So fährt Berlin – Carsharing einfach erklärt

Berlin im Juli 2015 – Wer sich gegen Carsharing ausspricht, hat oft schlechte Erfahrungen gemacht oder besseres in Petto. Letzteres trifft nicht unbedingt zu. Eine Alternative für das Freefloating-Carsharing, wie es die Leute derzeit lieben und schätzen gelernt haben, gibt es schlicht nicht. Doch ihre Hauptzweifel scheinen berechtigt: Brauchen Großstädter dieses Konzept wirklich? Beantworten wir diese Frage mit einer Gegenfrage: Gibt es überhaupt ein Mobilitätsangebot, dass man zwingend braucht? Eben.

Entweder dafür oder dagegen

Der Tagesspiegel greift diese Kontroverse auf und beleuchtet umfassend, woher Carsharing in Berlin kam und wohin die Reise gehen kann. Dazu befragte das Redaktionsteam u.a. Nico Gabriel, Geschäftsführer von DriveNow oder Hermann Blümel, der in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sitzt. Er steht Carsharing skeptisch gegenüber während Nico Gabriel selbstverständlich ein glühender Verfechter der Bewegung mit Carsharing ist. Unternehmen versus Landesregierung, Wirtschaft gegen Politik: allein hier zeigen sich schon die Diskrepanzen, mit denen beide Seiten umgehen müssen. Die offene Kommunikation hilft, die zwei Argumentationsufer weniger steil wirken zu lassen. Nicht zuletzt dadurch war die Idee von car2go, DriveNow oder Multicity in Berlin überhaupt erst tragbar.

Visualisierung der Carsharing-Bewegung

Über den Zeitraum eines Monats hat der Tagesspiegel viertelstündlich die Standorte der Carsharing-Autos von DriveNow und car2go abgefragt. Diese sind mit einer Registrierung beim jeweiligen Anbieter frei verfügbar. So hat das Team jede einzelne Bewegung nachvollziehen können und Flussgrafiken erstellt. Die Ergebnisse der Auswertung überraschen die Berliner nicht. Die meisten Fahrten gehen von einem Trendkiez in den nächsten. Man könnte meinen, das Feiervolk würde von Partymeile zu Partymeile fahren. Ganz so einfach erschließt sich das Bild vom Homo carsharingus dann doch nicht. Berlin ist ein Schmelztiegel komplexer gesellschaftlicher Strukturen. Zugezogene mischen sich unter Einheimische, Kreativ-Berufliche und Earlyadopter prallen auf Kiezkultur und Eckkneipen. Es zieht die Berliner dahin, wo ihre Freunde und Kollegen wohnen, trinken, leben, feiern, arbeiten.


Bild: MietwagenNews