch schon vorweg, dass Weshare es nicht bei Berlin belassen wird. Ab 2020 werden weitere Städte in Europa und Nordamerika folgen, heißt es auf der Unternehmensseite. Aktuell sucht Volkswagen unter der Dachmarke „urban-mobility.io“ mehr als 20 Positionen in Berlin für Weshare. Im Hauptsitz am Stralauer Ufer sollen so „innovative und zukunftsweisende Mobilitätslösungen“ entstehen.


Billy nach Hause teleportieren

Frankfurt – Früher war alles besser. Oder mindestens lustiger. Da hast du dich samstags mit einem Campingstuhl und fünf Coffee-to-go an den Grünstreifen am IKEA-Parkplatz postiert und Leute beim vergeblichen Tetrissen zugeschaut. Wer früher in der Schule seinen Kopf nicht unterm Topf beim Topfschlagen hatte, wird abschätzen können, dass drei Fundgruben-Billys nicht in einen Twingo passen. Umso erfreulicher, dass Möbeltaxis dieser samstägliche Freudenbeschäftigung den Garaus machen. Dem vergeblichen Tetris auch. Und die Möbelpacker teleportieren die fundgegrubten Billys jetzt voll elektrisch nach Hause. In Kooperation mit Hertz 24/7 postiert IKEA auf den Parkplätzen des Frankfurter und Kamener Einrichtungshauses den Maxus EV80. Was klingt wie eine unheilbare Kariesentzündung im Backenzahn oben links entpuppt sich beim Öffnen des Laderaums als geräumiger Kompaktsprinter. Wobei er mit 60 kW nun kein Sprinter im wortwörtlichen Sinne sein wird. Für 200 combonierte Kilometer im urbanen Trafic reicht die Eisenphosphat-Batterie laut des chinesischen Herstellers SAIC dennoch. Bei 950 kg Nutzlast können so eine ganze Menge Billys den Weg aus Kleinschweden ins heimische Kleinod antreten. Drei Stunden Pack- und Fahrzeit kosten laut Hertz 24/7 knapp 60 Euro - so viel wie bei den konventionellen Diesel-Transportern.


Euch ist ein neuer Carsharing-Anbieter aufgefallen, über den wir noch nicht berichtet haben oder ihr seid selbst Gründer eines Carsharing-Angebots? Mailt uns einfach eure News und Informationen an carsharingradar@mietwagen-news.de. Wir nehmen eure Meldungen gerne in unser Carsharing-Radar mit auf.


Bild: Volkswagen

    Kommentare 3

    • Zitat

      200 combonierte Kilometer im urbanen Trafic

      Wirklich? Was ist am Wort "Stadtverkehr" so schlimm?

      • Zuerst: Danke, dass du bis zum Ende liest. :)


        Es gab bei den letzten Berichten durchaus berechtigte Anmerkungen, sie seien zu langweilig. Deshalb hier einige Anreicherungen, bei denen man um die Ecke denken muss.


        Der Absatz, auf den du dich beziehst, behandelt einen elektrischen Transporter von Hertz 24/7. Nun gibt es dort nicht nur den chinesischen Maxus EV80, sondern u.a. auch den Renault TRAFIC oder den Opel COMBO - hier dann ein wenig kunstwörtlich verdreht.

    • Beim Car-Sharing geht’s auch nicht um die Entlastung des Verkehres, sondern eher um eine Entlastung der Parkplatz-Situation.